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Veröffentlicht am 18.02.2021

Tragikomischer Roman um eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung

Bin noch da
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Mit diesem Buch legt der Autor Sven Stricker einen mehr als gelungenen Roman über eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung voller Tragik und Komik vor. Diese fein aufeinder abgestimmte Mischung, die mich schon ...

Mit diesem Buch legt der Autor Sven Stricker einen mehr als gelungenen Roman über eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung voller Tragik und Komik vor. Diese fein aufeinder abgestimmte Mischung, die mich schon bei den Bücherm um Kommissar Sörensen überzeugen konnte, funktioniert auch diesmal wieder ganz hervorragend und sorgt so für einen hohen Unterhaltungswert mit Tiefe.

Moritz Liebig hat sich nach einer nicht immer leichten Kindheit ein Leben aufgebaut, von dem er immer geträumt hat. Er führt ein kleines, aber gut laufendes Cafe und bildet mit seiner Freundin und ihrem gemeinsamen Sohn eine harmonische kleine Familie. Doch dann steht eines schönen Tages sein Vater Karlheinz vor ihm, um ihn darüber zu informieren, das seine Mutter schon vor drei Monaten gestorben ist. Und er hat da noch eine Bitte: Da er jeglichen Lebensmut verloren hat, soll Moritz ihm helfen, aus dem Leben zu scheiden. Der steht nun vor einer schwierigen Entscheidung, die nicht nur einige schlecht verheilte Wunden wieder aufreißt, sondern sein Leben komplett auf den Kopf stellt.

Mit einem eher lockeren Schreibstil und viel Liebe fürs Detail treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran, wird dabei dem ernsten Unterton aber dennoch jederzeit gerecht, ohne ihn ins Lächerliche zu ziehen. Durch immer wieder eingestreute Rückblenden erfahren wir dabei erst nach und nach, warum das Verhältnis zwischen Moritz und Karlheinz so schwierig ist und warum sich Moritz in der Gegenwart im Umgang mit seinem Vater so schwer tut. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die für so manche Überraschung gut sind. Besonders seine Hauptfigur Moritz treibt der Autor dabei immer wieder in herrlich absurde Situationen, aus denen er sich dann wieder herauswinden muss.

Eine wunderbare Geschichte voller Tragikomik, die nicht nur sehr gut unterhält, sondern darüber hinaus auch zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 02.02.2021

Packende Novelle um einen Mann zwischen Hoffnung und Verzweiflung

Das Erlöschen des Feuers
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In dieser Novelle erzählt der Autor Guido Kniesel die Geschichte eines Mannes, der zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankt. Dabei bietet er nicht nur gute Unterhaltung, sondern regt zugleich auch zum ...

In dieser Novelle erzählt der Autor Guido Kniesel die Geschichte eines Mannes, der zwischen Hoffnung und Verzweiflung schwankt. Dabei bietet er nicht nur gute Unterhaltung, sondern regt zugleich auch zum Nachdenken darüber an, wie man sich selbst anstelle der Hauptfigur entscheiden würde.

Ignatz Brandhoff blickt mit seinen knapp 60 Jahren auf ein Leben zurück, in dem er viel falsch gemacht und aus Egoismus Menschen immer wieder vor den Kopf gestoßen hat. Schwerkrank, verbittert und voller schlechtem Wissen gegenüber seiner Tochter Eva beschließt er schließlich, seinem Leben ein Ende zu setzen. Doch genau in diesem Moment erhält er ein verlockendes Angebot. Gibt es doch noch eine Möglichkeit, erlösenden Frieden zu finden und sich mit Eva auszusöhnen ?

Mit einem packenden Schreibstil erzählt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte komplett aus der Perspektive seiner Hauptfigur. Nach einem ausführlichen Rückblick, in dem Ignatz auf sein Leben und seine Fehler zurückblickt, widmet er sich in der zweiten Hälfte dem eigentlichen Thema, den verlockenden Möglichkeiten, die uns die Hirnforschung in Kombination mit künstlicher Intelligenz in Zukunft bieten könnte. Sind diese Aussichten wirklich ein Segen oder doch eher ein Fluch ? Diese Frage wirkt auch deutlich über das Ende der Geschichte hinaus, denn dieses bietet hierauf keine klare Antwort. Die muss am Ende jeder Leser für sich selbst finden.

