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Veröffentlicht am 05.03.2021

viele Facetten einer Kindheit

Das achte Kind
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Smilja lebt in einem armseligen Dorf in Jugoslawien und träumt von einem besseren Leben, einem, in dem sie so viel Schokolade essen kann, wie sie mag. Als eine Schokoladenfabrik Arbeitskräfte sucht entschließt ...

Smilja lebt in einem armseligen Dorf in Jugoslawien und träumt von einem besseren Leben, einem, in dem sie so viel Schokolade essen kann, wie sie mag. Als eine Schokoladenfabrik Arbeitskräfte sucht entschließt sie sich, in Frankfurt ein neues Leben aufzubauen. Als sie von Emir, einem Trinker und Dieb schwanger wird entschließt sie sich schweren Herzens, ihren neugeborenen Alem zu deutschen Pflegeeltern zu geben. Der Kontakt zu Alem wird, bedingt durch den Umzug der Pflegeeltern immer seltener und für Alem ist die deutsche Familie, Marianne und Robert mit ihren 7 eigenen Kindern, das eigentliche Zuhause. Nachdem Emir sich aus dem Staub gemacht hat, hat Smilja einen neuen Partner gefunden. Dieser wird gewalttätig gegen Smilja und auch gegen Alem, wenn dieser zu Besuch in Frankfurt ist. Durch die Urlaubsbesuche mit seiner Mutter bei den Großeltern im jetzigen Kroatien hört er die Erlebnisse seines Opas im Kampf gegen deutsche Soldaten. Zurück bei seinem Pflegevater Robert erzählt ihm dieser von den glorreichen Taten der Nazis und selbst jetzt, in den 1980er Jahren ist Robert immer noch ein überzeugter Nazi. Wie passt da ein ausländisches Kind, dass er wie ein eigenes behandelt, hinein?
Alem Grabovac beschreibt sehr eindrucksvoll seine hin- und hergerissene Kindheit, sein Leben in verschiedenen Welten. Wie leicht hätte seine Zukunft völlig anders ausgesehen. Der Roman ist gleichzeitig Geschichtsschreibung, beginnend vor dem 2. Weltkrieg bis zum Balkankrieg wie auch ein gesellschaftlicher Roman über die Entwicklung in Deutschland, über das Erwachsenwerden in den 1980er Jahren und besonders über das Frauenbild im Laufe der Zeit.

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Veröffentlicht am 05.03.2021

gängige Produkte mit Pfiff

Hensslers schnelle Nummer
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Schnell ein gutes Essen auf den Tisch bringen ist das Ziel dieses Kochbuches. Auch wenn ich in Schnippeln und Kochen nicht die Geschwindigkeit eines Profikoches erlange so sind doch alle in diesem Buch ...

Schnell ein gutes Essen auf den Tisch bringen ist das Ziel dieses Kochbuches. Auch wenn ich in Schnippeln und Kochen nicht die Geschwindigkeit eines Profikoches erlange so sind doch alle in diesem Buch beschriebenen Rezepte fix auf dem Teller. Kochbücher für die schnelle Küche gibt es inzwischen so einige, was das Besondere in diesem Fall ausmacht, sind die alltäglichen Zutaten die mir Raffinesse, mit einer exotischen Zutat oder einem außergewöhnlichen Gewürz kombiniert werden. Zu jeder sehr ausführlich und leicht verständlichen Beschreibung, teilweise mit Beispielen von Variationen, gibt es ein ansprechendes Foto. Die Gliederung erfolgt nach den Hauptzutaten, wie Fleisch, Fisch, Kartoffeln oder Gemüse. Steffen Henssler typisch gibt es nur wenige Dessertrezepte und diese wenigen überzeugen mich leider nicht.
Der Gesamteindruck überzeugt mich dennoch auf ganzer Linie. Bei der umfangreichen Anzahl an Rezepten gibt es viel interessantes und kreativ Neues für eine alltagstaugliche Küche.

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Veröffentlicht am 05.03.2021

die Langbeins

Wo wir Kinder waren
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Arnold Langbein war ein fleißiger Puppenmacher, der sparsam lebte um sich seinen Traum von einer eigenen Spielzeugfabrik zu verwirklichen. Er schaffte es und brachte das Sonneberger Unternehmen heil durch ...

