Profilbild von Hyperventilea

Hyperventilea

Lesejury Star
offline

Hyperventilea ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Hyperventilea über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.12.2020

Einzigartige bezaubernde Bilder, nicht ganz überzeugende Geschichte

Kleiner Weihnachtsbaum
0

Der kleine Tannenbaum steht ganz alleine hoch oben auf einem Berg. Manchmal fühlt er sich ziemlich einsam und wünscht sich nichts mehr als Gesellschaft. Vor den Menschen hat er Respekt, fürchtet er doch, ...

Der kleine Tannenbaum steht ganz alleine hoch oben auf einem Berg. Manchmal fühlt er sich ziemlich einsam und wünscht sich nichts mehr als Gesellschaft. Vor den Menschen hat er Respekt, fürchtet er doch, dass sie ihn zum Weihnachtsbaum machen und fällen wollen. Doch dann lernt der Baum eines Nachts die Kinder Klara und Kai kennen, die sich verirrt haben. Er mag die zwei auf Anhieb, spendet ihnen Wärme und beschützt sie. Wenn die beiden nur nicht so weit weg wohnen würden...

Die Geschichte ist zum Vorlesen für Kinder ab vier Jahren geeignet und daher einfach und gut verständlich geschrieben. Allerdings wirken manche Formulierungen doch recht holprig und hemmen den Lesefluss. Dass ein einsamer Baum beispielsweise tatsächlich das Wort „Mega!“ verwenden würde, wagen meine Tochter und ich zu bezweifeln. Das empfanden wir wie auch einige andere Ausdrücke als unpassend und sprachlich ungelenk.

Die fabelhaften Bilder und die hochwertige Aufmachung hingegen haben uns überzeugt. Das Buch ist in DINA 4 -Querformat gestaltet. Auf den klaren, aussagekräftigen, hübschen, farbenfrohen Bildern gibt es sehr viel zu entdecken. Es macht Freude, sich in den Bilder zu verlieren.

Dass ein Tannenbaum vermenschlicht wird, Gefühle entwickeln kann, Wünsche hat, ist zwar keine neue Idee, aber eine nette, phantasievolle. Warum sollten Pflanzen nicht auch denken oder mit Tieren kommunizieren können?
Die Geschichte hingegen weist für uns aber trotzdem einige Ungereimtheiten auf. Kinder, die nachts alleine im Wald kaum Angst haben? Ein Tannenbaum, der sich durch Willenskraft entwurzelt und plötzlich laufen kann? So hundertprozentig durchdacht wirkt das alles nicht, eher etwas plump und naiv. Zwar ist die Freundschaft zwischen Baum und Kindern eine schöne Vorstellung, aber unserer Meinung nach steht die Qualität der Geschichte weit hinter der der Bilder zurück. Die Geschichte hält nicht, was die Bilder versprechen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.12.2020

Spannend und unterhaltsam, aber auch ziemlich brutal und grausam

Das Erbe der Päpstin
0

„In Stunden wie diesen tötet man, gleich ob man handelt oder passiv bleibt, dachte sie müde.“

Dorstadt 854: Freya erlebt hautnah mit, wie ihre von den dänischen Wikingern entführte und versklavte Mutter ...

„In Stunden wie diesen tötet man, gleich ob man handelt oder passiv bleibt, dachte sie müde.“

Dorstadt 854: Freya erlebt hautnah mit, wie ihre von den dänischen Wikingern entführte und versklavte Mutter von ihren Peinigern ermordet wird. Sie flieht und verlässt als Junge verkleidet ihre Heimat, um ihren Großvater Gerold zu suchen, der in Rom als Schutzherr des Papstes lebt. Doch auch in Rom muss Freya Schreckliches verkraften. Während einer Prozession werden Gerold und der Papst, der in Wahrheit kein Mann ist, sondern die Heilerin Johanna, ermordet. Freya möchte die Täter finden, doch dabei begibt sie sich in große Gefahr.

