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Veröffentlicht am 13.04.2018

Was ein origineller Psychothriller/Krimi ist, kann ein mieser Thriller sein

Im Dunkel deiner Seele
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Der sogenannte Thriller „Im Dunkel deiner Seele“ von George Harrar dreht sich um den Gedanken, dass man seine Mitmenschen gar nicht so gut kennt, wie man vielleicht im ersten Moment denkt. Auch wird thematisiert, ...

Der sogenannte Thriller „Im Dunkel deiner Seele“ von George Harrar dreht sich um den Gedanken, dass man seine Mitmenschen gar nicht so gut kennt, wie man vielleicht im ersten Moment denkt. Auch wird thematisiert, wie schnell es gehen kann, dass man eines Verbrechens beschuldigt wird und nach und nach jeder das Vertrauen zu einem verliert, obwohl man noch wenige Wochen zuvor ein ganz gewöhnliches, ehrbares Leben geführt hat.
Das gesamte Buch spielt sich in den USA ab. Genaugenommen in einer Familie, bestehend aus Evan Birch, einem Philosophie-Professor, den der Er-/Sie-/Es-Erzähler nie aus den Augen lässt; Ellen, seiner Frau, die in einem Zoo einen Affen namens Tyco ihren Forschungen unterzieht; und deren Kinder, die Zwillinge Adam und Zed.

Das ganze Buch hindurch verfolgt der Erzähler, somit auch man selbst als Leser, Evans Leben und seine Gedanken. Seine Stelle als Philosophie-Professor ist nicht sonderlich stabil. Von Anfang an wird gezeigt, wie unbeliebt Philosophie bei den Studenten ist. Über das Buch hinweg dezimiert sich die Anzahl Evans Studenten sogar von 12 auf 1.
Dadurch wird Evans Entwicklung noch ein Hauch mehr Dramatik verpasst. War er anfangs noch ein nachdenklicher, genauer Mann, der in aller Ruhe seine Philosophie-Stunden vorbereitete und hielt, so wird sein Leben durch das Auftauchen der Polizei plötzlich gebrochen: Evan wird eines Mordes verdächtigt und mit aufs Revier genommen, wo er sich einer langen Befragung unterziehen muss.
Noch spielt Evan dieses Ereignis vor seiner Familie herunter.
Aber nach und nach beginnt ihm sein Leben vollkommen zu entgleisen. Viele merkwürdige Dinge passieren, und alles davon scheint zu bestätigen, dass Evan der Mörder ist, alles macht ihn nur noch verdächtiger. Er versucht verzweifelt, sich zu rechtfertigen, aber am Ende vertraut ihm nicht mal mehr seine Frau.
Evan behauptet, alle Vorkommnisse seien lediglich Zufall.
Ganz zufällig war sein Auto an der Stelle des Parks gesichtet worden, wo das ermordete Mädchen gearbeitet hatte, an dem Tag der Ermordung.
Ganz zufällig waren Haare des Mädchens in seinem Auto gefunden worden, ganz zufällig ihr Lippenstift. Der Polizist ist da ganz anderer Meinung als Evan: „Es gibt jede Menge Zufälle in diesem Fall, und im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass Zufälle meist aus irgendeinem Grund geschehen (S.370)“.

Mir hat das Buch anfangs sehr gefallen. Es hat durch viele kleine philosophische Einwürfe versprochen, spannend zu werden. Etwas, was einem zum Nachdenken und Rätseln bringt. Irgendwann jedoch wurde es einem einfach zu viel Philosophie. Der Wunsch nach mehr Spannung, der Grundlage eines jeden Thrillers, wurde immer größer. Jedoch tröstete man sich immer mit dem Gedanken hinweg, dass es noch spannend werden würde. Dieser Moment kam jedoch nie.
Die anfänglichen Erwartungen an das Buch wurden nicht erfüllt, der Leser wird zumeist enttäuscht zurückgelassen. Was ein guter Psychothriller oder Krimi gewesen wäre, endet als schlechter Thriller. Passiert, wenn man ein Buch falsch kategorisiert.
Die Grundaussage wurde jedoch, so finde ich, nicht schlecht umgesetzt. Die subtile Spannung ist gut mit dem vereinbar, was auf inhaltlicher Ebene passiert. Evans Leben zerbröckelt langsam, nicht von einem Moment auf den nächsten.
Die Dialoge sind dem Autor sehr gut gelungen. Sie lassen sich durch die beschriebenen Gesten gut vor dem geistigen Auge abspielen und wirken dadurch so richtig lebhaft. Die Gefühle der Protagonisten wurden gut durch ihre Handlungsweise dargestellt.
Die Idee des Buches als solche ist sehr gut umgesetzt. Gerade das Ende lässt einen fassungslos zurück. Ob im positiven oder negativen Sinne ist jedoch eine individuelle Angelegenheit. Manche wünschten sich, die vielen Handlungsstränge würden besser zusammengeführt werden, wiederum andere erkennen gerade darin, dass das eben nicht der Fall ist, die Besonderheit des Buches.
Gerade dadurch hebt es sich von den anderen Büchern ab. Genau so wird die Aussage des Buches erst so richtig gut transponiert.

