Cover-Bild Die Stille der Toten
Band 1 der Reihe "Kommissar Preusser"
(7)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau TB
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Polizeiarbeit
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 22.09.2020
  • ISBN: 9783746637037
Maximilian Rosar

Die Stille der Toten

Kriminalroman
Der Tote aus dem Fluss. Frankfurt im Mai 1967. Im Main wird die Leiche eines ermordeten amerikanischen Reporters angespült, der über die Prozesse gegen die Täter von Auschwitz berichtete. Da der Tote selbst Jude war, gewinnt der Fall enorme politische Sprengkraft. Kommissar Preusser übernimmt die heiklen Ermittlungen und befindet sich bald darauf in einem Geflecht aus Schuld und Vertuschung der dunklen deutschen Vergangenheit. Sind die Mörder von damals die Täter von heute? Ein packender Kriminalroman vor dem Hintergrund der sechziger Jahre in Deutschland

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2020

Die Schatten der Vergangenheit

0

Frankfurt rückt einmal mehr in den Fokus der Berichterstattung, denn im Main schwimmt die Leiche eines ermordeten amerikanischen Reportes, der über die Auschwitz-Prozesse berichtet hat. Der Leichenfund ...

Frankfurt rückt einmal mehr in den Fokus der Berichterstattung, denn im Main schwimmt die Leiche eines ermordeten amerikanischen Reportes, der über die Auschwitz-Prozesse berichtet hat. Der Leichenfund an und für sich ist schon heikel, aber die Tat gewinnt noch zusätzlich an Brisanz, da der Tote selbst Jude gewesen ist. Schon bald muss sich Kommissar Preusser die Frage stellen, ob hier die Vergangenheit wieder mit aller Macht ans Tageslicht drängt und die Übeltäter von damals auch noch heute ihre Finger im SPpel haben, um zu vertuschen, was nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist...


Mit "Die Stille der Toten" wird das Rad der Zeit unweigerlich zurückgedreht und man befindet sich schnell mittten in der aufgeheitzen Stimmung, die 1967 herrscht. Die Anspannung wird vom Autor sehr schön an den Leser weitergegeben und man fühlt, wie sich der Wandel vom gesitteten Wirtschaftswunderland in ein aufbegehrenderes, rebellierendes Terrain vollzieht.

Preusser ist eigentlich jemand der gelernt hat, dass das, was der Vorgesetzte ihm offeriert, auch umzusetzen ist. Man merkt ihm seine Zweifel richtig an, weil er spürt, dass da noch was im Argen liegt und er fragt sich, warum er seine Ermittlungen nicht weiter fotführen soll. Der innere Kampf, den er mit sich selbst austrägt, macht ihn glaubwürdig und authentisch.

Doch je mehr er auch sein Bauchgefühl hört und nachforscht, desto tiefer werden die Gräben, die sich vor ihm auftun. Die Arme der braunen Idealisten sind auch in den späten 1960er Jahren noch sehr lang und wissen, wie man Dinge unter den Teppich kehrt.

Der Spagat zwischen Vergangenheitsbewältigung und politischem Umschwung ist dem Schreibenden gut gelungen, denn er lässt viel damaliges Zeitgeschehen in seine fiktive Handlung mit einfließen. Das geht zwar manchmal zu Lasten einer spannenden Erzählweise, aber das macht nicht wirklich etwas aus, denn die Themenwahl ist so vielfälig und anspruchsvoll, dass man gerne ein paar weniger aufregende Szenen hinnimmt.

Der Roman glänzt mit hervorragender Recherche und einer flüssigen Schreibweise, die den Leser immer wieder abholt und aktiv an den Ereignissen teilhaben lässt.

Es bleibt noch ein bisschen Luft nach oben, um einen echten Histo-Krimi mit vielschichtigen Charakteren vorzufinden, aber für den Start einer neuen Reihe ist der erste Band gut gelungen und macht Lust, weitere Fälle zu verfolgen.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.10.2020

Zwischen Gehorsam und Aufbegehren

0

Vordergründig muss der Frankfurter Kriminalkommissar Preusser einen Mord aufklären: Ein Toter wurde mit einer Stichwunde aus dem Main gezogen. Es ist das Jahr 1967 und es gärt nicht nur an den Universitäten, ...

Vordergründig muss der Frankfurter Kriminalkommissar Preusser einen Mord aufklären: Ein Toter wurde mit einer Stichwunde aus dem Main gezogen. Es ist das Jahr 1967 und es gärt nicht nur an den Universitäten, der zweite Frankfurter Auschwitz-Prozesss, der gerade in Frankfurt verhandelt wird, bringt Fragen nach Schuld und Verantwortung in eine Gesellschaft, die am liebsten alles aus den Jahren 1933 bis 1945 vergessen würde. Dann stellt sich heraus: Das Mordopfer hat über den Prozess berichtet, war amerikanischer Jude, seinen Eltern ist gerade noch rechtzeitig die Flucht aus Deutschland gelungen. Hängt der Mord mit der Arbeit des Toten zusammen?

Preusser, der selbst ein unbewältigtes Kriegstrauma mit sich herumschleppt und nicht einmal mit seiner Frau über seine Erlebnisse in Russland sprechen kann und will, merkt schnell, dass seine Vorgesetzten am liebsten eine einfache Lösung wollen. Kann es nicht ein Raubmord gewesen sein? Immerhin wurden alle Habseligkeiten des Ermordeten aus dem Pensionszimmer gestohlen, in dem er gewohnt hatte. Es ist mehr als eine Bitte, es ist eine Anweisung, nicht weiter zu ermitteln - und Preusser ist ein Beamter, der noch auf Gehorsam, Disziplin und Pflichterfüllung geeicht wurde. Befehle von Vorgesetzten sind nicht in Frage zu stellen - auch jetzt, wo ihm sein Instinkt sagt, dass noch mehr hinter der Sache steckt? Nachdem er der verzweifelten und verbitterten Mutter des Toten versprochen hat, den Mörder ihres Sohnes zu finden, der ausgerechnet in Deutschland den Tod gefunden hat und wohl in den vergangenen Monaten versucht hatte, das Schicksal seiner in Auschwitz ermordeten Tante zu recherchieren?

Mit seinem Roman "Die Stille der Toten" legt Maximilian Rosar die Handlung in eine Zeit kurz vor der Zäsur 1968 - doch das Aufbegehren ist schon überall spürbar. Bei seinen Recherchen in Berlin gerät Preusser in eine der Demonstrationen gegen den Besuch des Schah, erlebt den Tod des Studenten Benno Ohnesorg. Das Aufbegehren erlebt er auch im privaten und beruflichen Umfeld: Seine Frau möchte den Führerschein machen, seine Tochter ist ein aufmüpfiger Teenager, sympatisiert mit den demonstrierenden Studenten und will wissen, was ihr Vater im Zweiten Weltkrieg eigentlich getan hat. Der junge Polizist Wiedemann trägt nicht nur lieber Jeans statt Anzug und schwärmt für Jimi Hendrix, er stellt auch blinden Gehorsam in Frage und kann nicht verstehen, dass Preusser nicht deutlich gegen Anweisungen protestiert, die er für falsch hält.

Auf der anderen Seite stehen Vorgesetzte in der Polizei und Justiz, Beamte aus dem Bundesinnenministerium, die die Raubmord-Theorie für die bequemste Lösung halten und in Diskussionen zeigen, wie viel vom Gedankengut der Vergangenheit noch fest in den Köpfen des Sicherheitsapparates verankert ist. In einem jungen Staatsanwalt, der zu den Juristen Fritz Bauers gehört, findet Preusser immerhin einen Verbündeten. Seine Suche nach dem Mörder ist auch ein Kampf gegen braune Seilschaften.

"Die Stille der Toten" ist offensichtlich sorgfältig recherchiert. Die Fragen, die sich Preusser stellen muss, haben weiterhin Bestand - auch wenn heute Methoden des Drucks subtiler geworden sein mögen. Beim Lesen ahnt man zwar relativ schnell, wo die Reise hingeht, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Die Protagonisten sind teilweise ein wenig klischeeförmig geraten, als sei mit pädagogischer Absicht geschrieben worden . Der Generationskonflikt und die ausstehende Vergangenheitsbewältigung, die Rolle der Frau, Kuppel-Paragraf und die Illegalität von Homosexualität - Rosars Roman porträtiert auch eine Zeit, die aus heutiger Sicht sehr weit von einer offenen Gesellschaft entfernt ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere