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Veröffentlicht am 25.02.2017

Nicht so gut wie erwartet ...

Elanus
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Nachdem mich Erebos, mein erstes Buch aus der Feder von Ursula Poznanski, mitreißen und fesseln konnte, konnte ich bei ihrem jüngsten Werk nicht widerstehen: Jona besitzt einen außergewöhnlichen Begleiter, ...

Nachdem mich Erebos, mein erstes Buch aus der Feder von Ursula Poznanski, mitreißen und fesseln konnte, konnte ich bei ihrem jüngsten Werk nicht widerstehen: Jona besitzt einen außergewöhnlichen Begleiter, Elanus, eine Drohne. Klein, leise und mit einer messerscharfen Kamera ausgestattet. Damit rückt Jona seinen Gegenspielern auf den Leib - und davon hat Jona eine Menge, denn er ist nicht gerade der umgängliche Typ. Ganz auf meine Kosten bin allerdings bei Poznanskis neuem Jugend-Krimi nicht gekommen.

Jona ist ein Anti-Held, wie er im Buche steht. Er ist mürrisch, arrogant und teilweise schon respektlos gegenüber denjenigen, die er für weniger intelligent hält als sich selbst. Soziale Kompetenz ist definitiv nicht Jonas Fachgebiet, es sei den jemand ist ihm von Nutzen, dafür kennt er sich umso besser in Technomathematik aus. Jona ist eine kratzbürstige Variante von Sheldon Cooper. Schon an seinem ersten Tag stürzt Jona mit der Nase voran ins Fettnäpfchen. Als er auf dem Campus Linda begegnet und er sich Hals über Kopf in sie verliebt, kommen die Ereignisse ins Rollen. Es beginnt mit einem eigentlich harmlosen Flug mit der Drohne und endet (vorerst) mit einem Selbstmord, und Jona beginnt zu ermittelt.

Jona bekommt bald Hilfe von seinem Nachbarn Pascal und seiner Kommilitonin Marlene, und die beiden sind wirklich cool. Pascal ist im selben Alter wie Jona, geht noch zur Schule und ist nicht der größte Mathe-Crack wie Jona, dafür ziemlich aufgeweckt und lockt Jona aus seiner mürrischen Reserve. Marlene ist ein kluges und sympathischen Mädchen, das es in jeder Hinsicht mit Jona aufnehmen kann. Jona entwickelt sich mit ihrer Hilfe zu einem umgänglicheren und netteren Menschen. Dabei ist seine Entwicklung sehr authentisch dargestellt. Mit jedem neuen Hinweis im Fall "Lichtenberger", den er mit Marlene und Pascal diskutiert, bringt es ihn menschlich und charakterlich weiter. Am Anfang noch recht kindisch und pubertär ist Jona erwachsender und reifer geworden. Die anderen Charaktere, angefangen bei Jonas Pflegefamilie über Linda bis hin zu den Nebenfiguren sind für mich sehr blass geblieben.

Und wären wir schon bei der großen Schwäche des Buches: Der Plot. Alles beginnt mit einem kleinen Streich, dem Jona einigen Studenten spielt. Am nächsten Tag wird einer der Dozenten tot aufgefunden. Was steckt dahinter? Zuerst fand ich die Idee eines Jugend-Krimis grandios, vor allem weil ich erwartet hatte, dass man hier das Thema Drohnen, Überwachung und Manipulation - wie es ja auch im Klappentext steht - super gut einbauen kann. So wirklich kam von der Seite allerdings nichts. Elanus dreht zwar einige Runden über der Stadt, aber wirklich große Erkenntnisse kamen dabei nicht herum. Die Handlung war an sich schlüssig und hat gut mit allem anderen gut zusammen gepasst. Die Auflösung des Rätsels hat mich dann leider enttäuscht. Ich hatte einen riesengroßen Knall erwartet. Mir waren zu viele Leute in die Sache verwickelt und es wurde zu viel Dramatik in die Sache gelegt.

Fazit: "Elanus" ist trotz einiger kleinen und großen Schwächen ein unterhaltsamer Jugendroman. Dank des flüssigen Schreibstils fliegen die Seiten nur dahin. Für mich war der Plot einfach zu dünn, die Auflösung des großen, dunklen Geheimnisses zu banal und die meisten Nebencharaktere zu blass. Ursula Poznanski kann definitiv mehr, das hat sie schon oft bewiesen.

