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Veröffentlicht am 21.12.2020

Baum des Gedenkens

Der Mädchenwald
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Die 13-jährige Elissa träumt davon ein Schachturnier zu gewinnen. Und nun kommt die große Gelegenheit. Mit ihrer Mutter fährt sie zur Wettkampfstätte und sie gewinnt auch die ersten Spiele. Weil sie etwas ...

Die 13-jährige Elissa träumt davon ein Schachturnier zu gewinnen. Und nun kommt die große Gelegenheit. Mit ihrer Mutter fährt sie zur Wettkampfstätte und sie gewinnt auch die ersten Spiele. Weil sie etwas im Autor vergessen hat, verlässt Elissa den Saal. Auf dem Weg zum Fahrzeug wird sie gepackt, betäubt und verschleppt. Als Elissa wieder aufwacht, muss sie feststellen, dass sie sich in einem unheimlichen und kalten Raum befindet. Ein wenig Hoffnung schöpft sie als sie bemerkt, dass der junge Elijah dort ist. Er scheint den Raum verlassen zu können, dann kann er doch auch die Polizei informieren.

Die gesundheitlich angeschlagene Polizistin DI MacCullagh versucht alles, um das verschwundene Mädchen zu finden. Und hauptsächlich aus der Sicht der drei Hauptpersonen wird die Geschichte erzählt. Und die Story ist komplexer als man zunächst vermuten würde. Die verzweifelte Mutter, die um ihr Leben bangende Tochter und der geheimnisvolle Elijah, der längst nicht alles preisgibt. Seine Sehnsucht nach einem normalen Leben bestimmt große Teile seines Handelns. Zwangsläufig hat die Polizei zu Beginn der Ermittlung nicht viele Ansatzpunkte und die viel zu schnell verrinnende Zeit verringert die Chancen, das Mädchen lebend zu finden.

Durch die Art des Erzählens wird man sofort mitten in die Handlung hineingesogen. Die subjektiven Sichten der Personen wirken sehr lebendig und die schnellen Perspektivwechsel sind sehr fesselnd. Zwar wirkt das Geschehen dadurch manchmal nicht so in die Tiefe gehend, besonders die polizeiliche Ermittlung kommt etwas zu kurz. Dadurch entsteht der Eindruck, dass überhastet gehandelt wird. Und Schilderungen aus der Sicht des Opfers sollte man schon mögen. Aber dennoch ist dieser Thriller so packend, dass man geneigt ist, ihn in einem Rutsch durchlesen zu wollen. Man empfindet die Stimmungen der Berichterstatter mit und zum Ende hin bleibt einem geradezu das Herz stehen. Eine Geschichte, die man vielleicht lieber tagsüber lesen sollte, in der Dunkelheit könnte sie zu unheimlich werden.

Veröffentlicht am 19.12.2020

Ein Fall für Lord Peter

Diskrete Zeugen
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Lord Peter Wimsey weilt auf Korsika als ihn die Nachricht erreicht, dass sein Bruder Gerald beschuldigt wird, jemanden getötet zu haben. Lord Peter und sein Diener Bunter eilen zurück nach England, um ...

Lord Peter Wimsey weilt auf Korsika als ihn die Nachricht erreicht, dass sein Bruder Gerald beschuldigt wird, jemanden getötet zu haben. Lord Peter und sein Diener Bunter eilen zurück nach England, um Gerald zu unterstützen. Dieser schweigt sich jedoch über die Ereignisse der Nacht aus. Und Peters Schwester hat allem Anschein nach etwas zu verbergen. Jedenfalls passen ihre Aussagen nicht zusammen. Und es ist ihr Verlobter, der tot auf vor dem Haus lag. War es gar Lady Mary, die Denis Cathcart umgebracht hat? Vielleicht muss aber auch der große Unbekannte in Betracht gezogen werden, von dem Lord Peter einige Spuren gefunden hat.

In seinem zweiten Fall muss sich Lord Peter Wimsey mächtig anstrengen, schließlich geht es um die Familie. Auch wenn er bestrebt ist, jedes Rätsel zu lösen, wenn es gilt seinen eigenen Bruder zu retten, strengt er sich selbstverständlich umso mehr an. Wieder mit ihm Team ist Wimseys guter Freund Charles Parker von Scotland Yard, der genau weiß, dass der Lord einen guten Detektiv abgeben würde, wenn er nur wollte. Gemeinsam folgen Wimsey und Parker Lord Geralds Spuren und können doch nicht erklären, wieso dieser steif und fest behauptet, er habe es nicht getan, gleichzeitig aber nicht bereit ist, zu sagen, was er zum Zeitpunkt der Tat gemacht hat.