Die Zeiten damals waren alles andere als angenehm. Mord, Totschlag und andere brutale Grausamkeiten standen auf der Tagesordnung, Menschen lebten in einfachsten Verhältnissen, ihre Lebenserwartung war gering. Autorin Helga Glaesener schafft mit ihrem Sprachstil Atmosphäre. . Sie schreibt sehr schlicht und klar aus Freyas Sicht, schildert deren Situation, Lebensumstände und Gefühle anschaulich und eindrücklich. Ich hatte ein sehr deutliches Bild von ihrem Leben, den historischen und gesellschaftlichen Bedingungen damals vor Augen. Angesichts des sehr groben, martialischen Verhaltens der Personen und der trotzdem irgendwie nüchtern wirkenden Beschreibungen dessen, fühlte ich mich den Figuren aber nicht nahe, kam mir eher wie eine Zuschauerin des Geschehens vor. Die Protagonisten blieben mir fern, berührten mich nicht emotional.

Freya ist zweifelsohne eine ganz besondere, starke Frau. Wie Päpstin Johanna verkleidet sie sich zunächst als Mann, um in dieser grausamen Männerwelt besser bestehen zu können. Sie verhält sich oft wie ein Mann, schreckt nicht vor Gewalt zurück, um zu schützen, was ihr lieb ist und um Rache zu nehmen. Schließlich möchte sie nicht wie ihre Schwester Asta enden, die sich unterordnet und überzeugt ist: „Der Allmächtige hat den Männern geboten, über uns Frauen zu herrschen, weil wir nicht klug genug sind, um die Folgen unseres Handelns zu überblicken. Wir bedürfen der Anleitung.“
Freya hingegen zieht daraus ihre eigenen Schlüsse: „Ich will kein Weib mehr sein. (...) Weiber sind dazu verdammt, beherrscht zu werden, zuerst von den Vätern, dann von den Ehemännern, zum Schluss von den Söhnen.“
Immer wieder erinnerte Freya mich auch an Johanna von Orléans. Eine weitere berühmte Frau, die sich unter Männern zu behaupten versuchte.

Spannend ist Freyas Geschichte, bei der sich die Autorin von einigen Legenden hat inspirieren lassen, ohne Zweifel. Die junge Frau ist ständig auf der Flucht, kommt nie zur Ruhe. Der Roman liest sich wie eine aufregende Reise durch die Zeit und durch das Europa der damaligen Zeit: Freya flieht von Dorstadt (in den heutigen Niederlanden), nach Rom, auf die Insel Frauenchiemsee in Bayern und gelangt schließlich nach Paris. Sie sieht erstaunlich viel von der Welt. Unzählige Leichen und viel rohe Gewalt begegnen ihr und den Lesern dabei. Mir war das stellenweise zu viel Blut, zu grausam, auch wenn die Darstellung sicherlich authentisch ist.
Trotz aller Spannung in der Handlung konnte mich das Buch nicht so packen, wie ich das erhofft hatte. Als ich vor einigen Jahren Donna W. Cross Roman „Die Päpstin“ las, war ich mitgerissen, gefesselt vom Geschehen, litt regelrecht mit der Päpstin. Freyas Schicksal verfolgte ich aber ohne viele Emotionen, zu abschreckend wirkte ihr gesamtes Leben auf mich. Für mich zwar ein interessanter, unterhaltsamer Roman, der aber nicht an das Original herankommt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.12.2020

Schön aufgemachtes Vorlesebuch mit ganz unterschiedlichen phantasievollen, aber auch mitunter etwas seltsamen Geschichten

Flo, der Flummi und das Schnack
0

Viele namhafte Autoren wie Juli Zeh, Alina Bronsky, Amelie Fried oder Paul Maar haben für das Magazin Nido besondere Vorlesegeschichten erfunden, die nun in „Flo, der Flummi und das Schnack“ gesammelt ...

Viele namhafte Autoren wie Juli Zeh, Alina Bronsky, Amelie Fried oder Paul Maar haben für das Magazin Nido besondere Vorlesegeschichten erfunden, die nun in „Flo, der Flummi und das Schnack“ gesammelt erschienen sind. Da finden Kinder einander über ihre Spracheigenarten, Aufkleber oder gar Wollmäuse werden lebendig, Hasenkinder entdecken die Welt oder merkwürdige Wesen aus Automaten versuchen Kindern hinterhältige Lügen einzureden. Die Geschichten sind allesamt sehr ungewöhnlich und unkonventionell.