Arnold Langbein war ein fleißiger Puppenmacher, der sparsam lebte um sich seinen Traum von einer eigenen Spielzeugfabrik zu verwirklichen. Er schaffte es und brachte das Sonneberger Unternehmen heil durch den 1. Weltkrieg während die Nachfolgegeneration, Otto und seine Frau Flora, mit dem 2. Weltkrieg und der Naziherrschaft Probleme bekamen. Ihr Sohn Fritz übernahm nach der Flucht Hugos in den Westen die Firma und musste sich mit den Gegebenheiten der DDR Planwirtschaft arrangieren.
Inzwischen, im Jahr 2019, gibt es die Langbein Spielzeugfabrik nicht mehr. Jan, Eva und Iris treffen sich zur Entrümpelung des Familiensitzes in Sonneberg und entdecken dort so manche Schätze aus ihrer Kindheit. Jan und Eva lebten dort, Iris, Hugos Tochter, kam in den Sommerferien. Sie hatten dort eine ausgesprochen schöne Kindheit erlebt, sie waren in einfache Tätigkeiten in der Puppen- und Plüschtierherstellung eingebunden und testeten die Spielwaren auf ihre Tauglichkeit. Nostalgie und Erinnerungen an diese glückliche Zeit flammt bei allen auf. Als sie eine Anfrage nach einer besonders schönen Puppe aus der Langbein Kollektion erreicht, beginnen sie, die Vorlage zu suchen. Ist es möglich, diese aufwendig hergestellten Puppen wieder gewinnbringend zu verkaufen? Wie würde dann ihr Leben weitergehen?
Der Roman ist einerseits eine Familiengeschichte über mehrere Generationen mit allen Auf und Abs, es handelt von Liebe und Leid und von schwarzen Schafen. Andererseits wird die deutsche Geschichte, davon besonders intensiv die Zeit nach dem 2. Weltkrieg aufgearbeitet, Privatunternehmen die verstaatlicht werden, die allgegenwärtige Stasi, aber auch das abweichende Frauenbild in Ost und West sind Thema des in wechselnden Zeiten spannend geschriebenen Romans.

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Veröffentlicht am 03.02.2021

Macht über Mädchen

Amissa. Die Verlorenen
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Jan und Rica Kantzius sind ein sehr ungleiches Paar. Der für Außenstehende etwas grobschlächtig wirkende Jan war bei der Polizei bevor er Privatermittler wurde. Die deutlich jüngere, hübsche, klein und ...

Jan und Rica Kantzius sind ein sehr ungleiches Paar. Der für Außenstehende etwas grobschlächtig wirkende Jan war bei der Polizei bevor er Privatermittler wurde. Die deutlich jüngere, hübsche, klein und zierliche Rica fällt durch ihr karibisches Aussehen auf. Nachdem sie Missbrauch selbst erlebt hat arbeitet sie bei der Hilfsorganisation Amissa, die verschwundene Mädchen sucht. Während die Beiden auf der Autobahn unterwegs sind, passiert direkt vor ihnen ein Unfall. Ein junges Mädchen ist direkt vor ein Auto gelaufen. Jan ist sofort bei ihr und kann noch ihre letzten Worte hören. In der Faust hatte sie einen seltsamen Zettel, den Jan an sich nimmt. Aus eigener Erfahrung traut er den Ermittlungsarbeiten bei der Polizei nicht. Als sie erfahren, dass gerade erst Leila Eidinger nach einem Streit mit ihren Eltern unauffindbar ist, vermuten sie, dass die Tote Leila ist. Doch sie ist es nicht. Wer ist dann die Tote und wo ist Leila? Sie stoßen auf weitere Vermisste, die in das gleiche Bild passen. Unter Mithilfe von Amissa, dem Ermittlergespür und der intensiven Kenntnisse im Internet begeben sich Rica und Jan auf die Spur der vermissten Mädchen.
Hoch spannend und aktuell wird das Leiden für abartige Männerfantasien gefangene Mädchen beschrieben. Alte, weiße Männer, die Macht besitzen. Dabei geraten die Ermittler immer wieder an ihre eigenen Grenzen. Die Protagonisten werden hervorragend beschrieben, egal ob Täter oder Opfer, alles ist nachvollziehbar. Auf die Fortsetzung bin ich sehr gespannt.

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Veröffentlicht am 16.12.2020

entlang der Seefahrtsrouten

The Great Escape
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Der Bildband THE GREAT ESCAPE- Fotografien von der Seefahrt 1950-1970 nimmt uns mit auf eine Reise auf den Ozeanen der Welt. Entlang der damaligen Seefahrtsrouten fahren wir auf den Handelsschiffen der ...

Der Bildband THE GREAT ESCAPE- Fotografien von der Seefahrt 1950-1970 nimmt uns mit auf eine Reise auf den Ozeanen der Welt. Entlang der damaligen Seefahrtsrouten fahren wir auf den Handelsschiffen der Zeit mit und erleben in eindrucksvollen Bildern und mit einem ausführlichen, dazugehörenden Text, wie das Leben für die Seeleute aussah. Einerseits hat man romantische Vorstellungen von den Reisen in ferne Länder, die für die meisten Menschen kurz nach dem 2. Weltkrieg unerreichbar schienen, andererseits erleben wir auch den harten Alltag der Seeleute. Alleine schon die Fotos, teils künstlerisch wertvoll, teils Schnappschüsse, zeigen uns viel von deren Welt. Auch die Häfen und die erreichten Länder werden mit hochinteressanten Fotos versehen, schwer bepackte Arbeiter be- und entladen und an einem Kran wird ein Kamel verladen. Eine Welt, die für unsere Containerschifffahrt wie eine museale Zeit erscheint und doch ist es noch gar nicht so lange her.
Der einige Minuspunkt an diesem hervorragenden Fotoband ist, dass die Bildbeschreibungen nicht an die Fotos gekoppelt sind, man hat zu blättern, um den entsprechenden Text zu finden.

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