3 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 25.02.2017

Düsteres Rom und interessanter Fall treffen auf dämliche Ermittler

Schattenkiller
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Enrico Mancini ist DER Profiler der italienischen Polizei, ein anerkannter Experte für Serienmorde. Als in der Nähe des Tibers mehrere Leichen entdeckt werden, die auf grausame Weise getötet wurden, wird ...

Enrico Mancini ist DER Profiler der italienischen Polizei, ein anerkannter Experte für Serienmorde. Als in der Nähe des Tibers mehrere Leichen entdeckt werden, die auf grausame Weise getötet wurden, wird Mancini zu den Tatorten gerufen. Zunächst scheint es keine Verbindung zwischen den Opfern zu geben, doch dann werden die Morde durch verschlüsselte Botschaften angekündigt und es wird klar, dass der Mörder einen grausamen Racheplan verfolgt.

Ich hatte große Schwierigkeiten mit diesem "Thriller" überhaupt warm zu werden. Selten habe ich so lange gebraucht, um ein Buch zu beenden und stand auch mehrmals kurz davor, es auch einfach zur Seite zu legen. Letztendlich habe ich mich dann doch aufgerafft und Mirko Zilahy hat es mir wirklich nicht einfach gemacht. Da wäre zum einen der Schreibstil: Das ganze Buch hindurch ist er sehr ausführlich, gerade zu schleppend, sodass sich keine wirkliche Spannung aufbaut und die Handlung extrem in die Länge gezogen wird. Könnte ich fließend italienisch, hätte ich das Buch lieber im Original gelesen, denn es kommen viele italienische Begriffe, die gar nicht übersetzt wurden. Sehr ärgerlich! Zum anderen kamen so einige medizinische Fachbegriffe vor, die man als Normalsterblicher, der nicht in dem Bereich arbeitet, nicht ohne weiteres zuordnen kann. Sie wurden beim ersten Mal einfach in den Raum geworfen und wenn, dann erst einige Kapitel später aufgeklärt. Ebenfalls ärgerlich!

Der Schreibstil war die erste Hürde (die ich bis zum letzten Satz nicht überwunden habe), die Charaktere sind die zweite. Ich konnte weder mit Commissario Mancini noch mit seinen Kollegen etwas anfangen. Sie blieben alle farblos, ich konnte sie überhaupt nicht greifen. Die Figuren haben sich immer wieder vollkommen widersprüchlich verhalten wie Fähnchen im Wind. Mancini wurde mit jeder Seite nerviger, sein Handeln, Denken und Tun konnte ich nur selten nachvollziehen. Es ist erstaunlich wie viele Probleme Zilahy seinem Protagonisten aufgehalst hat ... Frau an Krebs verstorben, Selbstmitleid, Alkoholsucht, Depressionen ... Ecken und Kanten an einem Charakter sind immer gewünscht und es nicht leicht, die Liebe seines Lebens zu verlieren, aber der Fokus lag viel zu sehr auf diesen Problemen, dass sie eine Ermittlung seitens Mancinis vollkommen unmöglich gemacht hat.

Der Fall an sich und das herbstliche, verregnete Rom waren eine spannende Mischung. Die tolle Atmosphäre wurde allerdings zunehmend durch Infodumping und das Nicht-Ermitteln der Charaktere in den Hintergrund gerückt. Seitenweise wurde die Funktionsweise des Schlachthauses in Testaccio oder die Geschichte der Gasometer vor dem Leser ausgebreitet. Ein paar historische Fakten sind interessant, aber das war zu viel des Guten. Und dann waren da noch die "Ermittler", die sich - man kann es nicht anders sagen - wahrlich dämlich angestellt haben. Informationen wurden immer wieder wiederholt und durchgekaut, die essentiellsten Verbindungen sah Mancini erst knappe 60 vor dem Ende. Vierzig Seiten vorher konnte man als Leser den Täter schon entlarven und sieht den Ermittlern die restlichen Seiten, dabei zu wie sie immer noch im Dunkeln tappen. Das Ende war dadurch sehr vorhersehbar und der langersehnte WOW-Effekt blieb schlussendlich leider aus.

