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Veröffentlicht am 11.12.2020

Das furchtbare Schicksal eines ostukrainischen Mädchens

Kukolka
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Von Kinderbanden, Prostitution Minderjähriger, Menschenhandel ist in den Medien ja immer wieder die Rede, wird von einem aber leicht abgetan, weil es so fern von einem zu sein scheint. Dieser Roman jedoch ...

Von Kinderbanden, Prostitution Minderjähriger, Menschenhandel ist in den Medien ja immer wieder die Rede, wird von einem aber leicht abgetan, weil es so fern von einem zu sein scheint. Dieser Roman jedoch trägt dazu bei, dass man die eigene distanzierte Haltung zu den eingangs erwähnten Verbrechen revidiert. Denn das Schicksal der Protagonistin geht einem sehr nahe. Samira, später von vermeintlich es gut mit ihr meinenden Freunden nur Kukolka = Püppchen genannt, wächst elternlos in einer ostukrainischen Stadt in einem Kinderheim auf. Ihr Traum ist es, zu ihrer nach Deutschland adoptierten Freundin zu gehen. Mit sieben Jahren reißt sie aus dem Heim aus, findet Aufnahme bei Rocky, der sie und andere Kinder betteln und stehlen lässt und sie missbraucht. Mit 13 Jahren gerät sie an den sie vorgeblich liebenden Dima, der sie unter Drogen setzt und sie als Prostituierte arbeiten lässt und sie schließlich in ein Bordell in Berlin verkauft. Samiras Traum vom vielversprechenden Deutschland zerplatzt.
Das Thema ist schon harter Tobak. Die Protagonistin jedoch sorgte dafür, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen wollte. Ihr Wesen fasziniert – kindlich, gutgläubig, optimistisch. Bis zum Ende wünscht man sich, dass es für sie ein Happy End gibt. Ob es so kommt, muss jeder selber lesen.
Ein Buch, das wirklich berührt.

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Veröffentlicht am 26.11.2020

Eine gelungene Hommage an die geliebten Großeltern

Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke
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Inwieweit alles Erzählte biografisch ist, wie es den berechtigten Anschein erweckt, vermag ich nicht zu beurteilen. Auf jeden Fall erzählt uns der Autor in seinem dritten Band nach „Wann wird es endlich ...

Inwieweit alles Erzählte biografisch ist, wie es den berechtigten Anschein erweckt, vermag ich nicht zu beurteilen. Auf jeden Fall erzählt uns der Autor in seinem dritten Band nach „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ und „Alle Toten fliegen hoch“ aus den Jahren, als er Anfang 20 war und das Schauspielhandwerk, für das er sich nur aus einer Laune heraus entscheidet, professionell erlernt. Wider Erwarten wird er an der Münchner Schauspielschule angenommen und kommt während dieser Zeit bei seinen geliebten Großeltern in deren Nymphenburger Villa unter. Es wechseln sich Schilderungen aus seiner Ausbildung mit solchen aus dem Zusammenleben mit den betagten, schillernden, etwas schrulligen Großeltern ab. Während man sich bei ersteren wirklich fragt, wie aus dem offensichtlich durchweg untalentierten Meyerhoff (jedenfalls stellt er sich als solcher dar) ein so erfolgreicher Schauspieler werden konnte, sind letztere angefüllt mit vielen Anekdoten, die einen immer wieder schmunzeln lassen. Besser lässt sich kaum die Liebe eines Enkels zu seinen Großeltern (und umgekehrt) verdeutlichen.
Ein sehr kurzweiliges, empfehlenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 18.11.2020

Spannende Familiengeschichte

Die Schweigende
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Im hinteren Klappentext wird exakt das über die Autorin gesagt, was auch für den vorliegenden Roman zutrifft: Sie verfasst groß angelegte Spannungs- und Familienromane. Groß ist dieses Buch mit 518 Seiten ...