In der Erinnerung mischen sich die Romane mit den Bildern der TV-Serie, in der Ian Carmichael den Detektiv so sympathisch darstellt. Freunde der klassischen Detektivgeschichte können sich über die Ausgaben der Romane von Dorothy L. Sayers in neuer Ausstattung freuen. Der englische Gentleman wird liebevoll dargestellt. „Diskrete Zeugen“ wurde bereits 1926 veröffentlich, so dass die Darstellung Lord Peters und seiner Gesellschaftsschicht wenn auch wohlwollend weichgezeichnet doch auch einige Authentizität aufweisen dürfte. Lord Peters vornehmes Benehmen, seine Pfiffigkeit und Intelligenz. Er mag vielleicht oberflächlich wirken, aber das ist eher ein Understatement. Lord Peter geht den Dingen auf den Grund und das auf liebenswerte, aber auch hartnäckige Art. Wenn es der eigene Bruder ist, dessen Unschuld bewiesen werden soll, lässt der Lord natürlich überhaupt nicht locker. Die Spürnase immer auf der Erde, der Denkapparat immer am Rotieren. Lord Peter Wimsey garantiert spannende Lesestunden und wer ihn noch nicht kennt, sollte ihn unbedingt kennenlernen.

Veröffentlicht am 13.12.2020

Allein, allein

Fremdes Licht
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Die Wissenschaftlerin Elaine erwacht in einer Eiswüste. Geschützt wird sie von den Trümmern des Raumschiffs, mit dem sie und viele andere Menschen vor langen Zeiten von der Erde gestartet sind, um den ...

Die Wissenschaftlerin Elaine erwacht in einer Eiswüste. Geschützt wird sie von den Trümmern des Raumschiffs, mit dem sie und viele andere Menschen vor langen Zeiten von der Erde gestartet sind, um den Folgen des Einschlags eines riesigen Meteroiten zu entkommen. Um die lange Reise zu überstehen, wurden sie in Kokons in einen Kälteschlaf gelegt. Und nun scheint Elaine die Einzige zu sein, die den Absturz und die Reise überlebt hat. Zwar hat sie einige technische Hilfsmittel und Nahrung, aber am meisten hilft ihr die Erinnerung an die Zeit mit ihrem Großvater, ein Inuit, mit dem sie auf Grönland gelebt hat.

Wie ist es, wenn die Zukunft die Vergangenheit ist und die Vergangenheit die Zukunft? Elaine muss sich in einer unwirtlichen Welt zurechtfinden, die sie Winterthur nennt. Dass sie ihre Jugend auf Grönland mit ihrem Großvater verbracht hat, hilft ihr bei der Bewältigung der täglichen Aufgaben. Auch die wissenschaftliche Ausbildung ist hilfreich, aber die ihr Durchhaltevermögen und ihren Ideenreichtum zieht sie aus der Zeit mit ihrem Großvater. Doch wie lange kann sie alleine überleben? Und wie soll sie die Technik, die ihr noch zur Verfügung steht, einsetzen?

Dieser dystopisch angehauchte Roman spielt in einer Zeit nach der großen Katastrophe. Doch schon vorher hatte sich die Welt verändert. Trotz herausragender technischer Entwicklungen ist das Leben nicht unbedingt besser geworden. Und die herannahende Katastrophe bietet nur wenigen eine Chance zu überleben. Der Autor macht daraus ein interessantes Gedankenspiel um Vergangenheit und Zukunft und die Fähigkeit zu bestehen. Welcher Hintergrund befähigt zu überleben. So stecken schließlich mehrere Geschichten in dem Buch, die jeweils einen neuen Blickwinkel eröffnen. Dadurch entstehen zwar auch Brüche, doch ebenso entstehen Ansätze, über das Gelesene nachzudenken. Darüberhinaus erfährt man einiges über das Leben der Inuit, die einen anderen Blick auf die Natur haben oder sich einfach etwas erhalten haben, was woanders zumindest zum Teil verloren gegangen ist. Dieser Roman ist eine Besonderheit, für die man etwas Zeit einplanen muss. Zeit, die sehr gut angelegt ist.

Veröffentlicht am 12.12.2020

Chloe und Red

Kissing Chloe Brown (Brown Sisters 1)
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In ihren jungen Jahren hat Chloe Brown eine chronische Krankheit erworben, die ihr Leben nunmehr seit langem sehr einschränkt. Doch Chloe will nicht mehr länger alles dieser Krankheit unterordnen. Aus ...

In ihren jungen Jahren hat Chloe Brown eine chronische Krankheit erworben, die ihr Leben nunmehr seit langem sehr einschränkt. Doch Chloe will nicht mehr länger alles dieser Krankheit unterordnen. Aus dem Gedanken folgt der Entschluss, endlich eine eigene Wohnung zu beziehen. Unterstützung bekommt sie dabei von ihrer Familie, insbesondere von ihren beiden Schwestern. An ihr neues Leben muss sich Chloe erstmal gewöhnen, doch der Auszug war nur der erste Punkt auf ihrer Liste. Bei der Erfüllung einiger weiterer Listenpunkte kann ihr vielleicht der nette und ansehnliche Hausmeister der Wohnanlage helfen. Eine Gelegenheit bietet sich Red als Chloe beim Versuch eine kleine Katze zu retten im Geäst eines Baumes strandet.

Bei diesem Roman handelt es sich um den ersten Band der Trilogie um die Brown Schwestern. Chloe Brown ist eine empfindsame junge Frau, die sie aus dem Leben zurückgezogen hat, nachdem sie erkrankte. Sie hat mit ihren gesundheitlichen Problem zu kämpfen und für viele Dinge fehlt ihr einfach die Kraft. Mit dem gut aussehenden Hausmeister Red Morgan will Chloe eigentlich nichts zu tun haben. Nur wenn sie ganz ehrlich wäre, würde sie vielleicht zugeben, dass er ein doch sehr interessanter Mann ist. Natürlich hat Chloe ihn auch nicht heimlich beobachtet.

Mit großer Empathie beschreibt die Autorin das nicht ganz einfache Leben ihrer Protagonistin, die doch versucht, dass Beste aus ihrem Leben zu machen. Und Red Morgan entpuppt sich ebenfalls als frecher, aber auch verletzlicher Charakter. Besonders zu Beginn reißt die Story um Chloe und Red den Leser mit. Die witzigen Wortgefechte, hinter denen die beginnenden Gefühle versteckt werden sollen. Letzteres gelingt natürlich nur bruchstückhaft. Nach und nach geht es zwischen den Beiden richtig heiß her, wobei man hier die Deutlichkeit nach der Aufmachung des Buches nicht unbedingt erwarten würde. Doch es es den Protagonisten gegönnt. Es ist schon eines der Bücher, bei denen man nach dem Lesen der Beschreibung schon weiß wie es ausgehen wird, aber das tut dem Vergnügen bei der Lektüre keinen Abbruch.

Veröffentlicht am 10.12.2020

Die verlorenen Seiten

Der Fall Alice im Wunderland
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Noch immer weilt der argentinische Doktorand, dessen Vorname mit einem G beginnt, in England. Und wieder sucht er Rat bei Professor Arthur Seldom und kommt so in Berührung mit der Lewis-Carroll-Bruderschaft, ...

Noch immer weilt der argentinische Doktorand, dessen Vorname mit einem G beginnt, in England. Und wieder sucht er Rat bei Professor Arthur Seldom und kommt so in Berührung mit der Lewis-Carroll-Bruderschaft, deren Mitglied Seldom ist. Seldoms ehemalige Studentin Kirsten Hill ist zufällig auf einen Hinweis zu Carrolls Tagebüchern gestoßen, der als verschollen galt. Die junge Frau ist sehr aufgeregt, denn dieser Hinweis lässt Lewis Carrolls Wirken in einem anderen Licht erscheinen. Seldom und sein Doktorand wollen Kirsten überzeugen, dass sie sie an ihrem Wissen teilhaben lässt.

Zum zweiten Mal haben Arthur Seldom und sein Doktorand und Chronist es mit einem ungewöhnlichen Fall zu tun, den sie nur mit logischem Denken lösen können. Die Lewis-Carroll-Bruderschaft will die Tagebücher des bekannten Autors neu auflegen. Schwebt Kirsten nach ihrer Entdeckung vielleicht in Gefahr. Die Bruderschaft ist jedenfalls in Aufruhr, schließlich muss sie möglicherweise ihr Bild des Autors überdenken. Die Mitglieder wollen Kirsten Hill überzeugen, ihr Wissen zu offenbaren. Hill jedoch will etwas eigenes veröffentlichen. Als es zu Todesfällen kommt, wird die Situation immer brenzliger. Seldom und der Doktorand suchen nach den entscheidenden Spuren.

Um Lewis Carrolls Buch „Alice im Wunderland“ und sein frühes Interesse an Fotografie spinnt der Autor eine ungewöhnliche Kriminalgeschichte. Professor Arthur Seldom und sein Doktorand versuchen sich gegenseitig zu überflügeln mit ihren logischen Gedankengängen. Dass es dabei für die Leser sehr interessant und spannend wird, ist keine Frage. Man erfährt mehr über Carrolls vielschichtige Persönlichkeit und auch einiges über die skurrile britische Gesellschaft, in der eine Bruderschaft sich der Forschung über den Autor verschrieben hat. In eher ruhiger Weise verläuft die Handlung, fesselt aber dennoch. Immer neue Geheimnisse gilt es zu entdecken und Rätsel zu lösen. Seldom und sein Doktorand bilden ein überzeugendes und sympathisches Team.