Abschließend lässt sich also sagen:
Schlecht ist dieses Buch in jedem Fall nicht. Besser hätte man die Aussage nicht transponieren können.
Ein Problem ist jedoch, dass zu viel Philosophie untergebracht wurde. Gerade für einen Thriller ist das eher unpassend. Jedoch kann man hier noch sagen: Macht nichts, das Buch ist gut, die wenigen Stellen kann ich ja überfliegen.
Das größte Problem ist eigentlich die subtile Spannung: Wer einen Thriller liest, der will für gewöhnlich auch Thrill, hier jedoch leider nicht wiederzufinden. Falsche Kategorie und schon lässt das Buch viele enttäuschte Leser zurück.
Deshalb: Du erwartest einen Thriller? Suche dir lieber einen anderen ,denn hier wirst du keinen Thrill vorfinden.
Du hättest gerne einen originellen Psychothriller/Krimi, subtiler Spannung unterlegen und gespickt mit kurzen philosophischen Ausschweifungen? Greife zu!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Spannung
  • Psychologie
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 09.12.2020

Erster Eindruck der Sankhya Karika

Die Psychologie des Yoga
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Das Sachbuch „Die Psychologie des Yoga“ von Ralph Skuban vermittelt einen ersten Eindruck von der Sankhya Karika, einem von drei klassischen Philosophiesystemen Indiens, die dem Yoga zugrundeliegen.

Der ...

Das Sachbuch „Die Psychologie des Yoga“ von Ralph Skuban vermittelt einen ersten Eindruck von der Sankhya Karika, einem von drei klassischen Philosophiesystemen Indiens, die dem Yoga zugrundeliegen.

Der Autor versteht es dabei sehr gut, abstrakte Dinge auf konkrete Weise zu erklären, sodass selbst für absolute Laien verständlich wird, wie die Sankhya-Lehre verstanden werden kann.

Dabei verbindet Ralph Skuban seine Texte immer wieder mit Zitaten aus Schriften, die sich aus der Sankhya-Lehre entwickelt haben oder diese indirekt in sich tragen, wie der Bhagavad Gita, Svetashvatra Upanishad, dem Yogasutra, dem Yoga-Vasishta, dem Tao Te King, der Bibel und vielen weiteren.

Wem diese Schriften nur wenig sagen, der sollte nicht zurückschrecken. Ich kannte mich vorher überhaupt nicht aus und dennoch bin ich mit diesem Buch sehr gut zurechtgekommen, da der Autor viele abstrakte Theorien mithilfe von Alltagssituationen erklärt. Dadurch verstehen wir einerseits diese besser, andererseits bekommen wir auch schon eine Vorstellung davon, wie wir das Gelesene in unseren Alltag integrieren können.

Was das Lesen etwas erschwert hat, waren 2 Dinge: Erstens ist es dem Autor leider nicht gelungen, den roten Faden durch sein Werk deutlich zu machen. Dadurch fühlte ich mich als Leser etwas verloren (Es wurde für mich nicht von Anfang an deutlich, dass der Autor das Werk der Sankhya Karika dem Leser verständlich machen wollte, was leider auch nicht aus dem Titel ersichtlich wird). Was dies jedoch wieder wettmachte, ist, dass der Autor immer wieder auf zuvor Gelerntes zurückgriff und mit dem Neuen verknüpfte. Dadurch wiederholte man Gelerntes und verlor zumindest nicht vollkommen den Überblick.

