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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2020

Eine Prinzessin wird erwachsen

Teatime mit Lilibet
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Mit jugendlichen 22 Jahren tritt Marion Crawford in den Dienst als Gouvernante für die Prinzessinnen Elisabeth und der jüngeren Margaret. Eigentlich ist das Lebensziel der Schottin, sich der Bildung der ...

Mit jugendlichen 22 Jahren tritt Marion Crawford in den Dienst als Gouvernante für die Prinzessinnen Elisabeth und der jüngeren Margaret. Eigentlich ist das Lebensziel der Schottin, sich der Bildung der Kinder in den Slums zu widmen, doch nicht zu Unrecht erkennt sie, dass sie viel mehr bewirken kann, wenn sie an der Charakterbildung dieser beiden Adelskindern mitwirkt. Es ist erschreckend, wie weltfremd, selbstherrlich und privilegiert der Adel lebt. Da kann es nur von Vorteil sein, wenn man sie, wie Crawford es getan hat, mit den banalen Dingen des täglichen Lebens wie zum Beispiel einem Besuch bei Woolworth in Kontakt bringt. Die kleinen Mädchen wachsen der Gouvernante sehr ans Herz. Sie sind ihre Ersatzfamilie, da sie wegen ihres Berufes nie einen passenden Lebenspartner finden konnte. Doch die Kinder werden älter, es entsteht eine immer größer werdende Kluft zwischen allen. Die Biografie berichtet von hässlichen Charaktereigenschaften aller Beteiligten. Elisabeth verliebt sich in einen unsympathischen jungen Mann, Margaret ist von klein auf von Neid zerfressen und verübt gern bösartige Streiche, und auch die Protagonistin selbst zeigt sich nicht in einem günstigen Licht, weil sie gegen gutes Geld und gegen die ausdrückliche königliche Order ein Buch über ihre Erfahrungen mit den Prinzessinnen verfasst. Auch wenn sie ihrer besten Jahre dem Königshaus geopfert hat, zum Schluss keine adäquate Anerkennung dafür erhalten hat, so ist doch diese indiskrete Plauderei aus dem Nähkästchen ein unentschuldbarer Vertrauensbruch.

Nun ja, hier stellt sich die Frage, was ist Fiktion, was lässt sich historisch belegen. Egal, vieles ist sehr interessant, aber leider ist auch vieles etwas zu sehr in die Länge gezogen. Für mich jedenfalls war dieses Buch interessanter als ein Bericht in der Boulevardpresse und hat mir manch unerwartete Einblicke in eine königliche Familie gewährt.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.12.2020

Scharfschütze

Als die Nacht begann
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Erst mit diesem 7. Fall lerne ich Jan Tommen und seine geniale Truppe kennen. Ein mysteriöser Scharfschütze treibt in Berlin sein Unwesen. Die Opfer haben auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeiten, an ...

Erst mit diesem 7. Fall lerne ich Jan Tommen und seine geniale Truppe kennen. Ein mysteriöser Scharfschütze treibt in Berlin sein Unwesen. Die Opfer haben auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeiten, an denen man die Ermittlungen ansetzen könnte. Jans Kombinationsgabe und die beachtlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten seiner Freunde führen natürlich zum gewünschten Erfolg, wobei sie sich oft in der Grauzone des Erlaubten bewegen. Die Handlung ist geprägt von einem rasanten Verlauf, gepaart mit unerwarteten Wendungen. Man kann sich gut vorstellen, diesen Plot verfilmt zu sehen. Es ist sehr angenehm, dass der Autor sich auf den Fall konzentriert und seine Leser nicht mit einem komplizierten Privatleben seiner Protagonisten überfrachtet. Die Handlung ist in sich abgeschlossen, es gibt auch keinen roten Faden einer Sekundärhandlung, die sich dann durch alle Jan-Tommen Bände zieht. Ebenfalls ein Fakt, den ich persönlich sehr zu schätzen weiß, denn so habe ich nicht das Gefühl, dass mir etwas an Vorwissen fehlt, weil ich erst so spät in die Serie eingestiegen bin. Alexander Hartung hat einen rundum spannenden Thriller kreiert. Einen kleinen Punktabzug gibt es, weil die Handlung doch etwas realitätsfern ist, was allerdings dem Lesespaß nicht abträglich ist.

Veröffentlicht am 17.11.2020

Ein dicker Thriller

Aus dem Schatten des Vergessens
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Voller Begeisterung habe ich mich auf dieses Buch gestürzt, denn der Klappentext war sehr vielversprechend. Ein Obdachloser begeht Selbstmord und hat die Brieftaschen von zwei anderen Toten bei sich. Wo ...

