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Veröffentlicht am 13.12.2020

Mein Fazit ist also durchwachsen!

Dornenschwestern
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Philippa Gregory gilt in den USA als die Meisterin des historischen Romans. In einem solchen Fall durften die Romane dieser Schriftstellerin nicht an mir vorbeigehen, ohne eines gelesen zu haben. „Dornenschwestern“ ...

Philippa Gregory gilt in den USA als die Meisterin des historischen Romans. In einem solchen Fall durften die Romane dieser Schriftstellerin nicht an mir vorbeigehen, ohne eines gelesen zu haben. „Dornenschwestern“ ist einer von mehreren Romanen, der sich der Rosenkriege zwischen den Familien Lancaster und York im 15. Jahrhundert annimmt. Dabei schildert jeder Roman das gleiche Geschehen aus der Sicht anderer Personen. Die nicht belegbaren Fakten und fiktiven Passagen um die Machtkämpfe am englischen Hofe machen jeden dieser Romane zu etwas Besonderem und grenzt ihn gegen die anderen Romane dieser Reihe ab.

Der hier besprochene Roman wird aus der Sicht von Anne Neville, einer Tochter des sogenannten Königsmachers, erzählt. Angefangen in ihrer Kindheit schildert sie von ihrem Konkurrenzkampf gegen die ältere Schwester und davon, dass sie beide nur Spielbälle in den Händen ihres Vaters sind und nur dazu dienen, ihm eine gute Position am englischen Hofe zu sichern, ihm ein Hohes Ansehen zu garantieren. Machtkampf, Intrigen, Lügen, Arroganz sind nur einige Stichworte, die genügend Raum für Spannung geben. Eine Spannung, die den Leser in den Bann zieht, um zu erfahren, wie es mit Anne weitergeht. Wie der Machtkampf zwischen den Großen der Geschichte ausgeht, ist insofern weniger interessant, da man das auch aus den Geschichtsbüchern erfährt. Aber was dazu geführt hat, ist oft nur Spekulation. Und diese Spekulation hat Gregory hervorragend in einen spannenden Rahmen gepackt.

So sehr mich der Roman zwar von seinen sehr guten Recherchen und geschichtlichen Darstellungen überzeugt hat, so wenig konnte mich sein erzählerischer Stil überzeugen. Erzählerisch ist er eher eine einzige Lüge. Das liegt zweifelsfrei an der Perspektive, aus der die Handlung erzählt wird. Aus der Sicht der Protagonistin Anne Neville wird in der ersten Person (ich) und im Präsenz erzählt. Ein sehr schwieriges, und total misslungenes Unterfangen. Der Leser ist also unmittelbar in Augenhöhe mit Anne, sieht alles mit ihren Augen im jetzigen Moment. Da frage ich mich, wie kann sie wissen, was eine andere Figur denkt? Wenn sie vermuten würde, was der Vater denkt, würde es ja noch angehen. Aber mit Sicherheit zu benennen, was dieser denkt, ist unmöglich, wenn es nicht aus seinem Munde kommt. Dieser Fauxpas erreicht leider mit der Auflösung des Romans auf der letzten Seite seinen Höhepunkt, weshalb hier der Vertrag zwischen Schriftstellerin und Leser gebrochen wird. Ein weiteres Merkmal im Erzählstil, den ich aber nicht unbedingt so negativ ankreiden möchte, weil man sich im Laufe der Geschichte daran gewöhnt, ist der Umstand, dass Gregory das historische Geschehen, die Schlachten und Kämpfe stets nur mit wenigen Sätzen erzählt. Sie lässt den Leser diese Szenen nicht miterleben. Es stinkt nicht nach Pulverdampf oder verbranntem Fleisch, es klirren nicht die Schwerter, es schnaufen nicht die Rosse. Auch bei Hofe oder in den Gemächern der Figuren wird nicht mit Bildern gearbeitet. Man spürt die Historikerin Gregory, die ein sehr fundiertes Wissen zu dieser Historie aufgebaut hat und dieses in unterhaltender Form an die Leser weitergeben möchte. Aber sie kommt nicht aus ihrer wissenschaftlichen Ecke heraus und kann sich nicht hineinfühlen in das Geschehen, sie kann es nur schildern.

Mein Fazit ist also durchwachsen. Spannend und interessant für mich in jedem Fall, jedoch vom schriftstellerischen her nicht überzeugend. Deshalb 3 Sterne als Mittelweg.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 16.08.2020

Drei von fünf Punkten für die schnelle Lektüre.

