Ein Riss, der zum Abgrund wird
Vardo – Nach dem SturmWeihnachtsabend 1617 in Vardø, einer kleinen Gemeinde in Norwegen. 40 Männer kommen beim Fischen in einem plötzlich aufziehenden Sturm um. Zurückbleiben die Mütter, Ehefrauen und Töchter. In tiefer Trauer ...
Weihnachtsabend 1617 in Vardø, einer kleinen Gemeinde in Norwegen. 40 Männer kommen beim Fischen in einem plötzlich aufziehenden Sturm um. Zurückbleiben die Mütter, Ehefrauen und Töchter. In tiefer Trauer überstehen sie den Winter und als der Sommer naht, nehmen einige mutige Frauen ihr Schicksal selbst in die Hand, um ihr Überleben zu sichern, und fahren hinaus aufs Meer. Dies wird von dem Pastor und den gottesfürchtigen Frauen im Dorf sehr kritisch betrachtet und als ein schottischer Kommissar auf die Insel kommt, wird die Kluft zwischen den Frauen immer größer.
Auf der einen Seite begleiten wir Maren, die schon ihr ganzes Leben in Vardø verbracht hat und im Sturm ihren Vater, Bruder und Verlobten verlor. Sie bleibt mir ihrer Mutter, die sich immer mehr ihrer Trauer und dem Gram hingibt und der Kirche zuwendet, und ihrer Schwägerin, einer geborenen Lappin, zurück. Die Spannungen zwischen den alten Bräuchen und den christlichen Vorstellungen werden hier in einer Familie hautnah dargestellt.
Der Kommisar heiratet in Bergen auf dem Weg nach Vardø die liebe Ursa. Sie ist weich und für das raue Leben nicht gewappnet, deshalb benötigt sie etwas Hilfe in dieser neuen Umgebung und erwählt Maren als ihre Freundin. Die Beziehung der beiden ist rein und schön und ein krasser Kontrast zu den Spannungen im Dorf. Als die ersten Anschuldigungen ausgesprochen werden, beginnt eine Hexenjagd, die keine der Frauen mehr verhindern kann.
Die ersten Kapitel fielen mir unheimlich schwer zu lesen. Das änderte sich erst mit den Kapiteln, in denen man Ursa kennen lernt. Der Schreibstil ist flüssig, ab da einfach zu folgen und die Geschichte schreitet mit gemächlichem Tempo voran. Die Autorin lässt sich viel Zeit für die Beziehung zwischen Ursa und Maren.
Mir hat das Buch gut gefallen und ich habe besonders im letzten Abschnitt fassungslos dagesessen, wie die Frauen miteinander umgehen, sich beschuldigen und die Konsequenzen doch nicht begreifen können. Die um sich greifende Panik lässt einen ruhelos und ungläubig zurück.
Für Fans von historischen Geschichten eine absolute Leseempfehlung.