Voller Begeisterung habe ich mich auf dieses Buch gestürzt, denn der Klappentext war sehr vielversprechend. Ein Obdachloser begeht Selbstmord und hat die Brieftaschen von zwei anderen Toten bei sich. Wo ist da der Zusammenhang? Zu Anfang erfüllten sich meine Erwartungen auf einen spannenden Thriller. Besagter Obdachloser ist psychiatrischer Behandlung gewesen. In seinem Appartement finden sich kryptische Hinweise, die entschlüsselt werden müssen und häppchenweise stellt sich heraus, dass seine wilden, in der Therapie geäußerten Fantasien nicht allein seinem kranken Hirn entsprungen sind, sondern dass da in der Vergangenheit einiges unter den Teppich gekehrt worden ist. Es sind vornehmlich die Ermittler Victor Lessard und Jacinthe Taillon, die den Ungeheuerlichkeiten auf die Spur kommen.
Generell ist die Idee des Autors wirklich gut und sein Schreibstil ist mitreißend, aber es ist von allem etwas zu viel:
zu viele Seiten, zu viele Personen, zu viele Schauplätze. Dieses Zuviel hat bei mir den Spannungsbogen zerrissen. Ich war froh, als ich mich durch das Ende gekämpft habe, einem Ende, das nicht wirklich den Höhepunkt des Thriller darstellt.
Es war mir auch ein Zuviel an persönlichen Episoden aus dem Leben Lessards. Normalerweise vertiefen diese Informationen die Bindung an die Protagonisten, aber hier bleibt doch eine Distanz bestehen, weil einfach der Sympathiefunke nicht überspringen will. Die Krönung allerdings ist Lessards unverschämte, verfressene (sorry!) Kollegin Jacinthe, die man am liebsten aus dem Skript herausschneiden möchte, weil sie so unsympathisch ist.
Obwohl " Aus dem Schatten des Vergessens" so ganz anders ist, als ich erwartet habe, ehrlich gesagt für mich persönlich sogar eine kleine Enttäuschung war, ist es kein schlechtes Buch. Deswegen runde ich meine 3.5 Lesesterne nach oben auf.

Veröffentlicht am 14.11.2020

Feuerteufel

Tegernsee-Connection
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Ein Luxushotel in bester Lage am Tegernsee steht leer. Die guten Zeiten sind vorbei und Denkmalschutz schreckt die meisten Kaufinteressenten ab. Aktuell positionieren sich dann doch drei solvente Kandidaten, ...

Ein Luxushotel in bester Lage am Tegernsee steht leer. Die guten Zeiten sind vorbei und Denkmalschutz schreckt die meisten Kaufinteressenten ab. Aktuell positionieren sich dann doch drei solvente Kandidaten, als über Nacht ein Großbrand das schöne Anwesen vernichtet.

Wechselweise wird der Roman aus Sicht des ermittelnden Kommissars Markus Kling und dann aus der des Feuerteufels erzählt. Was als gut bezahlter Auftrag begann, hat sich bei diesem zu einer Obsession entwickelt. Es beginnt ein persönlicher Rachefeldzug, der über Leichen geht. Markus Kling ist ein netter Typ, der es schwer hat, die aalglatte Fassade der Geschäftsleute zu knacken, aber zu guter Letzt findet er den Schuldigen, nachdem er auch in der Gemeindeverwaltung einiges an Filz aufdecken konnte. Hier sitzt auch eine nette Sekretärin, auf die er ein Auge geworfen hat. Vielleicht klärt die nächste Folge darüber auf, wie seine Erfolgschancen im Flirten sind.

Insgesamt hab ich mir mehr von diesem Gmeiner-Krimi versprochen. Die Suche nach dem Brandstifter ist eine ziemlich trockene Angelegenheit und auch der kleine Flirt läuft etwas unter dem Radar. Gegen Ende allerdings gibt es noch einige rasante Momente, aber für meinen Geschmack leider etwas zu spät.

Der Autor hat auch die Chance vertan, mit der wundervollen Gegend zu punkten. Es kommt leider nur wenig Heimatflair auf, was ich sehr schade finde. Vielleicht wird Klings zweiter Fall ja aufregender.

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Veröffentlicht am 04.11.2020

Ausreisser

Amissa. Die Verlorenen
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Es gibt ein neues Ermittlerduo am Thrillerhimmel. Mit der zierlichen Rica, einer begnadeten Hackerin und ihrem Ehemann Jan, bärenstark und hitzköpfig, ist dem Autor Frank Kodiak eine gute Kombination gelungen. ...

Es gibt ein neues Ermittlerduo am Thrillerhimmel. Mit der zierlichen Rica, einer begnadeten Hackerin und ihrem Ehemann Jan, bärenstark und hitzköpfig, ist dem Autor Frank Kodiak eine gute Kombination gelungen. Einerseits schon außergewöhnlich, aber nicht krampfhaft mit Schrullen versehen, nur um die Charaktere interessanter zu gestalten. Beide engagieren sich für eine ehrenamtliche Organisation, die nach verschwundenen Teenagern sucht. Sie entdecken bei drei Teenie-Mädchen, dass sie sich nicht mit dem Umzug in eine neue Stadt abfinden konnten. Halt fanden sie in einer Whatsapp-Gruppe bei dem überaus verständnisvollen Peer, der sie in den Abgrund zieht. Bei den Ermittlungen geht es für Rica und Jan lebensgefährlich zu, aber was sie letztendlich aufdecken, das übersteigt jedes Vorstellungsvermögen und fast genauso schockiert sie die Identität der Drahtzieher.
Mir persönlich haben es Rica und Jan sehr angetan. Charakterlich integer, furchtlos und intelligent geben sie eine gute Figur in dem Thriller ab. Die Handlung selbst ist zwar durchgängig spannend, wirkt aber auf mich zu konstruiert, um wahr zu sein. Außerdem sind mir die Gewaltszenen viel zu detailliert. Trotzdem bin ich gespannt auf den zweiten Teil der Trilogie, denn Kodiak hat schon ein Händchen dafür, den Leser an die Seiten zu fesseln.