Eine viktorianische Geistergeschichte
Haus der GeisterLondon 1867. Eliza Caine ist einundzwanzig Jahre alt, als ihr Vater stirbt. Sie fasst den Entschluss, ihre Stellung als Lehrerin einer Mädchenschule aufzugeben und geht nach Norfolk. In Gaudlin Hall wird ...
London 1867. Eliza Caine ist einundzwanzig Jahre alt, als ihr Vater stirbt. Sie fasst den Entschluss, ihre Stellung als Lehrerin einer Mädchenschule aufzugeben und geht nach Norfolk. In Gaudlin Hall wird sie Gouvernante der zwölfjährigen Isabella und des achtjährigen Eustace. Schon auf dem Bahnhof in Norwich hat sie eine merkwürdige Begegnung und als sie am Herrenhaus ankommt, sind dort nur die Kinder, kein Vater, keine Mutter. Und auf dem Grundstück lebt nur der missmutige Kutscher Heckling. Schon die erste Nacht ist unheimlich und Eliza bereut ihren Entschluss schon fast. Der Anwalt der Familie erzählt ihr schließlich die tragische Geschichte und Eliza ist sich sicher, dass sie doch nicht so allein sind auf Gaudlin Hall sind wie anfangs gedacht. Aber wer oder was will sie unbedingt von dort fortjagen? Und was ist mit den Gouvernanten vor ihr passiert?
Ein wunderbar erzählter Roman, eine Schauergeschichte aus dem viktorianischen England, die mich von Anfang bis Ende gut unterhalten hat. Atmosphärisch und spannend. Ich war sofort in der Geschichte und konnte mich gut in die damalige Zeit hinein versetzen. Die Beschreibung des damaligen Londons sowie des eher ländlichen Norfolks ist lebendig und anschaulich, der Schreibstil und die Sprache angemessen.
Erzählt wird in der ersten Person aus Sicht von Eliza. Sie hält sich selbst nicht für sehr attraktiv und hat sich damit abgefunden, als unverheiratete Lehrerin ihr Leben zu leben. Der Schritt, nach Norfolk zu gehen, ist eigentlich untypisch für sie, aber nach dem Tod ihres Vaters wagt sie einen Neuanfang. Sie ist klug und gebildet und hat recht moderne Ansichten für eine Frau in der damaligen Zeit. Beschränkungen, die nur aufgrund ihres Geschlechts für sie gelten, kann sie oft nicht nachvollziehen. Gut gefallen hat mir auch die Diskussion in der Kirche mit dem Pfarrer über Gott und die Bibel.
"Haus der Geister" ist keine Horrorgeschichte, nicht, dass da jemand beim Lesen enttäuscht sein wird. Ich würde das Buch auch nicht als übermäßig gruselig bezeichnen. Aber es ist, wie schon geschrieben, fesselnd und atmosphärisch geschrieben. England, das viktorianische Zeitalter, Herrenhäuser, Nebel, Geister...was kann man mehr von einer Schauergeschichte erwarten?
Und gerade jetzt im Oktober, in der Zeit vor Halloween, passt sie perfekt.