Was den Überblick zweitens beeinträchtigte waren die vielen Wörter, die der Autor aus der Sankhya-Lehre verwendet hat. Für mich war es schwierig, mich an die Bedeutung aller zurückzuerinnern.

Dem hilft das Buch jedoch glücklicherweise mit einem Glossar am Ende auf die Sprünge. Alles in allem empfand ich diese neu gelernten Begriffe dann doch als Bereicherung, da sie mir zeigten, wie unterschiedlich man die Welt und mentalen Muster doch definieren kann und wie schwierig es ist, die exakte Definition auszumachen.

Einen weiteren Pluspunkt erhält das Buch für mich, da der Autor Persönliches strikt vom Philosophischen trennte. Dass der Autor am Ende seine persönlichen Erfahrungen anhängte, war für mich eine bereichernde Abrundung des Buches. Ich als Leser merkte, dass Ralph Skuban sich persönlich intensiv mit der Sankhya-Lehre befasst hat.

Leider konnte das Buch jedoch keine wissenschaftliche Herangehensweise bieten, da für mich nicht deutlich wurde, wie genau die Lehre einzuordnen ist noch, wodurch sie sich von anderen Lehren abgrenzt oder inwiefern sie das Yoga, das wir heute kennen, beeinflusst.

Den letzten Pluspunkt vergebe ich für die Sankhya Karika, die sich im Anhang befindet, als roter Faden des Buches gesehen werden kann und die dort noch einmal kurz und knackig, aber verständlich, vom Autor erklärt wird.

Ich persönlich lese Teile des Anhangs mittlerweile gerne zum Schlafengehen oder nach dem Aufstehen, da er für mich eine Art Leitfaden durch das Leben ist, denn die Sankhya-Lehre schafft ein Modell der Wirklichkeit, welches bei der Bewältigung des Alltags und vor allem hinsichtlich des Todes Orientierung gibt. Orientierung im Sinne einer Anleitung, sich selbst zu finden, zu hinterfragen, sich auf den Tod vorzubereiten.

Schließlich: Für mich war das Buch eine nette Abendlektüre ebenso wie eine Bereicherung und ein Einstieg in die Philosophiesysteme Indiens. Ich überlege mir, auch weitere Bücher des Autors zu lesen. Aktuell liebäugele ich mit „Patanjalis Yogasutra“, welches ein weiteres wichtiges Philosophiesystems Indiens beschreibt, welches ebenso dem Yoga zugrunde liegt. Wer bei „Die Psychologie des Yoga“ jedoch Tiefe erwartet oder eine wissenschaftliche Herangehensweise, ist falsch, denn dieses Buch ist eher als nette Lektüre für Zwischendurch geschrieben, nah am Alltag gehalten. Damit wird deutlich, dass die Zielgruppe eher Leser sind, die Orientierung suchen und nicht jemand, der sich intensiv mit den Philosophiesystemen Indiens auseinandersetzen möchte. Es wäre schön gewesen, wenn dies durch den Klappentext deutlich gemacht worden wäre.

PS: Wer in diesem Buch irgendwelche Yoga-Techniken etc. erwartet, ist schlecht mit ihm beraten. Es geht nämlich um die Lehren hinter yoga (Sankhya Karika), wobei mit yoga die spirituelle Entwicklung sowie ihre Methodik gemeint ist. Ralph Skuban geht in diesem Werk jedoch nicht auf letzteres ein. Meiner Meinung nach ist deshalb auch der Titel schlecht gewählt.

Veröffentlicht am 09.12.2020

Molekularmedizin als Heilung

Blut - Die Geheimnisse unseres »flüssigen Organs«
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Mit dem Sachbuch „Blut: Die Geheimnisse unseres „flüssigen Organs“ bringt uns Ulrich Strunz eine relativ unbekannte Art der medizinischen Heilung näher: Die Molekularmedizin, die mit Blutwerten und deren ...

Mit dem Sachbuch „Blut: Die Geheimnisse unseres „flüssigen Organs“ bringt uns Ulrich Strunz eine relativ unbekannte Art der medizinischen Heilung näher: Die Molekularmedizin, die mit Blutwerten und deren Auswertung arbeitet und so sogar Krankheiten vorbeugen könne.