Die Kunst der letzten Stunde
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Wer einen Eifelkrimi sucht, der ist bei diesem Roman genau richtig. Das Ermittlerpaar des nicht unähnlich wirkenden Autorenpaares Wirtz ist ebenfalls ein Autorenpaar mit den Namen Malu und Markus Poschen. ...

Wer einen Eifelkrimi sucht, der ist bei diesem Roman genau richtig. Das Ermittlerpaar des nicht unähnlich wirkenden Autorenpaares Wirtz ist ebenfalls ein Autorenpaar mit den Namen Malu und Markus Poschen. Während Malu über Gott und die Welt labert, am meisten dabei über ihren Mann quasselt, ist Markus auf einer Nordic Walkingtour durch die nahe Eifellandschaft. Dabei stolpert er buchstäblich über den schwer verletzten Lokalpolitiker Jean-Marie Caspers. Seines Zeichens ein Kasper, wie alle Politiker. Caspers ist zuvor in einer Szene des Buches von einem Modellflugzeug attackiert worden. Während er noch nach dem merkwürdigen Summen Ausschau hält, hat ihn der Flieger bereits ins Visier genommen. Die Ermittlungen führen an das Gymnasium. Vermutet wird zunächst, dass die Gegner des neuen Schulprojektes, für das sich Caspers einsetzt, ihn mit seltsamen Methoden attackieren. Doch wie so oft in allen Krimis, verlaufen die diversen Ermittlungen irgendwie im Nirwana und fördern kaum handfeste Ergebnisse zu Tage. So ergeht es auch dem Ermittlerpaar Poschen, bis dann das Unerwartete eintritt. Ein Buch mit ganz viel Eifel drin, ja, aber auch ein Buch mit wenig Krimi. Ein Buch mit ganz viel Humor für Leute, die sich darin wiedererkennen. So mancher Name lässt auf reale Größen der Schriftstellerszene Deutschlands schließen. Das Geschwafel von Malu Poschen, welches meist nichts mit den Ermittlungen und dem Kriminalfall zu tun hat, regt zum Schmunzeln an, aber kann vom Krimiliebhaber durchaus überblättert werden. Für die verbissene Ermittlungsarbeit ist Markus Poschen zuständig, und der kniet sich sehr zum Ärger seiner Frau tief in die Ermittlungsarbeit hinein. Manchmal fängt zwar auch er zu schwätzen an, aber dann hat es wenigstens mit dem Fall zu tun. Die Geschichte wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Zunächst aus der Sicht Malu Poschens, dann aus der Sicht ihres Ehemann Markus Poschen, und schließlich aus der Sicht des unbekannten dritten Erzählers. Da die Abschnitte des Ermittlerehepaars beide in der Ich-Form geschrieben sind, kommt es trotz des Hinweises in Form einer Überschrift leicht zu Verwirrungen und Irritationen. Für den Leser ist es gewöhnungsbedürftig, dass zwei verschiedene Personen in der Ich-Form und mit gleicher Sprache und Stil erzählen. Es wurde bewusst der Plauderton gewählt, schließlich soll es hier um bodenständige Eifelaner gehen. Wortkombinationen wie „ja nun natürlich auch“ muss der Leser in nahezu jedem Satz hinnehmen. Das kann nervig sein. Wesentlich eleganter lesen sich die Abschnitte des dritten Erzählers aus dem Off. Alles in allem ein lesbares Buch. Der Liebhaber von Rätselkrimis kommt auf seine Kosten, aber er wird eben lange Strecken mehr mit Süßholzraspeln abgelenkt als mit spannender Parallelhandlung. Drei von fünf Punkten für die schnelle Lektüre.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

Veröffentlicht am 15.07.2020

Pariser Leben als Gefühl auf dem heimischen Sofa.

An einem Tag in Paris
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Der Titel des Buches in seiner deutschen Fassung bringt es auf den Punkt. Es geschieht alles an ein und demselben Tag in Paris, allerdings aus der Sicht verschiedener Protagonisten. Wenn man sie überhaupt ...

