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Veröffentlicht am 22.02.2021

Packender Politthriller

Der Solist
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Neuhaus ist ein ziemlich introvertierter Typ, mit Ecken und Kanten, allerlei Eigenarten, aber einer gewissen Bodenständigkeit, mit der er den Leser als stillen Beobachter solide durch die Story bewegt. ...

Neuhaus ist ein ziemlich introvertierter Typ, mit Ecken und Kanten, allerlei Eigenarten, aber einer gewissen Bodenständigkeit, mit der er den Leser als stillen Beobachter solide durch die Story bewegt. Ich blieb ihm gegenüber recht neutral, empfand weder große Sympathie noch Antipathie. So war es mir zwar nicht möglich, einen näheren Bezug zu ihm herzustellen, andererseits ließ er mich so bestimmte Ereignisse nüchtern betrachten, in die ich sonst womöglich zu viele Emotionen gelegt hätte.

Zitat Seite 10: Wie in allen großen Städten kann man in Berlin einsam leben und einsam sterben.

Berlin als Schauplatz sagte mir sehr zu, da ich dort geboren wurde und aufwuchs. Das fühlte sich ein bisschen an wie nach Hause kommen.
Neuhaus wurde vom BKA Wiesbaden zur SETA nach Berlin geschickt, um diese zu unterstützen. Die Sondereinheit zur Terrorabwehr wurde in Folge eines Anschlags auf einem Weihnachtsmarkt gegründet.
Neuhaus' erster Fall führt ihn zu einem Tatort am Landwehrkanal, wo ein jüdischer Aktivist erschossen aufgefunden wurde. In der Nähe des Opfers wurde außerdem ein Bekennerschreiben entdeckt, das offenbar vom "Kommando Anis Amri" hinterlassen wurde. Jenem Kommando, das auch für den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt verantwortlich war.

Insgesamt ist "Der Solist" eine gut recherchierte, aktuelle Lektüre, die politische Aspekte aufgreift und in spannende Mordfälle integriert. Der Autor bedient sich einer eindringlichen und unmissverständlichen Sprache, mit denen er den Leser geschickt um den Finger wickelt.

Persönliches Fazit: Ein packender und äußerst realistischer Politthriller, der mit einem einprägsamen Protagonisten und einem präzisen Stil punktet. Seghers sollte man unbedingt im Auge behalten.

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Veröffentlicht am 02.01.2021

Ein fesselnder Thriller passend zur kalten Jahreszeit

Hexenjäger
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„Funktioniert in diesem verflixten Haus denn gar nichts? Eine kalte Welle erfasst Maria. Und ohne ihre Beobachtung zu begreifen, sieht sie hinter den Glastüren etwas, was dort nicht hingehört. Einen Moment ...

„Funktioniert in diesem verflixten Haus denn gar nichts? Eine kalte Welle erfasst Maria. Und ohne ihre Beobachtung zu begreifen, sieht sie hinter den Glastüren etwas, was dort nicht hingehört. Einen Moment lang vermischen sich die Umrisse mit ihrem eigenen Spiegelbild, doch dann bewegt sich die Gestalt und wird zu einem eigenständigen Ganzen.“ (CD 1 / Buchseite 9)


Als ich mit dieser Szene im Hinterkopf morgens im Dunkeln aufstehen musste und bei uns auf der Wiese hinterm Haus alles düster war, ich durch die Terrassentür nur die Spiegelungen von Innen sehen konnte, hatte ich doch ein sehr mulmiges Gefühl und versuchte, die großen Fenster in unserem Wohnbereich zu ignorieren. Und genau das macht für mich eine gute Story aus. Max Seeck hat mich mit seinem „Hexenjäger“ sofort mit der ersten Zeile in seinen Bann gezogen und mir die ein oder andere Gänsehaut verschafft.


Auf bizarre und erschreckende Weise ermordet wird die Frau des berühmten finnischen Thrillerautors Roger Koponens aufgefunden. Schnell wird klar, dass die Art und Weise, wie Maria Koponen getötet wurde, einem Mord in der Trilogie ihres Mannes entspricht. Am Tatort findet die verantwortliche Ermittlerin die Worte „Malleus Maleficarum“ in den Schnee getrampelt, auch bekannt als der Hexenhammer aus der Zeit der Inquisition. Als die Ermittler um Jessica Niemi weitere Leichen finden, die im Zusammenhang mit der Trilogie Koponens stehen beziehungsweise auf den Hexenhammer aus dem 15. Jahrhundert hinweisen, wird schnell klar, worum es geht: Die Täter veranstalten eine moderne Hexenjagd! Doch welches Ziel verfolgen sie und wie wählen sie ihre Opfer aus? Denn diese scheinen nichts auf dem Kerbholz zu haben und stehen auch in keiner Verbindung zu einander. Das Ermittlungsteam wird zum Spielball der gefährlichen Mörder, und im Mittelpunkt des Spiels steht Jessica.