Fazit: "Schattenkiller" hat als Basis einen interessanten, gut durchdachten und eigentlich spannenden Kriminalfall, der allerdings an seinen unfähigen Ermittlern und einem schleppenden Schreibstil scheitert. Mirko Zilahy sollte seine Charaktere in eventuellen Folgebänden nicht mit zahlreichen Problemen überfordern und den Leser nicht mit unnötigen Informationen und Wiederholungen langweilen. Und seine Figuren vielleicht nochmal nach Quantico schicken, denn was immer seine Ermittler sind, sie sind keine Ermittler und schon gar keine Profiler. Mit Mancini werde ich nicht noch einmal auf die Jagd nach einem Mörder gehen, aber vielleicht kann mich Zilahy mit einer anderen Figur überzeugen.

2,5 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zersplittert: Nach dem gelungenen Auftakt eher enttäuschend und ernüchternd

Zersplittert
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Kylas Erinnerungen sind zurückgekehrt - teilweise. Bruchstückhaft kann sie sich an ihre Vergangenheit erinnern, an gebrochene Finger und das Gefühl gefangen zu sein, an eine Zeit, in der sie zur terroristischen ...

Kylas Erinnerungen sind zurückgekehrt - teilweise. Bruchstückhaft kann sie sich an ihre Vergangenheit erinnern, an gebrochene Finger und das Gefühl gefangen zu sein, an eine Zeit, in der sie zur terroristischen Vereinigung Free UK angehörte. Nachdem Ben von den Lordern abgeführt wurde, ihr Levo scheinbar nicht mehr funktioniert und Nico, Kylas Ausbilder von Free UK, sie aufgespürt hat, weiß Kyla bald nicht mehr wem sie trauen kann und wem nicht. Eine Geschichte, die nicht nur Kyla, sondern auch den Leser ständig von einer Seite auf die andere reißen soll. So recht gelingt der Autorin dies allerdings nicht.

Ausgerechnet Kyla ist das schwächste Glied der Kette. In Gelöscht war sie mir sehr sympathisch gerade weil sie nicht wie alle anderen Slater glückselig durch die Gegend spaziert ist, sondern neugierig war, eigensinnig und die Dinge hinterfragt hat, anstatt sie einfach zu akzeptieren. Im Gegensatz dazu wirkt sie jetzt plötzlich wieder um einiges jünger und naiver, lässt sich von anderen manipulieren und hat ihre Selbstbestimmtheit, ihre Neugier scheinbar vollkommen abgelegt. Sie lässt sich sowohl von Free UK als auch von den Lordern für ihre Zwecke einspannen und benutzen, ohne auch nur einmal nach dem Warum zu fragen.

Hinzu kommt Kylas Persönlichkeitsspaltung, die nicht nur für sie sondern auch für den Leser sehr verwirrend ist und Kyla geradezu lähmt und handlungsunfähig macht. Eine interessante und spannende Idee, ja, aber sie wirkt auch ein wenig undurchdacht. Aus dem einfachen Grund, dass bei einer Persönlichkeitsspaltung, die Persönlichkeit, die gerade nicht das Ruder in der Hand hält, sich auch später, wenn sie wieder am Ruder ist, sich nur lückenhaft oder überhaupt nicht an das Geschehene erinnern kann. Die Filme Shutter Island und Das geheime Fenster zeigen eindrucksvoll, wie es gehen kann. Bei Kyla hatte man eher das Gefühl, sie wolle nicht wahrhaben, dass sie auch kaltblütig und brutal sein kann, und schiebt daher Rain und eine Persönlichkeitsspaltung als Alibi vor. Umso unglaubwürdiger wird es dann, wenn sie sich voller Inbrunst für die Sache der Terroristen einsetzt, zumal sie selbst auch an der Richtigkeit ihrer Entscheidungen zweifelt.

Nico als einer der Drahtzieher hinter der Handlung setzt Kylas Naivität und Unentschlossenheit in diesem Band noch die Krone auf. Nico ist charismatisch, kalt und rücksichtslos. Nicht nur Kyla, sondern auch alle anderen aus der Free-UK-Gruppe, die sich in der Gegend niedergelassen haben, gehorchen Nico bedingungslos. Was er sagt wird getan, ohne zu hinterfragen. Kyla zieht mit. Was sie sich davon erhofft, wird nicht wirklich klar, ist doch die brutale Linie, die Nico fährt, nicht wirklich mit ihrer Persönlichkeit vereinbar. In der zweiten Hälfte der Geschichte ändert sich dies zunehmend, Kyla beginnt wieder selbständiger und entschlossener zu handeln, nicht vollkommen auf Nicos Anweisungen zu hören. Die Handlung nimmt an Fahrt auf, als sich die Pläne der Terroristen konkretisieren und immer mehr Charaktere auf der Bildfläche auftauchen, die sich eigentlich besser niemals treffen sollten. Dramatische Szenen verdichten sich, bisher offene Fragen werden zum Teil aufgeklärt - leider bleibt das System, das in England herrscht, weiterhin undurchsichtig. Das spannende und dynamische Finale war dafür wirklich gelungen.

Fazit: Zersplittert hat mich zunächst mit einer sehr naiven und unentschlossenen Protagonistin und verworrener Handlung, die teilweise die Logik des Vorgängers zerstört, enttäuscht. Viele Handlungen waren schwer nachvollziehbar, sodass mich das Schicksal der Figuren ziemlich kalt gelassen hat. Erst in der zweiten Hälfte nahm die Geschichte wieder an Fahr und Spannung auf und konnte durch dramatisch dichte und spannende Szenen fesseln und überzeugen.

3 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eve & Caleb 01: Mehr Roadtrip als Dystopie ...

Eve & Caleb – Wo Licht war
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Mit dem ersten Band von Eve & Caleb - Wo Licht war - wage ich mich nach einem guten Vierteljahr mal wieder an eine Dystopie und erfülle mir einen lang ersehnten Lesewunsch. Doch muss ich gestehen, dass ...

Mit dem ersten Band von Eve & Caleb - Wo Licht war - wage ich mich nach einem guten Vierteljahr mal wieder an eine Dystopie und erfülle mir einen lang ersehnten Lesewunsch. Doch muss ich gestehen, dass mich Anna Careys Jugendbuch-Debüt ziemlich ernüchtert zurücklässt.

Eine Seuche hat den Großteil der US-amerikanischen Bevölkerung dahingerafft. Die überlebenden Mädchen brachte man in ein Internat. Während sich die Erwachsenen daran machten, eine der Städte wieder bewohnbar zu machen. In genau so einem Mädcheninternat finden wir uns zu Beginn der Handlung wieder. Es der Tag vor der Abschlussfeier. Eve - unsere Protagonistin - freut sich darauf nach den 12 Jahren in der Schule mehr über Kunst zu erfahren und zu malen, denn sie möchte Künstlerin werden. Aber Arden einer ihrer Mitschülerin, die Außenseiterin Arden, erklärt Eve, dass nichts so ist, wie sich die Mädchen das erträumt haben.

Zuerst war ich begeistert davon, dass die Bombe in den ersten Kapiteln platzt und Eve in die Wildnis flüchtet. Im Nachhinein hätte ich mir jedoch gewünscht, dass Eve zu einem späteren Zeitpunkt flüchtet: Arden hätte die Bombe wie gehabt platzen lassen. Es hätte dann aber mehr zu Eve gepasst, das Ganze als Spinnerei abzutun. Sie ist die Jahrgangsbeste, vollkommen überzeugt vom System der Schulen und voller naiver Träume. Ich hätte sie zuerst die Grausamkeit des Systems spüren lassen und dann eine spektakuläre Flucht organisiert. Nichts desto trotz ist Eve eine sympathische Protagonistin, die sich zwar nur mäßig, aber dennoch vom naiven Schulmädchen zu einer guten Kämpferin entwickelt hat.

Obwohl Eve eine gute Protagonistin ist, wäre da noch so unendlich viel Platz nach oben, so viel Potenzial sich zu entwickeln. Mit ein paar Handgriffen könnte Eve zu einer stimmigen, abgebrühten Kämpferin werden. Stattdessen bleibt sie - wie schon erwähnt - auf einem Level und insgesamt blass. Ebenso auch wie die Nebencharaktere. Arden ist eine tolle Figur - und meine heimliche Heldin, aber nachdem die beiden Mädels im Lager von Calebs Bande angekommen, wird sie einfach links liegen gelassen und nur noch selten erwähnt. Auch Caleb erfährt eine lieblose Behandlung. Er ist zwar sympathisch, nett und aufmerksam, aber er ist und bleibt einfach nur der Lover Boy. Sehr schade!

Insgesamt lag mir die Fokussierung bei den Charakteren zu sehr auf Eve, sodass wir über etwaige Nebenfiguren nichts oder nur kaum Informationen erhalten. Während des "Roadtrips" durch die Wildnis finden wir immer wieder Flugblätter, auf denen aktiv nach Eve gefahndet wird. Gerade dadurch, dass sie "für den König bestimmt" ist, wird ihr eine Rolle zugesprochen, die einfach nicht zu den bisherigen Ereignissen passt. Sie ist doch nur aus dem Internat abgehauen. Warum sollte der König persönlich nur nach ihr suchen lassen - und nicht auch nach Arden? Solche Dinge sind einfach nicht stimmig und wirken wie aus der Luft gegriffen.

Ein letzes Wort zur Welt, die Anna Carey erschaffen hat: Besonders gefallen hat mir der flüssige Schreibstil der Autorin, die Seiten sind nur so dahin geflogen und auch ihre Beschreibungen der "Wildnis" waren gut gelungen. Allerdings wäre ein wenig mehr Brutalität für eine Welt, wie sie Anna Carey beschreibt angemessen gewesen. In der Wildnis wird ums Überleben gekämpft, da ist man keineswegs nett zueinander, sondern kämpft um Vorräte und Waffen. Ein anderes Beispiel: In der Schule wurde den Mädchen eingetrichtert, dass Männer brutal, machtgierig und manipulierend seien. Umso mehr hätte ich mir gewünscht, dass davon auch ein bisschen gezeigt wird. Und in den Banden hat mir entscheidend eine starke und kalte weibliche Figur gefehlt, um zu zeigen wie kalt, brutal und herzlos Frauen auch sein können.

Zudem hätte ich mich über mehr Beschreibungen der Welt und der Charaktere gefreut. Ich wusste nach 300 Seiten immer noch nicht wie das Wappen des Neuen Amerika aussieht, obwohl es so oft erwähnt, aber nie in Form und Farbe beschrieben wurde. Auch blieben mir viele Charaktere in ihren Beschreibungen zu blass und hatte beim Lesen nie wirklich ein Bild vor Augen.

Fazit: Wo Licht war ist auf jeden Fall ein interessanter Roadtrip durch eine apokalyptische Welt, eine nette Geschichte für zwischendurch, aber mit sehr viel Potenzial nach oben und zur Weiterentwicklung. 100 bis 200 Seiten mehr hätten den Charakteren, der Handlung und der Welt sehr gut getan, um ihr mehr Tiefe und Komplexität zu verleihen.

3 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Onyx: Spannender Plot vs. Schwache Charaktere

Obsidian 2: Onyx. Schattenschimmer
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Nach dem katastrophalen Start, den ich mit Obsidian hatte, hat mich Onyx dagegen überraschen und fesseln können. Seit Katy beim Kampf mit den Arum verletzt worden ist und Dameon sie geheilt hat, sind die ...

Nach dem katastrophalen Start, den ich mit Obsidian hatte, hat mich Onyx dagegen überraschen und fesseln können. Seit Katy beim Kampf mit den Arum verletzt worden ist und Dameon sie geheilt hat, sind die beiden miteinander verbunden. Daemon hat sich eingestanden, dass er in Katy verliebt ist. Katy nicht. Hier liegt gleichzeitig eine große Schwäche des Buches, aber auch der Spaßfaktor. In Obsidian haben mich Katys und Daemons Wortgefechte sehr genervt, da sie zum größten Teil aus Beleidigungen und Drohungen bestanden. In Onyx dagegen sind die Dialoge spritzig und erfrischend, was auch daran liegt, dass Daemon nicht mehr krampfhaft versucht, Katy von seiner Spezies fernzuhalten, indem er sie verbal verletzt. Er bemüht sich auf eine niedliche, fast charmante Art und Weise ihr Herz zu gewinnen. Er überhäuft Katy geradezu mit Aufmerksamkeit und sie gibt ihm einen Korb nach dem anderen. Leider wiederholt sich dieses Szenario immer und immer wieder, Seite für Seite - bis ungefähr die Hälfte des Buches erreicht ist. Wie schon in Obsidian war das sehr ermüdend und nervig. Doch - zum Glück! - lässt die Spannung in Onyx nicht so lange auf sich warten.

Das Konzept um das Verteidigungsministerium, die Arum und die Lux war sehr interessant, auch wenn mich das ein oder andere nicht ganz überzeugen konnte. Ich bin bei vielen Aspekten, die die Autorin verbaut hat, geteilter Meinung. Einerseits waren die vielen Wendungen spannend und teilweise auch unerwartet, im Nachhinein machten sie aus der ohnehin schon kantigen Geschichte keine runde Sache. Dass man zum Ende nicht mehr so recht weiß, wem man eigentlich noch vertrauen kann, war sehr gut aufgebaut, allerdings habe ich mich gefragt: Warum musste es jetzt unbedingt die Charaktere sein? Bei beiden war zu erwarten, dass es so kommen musste. Insbesondere bei der zweiten Person hätte ich mir gewünscht, dass jemand anderes auf den Plan tritt, denn diese Entscheidung der Autorin war recht platt und einfallslos. Auch war es mir unerklärlich wie Katy ein bestimmtes Mädchen erkennen konnte, obwohl die beiden sich zuvor noch NIE IM LEBEN begegnet sind. Katys Erklärung, dass sie ihr Gesicht (das des Mädchens), das sie irgendwann zu Beginn von Obsidian auf einem Vermisst-Plakat gesehen hat - und in den beiden Büchern nie wieder erwähnt wurde - in ihr Gedächtnis eingebrannt hat, eher dürftig und nicht wirklich glaubhaft.

Und da wären wir schon beim Dreiergespann der Hauptfiguren: Katy, Daemon und Blake - der Neue in der Runde. Die Autorin setzt bei der Handlung - zumindest in der zweiten Hälfte der Geschichte - und beim Setting spannende Akzente, greift bei den Charakteren und der Liebesgeschichte allzu gerne in die Klischee-Kiste. Deshalb darf Blake als zweiter Love Interest natürlich nicht fehlen und setzt Katys "komplizierten" Gefühlslage und Unentschlossenheit noch die Krone auf. Weder Katy noch Daemon können in Onyx Sympathiepunkte sammeln. Daemons Bemühungen um Katy sind zwar niedlich, aber seine Bereitschaft zu Gewalt und Mangel an Moral sind streckenweise erschreckend und Angst einflößend. Katy wirkt auf mich zunehmend scheinheilig: Ihre Tätigkeit als Buchbloggerin ist nicht wirklich nennenswert und sie zeigt auch kein sonderlich großes Interesse daran. Des Weiteren ist die krasse Verleumdung ihrer Gefühle besorgniserregend, und über die Verletzungen, die Blake ihr beim Training zufügt und die sie anderen gegenüber (die sie auch noch danach fragen!) verschweigt, wollen wir gar nicht erst reden. Wie schon in Obsidian verhält sich Katy wenig selbstständig und opfert sich bereitwillig für einen Mann, den sie nach eigener Aussage NICHT liebt.

Blake scheint zunächst der einzige zu sein, der normal und bei Verstand ist. Wobei ich mir bei Blake die Frage stelle: Musste die Autorin ihn unbedingt als Nr. 3 der Liebesgeschichte einführen? Für die Rolle, die er eigentlich in der Geschichte spielt, wäre dies gar nicht nötig gewesen. Blake hätte auch gut ein (normaler) Freund für Katy sein können, mit dem sie einfach über das Bloggen quatscht. Wo sind eigentlich Dee und all die anderen Charaktere aus Obsidian? Mir schein als wurden sie zu Gunsten des Liebesdreiecks und Katys (endlosen) inneren Monologen über ihre Unentschlossenheit so gut wie gestrichen. Unsere sympathische See, die Thompson-Drillinge und Katys Freundinnen sind einfach von der Bildfläche verschwunden. Sehr schade, dass die Autorin ihnen hier keine Rolle mehr zuspricht.

Fazit: Onyx hat sich im Vergleich zu Obsidian merklich gesteigert. Die Handlung der zweiten Hälfte ist spannend und abwechslungsreich. Die Einblicke, die man in die Welt der Lux und Arum erhält, machen neugierig auf mehr. Mit der Liebesgeschichte und den Charakteren kann Jennifer L. Armentrout allerdings nicht auftrumpfen. Onyx ist ein solider zweiter Band. Vielleicht werde ich mich doch noch an Opal heranwagen.

3 von 5 Sternen