Die zentrale These des Autors ist hierbei, die gewöhnlichen Hausärzte machten Medizin für kranke Menschen und nicht für Menschen, die ihre Leistung steigern oder Krankheiten vorbeugen wollen. Dies hat zur Folge, dass sich der Hausarzt auch an viel zu niedrigen Werten orientiere, die er bereits für „okay“ befindet, die jedoch bei Weitem nicht zu einer umfassenden Leistung ausreichen und bei denen teilweise schon Mangelerscheinungen auftreten können.

Zudem prangert der Autor die Pharmazie an, deren Medikamente sich nur auf wenige Werte konzentriere, der Mensch müsse jedoch mit all seinen Werten betrachtet werden, Medikamente greiften also zu einseitig. Außerdem richte sich Pharmazie nicht auf den Menschen individuell aus und sei gewinnorientiert – nähme man die richtigen Stoffe in der richtigen Menge zu, die es u.a. auch bei der Apotheke zu kaufen gibt, so wäre dies billiger als die Medikamente.

Hierbei preist der Autor vor allem essenzielle Aminosäuren, Mineralstoffe, ungesättigte Fettsäuren und Vitamine und verflucht Kohlenhydrate.

Ich fand es schön, wie umfassend der Autor vorgegangen ist: Man konnte sowohl etwas über die Bestandteile des Blutes erfahren, wie das Immunsystem funktioniert und was dieses mit dem Blut zu tun hat, inwiefern Sport mit dem Blut zusammenhängt wie auch die Mythen, die sich früher um Blut rankten.

Den größten Teil des Buches aber erklärt der Autor jedoch, welche verschienenen Molekülmengen er im Blut misst, welche er empfiehlt und was die Konsequenzen bei Mangel sowie ausreichender Menge sind. Außerdem geht Ulrich Strunz viele Krankheiten oder gesundheitliche Probleme durch und, welche molekularen Ursachen diesen zugrunde liegen könnten. Bei alledem bindet er auch Fallbeispiele aus seiner eigenen Praxis mit ein oder Briefe, die ihn erreicht haben.

An manchen Stellen ist mir das Buch leider ein wenig zu sehr ins Detail gegangen beziehungsweise hatte zu viele Fachbegriffe verwendet, die nicht erklärt wurden. Glücklicherweise begrenzte sich dies nur auf wenige Seiten.

An anderer Stelle jedoch war das Buch für mich wieder zu wenig wissenschaftlich. Zwar zitierte der Autor des Öfteren Studien, jedoch konnte ich ihm nicht ganz Glauben schenken und gehe mit seiner These eher vorsichtig und kritisch um, schließlich ist er selbst Molekularmediziner – also keine neutral wertende Person. Hinzu kommt, dass er sich oft wiederholte und für meinen Geschmack zu viel Werbung für die Molekularmedizin machte. Ich hätte mich beispielsweise gefreut, wenn auch die kritischen Seiten an dieser beleuchtet worden wären (die es sicherlich auch gibt!).

Auch das Ende des Buches fand ich irgendwie dahingeschludert – es kam nicht so richtig ein Fazit auf, da die letzten Seiten sich irgendwie nur noch zäh wie Kaugummi zogen, Krankheiten und deren mögliche Ursachen aneinandergereiht wurden und man merkte, dass es der Autor nun langsam eilig hatte, zum Ende zu kommen.

Außerdem hatte das Lesen meistens einen komischen Beigeschmack, da der Autor sich ein wenig über die unwissenden Menschen lustig machte und so tat als sei er ein besserer Mensch, der glücklicherweise zur Molekularmedizin gefunden habe.

Manchmal hatte ich zudem das Gefühl, Herr Strunz habe kein Buch geschrieben, sondern einen Blogbeitrag o.Ä.. Das hatte einerseits die unangenehme Folge, dass er sich oft wiederholte und sehr umgangssprachlich schrieb, andererseits jedoch war man so dem Autor näher, konnte mitfühlen und spürte, wie wichtig ihm seine Message war.

Alles in allem bin ich trotz der Mängel heilfroh, dieses Buch gelesen zu haben. Vorher hatte ich eine ganz andere Sicht auf die Medizin und kannte diese Komponente der Molekularmedizin nicht so gut. Mittlerweile ziehe ich sogar in Betracht, sie anzuwenden und tatsächlich hat mir der eine oder andere Tipp schon geholfen (Magnesiummangel liegt oft bei Migräne vor).

