Charmant, witzig, magisch und spannend!
Shadowblack – Karten des Schicksals, Teil 2Dies ist die Fortsetzung von „Spellslinger – Karten des Schicksals“ und knüpft unmittelbar an dessen Ende an. Kellen wurde von seiner eigenen Großmutter mit dem Schwarzschatten verflucht und seine Eltern ...
Dies ist die Fortsetzung von „Spellslinger – Karten des Schicksals“ und knüpft unmittelbar an dessen Ende an. Kellen wurde von seiner eigenen Großmutter mit dem Schwarzschatten verflucht und seine Eltern haben seine magischen Bänder versiegelt. Der Schwarzschatten gilt als unheilbar und wer von diesem befallen ist, gilt als vogelfrei und darf jederzeit getötet werden. Sein Volk der magischen Jan Tep hat ein hohes Kopfgeld ausgesetzt und seither befindet sich Kellen (16) nur in Begleitung der von ihm geretteten Baumkatze Reichis und der eigenwilligen Agoci Ferius Parfax auf der Flucht. Leider ist Kellen auch als Verstoßener nicht geschickter als als Magier. Er kann sich die letzten magischen Künste trotz Ferius eindringlichen Mahnungen nicht verkneifen und so fallen sie immer wieder auf und werden von Kopfgeldjägern aufgespürt. Ferius hat alle Hände voll zu tun, ihn und Reichis vor neuen Katastrophen zu retten. Inmitten einer solchen treffen sie auf Seneira, ein Mädchen mit Augenbinde, das ebenfalls von einer Agoci begleitet wird. Sie auch sie scheint verflucht worden zu sein, doch ihre Schmerzen sind noch viel stärker und treten noch häufiger auf, als bei dem Spellslinger. Langsam beginnen sie zu ahnen, dass eine Verschwörung am Werke ist, aber von wem und warum?
Dies ist wunderbare Jugendfantasy und mit Kellen lernen auch die Zuhörer eine Menge über Charme und die Pausen zwischen den Tönen, die die Musik ausmachen. Ferius ist nicht schön und schon gar keine Dame, dennoch vermag sie es zu verzaubern und in den Bann zu ziehen, einfach weil sie eine gute Zuhörerin ist und auf die Erwartungen ihrer Gesprächspartner perfekt einzugehen vermag. Sie kann nicht Zaubern, aber sie beherrscht es Illusionen und Überzeugungen nach den eigenen Wünschen des Gegenübers zu schaffen. Dieses Team von Ausgestoßenen hält zusammen, ohne sich selbst als Freunde zu bezeichnen. Was sie zusammenschweißt weiß Kellen selbst nicht so genau, doch scheint es erstaunlich belastbar zu sein. Neben dem magischen Kräftemessen, darf man Kellen dieses Mal in eine Akademie für magisch Hochbegabte begleiten. Eigenschaften, die auf ihn ja nicht zutreffen, aber dank Ferius Tipps, kann er als Spellslinger auch hier von seinen Defiziten ablenken und sie zu seinen Stärken wandeln. Träumen wir nicht alle davon, eine solche Kunst zu beherrschen? Dabei stellt Kellen sich bisweilen so ungeschickt an, dass man seinem Anti-Charme verfällt. Seine Überlegungen sind meist von Verzweiflung getrieben und dabei ebenso spitzfindig wie witzig.
Interessant finde ich hier den Aspekt des Schwarzschattens, dieser Seuche, die zur Verstoßung des jungen Jan Teps führt. Dieses Mal treffen sie auf weitere Betroffene, die versteckt werden, damit man sie nicht umbringt. Die Agoci gehen von einer Pandemie aus und wollen mehr erfahren... Gerade dieser Aspekt ist hochaktuell, der gefährliche Schwarzschatten, dessen Ursache unergründet ist und gegen den noch kein Mittel gefunden wurde... Als hätte Sébastien de Castell mit Hilfe von Magie die Zeichen der neuen Zeit vorher gesehen...
Die aufgezeigten Intrigen um Macht und Ansehen und Kampf gegen alles was diese durch seine Andersartigkeit gefährden könnte, ist magisch und spannend zugleich. Kellen und seine Begleiter kämpfen dabei scheinbar auf verlorenen Posten, doch solange man nicht gestorben ist, ist man nicht endgültig besiegt. Diese Gewissheit scheint Ferius nicht nur auszustrahlen, sondern auch immer wieder dessen Wahrheit unter Beweis zu stellen. Immer wenn Kellen denkt, es wäre aus, kommt von irgendwoher, irgendwie Ferius zur Rettung, dabei erscheint sie ebenso originell, wie verblüffend entspannt und effektiv.
Dirk Petrick als Kellen und ruppig-raue Ferius Parfax, ebenso die widerspenstige Baumkatze Reichis oder als verzweifelte von schwerer Krankheit gezeichnete Seneria, kann ich stundenlang zuhören. Er klingt nicht nur jung, sondern balanciert gekonnt zwischen Naivität und Arroganz, Sturheit, Lässigkeit und bisweilen sogar baumkatzigen Wahnwitz und Aggressivität, aber nie ohne einen gewissen Charme. Ganz besonders gelingt es ihm jedoch den Witz der Geschichte einzufangen, die eigentliche Lose zu wahren Helden macht, mit Mut, Humor und der Waghalsigkeit der Verzweiflung. Was haben sie schon groß zu verlieren?
Charmant und witzig, spannend wie tragisch und mit einem Sprecher, der die Geschichte lebt ist dieses Hörbuch einfach magisch.