Besonders hervor sticht die sehr gelungene Aufmachung des Buches. Jeder Geschichte ist eine bunte Illustration von Martina Liebig vorangestellt, die die Geschichte in einem Bild erzählt. Die Bilder wirken oft „retro“, sind in verschiedenen Stilrichtungen gestaltet. Einige erinnern an die 20er Jahre, andere machen einen deutlich moderneren Eindruck. Auf alle Fälle sind die besonderen Bilder der Künstlerin sehr abwechslungsreich und spannend anzuschauen.

Vor jeder Geschichte finden sich zudem hilfreiche Angaben, wie lange die Vorlesezeit ungefähr dauert und für welches Alter die Geschichte empfohlen wird (angegebenes Alter von drei bis neun Jahren).

Was der Titelzusatz „für Kinder und Eltern, die sich nicht langweilen möchten“ verspricht, hält er ein: Langeweile kommt nicht auf. Einige Geschichten haben uns wirklich gut gefallen. Die Vorstellung beispielsweise, dass Schmetterlinge trösten können, indem sie Tränen trinken fand ich wunderschön. Auch über Paul Maars goldene Schildkröte Roswitha mit den geheimnisvollen Worten auf ihrem Panzer mussten wir sehr schmunzeln. Allerdings gab es auch einige Geschichten, mit denen meine Kinder und ich wenig anfangen konnten, ungewöhnliche Geschichten zweifelsohne, aber auch ganz schön merkwürdige und abstruse, die uns nicht überzeugen konnten und uns etwas ratlos zurückließen.
Insgesamt ein äußerlich besonders schön aufgemachtes Geschichtenbuch mit tollen Bildern und originellen Geschichten von ganz unterschiedlicher Qualität. Ein buntes Potpourri, bei dem sicherlich für jeden Geschmack etwas dabei sein dürfte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.12.2020

Turbulente, witzige und kurzweilige Liebeskomödie mit kleinen Schwächen im Handlungsverlauf

Auf Wolke Sieben sitzen auch nur Frösche
0

Für Ylvi läuft es aktuell nicht ganz so optimal. Sie ist schon ganz lange heimlich in ihren Mitbewohner und besten Freund Tom verliebt. Als sie sich ihm gerade offenbaren möchte, präsentiert ihr Tom überraschend ...

Für Ylvi läuft es aktuell nicht ganz so optimal. Sie ist schon ganz lange heimlich in ihren Mitbewohner und besten Freund Tom verliebt. Als sie sich ihm gerade offenbaren möchte, präsentiert ihr Tom überraschend seine neue, überaus unsympathische Freundin, die sich ohne Rücksicht sofort in der gemeinsamen Wohnung breit macht. Und auch sonst tritt Ylvi einfach zu oft in Fettnäpfchen. Ob sie das Blatt für sie wendet und sie doch noch ihr Glück findet?

Autorin Britt Gerken schreibt flüssig und locker-leicht in Ich-Form aus Ylvies Sicht. Die herrlich witzigen trockenen Formulierungen nahmen mich sofort für Ylvi und ihre Geschichte ein.

Sympathisch ist sie ohne Zweifel, die Ylvi. Sie liebt Tortenbacken, gutes Essen, ihre Schildkröte Kalle, ihre Oma und Tom. Mit ihrem Job in der Pharmabranche und ihrem Gewicht hat sie hingegen zu kämpfen. Eigentlich will Ylvi nur glücklich sein, doch dummerweise steht ihr dabei immer wieder das Leben im Weg und so stolpert sie von einer peinlichen Situation in die nächste. Manchmal war mir das ein bisschen zu viel an Unbeholfenheit. Mit Ylvi habe ich sehr gezittert, aber des öfteren spürte ich auch den inneren Drang, sie ob ihrer Naivität und ihrer blinden Gutgläubigkeit einfach nur durchschütteln zu wollen.
Die anderen Charaktere wirken in Relation zu der übermächtigen, omnipräsenten Ylvi ein wenig blass. Lediglich Peter mit seiner direkten, sehr speziellen Art hat großen Unterhaltungswert.