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Veröffentlicht am 12.01.2021

Facettenreicher Psycho-Thriller, der seine packende Geschichte mit einer ordentlichen Portion Gesellschaftskritik verknüpft

Wachzustand
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Bei seinem Debüt legt der Autor Stephan Reschke gleich einen packenden Psycho-Thriller vor, der seine spannende Geschichte mit einer ordentlichen Portion an Gesellschaftskritik verknüpft und daher zum ...

Bei seinem Debüt legt der Autor Stephan Reschke gleich einen packenden Psycho-Thriller vor, der seine spannende Geschichte mit einer ordentlichen Portion an Gesellschaftskritik verknüpft und daher zum Nachdenken anregt und noch länger nachhallt.

Bei einer Psychologin aus Hamburg taucht ein zunächst psychotisch anmutender Mann auf und äußert einen seltsamen Wunsch: Sie soll ihm die Wirklichkeit beweisen, da er befürchtet, in einem neuartigen Hypnoseverfahrens zur Erzeugung heilsamer Erlebnisse gefangen zu sein. Unterdessen untersucht die rumäniendeutsche Kommissarin Renate Popescu in Heidelberg den brutalen Mord an einem Personal Coach und erkennt schnell, das sie es hier mit einer Mordserie zu tun hat, die schließlich sogar den Verfassungsschutz auf den Plan ruft. Doch warum taucht in den Albträumen der Kommissarin neben den üblichen Bildern aus ihrer sozialistischen Jugend auf einmal auch das Phantombild des Killers auf ?

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor seine gut aufgebaute und ziemlich komplexe Geschichte voran, Dabei treibt er ein ordentliches Verwirrspiel, bei dem man schon sehr aufmerksam lesen muss, um den Überblick über die unterschiedlichen Handlungsstränge nicht zu verlieren. Erst zum Ende hin zeigt sich das erschreckende Gesamtbild mit seiner überzeugenden Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Die immer wieder eingestreute Gesellschaftskritik, die sich vor allem mit dem seit einiger Zeit grassierenden Optimierungswahn auseinandersetzt, aber auch andere Bereiche des politischen bzw. täglichen Lebens umfasst, bildet dabei einen gelungenen Kontrast zu den Spannungsmomenten.

Wer auf anspruchsvolle Psycho-Thriller mit gesellschaftspolitischer Note steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Man muss sich dabei aber voll und ganz auf die Geschichte einlassen, zum Nebenbei- oder Zwischendurchlesen ist sie nicht unbedingt geeignet.

Mich konnte dieses Buch auf jeden Fall auf ganzer Linie überzeugen und noch weit über sein Ende hinaus beschäftigen.

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Veröffentlicht am 11.01.2021

Spannende Einblicke in die Welt der Ultras, einer facettenreichen Subkultur, die nicht nur in Fußballstadien anzutreffen ist

Unter Ultras. Eine Reise zu den extremsten Fans der Welt.
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In diesem Buch nimmt uns der britische Journalist und Autor James Montague mit auf eine weltweite Reise in die facettenreiche Welt der Ultras und bietet dabei tiefe Einblicke in das Innenleben der unterschiedlichen ...