Gekonnt, spannend und intelligent erzählt Max Seeck die Story rund um seine Hauptfigur Jessica Niemi. Die Geschichte um die Morde in der Gegenwart werden immer wieder von Szenen aus Jessicas Vergangenheit unterbrochen. Trotz der Geheimnisse, die Jessica erfolgreich hütet, avanciert sie für mich schnell zur wahren Sympathieträgerin. Und gerade weil sich nach und nach der Schleier um Jessicas Vergangenheit lüftet, fieberte ich von Seite zu Seite mehr mit ihr mit. Aber auch alle anderen Figuren zeichnet Seeck tiefgründig und glaubwürdig. Jeder einzelnen Person, sympathisch oder nicht, habe ich ihr Handeln zu jeder Zeit abgenommen.


Seeck verrät im Verlauf der Handlung an keiner Stelle seines Thrillers zu viel. Besonders gelungen ist, so finde ich, dass Seecks LeserInnen nie mehr wissen als das Ermittlungsteam. Auch sie jagen nur den Häppchen hinterher, die ihnen von den Tätern vorgeworfen werden. Wirklich brillant treibt Seeck so die Spannung auf die Spitze. An keiner Stelle des Buches wurde die Story irgendwie langatmig oder durchschaubar. Die Auflösung der Mordfälle war pointiert und in der Idee sehr gut gedacht. Leider blieb die Umsetzung im Kern etwas schwach. Viel zu schnell und viel zu knapp handelt Seeck die Lösung des Falls ab und konnte so nicht alle meine bis dahin offenen Fragen klären.


Freunden des gesprochenen Wortes kann ich außerdem das Hörbuch zu „Hexenjagd“ ans Herz legen. Ich durfte die gekürzte Version vorab hören und bin wirklich begeistert. Normalerweise höre ich Hörbücher, wenn ich nicht schlafen kann. „Hexenjagd“ lässt einen aber definitiv nicht einschlafen! Sabine Arnhold ist die perfekte Besetzung als Sprecherin. Ihrer warmen, ruhigen Stimme habe ich sehr gern zugehört. Gleichzeitig schafft ihre Stimme einen gekonnten Bruch zur kalten, brutalen Story des Thrillers.


Etwas schwierig war es zunächst, den Zeitsprüngen in Jessicas Vergangenheit zu folgen. Doch als ich auf diese Sprünge vorbereitet war, fielen mir die Veränderungen in der Klangfarbe und der Art, wie Arnhold spricht, auf. Auch die Musik, die eingangs beziehungsweise als Übergang zwischen den CDs eingesetzt wird, ist auf den Punkt gewählt und hat mir ehrlich gesagt immer einen Schauer über den Rücken laufen lassen. Auch inhaltlich wurde die Story für das Hörbuch großartig adaptiert. Logischerweise, es handelt sich hier ja um die gekürzte Fassung, sind einige Szenen dem Rotstift zum Opfer gefallen. Dies hat der Handlung an sich aber überhaupt keinen Abbruch getan und lässt viele Freiheiten für eigene Interpretationen. Ehrlich gesagt finde ich beide Varianten, Buch sowie Hörbuch, auf die jeweils eigene Weise wirklich gelungen.

Persönliches Fazit: Für mich ein großartiger Abschluss eines wirklich tollen Lesejahres! Mich konnte Max Seeck mit seinem „Hexenjäger“ überzeugen. Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen und das Hörbuch zu hören. Beides kann ich wirklich jedem, der Lust auf einen fesselnden Thriller passend zur kalten Jahreszeit hat, wärmstens empfehlen!

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Veröffentlicht am 19.12.2020

Spannende Mysterygeschichte mit Cliffhangern

The Woods 1. Die vergessene Anstalt
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Als das Zwillingspärchen zusammen mit Marius, bester Freund von Vanjo und seit einem halben Jahr fester Freund seiner Schwester, zu einem Forschungsprojekt aufbrechen, ahnen sie nicht, dass nichts so wird ...

Als das Zwillingspärchen zusammen mit Marius, bester Freund von Vanjo und seit einem halben Jahr fester Freund seiner Schwester, zu einem Forschungsprojekt aufbrechen, ahnen sie nicht, dass nichts so wird wie erwartet. Dort angekommen begrüßt sie ein durchaus attraktiver, aber schwer durchschaubarer Gruppenleiter, und kurz nachdem sie zu ihrer Expedition aufbrechen, verlaufen sie sich in dem riesigen Moorwald. Als sie auf eine andere Gruppe von Bootcampern treffen, keimt zunächst Hoffnung auf, diese verfliegt jedoch schnell, denn sie alle haben sich komplett verirrt. Nach langer Suche nach dem richtigen Weg entdecken sie eine alte, verfallene Lungenheilanstalt, in deren Schuppen sie für die Nacht Unterschlupf suchen. Jegliche Versuche in den nächsten Tagen, von dort wegzukommen, scheitern und es macht sich Panik breit. Nicht nur, dass es in der Gruppe immer mehr Spannungen und Misstrauen gibt, es häufen sich auch mysteriöse und beängstigende Ereignisse. Einige aus der Gruppe scheinen den Verstand zu verlieren. Oder passieren diese Dinge wirklich? Auch das Üerleben an sich wird schwer: Nahrung und Wasser werden schnell knapp. Wem kann man hier trauen? Vielleicht nicht mal sich selbst? Und doch spielt auch die Liebe eine Rolle.

Die Geschichte ist aus verschiedenen Perspektiven der Protagonisten geschrieben, was es mir erleichtert hat, mich in jeden von ihnen hineinzuversetzen. Ich hatte anfangs meine Schwierigkeiten mit Ira, das hat sich aber schnell gelegt und ich habe mit ihr und den anderen mitgefiebert. Wir haben hier eine komplett bunt gemischte Truppe: von der schicken Intagram- Influencerin bis zur Esoterikmaus und dem schwierigen Jugendlichen ist hier alles dabei. Da ist natürlich Stress vorprogrammiert, vor allem wenn die Umstände alles andere als angenehm sind.
Auch wenn ich nicht jeden unbedingt mochte, so hat mir die Autorin jeden einzelnen Charakter glaubhaft vermittelt.

Die Fragen, wem man hier trauen kann, was da eigentlich vor sich geht und ob sie es schaffen werden, dieser Hölle zu entkommen, haben immer mehr in meinem Kopf geschwirrt, denn hier wurde stetig mehr aufgefahren, ohne zu viel zu sein. Und das Ende? Tja, ich warte gespannt auf den 2. Teil! Ich hasse Cliffhanger.

Persönliches Fazit: Wieder ein Jugendbuch, das mich nach anfänglichen Startschwierigkeiten echt in den Bann gezogen hat. Ich empfehle es jedem, der eine gute und immer spannender werdende Mysterygeschichte lesen möchte. Aber: Wer nicht mit Cliffhangern klarkommt - so wie ich -, sollte vielleicht vorher auf den zweiten und dritten Teil warten. So oder so, es lohnt sich!

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Veröffentlicht am 17.12.2020

Gelungener Thriller mit kleinen Defiziten

Der Bewohner
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Gleich zu Beginn wird der Leser direkt an den Plot gefesselt, als Thomas Brogan vor der Polizei fliehen muss. Er hat es wieder getan: getötet! Auf seiner Flucht stößt er auf ein leer stehendes Haus, in ...

Gleich zu Beginn wird der Leser direkt an den Plot gefesselt, als Thomas Brogan vor der Polizei fliehen muss. Er hat es wieder getan: getötet! Auf seiner Flucht stößt er auf ein leer stehendes Haus, in dem er Unterschlupf findet. Schon bald findet er heraus, dass er von diesem Haus aus Zugang zu den anderen Reihenhäusern in der Umgebung hat. Brogan beobachtet seine neuen "Nachbarn" mit Hingabe und bereitet sich auf den großen Showdown vor.

An Spannung hat es in dieser Story definitiv nicht gefehlt. Als Leser lebt man in ständiger Neugier, was Brogan wohl als nächstes plant. Geschickte Cliffhanger animierten mich zum Weiterlesen, sodass ich den Thriller in Nullkommanix verschlungen habe.

Thomas Brogan ist ein außergewöhnlicher Protagonist. Er ist ein Serienkiller, das steht fest. Aber der Leser lernt auch seine verletzliche Seite kennen. Darf erfahren, dass tief in dem bösen Mann eigentlich ein ganz liebevoller Mensch zu Hause ist. Doch diese Seite zeigt Thomas bewusst nicht, denn das Böse ihn ihm ist stärker als alles andere.

„Für Brogan waren die Momente vor dem Tod interessant. Ihn faszinierte, wie Leute auf Schmerz, sowohl mentalen als auch physischen, reagierten, und wie sie sich ihren letzten Augenblick stellten.“ (Zitat)

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, weil er mich flüssig durch die Seiten leitete. Dass der Autor die Handlung nur aus der Sicht von Brogan erzählt, fand ich sehr gut, da ich einen besonderen Bezug zu dem Protagonisten aufbauen konnte. Seine Gedanken und Gefühle zu erleben, war für mich in diesem Werk wirklich einzigartig.

Der Schluss hat mich leider etwas enttäuscht. Er endete mir zu abrupt und ließ somit meine unzähligen Erwartungen unerfüllt. Schade, denn das Potenzial war durchaus da.

Persönliches Fazit: Ein gelungener Thriller, der mich mit Spannung und jeder Menge Nervenkitzel trotz Defiziten im Schlussteil überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Tolles Debut

The Last Day
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Das Cover und vor allem der Buchrücken sind mir sofort ins Auge gestochen. Der Gelbschnitt mit dem eingeprägten Buchtitel sieht einfach super schön aus und macht sich prima im Bücherregal. Aber auch der ...

Das Cover und vor allem der Buchrücken sind mir sofort ins Auge gestochen. Der Gelbschnitt mit dem eingeprägten Buchtitel sieht einfach super schön aus und macht sich prima im Bücherregal. Aber auch der Klappentext kann sich sehen lassen, so versprach er mir einen spannenden Dystopie Thriller, der mich bestens unterhalten hat.

Wir befinden uns im Jahr 2059. Durch ein Vorkommnis im Weltraum steht die Erde plötzlich still. Die fehlende Rotation führt dazu, dass die eine Erdhalbkugel einer extremen Hitze ausgesetzt istl wogegen die andere Halbkugel in Dunkelheit und Kälte versinkt. Nur ein minimaler Bereich dazwischen ermöglicht ein menschliches Leben.

Ellen Hopper ist Wissenschaftlerin und erforscht die Folgen von Erdströmungen. Als ihre Reise sie nach Großbritannien führt, erhält sie einen Brief von ihrem alten Professor Edward Thorne. Dieser Brief ist der Schlüssel zu einem bedeutenden Geheimnis, das unter gar keinen Umständen ans Licht gebracht werden darf. Ellen wird schnell bewusst, dass die Bewahrung des Geheimnisses ihr Leben in große Gefahr bringen wird, und so liefert sie sich eine spannende Jagd mit dem Geheimdienst.

Der Plot fängt langsam an, bietet dem Leser jedoch von Anfang an sehr viele Informationen. Der Schreibstil ist lebhaft, detailliert und abwechslungsreich. Die Charaktere werden nicht zu ausführlich dargestellt, was mir sehr gut gefallen hat. Einzig zu der Hauptprotagonistin Ellen erfährt der Leser etwas mehr. Hier hat Murray präzise Rückblicke eingebaut.

Die Handlung mag vielleicht auf den ersten Blick etwas verwirrend und unrealistisch auf den Leser wirken. Aber ich finde es ist dem Autor hier sehr gut gelungen, das Phänomen des Erdstillstands glaubhaft darzustellen. Er hat sich mit seinem Debut an dem Thema „Worldbuilding“ versucht, woran schon viele Autoren kläglich gescheitert sind. Aber mich persönlich hat es angesprochen, und durch detaillierte Beschreibungen konnte mich Murray tatsächlich in eine andere Welt entführen.

Die Spannung war für mich konstant hochgehalten, da Ellen durch die Bewahrung des Geheimnisses quasi ständig in Gefahr schwebt. Das Ende bietet definitiv einen Cliffhanger, so dass ich vermute, dass Murray noch einen zweiten Teil hinterherschieben wird. Es bleibt also spannend!

Persönliches Fazit: Dem Autor ist mit „The last day“ ein tolles Debut gelungen, das mich prima unterhalten hat. In Sachen Worldbuilding hat er sein Können gezeigt, und ich bin mir sicher, dass Fantasy- und Science-Fiction-Fans begeistert sein werden!

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