Das Buch kann also sehr gut als Einstieg in die Thematik der Molekularmedizin gelesen werden und ist an manchen Stellen auch umfassend, jedoch bleibt es meiner Meinung nach auch bei diesem Einstieg. Um dann in die Tiefe zu gehen, müssen andere Bücher herhalten (vielleicht denke ich aber auch nur so, da ich chemisches und biologisches Hintergrundwissen habe und Pharmazie studieren möchte. Möglicherweise sind also die Informationen in diesem Buch für „den Normalbürger“ umfassend genug.

Als Zielgruppe eignet sich sicherlich jeder, der sich für Ernährung interessiert oder Krankheiten hat, mit denen er schon gefühlt zu 100 Ärzten gerannt ist, die ihm nicht weiterhelfen konnten. Ich persönlich habe dieses Buch gelesen, da ich dachte, es handle primär von Blut – und da ich Angst vor Blut hatte, dachte ich, es würde sie mir ein wenig nehmen, wenn ich darüber lesen würde. Hat tatsächlich auch einigermaßen geklappt.

PS: Was mich total an diesem Buch freut ist das Cover, das sich aufklappen lässt. Dort sind noch die wichtigsten essenziellen Aminosäuren, Mineralstoffe, Vitamine und Hormone aufgelistet, deren Wertebereich und Bedeutung. Das ist erstens während dem Lesen hilfreich, aber auch, wenn man später noch einmal schnell etwas nachschlagen möchte.

PPS: Übrigens hat der Autor eine eigene Webseite für seine Praxis. Und er hat ein eigenes Erfolgskonzept entwickelt, genannt forever-young. Man merkt also, dass er sehr ambitioniert ist. Möglicherweise nicht ohne Grund.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 20.11.2018

Trotz anmaßendem und kitschigem Titel bereichernd!

Die Perlentaucher-Methode
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„Die Perlentauchermethode – Vier einfache Fragen, mit denen wir jede Lebenssituation meistern“ von Annette Sewing war ein Experiment für mich. Normalerweise lasse ich mich ungern auf Titel ein, die allgemeingültig ...



„Die Perlentauchermethode – Vier einfache Fragen, mit denen wir jede Lebenssituation meistern“ von Annette Sewing war ein Experiment für mich. Normalerweise lasse ich mich ungern auf Titel ein, die allgemeingültig oder übertrieben formuliert sind. „Jede Lebenssituation“ – maßt sich die Autorin mit dieser Formulierung etwas an oder ist ihre Methode wirklich so hilfreich?

Anfangs schienen meine Zweifel bestätigt zu werden: Recht oberflächlich wurde man allmählich an diese vier Fragen, die den wesentlichen Teil des Perlentauchens ausmachen, herangeführt. Ich konnte damit wenig anfangen, hätte das Buch beinahe schon zur Seite gelegt.

Denn diese vier Fragen erscheinen auf den ersten Blick recht simpel. Fragen, mit denen man das, was man will, halt hinterfragen kann. Selbstreflexion eben, so dachte ich.

Zum Glück habe ich weiter gelesen! Denn erst im letzten Drittel des Buches begreift man, was eigentlich hinter diesen vier Fragen steckt. Und das ist viel mehr und viel cleverer, als man zunächst vermutet.

Für mich hat das mal wieder bestätigt, dass man Psychologie gegenüber nicht so negativ vorurteilsbehaftet sein sollte. „Braucht doch kein Mensch“ – Wie oft habe ich mir das schon anhören müssen, und das von Leuten, die eine Psychotherapie oder zumindest psychische Unterstützung dringend nötig hätten.

Was mir an dem Buch ansonsten noch gut gefallen hat, ist, dass Annette Sewing immer mal wieder Anwendungsbeispiele einfließen lassen hat. So wurde man mit den Fragen und den Möglichkeiten, auf diese zu antworten, vertraut. Außerdem konnte man gemeinsam mit der Autorin, die als Coach und Ärztin tätig ist, hinter die Kulissen schauen.
Denn nicht unbedingt die Fragen selbst oder die Antworten auf diese sind so wichtig – viel wichtiger ist der Schluss, den man aus diesen ziehen kann.