Kurzweilig und schnell zu lesen ist „Auf Wolke sieben sitzen auch nur Frösche“ auf alle Fälle. Das Buch erinnert ein wenig an Petra Hülsmanns Romane. Auch Ylvie zieht es nach Hamburg, auch Peter spricht wie Hülsmanns Taxifahrer Knut Hamburger Dialekt, gerade wie ihm der Schnabel gewachsen ist und zeigt auch sonst Parallelen zu der Figur Kurt. Die Handlung um Ylvie hat für mich allerdings Schwächen, manche Entwicklungen passieren einfach zu überhastet, Gefühle ändern sich quasi im Minutentakt, das wirkt mitunter ein wenig holprig und nicht ganz stimmig. Auch das für mich übertriebene, zu bemühte Ende konnte mich nicht hundertprozentig überzeugen. Trotz der Schwächen aber ein netter, leichter, oft wirklich witziger Roman, der für schnelle Ablenkung sorgt, eine kleine Gute-Laune-Dosis für alltagsgeplagte Leserinnen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.12.2020

Lachen verschenken und dabei Gutes tun: Da lässt sich über kleine Mängel hinwegsehen

Gans Ernst von Jimmy Kimmel
0

Viel Spaß hat Gans Ernst nicht, er geht gans ernst durchs Leben. Zum ausgelassenen Gackern bringen ihn weder Hühner, noch Verkleidungen oder exquisite Hochgenüsse. Natürlich mag man das als Leser nicht ...

Viel Spaß hat Gans Ernst nicht, er geht gans ernst durchs Leben. Zum ausgelassenen Gackern bringen ihn weder Hühner, noch Verkleidungen oder exquisite Hochgenüsse. Natürlich mag man das als Leser nicht so recht glauben. Irgendeine besonders witzige Gesichtsakrobatik muss es doch geben, die dem Grummel ein Lächeln ins griesgrämige Gesicht zaubert. Na dann versucht es halt! Schneidet die besten Grimassen, die Euch einfallen und bewundert sie im Spiegel! Vielleicht heißt es am Ende tatsächlich für Euch „Ente gut- alles gut“ und das humorlose Vieh lacht endlich....Probiert’s aus!

Der Text ist kindgemäß, witzig und gut verständlich geschrieben. Ronja von Rönne hat Jimmy Kimmels Bilderbuch ins Deutsche übersetzt. Der Autor wendet sich direkt an den Leser, spricht ihn persönlich mit Du an und fordert ihn auf, Gans Ernst zum Lachen zu bringen. Auf jeder Seite finden sich oft nur wenige Wörter, kurze Sätze überwiegend in Versalien und meist groß gedruckt.
Die Gans, einfach und klar in schwarz, weiß und orange gezeichnet taucht auf fast jeder Seite auf, meist grimmig die Augenbrauen verzogen. Besonders liebevoll, detailliert und gefällig sind die simplen, comicartigen Zeichnungen nicht, dafür aber sehr ausdrucksstark. Das Buch ist im
DIN A4 Format und eignet sich für Kinder ab drei Jahren zum Vorlesen.

Wer kennt sie nicht, humorlose Personen, die zum Lachen in den Keller gehen? Gans Ernst ist ein besonderes Exemplar dieser Spezies. Da muss man sich als Leser schon extrem anstrengen, um ihn aus der Reserve zu locken. Ob er doch irgendwo ein winziges Lächeln verborgen hat?

Hinter Gans Ernst steckt eine sehr originelle, witzige Idee. Kinder sollen ruhig nach Herzenslust albern sein dürfen, um andere zum Lachen zu bringen. Ein tolles Extra auch der Spiegel im Buch, in dem die Kinder ihre Grimassen garantiert mit Spaß betrachten werden. Zusätzlich enthält das Buch hinten ein großes Wendeposter von Gans Ernst zum Herausnehmen. Außerdem findet sich vorne eine Internetadressangabe zum Download eines Malbuchs. Eine wirklich tolle Sache auch, dass alle Einnahmen des Buchs in Kinderkrankenhäuser fließen. Positiv ist mir zudem aufgefallen, dass der Verlag aus ökologischen Gründen auf Einschweißfolie verzichtet.
In bestimmter Hinsicht liefert mir das Buch allerdings zu wenig, die Zeichnungen wirken stellenweise doch recht lieblos, nach mehrmaligem Lesen haben meine Kinder den Spaß an der Geschichte etwas verloren, der Text ist ziemlich kurz. 24,90 Euro ist für das, was geboten wird, ein recht stolzer Preis.
Insgesamt trotzdem ein sinnvolles Geschenk, schließlich tut man mit dem Kauf etwas Gutes und Lachen zu verschenken ist ja auch keine schlechte Idee.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere