Über Anteilnahme und Hoffnung
Was fehlt dirEine New Yorkerin begleitet ihre krebskranke Jugendfreundin im Verlauf der Erkrankung, und führt viele Gespräche mit ihr und den unterschiedlichsten Menschen. Dabei berichtet die Freundin davon, wie es ...
Eine New Yorkerin begleitet ihre krebskranke Jugendfreundin im Verlauf der Erkrankung, und führt viele Gespräche mit ihr und den unterschiedlichsten Menschen. Dabei berichtet die Freundin davon, wie es ist, dem Tod näher zu sein als dem Leben, erzählt von ihrer Tochter, ihrer Kindheit, Vergebung und Wut. „Nein, sprich weiter. Ich höre zu.“, ermutigt die Erzählerin ihre Freundin, denn sie findet Geschichten überall, auch im Schnurren eines Katers, der von seinem Leben erzählt, einem Bild an der Wand und natürlich auch in den Krimis auf ihrem Nachtisch.
Der Roman erzählt in drei Teilen, die tiefgründige, manchmal geheimnisanmutende Geschichte über das hoffnungsvolle Miteinander, die Akzeptanz des Todes und das Leben, das gelebt werden muss. Mit anspruchsvoller Dichte und erfrischender Experimentierfreudigkeit schreibt die amerikanische Autorin Sigrid Nunez nachdenklich und amüsant über zwei Frauen und ihre Begegnungen.
Über die erzählende Frau fehlen persönliche Details, nur kleine Krümmel sind im Buch verstreut. Sie ist eine undurchdringliche Zuhörerin, schwer vorstellbar, was sie wirklich durchmacht, manche Gedanken aus dem Kontext gegriffen - was den Text immer wieder unpersönlich und passiv werden lässt. Auf Anführungszeichen für die wörtliche Rede wurde beinahe konsequent verzichtet, sodass es als Stilmittel betrachtet werden kann, angesichts der einen Ausnahme im Buch. Für weitere Struktur- und Orientierungslosigkeit beim Lesen sorgen umständlich lange, gestopfte und zerrupfter Sätze, die in ihrer literarischen Freiheit verspielt anmuten, während die namenlosen Figuren ihre Geschichten erzählen. Es sind Gespräche über dystopische Zukunftsaussichten, die ethische Vertretbarkeit der Fortpflanzung angesichts des Klimawandels, amerikanische Präsidentschaftswahlen, das Älterwerden unter Einfluss der Medien und natürlich Sterbehilfe, in Anbetracht einer schweren Krankheit wie Krebs.
Fazit:
Ein gewöhnungsbedürftiger Roman, der mich herausgefordert und gedanklich beflügelt hat, den ich aber nur Interessierten empfehlen würde, die handlungsarme Literatur bevorzugen, in denen Figuren sich verlieren, aber lohnende Gedankengänge vertiefen. Was ich vermisst habe, lässt sich am besten so sagen, wie es im Buch heißt: „gleichgültig, wie traurig [sie sei], eine schön erzählte Geschichte hebt die Stimmung.“