Die Perlentauchermethode ist eine gute Möglichkeit, sich jede erdenkliche Situation, jedes erdenkliche Thema, Problem, was man gerade hat, anzuschauen und zu erfahren, warum dies so ist, wie es ist und, was man wirklich möchte. Eine Methode, nicht nur die positiven und negativen Seiten in etwas zu sehen, sondern auch das Positive im Negativen und das Negative im Positiven.

Dass man mit dieser Methode jede Lebenssituation meistert/meistern kann, ist also weniger eine Anmaßung als die Information, dass sich die vier Fragen auf jedes erdenkliche Feld anwenden lassen.

Mich selbst hat sie schon ziemlich zum Nachdenken angeregt – genutzt habe ich sie allerdings noch nicht und kann deshalb nicht sagen, ob sie mir hilft.

Dennoch kann ich für mich persönlich sagen: Dieses Buch war eine Bereicherung, denn ich habe nun ein Werkzeug mehr in der Hand, mein Leben zu gestalten.

Veröffentlicht am 21.07.2018

Das Buch konnte mich zwar jetzt nicht vom Hocker hauen, dennoch war es eine interessante Erfahrung für mich.

Sansibar oder der letzte Grund
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Der Roman "Sansibar oder der letzte Grund" von Alfred Andersch dreht sich um einen Ort namens Rerik, an welchem eine Gruppe von Leuten zufällig um 1937 zusammentrifft. Diese besteht u.a. aus der Jüdin ...

Der Roman "Sansibar oder der letzte Grund" von Alfred Andersch dreht sich um einen Ort namens Rerik, an welchem eine Gruppe von Leuten zufällig um 1937 zusammentrifft. Diese besteht u.a. aus der Jüdin Judith, dem Fischer Knudsen und dessen Helfer "der Junge" sowie dem KPD-Funktionär Gregor, die alle nur ein Ziel verfolgen: Die Flucht. So sehr sich das Ziel jedoch im ersten Moment ähnelt, so unterschiedlich ist es auf den zweiten: Die Ursache, die zur Flucht antreibt, hätte unterschiedlicher nicht sein können. Der einzige Schnittpunkt: "Die anderen".



Ich durfte dieses Buch im Rahmen des Deutschunterrichts lesen und gefühlt in hunderte Einzelteile zerlegen, um diese dann in neuer Weise miteinander zu verknüpfen, sodass sich ein gänzlich neues Bild zusammenfügte. Denn, obwohl sich dieses Buch einfach lesen lässt, findet man doch viele, tiefgehende Stellen, über die es eingehend nachzudenken gilt. Dabei sind es mehr die Taten als die Gedanken der Personen, die den Leser zum Nachdenken bringen, beispielsweise die Beziehung des Pfarrers zu Gott und seine darauffolgende Tat, von der er nie gedacht hätte, dass er dazu fähig wäre.

Der Schreibstil war angenehm, der Aufbau ließe sich in etwa so beschreiben:
Abwechselnd kommt ein Kapitel aus der Sicht des Jungen und dann eines aus der Sicht irgendeiner anderen Figur. Während anfangs jede Figur alleine für sich steht, so verweben sie sich mit der Zeit zu einen dicken Knäuel aus Beziehungen: Die Flucht kann beginnen!

Zu Anfang agieren die Figuren als Stellvertreter einer bestimmten Gruppe, beispielsweise steht der Fischer Knudsen für das einfache Volk, der Pfarrer für das Geistliche und der Junge für die Jugend. Im Laufe der Handlung erfahren sie jedoch eine Entwicklung, die sie zu individuellen Charakteren macht.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist das rationale Denken der Figuren, das ausgeprägt dargestellte Zwischenmenschliche, sowie die Gedanken der Figuren, die hier sehr zur Geltung kommen.

Fazit:
Das Buch konnte mich zwar jetzt nicht vom Hocker hauen, dennoch war es eine interessante Erfahrung für mich. Der Leser sollte jedoch gewarnt sein: Dieses Buch dreht sich weniger um Spannung als um Gedanken(Zwiespälte), die einem sehr zu denken geben können, wenn sie denn erstmal richtig erfasst sind. Daher ist dieses Buch überhaupt nichts für den Genuss-Leser, dafür umso mehr etwas für den, der sich auch wirklich gerne mit tiefgehenden Gedanken- und zwischenmenschlichen Konflikten auseinandersetzt.