In diesem Buch nimmt uns der britische Journalist und Autor James Montague mit auf eine weltweite Reise in die facettenreiche Welt der Ultras und bietet dabei tiefe Einblicke in das Innenleben der unterschiedlichen Gruppierungen dieser Jugendkultur, über die man insgesamt doch recht wenig weiß.
In Deutschland sind in den 90er Jahren die ersten Ultra-Gruppierungen entstanden, seitdem ist die Zahl der Mitglieder und Gruppen sprunghaft angestiegen. Inzwischen verfügt in Deutschland fast jeder Verein von der 1. bis zur 4. oder sogar 5. Liga über eine oder mehrere Ultra-Gruppierungen, die den Verein nach dem 24/7-Prinzip (24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche) unterstützen. Da es sich bei den Ultras um geschlossene Gruppen handelt, die sich streng nach außen abschotten und nicht nur gegenüber den Ordnungskräften, sondern auch gegenüber Journalisten äußerst vorsichtig bis ablehnend eingestellt sind, weiß man eigentlich relativ wenig über sie. Auffällig sind nur die über die gesamten 90 Minuten durchgehenden Fangesänge, die aufwendig inszenierten Choreographien und der Einsatz von Pyrotechnik, der ihnen in den letzten Jahren reichlich Ärger und Gegenwind eingebracht hat.
James Montague ist es nun gelungen, Zugang zu den Ultras zu finden und hinter die Kulissen zu schauen. Herausgekommen ist dabei eine hochspannende und mitreißende Reportage, die zeigt, wie unterschiedlich die Ultras agieren. Während die Ultras in Südamerika die Geschäfte rund um die Stadien kontrollieren und sich und ihre Aktionen durch den Verkauf von Tickets und Fanartikeln finanzieren, sind sie vor allem in Süd- und Osteuropa doch sehr nationalistisch eingestellt und haben z. B. auch im Jugoslawienkrieg eine erhebliche Rolle gespielt. In anderen europäischen Ländern wie Italien, Deutschland und Schweden steht der Fußball noch stärker im Vordergrund, politische Aktionen, die über den Sport hinausgehen, sind eigentlich eher selten. Montague richtet den Blick aber auch auf scheinbare Exoten wie Indonesien und die USA, die eigentlich über keine ausgeprägte Fußballkultur verfügen.
Mit einem packenden Schreibstil beschreibt der Autor seine Besuche bei den Ultras, bei denen er stets auch hohe persönliche Risiken eingeht und des Öfteren in ziemlich brenzlige Situationen gerät. Darüber hinaus reichert er seine Reportagen noch mit zahlreichen und gut recherchierten Zusatzinformationen an, die seine eigenen Erfahrungen in einen größeren Kontext stellen und zudem gut in das Gesamtgeschehen einordnen.
Ein spannendes Buch, das nicht nur für Fußballfans von Interesse ist, denn die Ultras wirken weit über den Fußball hinaus und es ist zu erwarten, das sich dies auch in Deutschland in den nächsten Jahren noch ausweiten könnte. Die Rolle der Ultras bei den gewaltsamen Protesten in Chemnitz im Jahr 2018 ist da nur ein Beispiel.

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Veröffentlicht am 09.12.2020

Packender und ziemlich düsterer Thriller aus Finnland, der vor allem durch seine ausgeklügelte Geschichte überzeugt

Hexenjäger
10

Mit diesem Buch legt der finnische Autor Max Seeck einen ungemein packenden und ziemlich düsteren Thriller vor, der mich vor allem durch seine ausgeklügelte Geschichte überzeugen konnte. Leichtere Schwächen ...

Mit diesem Buch legt der finnische Autor Max Seeck einen ungemein packenden und ziemlich düsteren Thriller vor, der mich vor allem durch seine ausgeklügelte Geschichte überzeugen konnte. Leichtere Schwächen zum Ende hin konnten den positiven Gesamteindruck dabei nur unwesentlich trüben

In ihrem ersten Fall bekommen es die Kommissarin Jessica Niemi und ihr Team mit einem eiskalten Mörder zu tun, der seine Taten nach einer Buchvorlage des Bestseller-Autoren Roger Koponen, dessen Ehefrau zum ersten Opfer wird, verübt. Die Ermittlungen gestalten sich äußerst schwierig, da der Täter den Ermittlern stets einen Schritt voraus zu sein scheint. Zudem beschleicht Jessica immer mehr das Gefühl. das sie und ihre geheimnisvolle Vergangenheit in Verbindung zu der Mordserie stehen.

Mit seinem packenen Schreibstil konnte mich der Autor schnell in den Bann seiner gut aufgebauten Geschichte ziehen, die er mit einem hohen Erzähltempo und einigen überraschenden Wendungen vorantreibt. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Mit Jessica Niemi gelingt ihm dabei eine Ermittlerin mit reichlich Ecken und Kanten, die es einem lange Zeit nicht wirklich leicht macht, sie zu mögen. Die aktuellen Ermittlungen werden immer wieder durch Rückblenden in Jessicas Vergangenheit unterbrochen, bei denen uns der Autor lange Zeit im Unklaren lässt, wo diese Passagen zeitlich einzuordnen sind. Zum Ende werden aber die einzelnen Erzählfäden geschickt miteinander verbunden und so präsentiert uns der Autor eine überzeugende Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offen lässt. Im Showdown offenbahrt das Buch dann aber doch noch ein paar Schwächen, da hier alles irgendwie zu schnell geht und die Geschehnisse so etwas überstürzt und abgehackt wirken.

Unter dem Strich liefern Jessica Niemi und ihr Team aber einen überzeugenden ersten Auftritt hin, der Lust auf weitere Fälle macht. Potential dafür ist auf jeden Fall ausreichend vorhanden.

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