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Veröffentlicht am 02.03.2021

Konnte mich leider nicht wirklich abholen...

Working Late
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Zugegebenermaßen habe ich bislang noch nicht allzu viele skandinavische Übersetzungen gelesen, die KEINE Thriller oder Krimis waren. Der neue New Adult Roman "Working Late" von der schwedischen Newcomer ...

Zugegebenermaßen habe ich bislang noch nicht allzu viele skandinavische Übersetzungen gelesen, die KEINE Thriller oder Krimis waren. Der neue New Adult Roman "Working Late" von der schwedischen Newcomer Autorin Helene Holmström, der letzte Woche im LYX Verlag erschienen ist, war da die perfekte Gelegenheit mit diesem Klischee aufzuräumen. Leider bin ich von Anfang an nur schwer in die Geschichte hineingekommen und muss nach 464 durchwachsenen Seiten feststellen, dass mich der Roman nicht wirklich abholen konnte.

Das Cover ist eine typische LYX-Schönheit inklusive Skyline, geometrischen Figuren und verträumten Lichtpunkten. Ich kenne mich mit Skylines zwar nicht besonders gut aus, vermute aber, dass hier die des Settings Stockholm abgebildet ist, in dem der Großteil der Handlung spielt. Durch die blau-lila-Farbgebung wirkt das Cover zudem klassisch-schick und leidenschaftlich. Was die sonstige Gestaltung anbelangt war ich in erster Linie erstaunt über die Dicke der Geschichte - mit fast 500 Seiten und 46 Kapiteln ist die Liebesgeschichte ein bisschen über dem Durchschnitt -, welche ich nach dem eher holprigen Start jedoch bald verflucht habe.


Erster Satz: "Schon am ersten Tag bei Svärdh & Partner war Charlotta Kvist klargeworden, dass die Dozenten an der Uni nicht die Wahrheit gesagt hatten."


Ich hatte hier eine typische Office-Romance mit anspruchsvollen Chefs, Überstunden im Büro, After-Work-Partys mit Unmengen an Champagner, fiese Konkurrenten um Beförderungen und einer leidenschaftlichen, verbotenen Affäre erwartet. Ersteres habe ich auch alles erhalten, ganz als hätte die Autorin die insgeheime Office-Romance-Checkliste abgearbeitet, was die leidenschaftliche Liebesgeschichte anbelangt, schneidet die Geschichte jedoch sehr schlecht ab, was an verschiedenen Aspekten gelegen hat. Der erste und wichtigste Grund zuerst: Der juristische Fall und die folgenden Gerichtsverhandlungen, in die Charlotta und Ignacio verwickelt sind, sowie deren berufliche Entwicklungsgeschichten nehmen sehr viel Raum ein. Bevor ich anfange zu meckern muss ich zugeben, dass ich ein substanzielles Thema, um das sich eine Liebesgeschichte dreht, grundsätzlich als positiv einschätze, da ich es schade finde, wenn sich die Handlung auf das reine Aufeinandertreffen der Love Interest beschränkt und andere Kontexte nur als Vorwand benutzt wird, um deren Anziehung zu steigern. Leider nehmen die juristischen Abhandlungen und die Schilderungen des Arbeitsalltags der Figuren hier für meinen Geschmack zu stark Überhand, sodass sich manche Stellen stark ziehen und eher trocken lesen.


"Wenn es etwas gibt, was Carl-Adam mir beigebracht hat, dann, dass man stärker davon wird, wenn man sich traut, von jemandem abhängig zu sein."


Die Frage nach der Verantwortung eines Großunternehmens für einen Unfall in einer südamerikanischen Fabrik, die für den Konzern zum Dumpingtarif billige Kleider produziert, ist definitiv ein wichtiges und aktuelles Thema und wird durch die Autorin, die selbst Juristin ist, realistisch und ausführlich dargelegt. So ausführlich, dass ich zwischendurch eher an einen Wirtschaftskrimi erinnert war, statt an eine Liebesgeschichte. Versteht mich also nicht falsch - für die detaillierte Auseinandersetzung mit diesem Thema verdient die Autorin meinen Respekt, ich hätte mir aber einen Mittelweg in der Umsetzung gewünscht, der mehr Raum für Gefühle und Atmosphäre lässt. An letzteren mangelt es "Working Late" nämlich leider, was auch im Schreibstil der Autorin mitbegründet ist. Nicht dass es nicht um emotionale Themen gehen würde - Helene Holmström spricht unter anderem Mobbing, Flucht, Wurzeln und Insuffizienzgefühle an -, es fehlte mir hier einfach der Zauber, der die dargestellten Emotionen auf den Leser überträgt. Dazu trägt auch die eher distanzierte, auktoriale Erzählweise bei, die in manchen Szenen aus einer einfachen Aneinanderreihung von "Sie tat dies. Sie tat das. Danach sagte sie folgendes" bestand. Sehr sachlich und konstruiert wirkten auch die wenigen erotischen Szenen und beinahe alle romantischen Annäherungen der Figuren. Ob die Autorin nun von sich aus sehr nüchtern schreibt, oder die fehlende Magie von der Übersetzung aus dem Schwedischen herrührt, kann ich schlecht einschätzen.