Im hinteren Klappentext wird exakt das über die Autorin gesagt, was auch für den vorliegenden Roman zutrifft: Sie verfasst groß angelegte Spannungs- und Familienromane. Groß ist dieses Buch mit 518 Seiten allemal; spannend ist es, weil es in der Vergangenheit der Protagonistin – der „Schweigenden“ aus dem Buchtitel – einen Lebensabschnitt gibt, über den sie jahrzehntelang nicht geredet hat und der sie zu einem so völlig anderen Menschen gemacht hat, als der sie noch in ihrer Jugend war; Familienroman ist es schließlich auch, da im Mittelpunkt die kürzlich verwitwete Karin mit ihren drei erwachsenen Töchtern steht, zu denen sie nie ein nahes Verhältnis hatte, anders als der Vater, der eine der Töchter auf dem Sterbebett versprechen lässt, den jüngeren Bruder von Karin zu finden, damit die Kinder ihrer Mutter verstehen lernen.
Die akribischen, detektivischen Nachforschungen der mittleren Tochter führen zurück in die deutsche Kinderheimerziehung in den 1950er/1960er Jahren in Deutschland. Was wir über sie erfahren, geht einem wirklich nahe. Das Ziel, das die Autorin laut Nachwort mit diesem Buch verfolgt hat, nämlich das Schicksal eines Heimkindes lebendig werden zu lassen und zu zeigen, welche Auswirkungen die Heimpädagogik auf die folgende Generation eines Heimkindes haben kann, ist ihr jedenfalls bestens gelungen. Die Geschichte liest sich besonders gut, weil sie auf wechselnden Zeitebenen spielt und aus der Perspektive verschiedener Personen erzählt wird. So fügt sich alles bis zu einem versöhnlichen Ende nach und nach zusammen.

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Über tiefe Trauer und tiefe Geschwisterliebe

Marianengraben
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Die Trauer der jungen Protagonistin Paula um ihren vor zwei Jahren beim Baden tödlich verunglückten geliebten kleinen Bruder ist so tief wie der tiefste Punkt der Erde in dem bekannten Tiefseegraben aus ...

Die Trauer der jungen Protagonistin Paula um ihren vor zwei Jahren beim Baden tödlich verunglückten geliebten kleinen Bruder ist so tief wie der tiefste Punkt der Erde in dem bekannten Tiefseegraben aus dem Buchtitel. Schuldgefühle und Depressionen lassen sie verzweifeln. Erst eine Bekanntschaft vom Friedhof, Helmut, der auch mit schweren Schicksalsschlägen zu kämpfen hat und mit dem sie sich auf eine Fahrt in die Berge zu Helmuts Elternhaus begibt, bringt sie zurück ins Leben.
Die Geschichte, so wie sie sich mit den Themen Trauer und Trauerbewältigung auseinandersetzt, ist unheimlich traurig und gefühlvoll geschrieben, ohne aber labile Leser in ein Loch zu stürzen. Es gibt viele humorige Einschübe. Besonders schön zu lesen sind die vielen eingeschobenen Gespräche zwischen den Geschwistern, an die Paula sich erinnert und die von der unendlichen Wissbegier des kleinen Jungen mit Interesse an der Meeresbiologie zeugen.
Ein empfehlenswerter Debütroman.

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Essstörungen und familiäre Ursachen

Jägerin und Sammlerin
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Dies ist ein sehr lesenswerter Roman, der uns in aller Härte und sehr anschaulich mit der Thematik Bulimie konfrontiert.
Die junge Alisa ist als Kleinkind in den 1990er mit ihren Eltern aus der Ukraine ...

Dies ist ein sehr lesenswerter Roman, der uns in aller Härte und sehr anschaulich mit der Thematik Bulimie konfrontiert.
Die junge Alisa ist als Kleinkind in den 1990er mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Berlin gekommen. Über diesen Hintergrund zu Zeiten von Perestroika und davor ist Interessantes zu erfahren. So wie ihre junge Mutter aus problematischen familiären Verhältnissen stammt, über die sie Stillschweigen bewahrt, hat auch Alisa mit ihrer fordernden, perfektionistischen Mutter zu kämpfen, die nie zufriedenzustellen ist. So wundert es nicht, dass die Mutter-Tochter-Beziehung völlig verkorkst ist und Alisa in Folge schon als junges Mädchen unter zunehmend extremer werdenden Essstörungen leidet und auch mit ihrem Äußeren nie zufrieden ist. Ihr Leidensweg dauert jahrelang, bis er einen Tiefpunkt erreicht und Alisa sich in klinische Behandlung begibt. Als Teil der Therapie schreibt sie dort ihre Biografie und bewegt hierzu auch ihre Mutter, so dass sich ein rundes und vollständiges Bild über die Familie und die Gründe der Erkrankung Alisas ergibt.
Nach ihrem Debüt „Kukolka“ erneut ein beachtliches Buch aus der Feder der aus der Ukraine stammenden Autorin.

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