Der Titel des Buches in seiner deutschen Fassung bringt es auf den Punkt. Es geschieht alles an ein und demselben Tag in Paris, allerdings aus der Sicht verschiedener Protagonisten. Wenn man sie überhaupt Protagonisten nennen kann, so handelt es sich um Amerikaner Josie, Riley und Jeremy, die von ihren Privatlehrern Nico, Philippe und Chantal einen ganzen Tag lang durch Paris geführt werden und am Nachmittag den Dreharbeiten eines Kinofilms beiwohnen. Sie sind nach Frankreich übergesiedelt oder haben längere Zeit dort zu tun. Die französische Sprache entgleitet noch nicht so flüssig ihren Lippen oder, wie im Falle Jeremys, der Ehemann des in dem Kinofilm mitspielenden Hollywood-Stars, bekamen die Französischlehrerin zum Zeitvertreib an die Seite gestellt.
Auf diese Weise wird ein Tag im Leben des jeweiligen Pärchens geschildert. Dabei geht es meist sehr viel um – um was soll es in Paris schon gehen? – Liebe. Und um Sex. Es geht um das Leben und die Beziehungen zu den Ehepartnern und Lebensgefährten, zu den Eltern, zu den Kindern. Die Protagonisten stellen sich die Frage nach dem Sinn des Lebens, nach dem Hiersein, nach der Vollkommenheit ihrer selbst. Besonders schön gelungen ist der Autorin die Kulisse von Paris. Der Charme dieser großen, kleinen Stadt mit dem Duft seiner Straßenzüge, dem Duft seiner Bistros und Cafés, den Gärten, den Museen, mit allem, was Paris ausmacht. Parisliebhaber, und ich zähle mich dazu, werden dieses Buch mögen. Sie nehmen sich beim Lesen eine Auszeit und machen einen Ausflug in die europäische Metropole an der Seine.
Trotzdem gibt es einen schalen Beigeschmack für die Geschichtenliebhaber unter den Lesern. Es handelt sich um einen Episodenroman. Die Geschichten sind untereinander nicht miteinander verbunden, bis auf die Privatlehrer und den Filmdreh. Es sind also drei verschiedene Geschichten, drei Geschichten von sechs Menschen, die durch die Welt taumeln und nicht wissen, wo ihr Ziel liegt. Es sind unterhaltsame und lesbare Zustandsbeschreibungen, denen aber der Makel der fehlenden Spannung anhaftet. Auch die grammatikalischen Zeiten stimmen nicht immer. Wenn beispielsweise in einer Rückblende über die Zukunft (die noch vor der Handlung in der Gegenwart liegt) spekuliert wird, dann ist mir das nicht klar. Denn der Erzähler weiß zu diesem Zeitpunkt, wie die Vergangenheit ausgesehen hat und muss darüber keine Spekulationen anstellen. In diesem Falle liegt die Zukunft bereits in der Vergangenheit und ein Konjunktiv verbietet sich. Doch da es sich um eine Übersetzung handelt, ist die Ursache der grammatikalischen Ungereimtheiten nicht sofort feststellbar. Ein Konjunktiv in der Vergangenheit liest sich halt ungewohnt.
Dennoch: Wer gerade keine Zeit hat, um sich ein paar schöne Tage in Paris zu machen, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Leichte, charmante Lektüre von einem ebensolch charmanten Paris. Pariser Leben als Gefühl auf dem heimischen Sofa.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

Veröffentlicht am 15.07.2020

Thriller ist etwas anderes.

Der Andere
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Um es gleich vorweg zu sagen: Der Klappentext ist das spannendste an dem ganzen Buch. Und er hielt immerhin bis Seite 100 bei mir. Dann ging es nicht mehr, was bei mir schon etwas heißen will. Doch worum ...

Um es gleich vorweg zu sagen: Der Klappentext ist das spannendste an dem ganzen Buch. Und er hielt immerhin bis Seite 100 bei mir. Dann ging es nicht mehr, was bei mir schon etwas heißen will. Doch worum geht es in dem Roman? Der sechsjährige Luke erfindet sich im Geiste einen Freund. Die Scheidung seiner Eltern und die Depressionen seiner Mutter sind nicht ganz unschuldig an der Entstehung dieses Freundes Daniel. Der Leser erfährt das Wachsen einer gespaltenen Persönlichkeit. Als Luke ist er ein braver Junge, wie ihn die Eltern lieben. Als Daniel hingegen wird er zum Fiesling. Das soll laut Klappentext schrecklich sein. Im Roman stachelt Daniel Luke etwa an, seinen Hund zu töten. Aber dieses wirklich böse geschieht erst jenseits von 75 Seiten. Bis dahin herrschten jede Menge Verwirrung und immer wieder die Fragen: Was soll hier geschehen? Worauf soll der Roman hinauslaufen? Welches Ziel hat der „gute“ Luke? Will er seinen Insider wieder loswerden? Will er ihn pflegen? Der Erzähler, den der Autor gewählt hat, ist ein Wagnis, ein Experiment. Es hat nicht funktioniert. Die Geschichte wird aus der Sicht der gespaltenen Person Daniel erzählt. Es wirkt eigenartig, wenn Daniel von Luke erzählt, den er dabei beobachtet, wie er etwas macht. Schließlich steckt Daniel in demselben Körper wie Luke. Das klingt dann etwa so: „Ich stieß mit dem Fuß unverhofft gegen das Sofa. Das tat sehr weh. Als Luke auf mich zukam, sah ich, dass er einen geschwollenen, dunkelroten Zeh hatte.“ Das ist sehr ermüdend. Außerdem passiert während alledem nicht viel, sodass auch die Handlung keine Spannung hergibt. Auf Seite 92 beginnt der zweite Teil des Buches, zwölf Jahre später, den ich in der Hoffnung zu lesen begann, dass es jetzt spannend würde. Aber meine Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Schade. Thriller ist etwas anderes.

Veröffentlicht am 28.11.2019

Ein Thriller ohne Thrill

Blood Orange - Was sie nicht wissen
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Doch worum geht es? Seit vielen Jahren ist Alison Anwältin und hat stetig darauf hingearbeitet, mit Mordprozessen in die Riege der Staranwältinnen aufzusteigen. Nun ist es endlich soweit, sie bekommt einen ...

Doch worum geht es? Seit vielen Jahren ist Alison Anwältin und hat stetig darauf hingearbeitet, mit Mordprozessen in die Riege der Staranwältinnen aufzusteigen. Nun ist es endlich soweit, sie bekommt einen Fall, in welchem sie eine Ehefrau verteidigen soll, die offensichtlich ihren Mann getötet hat. Zumindest gibt die Beschuldigte es selbst zu und möchte dafür verurteilt werden.

Leider wurde dieser Prozess im Roman zum Nebenstrang. Im Vordergrund stand die Figur der Anwältin mit ihren Problemen. Sie ist eine Alkoholikerin und betrügt ihren Mann mit einem Kollegen. Das mag höchst widersprüchlich klingen, allerdings hatte sich für mich aber nie ein Widerspruch gezeigt. Ihr Verhalten ist so widerwärtig, dass sie kaum Fans gewinnen wird. Ihre Versuche - sind es wirklich welche? - aus der Abhängigkeit ihres Liebhabers und des Alkohols auszubrechen, sind halbherzig. Ihre tausenden Entschuldigungen gegenüber ihrem Mann und ihrer Tochter sind so abgedroschen, dass man als Leser nicht mehr daran glauben mag, dass sie sich ändert. Gerade hat sie ihrer Tochter zur Wiedergutmachung ein gemeinsames Pizzaessen versprochen, da geht sie noch in eine Bar nur "ein Glas" und simst ihrem Lover, um um einen Quickie zu betteln. Schließlich liegt sie am nächsten Morgen betrunken im Büro. Alison ist einfach nur verabscheuungswürdig mit solch einer Vehemenz, dass sie in mir keinen Fan gefunden hat. Natürlich war ich neugierig, was aus ihr im Verlauf der Handlung werden würde. Zwar konnte es mich nicht befriedigen, aber insofern kann man dem Roman nicht zuschreiben, dass es ihm an Spannung fehlt. Doch die Begeisterung für diese Protagonisten blieb auf der Strecke.

Im Gegensatz zur Figur der Protagonistin ist der Erzählstil vollkommen richtig gewählt. Der Roman wird ersten Person im Präsens erzählt. Damit ist der Leser ganz nah an den Ereignissen und im Kopf von Alison. Doch leider sind die Entscheidungen von ihr trotzdem nicht nachvollziehbar.

"Blood Orange" ist der Debütroman der schottischen Autorin, die vielleict allzusehr aus ihrem eigenen Alltagsgeschehen als Prozessanwältin in London berichtet. Man kann ihn zwar gut lesen, muss aber nicht Fan der Hauptfigur werden.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2019