"Lass es uns versuchen und einander eine Chance geben. Lass uns dem hier eine Chance geben."


Fest steht, dass das nicht das ist, was ich mir von einer Liebesgeschichte wünschen würde und mich keiner der Handlungsstränge wirklich catchen konnte. Jaaa, ihr habt richtig gelesen, Handlungsstränge, Plural. Helene Holmström erzählt uns im Grunde drei Liebesgeschichten parallel. Neben der Prozessanwältin Charlotta und dem Experten für Menschenrechte des angeklagten Unternehmens Gaia, Ignacio, erzählen auch jeweils deren Vorgesetzte, die Kanzleipartnerin Dessie und Gaia-Geschäftsführer Christopher aus ihrer Perspektive von ihren Liebesabenteuern. Zudem verfolgen wir die Hochzeitsvorbereitungen von Carl-Adam und Jack, welche die jeweils besten Freunde von Charlotta und Ignacio sind. Auch dabei gilt: grundsätzlich habe ich über zusätzliche Perspektiven und Handlungsstränge überhaupt nichts einzuwenden, in "Working Late" haben mich aber einige Dinge gestört. Erstens kamen die Nebenhandlungsstränge sehr unerwartet, da die anderen Figuren im Klapptext mit keinem Wort erwähnt sind. Zweitens wird der Wechsel der Perspektiven nicht angezeigt, was in Kombination mit dem auktorialen Erzähler in einigen Szenen zu Verwirrungen bei mir geführt hat. Und drittens bringen die zwei zusätzlichen Geschichten die Haupthandlung weder inhaltlich weiter, noch schaffen sie es, mit Spannung über Flauten hinwegzuhelfen. Im Gegenteil: Dessies und Christophers Geschichte lenkt meines Erachtens nur noch mehr von den beiden Hauptfiguren ab, deren Beziehung aufgrund des sehr dominanten Falls ohnehin schon wenig Zeit blieb und bleibt so oberflächlich, dass sie am Ende noch nicht einmal richtig aufgelöst wurde. Ich schließe mich also auch vielen meiner VorrezensentInnen an und schließe, dass ich die Nebenhandlungsstränge lieber weggelassen hätte.

Ich halte fest: der inhaltliche Kern der Geschichte hatte definitiv Überlänger, was zu einigen trockenen Passagen geführt hat, welche die drei im Grunde sympathischen Liebesgeschichten aufgrund mangelnder emotionaler Tiefe auch nicht aufpeppen konnten. Ein richtiger Reinfall war "Working Late" aber dennoch nicht und das lag nicht nur an den zuvor schon berichteten spannenden Grunddiskussionen zu Nachhaltigkeit, Menschenrechten und Verantwortung, sondern auch am Setting in Stockholm. Denn während Helene Holmström es versäumt, uns große Gefühle zu vermitteln, kommt man in den 464 Seiten ganz schön rum, ohne sich jedoch wie auf einer Sightseeing-Tour zu fühlen. Wir besuchen mit den Figuren zusammen Cafés, Bars, Clubs, Restaurants, Feste, sowie ein Food-Festival und merken dabei jeder Schilderung an, dass die Autorin mit ihrer Familie in Stockholm lebt und deren Lebensgefühl dadurch sehr authentisch einfangen kann. Am besten gefallen haben mir die Ausflüge aufs Land und in die Vergangenheit der Figuren, bei denen man die schwedische Lebensweise wunderbar kennenlernen kann. All das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass "Working Late" nicht gerade Begeisterungsstürme bei mir ausgelöst hat. Auch das Ende wirkt ein bisschen fad, emotions- und einfallslos - es hatte einfach kaum etwas Besonderes an sich und hätte auch hinter 10 andere Romane gepasst - und lässt mich deshalb sehr unsicher zurück, ob ich die beiden kommenden Bände der Trilogie auch noch lesen will.




Fazit:


"Working Late" ist ein eher komplizierter Roman mit überlangem Prozess und zu vielen Nebenhandlungen, um die Liebesgeschichte lebendig werden zu lassen. Zwar sind Setting und inhaltlicher Kern grundsätzlich interessant, mir haben jedoch emotionale Tiefe, eine packende Atmosphäre und ein zufriedenstellendes Ende gefehlt.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.02.2021

Emotionale Tiefe, Einfallsreichtum und eine ausführliche Auflösung des Hauptkonflikts vermisst

Wenn dein Blick mich trifft - FORBIDDEN HEARTS
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Die Eindrücke:

Handlung: Zwei verfeindete Familien, eine unverfängliche Affäre und ganz große Gefühle - diese Themen sind nicht gerade Neuland im New Adult Genre, von Alisha Rai aber unterhaltsam und ...

Die Eindrücke:

Handlung:
Zwei verfeindete Familien, eine unverfängliche Affäre und ganz große Gefühle - diese Themen sind nicht gerade Neuland im New Adult Genre, von Alisha Rai aber unterhaltsam und lesenswert umgesetzt. Zu Beginn hatte ich leider Probleme, in die Geschichte hineinzufinden, da mich die vielen Namen, die komplexen Familienstruktur und deren Beziehungen zueinander ziemlich verwirrt haben und die Düsternis und das Drama rund um die Familien Chandler und Kane recht aufgebauscht wirkten. Erst im letzten Drittel verstehen wir so langsam, was vor zehn Jahren eigentlich passiert ist und dafür gesorgt hat, dass sich das einst so glückliche Traumpaar Olivia und Nicholas nun einmal im Jahr versteckt trifft, ansonsten aber jegliches Gefühl zu vermeiden versucht. Leider ist die Auflösung ist nicht gerade unvorhersehbar und es bleiben meiner Meinung nach zu viele Fragezeichen und offene Stellen, um das Familiendrama als Hauptkonflikt zu validieren, vor dessen Hintergrund sich die Liebesgeschichte von Nicholas und Olivia abspielt.

Figuren:
Die Figuren sind tatsächlich mein Hauptproblem der Geschichte. Zwar sind die kämpferische Tattookünstlerin Livvy und der überakkurate Geschäftsführer Nicholas grundsätzlich sympathische Protagonisten, die beiden gingen mir jedoch mit ihrer Unfähigkeit, einfach normal miteinander zu kommunizieren und sich damit viel Ärger zu ersparen, gerade zu Beginn ziemlich auf die Nerven. Seit ihrer schmerzhaften Trennung von zehn Jahren befinden die beiden sich in einem höchst toxischen Kreislauf aus Lust und Schmerz, obwohl mir von der ersten Seite an klar war, dass sie sich lieben. Ein einziges ehrliches Gespräch hätte die beiden aus diesem Teufelskreis befreien können und so habe ich die Entwicklung ihrer Beziehung von "Friends-to-Lovers-to-Enemies-to-Lovers" mit einem resignierten Seufzen auf den Lippen beobachtet. Die knisternde Chemie zwischen den beiden ist dabei ein nettes Trostpflaster, lieber als heiße Szenen hätte ich jedoch ein klärendes Gespräch der beiden gelesen!

Schreibstil:
Sehr gut gefallen haben mir Alisha Rais Schreibstil und ihr Erzählstil, der in jedem Kapitel die Perspektive des Er-Erzählers wechselt und somit einen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt von Livvy und von Nicholas ermöglicht. Die Autorin schreibt jedoch nicht nur flüssig, leidenschaftlich und mit einer wohl abgemessenen Portion Düsternis, sondern hat mich auch mit der beiläufigen Diversität der Figuren überzeugt. Als gegen Ende dann auch endlich die mitreißenden Emotionen aufkamen, die ich über die gesamte Geschichte vermisst hatte, da die beiden Figuren mit mäßigem Erfolg versuchen, ihre Gefühle zu unterdrücken und außer Schmerz und Lust kaum eine emotionale Regung erlauben, konnte "Wenn dein Blick mich trifft" noch einmal ein paar Punkte sammeln. Ob diese ausreichen, um mich dazuzubringen, zu den zwei Folgebänden zu greifen, deren Handlungsstränge und Entwicklungen hier schon angedeutet werden, weiß ich jedoch noch nicht.


Die Zitate:


"Verdammt noch mal. Kein Wenn. Das Wörtchen wenn eröffnete einen bunten Strauß an Möglichkeiten, führte zu einem Paralleluniversum, in dem die Kinder verfeindeter Familien zusammenkommen und die Widrigkeiten und die hässliche Vergangenheit, die zwischen ihnen stand, überwinden konnten. Wenn war ein Wort für Märchen, nicht für die Wirklichkeit"

"Es ist unvernünftig."
"Wer behauptet, dass Liebe vernünftig ist, der lügt. Manchmal kann man nun mal nicht aufhören, jemanden zu lieben."

"Wenn es hart auf hart kommt, sind Märchenprinzen unzuverlässig. ich brauche einen Mann, der auch im unbarmherzigen Tageslicht zu mir steht. Ich kann nicht mehr das Geheimnis von irgendjemand anderem sein."

"Sie wog jedes einzelne Wort tief in ihrem Herzen, als seien sie kleine Fackeln, die ihr in der Dunkelheit ihrer beängstigenden Einsamkeit Licht spendeten."



Das Urteil:

Ich habe hier emotionale Tiefe, Einfallsreichtum und eine ausführliche Auflösung des Hauptkonflikts vermisst, dafür bietet "Wenn dein Blick mich trifft" einen flüssigen Schreibstil, zwei grundsätzlich sympathische Figuren, authentische Diversität und leidenschaftliche Chemie.

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Veröffentlicht am 27.02.2021

Emotionale Tiefe, Einfallsreichtum und eine ausführliche Auflösung des Hauptkonflikts vermisst

Wenn dein Blick mich trifft - FORBIDDEN HEARTS
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Die Eindrücke:

Handlung: Zwei verfeindete Familien, eine unverfängliche Affäre und ganz große Gefühle - diese Themen sind nicht gerade Neuland im New Adult Genre, von Alisha Rai aber unterhaltsam und ...

Die Eindrücke:

Handlung:
Zwei verfeindete Familien, eine unverfängliche Affäre und ganz große Gefühle - diese Themen sind nicht gerade Neuland im New Adult Genre, von Alisha Rai aber unterhaltsam und lesenswert umgesetzt. Zu Beginn hatte ich leider Probleme, in die Geschichte hineinzufinden, da mich die vielen Namen, die komplexen Familienstruktur und deren Beziehungen zueinander ziemlich verwirrt haben und die Düsternis und das Drama rund um die Familien Chandler und Kane recht aufgebauscht wirkten. Erst im letzten Drittel verstehen wir so langsam, was vor zehn Jahren eigentlich passiert ist und dafür gesorgt hat, dass sich das einst so glückliche Traumpaar Olivia und Nicholas nun einmal im Jahr versteckt trifft, ansonsten aber jegliches Gefühl zu vermeiden versucht. Leider ist die Auflösung ist nicht gerade unvorhersehbar und es bleiben meiner Meinung nach zu viele Fragezeichen und offene Stellen, um das Familiendrama als Hauptkonflikt zu validieren, vor dessen Hintergrund sich die Liebesgeschichte von Nicholas und Olivia abspielt.

Figuren:
Die Figuren sind tatsächlich mein Hauptproblem der Geschichte. Zwar sind die kämpferische Tattookünstlerin Livvy und der überakkurate Geschäftsführer Nicholas grundsätzlich sympathische Protagonisten, die beiden gingen mir jedoch mit ihrer Unfähigkeit, einfach normal miteinander zu kommunizieren und sich damit viel Ärger zu ersparen, gerade zu Beginn ziemlich auf die Nerven. Seit ihrer schmerzhaften Trennung von zehn Jahren befinden die beiden sich in einem höchst toxischen Kreislauf aus Lust und Schmerz, obwohl mir von der ersten Seite an klar war, dass sie sich lieben. Ein einziges ehrliches Gespräch hätte die beiden aus diesem Teufelskreis befreien können und so habe ich die Entwicklung ihrer Beziehung von "Friends-to-Lovers-to-Enemies-to-Lovers" mit einem resignierten Seufzen auf den Lippen beobachtet. Die knisternde Chemie zwischen den beiden ist dabei ein nettes Trostpflaster, lieber als heiße Szenen hätte ich jedoch ein klärendes Gespräch der beiden gelesen!

Schreibstil:
Sehr gut gefallen haben mir Alisha Rais Schreibstil und ihr Erzählstil, der in jedem Kapitel die Perspektive des Er-Erzählers wechselt und somit einen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt von Livvy und von Nicholas ermöglicht. Die Autorin schreibt jedoch nicht nur flüssig, leidenschaftlich und mit einer wohl abgemessenen Portion Düsternis, sondern hat mich auch mit der beiläufigen Diversität der Figuren überzeugt. Als gegen Ende dann auch endlich die mitreißenden Emotionen aufkamen, die ich über die gesamte Geschichte vermisst hatte, da die beiden Figuren mit mäßigem Erfolg versuchen, ihre Gefühle zu unterdrücken und außer Schmerz und Lust kaum eine emotionale Regung erlauben, konnte "Wenn dein Blick mich trifft" noch einmal ein paar Punkte sammeln. Ob diese ausreichen, um mich dazuzubringen, zu den zwei Folgebänden zu greifen, deren Handlungsstränge und Entwicklungen hier schon angedeutet werden, weiß ich jedoch noch nicht.


Die Zitate:


"Verdammt noch mal. Kein Wenn. Das Wörtchen wenn eröffnete einen bunten Strauß an Möglichkeiten, führte zu einem Paralleluniversum, in dem die Kinder verfeindeter Familien zusammenkommen und die Widrigkeiten und die hässliche Vergangenheit, die zwischen ihnen stand, überwinden konnten. Wenn war ein Wort für Märchen, nicht für die Wirklichkeit"

"Es ist unvernünftig."
"Wer behauptet, dass Liebe vernünftig ist, der lügt. Manchmal kann man nun mal nicht aufhören, jemanden zu lieben."

"Wenn es hart auf hart kommt, sind Märchenprinzen unzuverlässig. ich brauche einen Mann, der auch im unbarmherzigen Tageslicht zu mir steht. Ich kann nicht mehr das Geheimnis von irgendjemand anderem sein."

"Sie wog jedes einzelne Wort tief in ihrem Herzen, als seien sie kleine Fackeln, die ihr in der Dunkelheit ihrer beängstigenden Einsamkeit Licht spendeten."



Das Urteil:

Ich habe hier emotionale Tiefe, Einfallsreichtum und eine ausführliche Auflösung des Hauptkonflikts vermisst, dafür bietet "Wenn dein Blick mich trifft" einen flüssigen Schreibstil, zwei grundsätzlich sympathische Figuren, authentische Diversität und leidenschaftliche Chemie.

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Veröffentlicht am 12.12.2020

Über weite Teile viel Schönes dabei, aber mit Mängeln im Aufbau!

Dein perfektes Jahr
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Da mich schon "Wir sehen uns beim Happy End" von Charlotte Lucas total verzaubert hat, war klar, dass dies nicht ihr einziger Roman in meinem Regal bleiben wird. "Dein perfektes Jahr" war mein zweiter ...

Da mich schon "Wir sehen uns beim Happy End" von Charlotte Lucas total verzaubert hat, war klar, dass dies nicht ihr einziger Roman in meinem Regal bleiben wird. "Dein perfektes Jahr" war mein zweiter Versuch und auch wenn mich die Geschichte von Hannah und Jonathan nicht ganz so überzeugen konnte, wie die von Ella und Oscar, kann ich diesen zauberhaften Roman über Schicksal, Tragik, Zufälle, die Kraft der Gedanken und die Unvermeidbarkeit der Liebe nur weiterempfehlen!

Auch für "Dein perfektes Jahr" hat sich der Lübbe Verlag mal wieder eine sehr verträumte, exzentrische, aber wunderschöne Gestaltung ausgedacht, welche wunderbar zur Geschichte passt. Auf einem dunkelblauen, an einen Nachthimmel erinnernden Hintergrund ist der Titel in großen bunten Buchstaben im Handlettering-Stil umgeben von liebevollen Verzierungen zu sehen. Blumenranken, Herzen, Vögel, Sterne, Hufeisen und die Silhouetten zweier Personen geben der Gestaltung einen verspielten Touch und lassen das Buch zusammen mit dem pinken Buchschnitt und dem lilafarbenen Lesebändchen edel und kitschig zugleich aussehen. Auch die innere Gestaltung gefällt mir gut. Die einzelnen Kapitel, die genau die richtige Länge besitzen, werden mit dem Namen des erzählenden Protagonisten und dem jeweiligen Datum begonnen, was angesichts des komplizierten Handlungsaufbaus sehr hilfreich ist.


Erster Satz: "Jonathan N. Grief war nicht zufrieden."


Charlotte Lucas erzählt hier nämlich keine einfache, chronologische Begegnung-zu-Liebe-Geschichte, sondern hat sich für das Glück ihrer Protagonisten etwas ganz Besonderes ausgedacht. Worauf genau diese originelle Idee und der ausgeklügelte Aufbau hinausläuft, will ich an dieser Stelle nicht verraten, um neugierigen Lesern nichts vorwegzunehmen. Nur so viel: Rechnet nicht mit einer schnulzigen, vorhersehbaren 08/15-Liebesgeschichte, wie es sie zu Genüge gibt. Was folgt ist die tragisch-komische Geschichte einer Frau, die versucht auch bei Schicksalsschlägen nicht ihre positive Einstellung zu verlieren und eines Mannes, der durch einen Zufallsfund sein Leben umkrempelt. "Dein perfektes Jahr" ist kein bloßer Feelgood-Roman - Er trägt ganz leise versteckt eine wundervolle Botschaft, tolle Ideen und kleine Anspielungen in sich und berührt mit zarten Zwischentönen. Mit den vielen schönen Anregungen, philosophischen Gedanken und der deutlichen Message, das Leben positiv anzugehen, Spuren in die Zukunft zu legen und im Jetzt zu leben, die wir zur gut durchdachten Handlung on top erhalten, ist die "Dein perfektes Jahr" also eine über weite Teile "wundervoll warmherzige Geschichte", um mal einen Protagonisten aus dem Roman zu zitieren.


"Sich Sorgen machen ist wie ein Schaukelstuhl - man ist zwar beschäftigt, aber man kommt nicht voran."


Das Problem, weshalb ich das Anhängsel "über weite Teile" nicht durch ein "rundum" ersetzen konnte? Leider startet die Geschichte sehr langsam und undurchsichtig (was allein noch nicht negativ anzumerken wäre) und benötigt darüber hinaus über 200 Seiten, um richtig Fahrt aufzunehmen. Im sehr langen Einstieg nimmt sich die Autorin viel Zeit, um uns in das Leben von Hannah und Jonathan einzuführen, wobei sie bei Hannah zwei Monate vor Jonathan startet. Wir bringen also das erste Drittel des Romans damit zu, mit Hannah über die Eröffnung ihres neuen Kinder-Event-Ladens nachzugrübeln, sich über ihren Freund Simon zu ärgern, der nach seiner Kündigung einfach nicht von der Couch hochkommt, was sich mit Jonathans Joggingrunden, Beschwerdebriefe an diverse Mitmenschen und einer ereignislosen Tagesroutine abwechselt. Etwas Schwung und Mysterium kommt nur durch Jonathans Kalender-Fund in die Geschichte, da sowohl er, als auch wir Leser aber sehr lange im Dunkeln tappen, wer ihm wohl ein ausgefülltes Filofax mit Anregungen für das nächste Jahr an seinen Fahrradlenker gehängt hat, konnte mich der Einstieg nicht besonders fesseln.


„Es gibt zwei Tage im Jahr, an denen man nichts tun kann. Der eine ist gestern, der andere morgen. Dies bedeutet, dass heute der richtige Tag zum Leben, Glauben und in erster Linie zum Leben ist.“


Erst ab dem Punkt, an dem man zu ahnen beginnt, wie die beiden Handlungsstränge von Hannah und Jonathan zusammenhängen, kann man die Geschichte kaum mehr aus der Hand legen, da man wissen will, was Schwäne, Kalender, Zeitungsannoncen, überraschende Autofunde, Tarot-Vorhersagen und nächtliche Begegnungen mit Pudeln miteinander zu tun haben und ob die beiden ihr Happy End erhalten. Da dies aber erst zu einem relativ späten Zeitpunkt der Geschichte passiert, bleiben ihr Kennenlernen und die Gefühle, die sich zwischen ihnen entwickeln nur recht flott zwischen großen Zeitsprüngen verstaut. Ich hätte mir also insgesamt eine Kürzung der Einleitung und einen stärkeren Schwerpunkt auf dem letzten Teil der Geschichte gewünscht. Denn nur dieser konnte mit seinen schicksalhaften Verstrickungen, den vielen Gefühlen und den unvorhergesehenen Wendungen wirklich mitreißen.


"Es war mehr ... wie ein kleines, aber sehr konzentriertes, schmerzhaftes Gefühl von Wehmut. Ein Gefühl von Sich-verlassen-Fühlen. Verraten von dem, den sie - wenn auch nur für kurze Zeit - für etwas ganz Besonderes gehalten hatte. Für jemanden, der ihr vom Schicksal geschickt worden war.
Dämliches Schicksal! Da war die Deutsche Post ja verlässlicher!"


Charlotte Lucas´ Schreibstil ist grundsätzlich eher pragmatisch und wenig beschreibend, an manchen Stellen und vor allem in Bezug auf das Innenleben der Figuren schweifen Gedankengänge auch mal seitenlang ab. Selbstverständlich lebt die Geschichte sehr von der vitalen Gedankenwelt der Charaktere, auf die Dauer sind aber ihre ganzen Gedanken, die Analyse ihrer Gefühle und andere Abschweifungen ein bisschen zu viel, sodass gerade am Anfang, als noch nicht so viel passiert, ein wenig Spannung verloren geht. Auch nach großen Gefühlen und ungezügelter Leidenschaft kann man hier lange suchen. Anders als in vielen Romanen dieses Genres liegt hier der Schwerpunkt wirklich auf den zwei Figuren an sich und ihrer schicksalhaften Begegnung, als auf ihrer Liebe, die sie schlussendlich verbindet. Man sollte den Roman also eher als Ode an das Schicksal, als Entwicklungsgeschichte zweier Figuren, deren Leben enger miteinander verstrickt sind, als sie zu Beginn glauben und als charmanten Mutmacher lesen und nicht als Liebesgeschichte. Sonst wird man spätestens im schnell abgehandelten und offenen Ende eine herbe Enttäuschung erleiden.




Fazit:


Ein zauberhafter, warmherziger und auch gut durchdachter Roman über Schicksal, Tragik, Zufälle, die Kraft der Gedanken und die Unvermeidbarkeit der Liebe. Leider lässt sich Charlotte Lucas mit ihrer Einleitung viel zu viel Zeit und schafft es erst nach der Hälfte richtig zu fesseln, bevor wir in ein überstürztes Ende purzeln. Über weite Teile viel Schönes dabei aber mit Mängeln im Aufbau!

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Veröffentlicht am 12.12.2020

Über weite Teile viel Schönes dabei, aber mit Mängeln im Aufbau!

Dein perfektes Jahr
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Da mich schon "Wir sehen uns beim Happy End" von Charlotte Lucas total verzaubert hat, war klar, dass dies nicht ihr einziger Roman in meinem Regal bleiben wird. "Dein perfektes Jahr" war mein zweiter ...

Da mich schon "Wir sehen uns beim Happy End" von Charlotte Lucas total verzaubert hat, war klar, dass dies nicht ihr einziger Roman in meinem Regal bleiben wird. "Dein perfektes Jahr" war mein zweiter Versuch und auch wenn mich die Geschichte von Hannah und Jonathan nicht ganz so überzeugen konnte, wie die von Ella und Oscar, kann ich diesen zauberhaften Roman über Schicksal, Tragik, Zufälle, die Kraft der Gedanken und die Unvermeidbarkeit der Liebe nur weiterempfehlen!

Auch für "Dein perfektes Jahr" hat sich der Lübbe Verlag mal wieder eine sehr verträumte, exzentrische, aber wunderschöne Gestaltung ausgedacht, welche wunderbar zur Geschichte passt. Auf einem dunkelblauen, an einen Nachthimmel erinnernden Hintergrund ist der Titel in großen bunten Buchstaben im Handlettering-Stil umgeben von liebevollen Verzierungen zu sehen. Blumenranken, Herzen, Vögel, Sterne, Hufeisen und die Silhouetten zweier Personen geben der Gestaltung einen verspielten Touch und lassen das Buch zusammen mit dem pinken Buchschnitt und dem lilafarbenen Lesebändchen edel und kitschig zugleich aussehen. Auch die innere Gestaltung gefällt mir gut. Die einzelnen Kapitel, die genau die richtige Länge besitzen, werden mit dem Namen des erzählenden Protagonisten und dem jeweiligen Datum begonnen, was angesichts des komplizierten Handlungsaufbaus sehr hilfreich ist.


Erster Satz: "Jonathan N. Grief war nicht zufrieden."


Charlotte Lucas erzählt hier nämlich keine einfache, chronologische Begegnung-zu-Liebe-Geschichte, sondern hat sich für das Glück ihrer Protagonisten etwas ganz Besonderes ausgedacht. Worauf genau diese originelle Idee und der ausgeklügelte Aufbau hinausläuft, will ich an dieser Stelle nicht verraten, um neugierigen Lesern nichts vorwegzunehmen. Nur so viel: Rechnet nicht mit einer schnulzigen, vorhersehbaren 08/15-Liebesgeschichte, wie es sie zu Genüge gibt. Was folgt ist die tragisch-komische Geschichte einer Frau, die versucht auch bei Schicksalsschlägen nicht ihre positive Einstellung zu verlieren und eines Mannes, der durch einen Zufallsfund sein Leben umkrempelt. "Dein perfektes Jahr" ist kein bloßer Feelgood-Roman - Er trägt ganz leise versteckt eine wundervolle Botschaft, tolle Ideen und kleine Anspielungen in sich und berührt mit zarten Zwischentönen. Mit den vielen schönen Anregungen, philosophischen Gedanken und der deutlichen Message, das Leben positiv anzugehen, Spuren in die Zukunft zu legen und im Jetzt zu leben, die wir zur gut durchdachten Handlung on top erhalten, ist die "Dein perfektes Jahr" also eine über weite Teile "wundervoll warmherzige Geschichte", um mal einen Protagonisten aus dem Roman zu zitieren.


"Sich Sorgen machen ist wie ein Schaukelstuhl - man ist zwar beschäftigt, aber man kommt nicht voran."


Das Problem, weshalb ich das Anhängsel "über weite Teile" nicht durch ein "rundum" ersetzen konnte? Leider startet die Geschichte sehr langsam und undurchsichtig (was allein noch nicht negativ anzumerken wäre) und benötigt darüber hinaus über 200 Seiten, um richtig Fahrt aufzunehmen. Im sehr langen Einstieg nimmt sich die Autorin viel Zeit, um uns in das Leben von Hannah und Jonathan einzuführen, wobei sie bei Hannah zwei Monate vor Jonathan startet. Wir bringen also das erste Drittel des Romans damit zu, mit Hannah über die Eröffnung ihres neuen Kinder-Event-Ladens nachzugrübeln, sich über ihren Freund Simon zu ärgern, der nach seiner Kündigung einfach nicht von der Couch hochkommt, was sich mit Jonathans Joggingrunden, Beschwerdebriefe an diverse Mitmenschen und einer ereignislosen Tagesroutine abwechselt. Etwas Schwung und Mysterium kommt nur durch Jonathans Kalender-Fund in die Geschichte, da sowohl er, als auch wir Leser aber sehr lange im Dunkeln tappen, wer ihm wohl ein ausgefülltes Filofax mit Anregungen für das nächste Jahr an seinen Fahrradlenker gehängt hat, konnte mich der Einstieg nicht besonders fesseln.


„Es gibt zwei Tage im Jahr, an denen man nichts tun kann. Der eine ist gestern, der andere morgen. Dies bedeutet, dass heute der richtige Tag zum Leben, Glauben und in erster Linie zum Leben ist.“


Erst ab dem Punkt, an dem man zu ahnen beginnt, wie die beiden Handlungsstränge von Hannah und Jonathan zusammenhängen, kann man die Geschichte kaum mehr aus der Hand legen, da man wissen will, was Schwäne, Kalender, Zeitungsannoncen, überraschende Autofunde, Tarot-Vorhersagen und nächtliche Begegnungen mit Pudeln miteinander zu tun haben und ob die beiden ihr Happy End erhalten. Da dies aber erst zu einem relativ späten Zeitpunkt der Geschichte passiert, bleiben ihr Kennenlernen und die Gefühle, die sich zwischen ihnen entwickeln nur recht flott zwischen großen Zeitsprüngen verstaut. Ich hätte mir also insgesamt eine Kürzung der Einleitung und einen stärkeren Schwerpunkt auf dem letzten Teil der Geschichte gewünscht. Denn nur dieser konnte mit seinen schicksalhaften Verstrickungen, den vielen Gefühlen und den unvorhergesehenen Wendungen wirklich mitreißen.


"Es war mehr ... wie ein kleines, aber sehr konzentriertes, schmerzhaftes Gefühl von Wehmut. Ein Gefühl von Sich-verlassen-Fühlen. Verraten von dem, den sie - wenn auch nur für kurze Zeit - für etwas ganz Besonderes gehalten hatte. Für jemanden, der ihr vom Schicksal geschickt worden war.
Dämliches Schicksal! Da war die Deutsche Post ja verlässlicher!"


Charlotte Lucas´ Schreibstil ist grundsätzlich eher pragmatisch und wenig beschreibend, an manchen Stellen und vor allem in Bezug auf das Innenleben der Figuren schweifen Gedankengänge auch mal seitenlang ab. Selbstverständlich lebt die Geschichte sehr von der vitalen Gedankenwelt der Charaktere, auf die Dauer sind aber ihre ganzen Gedanken, die Analyse ihrer Gefühle und andere Abschweifungen ein bisschen zu viel, sodass gerade am Anfang, als noch nicht so viel passiert, ein wenig Spannung verloren geht. Auch nach großen Gefühlen und ungezügelter Leidenschaft kann man hier lange suchen. Anders als in vielen Romanen dieses Genres liegt hier der Schwerpunkt wirklich auf den zwei Figuren an sich und ihrer schicksalhaften Begegnung, als auf ihrer Liebe, die sie schlussendlich verbindet. Man sollte den Roman also eher als Ode an das Schicksal, als Entwicklungsgeschichte zweier Figuren, deren Leben enger miteinander verstrickt sind, als sie zu Beginn glauben und als charmanten Mutmacher lesen und nicht als Liebesgeschichte. Sonst wird man spätestens im schnell abgehandelten und offenen Ende eine herbe Enttäuschung erleiden.




Fazit:


Ein zauberhafter, warmherziger und auch gut durchdachter Roman über Schicksal, Tragik, Zufälle, die Kraft der Gedanken und die Unvermeidbarkeit der Liebe. Leider lässt sich Charlotte Lucas mit ihrer Einleitung viel zu viel Zeit und schafft es erst nach der Hälfte richtig zu fesseln, bevor wir in ein überstürztes Ende purzeln. Über weite Teile viel Schönes dabei, aber mit Mängeln im Aufbau!

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