Detective Sergeant John Gills aus Inverness wird zur Unterstützung der dortigen Polizei nach Kinlochbervie, seinem Heimatort, abberufen. Seine Ortskenntnis ist gefordert. Der deutsche Urlauber Julian Tahn hat seine Ehefrau Laura als vermisst gemeldet. Das Paar war beim Campen in der Sandwood Bay, einem einsamen Ort an der Atlantischen Küste, von wo die Ehefrau angeblich spurlos verschwand. Gills ist skeptisch, er glaubt den Aussagen des Deutschen nicht. Ein Fischer berichtet ihm, dass die Eheleute bei ihrer Ankunft vor einigen Tagen einen heftigen Streit hatten und die Polizei findet Blutspuren im Zelt, die auf ein Verbrechen schließen lassen. Hat Tahn seine Frau vielleicht getötet? Dann wird eine Frauenleiche angeschwemmt – jetzt scheint der Fall klar …
Karen Winter ist eine erfolgreiche Spannungsautorin, die seit vielen Jahren mit ihren Thrillern auch die Leser in Frankreich und den Niederlanden begeistert. Sie lebt in Hamburg. Zusammen mit ihrem Mann bereist sie, beruflich wie privat, die Welt. Ihre abenteuerlichen Reisen sind die perfekte Inspirationsquelle für ihre abgründigen psychologischen Romane und äußerst brisanten Thriller (Quelle: Verlag Droemer).
„Wenn du mich tötest“ ist ein eher leiser Psychothriller, der mit wenig Action, ohne Gemetzel und kaum Blutvergießen auskommt. Dennoch hat man als Leser ständig das Gefühl, dass etwas Schlimmes passiert sein muss oder das Grauen erst noch beginnt. Durch Gedanken und Erinnerungsfetzen der Protagonisten, die immer wieder gekonnt eingestreut sind, erfährt man nach und nach Einzelheiten über deren zwiespältige Vergangenheit. Einem Mosaik gleich versucht man, Geschehenes zu rekonstruieren und sich ein Urteil zu bilden, um jedoch kurz darauf festzustellen, dass man wieder einmal auf der falschen Fährte war. Neue Namen und Personen tauchen auf, bei denen man vermutet, sie könnten etwas mit dem Fall zu tun haben. Aber was? Das perfide Spiel von Liebe und Hass, Schuld oder Unschuld, Täuschung und widersprechender Gefühle nimmt unaufhaltsam seinen Lauf und steuert auf ein Ende zu, das so nicht vorherzusehen war.
Unbedingt hervorzuheben in diesem Buch sind die wunderbaren Beschreibungen der Landschaft Schottlands, die einsamen Highlands, die schroffen Küsten und die lieblichen Buchten und Sandstrände. Gut akzentuiert sind auch die Eigenarten der dort lebenden Menschen. Die Autorin weiß wovon sie schreibt, hat sie doch, wie sie in der Danksagung am Ende des Buches erwähnt, die Gegend besucht und zwei Nächte in der Sandwood Bay am Strand gezeltet. Überzeugend beschrieben sind auch die Charaktere, alle wirken sehr authentisch. Allen voran Julian, der innerlich zerrissene Ehemann, dessen Gefühle in beängstigender Eindringlichkeit geschildert werden - als Gegenspieler tritt John Gills auf, der sympathische Ermittler, der sich verbissen um den Fall kümmert, obwohl er auch das eine oder andere private Problem mit sich rumschleppt. Einige Einwohner Kinlochbervies und ein paar Kollegen Gills‘ ergänzen die überschaubare Anzahl Mitwirkender. Passend zur Geschichte ist auch das Cover, das sofort einen Eindruck der Einsamkeit vermittelt und das Geschehen gut abrundet.
Fazit: Kein actionreicher Thriller, dennoch eine interessante, spannende Geschichte mit unvorhergesehenen Wendungen, die viel Raum für eigene Spekulationen lassen.