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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.05.2017

Amüsanter Serienauftakt

Die Brut - Sie sind da
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Erdbeben in Indien. Eine Atombombe in China. Eine verschwundene Wandergruppe in Peru. Ein zehntausend Jahre alter Kokon. Auf den ersten Blick zusammenhangslos… doch die Brut kommt und plötzlich wird aus ...

Erdbeben in Indien. Eine Atombombe in China. Eine verschwundene Wandergruppe in Peru. Ein zehntausend Jahre alter Kokon. Auf den ersten Blick zusammenhangslos… doch die Brut kommt und plötzlich wird aus vielen Katastrophen eine große…
Ezekiel Boone hat hiermit einen absolut unterhaltsamen Serienauftakt hingelegt. Und damit wären wir auch gleich bei meinem wichtigsten Kritikpunkt: Serienauftakt heißt für mich nicht, dass ich meine Geschichte in den einzelnen Bänden komplett in der Luft hängen lassen darf. Für den Autor schon ; ) Abgesehen von dem Cliffhanger-Ende habe ich mich aber wirklich beim Lesen amüsiert. Boone hat einen schnodderigen Humor, allzu empfindlich sollte man beim Thema Schimpfwörter aber nicht sein. Bei mir hat er irgendwie einen Nerv getroffen und so war die Story schnell ausgelesen. Die entwickelt sich etwas trashig, einige Ekelszenen waren aber so abstrus, das sie doch eher zum Lachen waren. Insgesamt ist das beschriebene Szenario aber schon spannend und gut aufgemacht, die Logik muss man manchmal Logik sein lassen können. Die Figuren sind recht vielseitig, die verschiedenen Handlungsstränge ermöglichen einen Blick rund um den Globus. Ob man jetzt zu jeder noch so kleinen Figur auch direkt sämtliche Erklärungen zum Sexualleben gebraucht hätte, sei mal offen gelassen. Mich hats nicht wirklich gestört, vielleicht lernt der Autor aber ja bis zum nächsten Band auch noch andere Möglichkeiten der Charakterisierung seiner Personen kennen. Boone hat die verschiedenen Orte geschickt vernetzt (sorry, den Wortwitz konnte ich mir nicht verkneifen) und so ergibt sich ein großes Ganzes. Etwas schade fand ich, dass sich gegen Ende des Buches vieles auf die USA konzentriert, die anscheinend als schlauste Schlaunation die Einzige ist, die irgendwie im Alleingang die Welt retten wird. Oder halt auch nicht. Ich warte gespannt auf Band zwei und mache derweil um sämtliche Netze einen Bogen. Sicher ist sicher.

Veröffentlicht am 25.05.2017

Gudrun

Das Mädchen im Strom
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Im Mainz der 1920er Jahre erlebt die junge Jüdin Gudrun Samuel eine quasi unbeschwerte Jugend: die Familie ist wohlhabend, in Margot hat Gudrun eine beste Freundin gefunden, in Martin ihre erste Liebe. ...

Im Mainz der 1920er Jahre erlebt die junge Jüdin Gudrun Samuel eine quasi unbeschwerte Jugend: die Familie ist wohlhabend, in Margot hat Gudrun eine beste Freundin gefunden, in Martin ihre erste Liebe. Doch mit den Jahren wird die Bedrohung durch die Nationalsozialisten immer größer und Gudrun muss ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, will sie nicht untergehen.

Sabine Bode hat in diesem Buch eine wahre Lebensgeschichte zu einem Roman verarbeitet. Das Schicksal der „echten“ Gertrude Salomon steht aber stellvertretend für viele, sodass die Romanform dem Leser sicherlich mehr geben kann als es eine Biografie gekonnt hätte.
Mir fiel der Einstieg in die Geschichte nicht leicht, gerade zu Beginn war mir Gudrun unerträglich unsympathisch. Auch an den Erzählstil der Autorin musste ich mich erst gewöhnen, sodass sich echte Lesefreude erst nach einiger Zeit einstellte. Der Stil bleibt immer distanziert, große Emotionen darf man trotz des harten Stoffes nicht erwarten. Sehr ansprechend fand ich die eingestreuten Briefwechsel zwischen Gudrun und Margot, die zwar ähnliche Ausgangssituationen haben, denen das Leben aber völlig unterschiedlich mitspielt. Margot wandert im Schutz der Familie in die USA aus, während Gudrun sich alleine nach Shanghai durchschlägt. Eine sehr interessante Gegenüberstellung. Die Autorin vermittelt die Fakten sehr unaufdringlich, trotzdem merkt man schnell, dass in diesem Buch auch viel Recherche steckt. Die Handlung wirkt immer authentisch, auch wenn man als Leser manchmal nur den Kopf schütteln mag.
Insgesamt habe ich „Das Mädchen im Strom“ nach dem holprigen Start doch gerne gelesen; dranbleiben lohnt also.

Veröffentlicht am 22.05.2017

Zwei Schauerromane in düsterer Atmosphäre

Gespenstisches Island
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In diesem Ebook findet man zwei Bücher der isländischen Autorin Sigurdardottir: „Seelen im Eis“ und „Geisterfjord“. In Ersterem geht es um die düstere Vergangenheit eines Erziehungsheimes für straffällig ...

In diesem Ebook findet man zwei Bücher der isländischen Autorin Sigurdardottir: „Seelen im Eis“ und „Geisterfjord“. In Ersterem geht es um die düstere Vergangenheit eines Erziehungsheimes für straffällig gewordene Jugendliche, im zweiten Buch um ein altes, schicksalbehaftetes Haus an einem einsamen Fjord. Beiden gemein ist die Tatsache, dass es sich zwar minimal gruseln lässt, der große Schocker aber ausbleibt. Die Autorin schafft eine gute Atmosphäre, fängt die Kälte und Rauigkeit Islands sehr gut ein. Man greift als Leser automatisch nach der warmen Kuscheldecke ; ) Wirklich zum Nägelkauen gruselig sind die Geschichten jedoch nicht, es gibt kleine „Horror“-elemente, die allerdings nicht wirklich zum Fürchten sind, sodass der altmodische Begriff „Schauerroman“ dem Ganzen wahrscheinlich noch am ehesten gerecht wird.
Die Autorin entwirft recht ansprechende Charaktere, trifft jedoch nicht immer den Ton. Da kommt z.B. ein junges Mädchen durch seine Sprechweise viel zu erwachsen rüber usw. Diese kleinen Unstimmigkeiten stören nicht groß, fallen aber doch auf. Ebenso die nicht immer logischen Zusammenhänge. Trotzdem fühlte ich mich durch beide Romane ganz ordentlich unterhalten, denn die Autorin versteht es schon ihre Geschichten spannend zu erzählen. „Geisterfjord“ hat mir etwas besser gefallen, man kann aber durchaus beiden Geschichten mal eine Chance geben.

Veröffentlicht am 06.03.2017

Am Anfang war dein Ende

Am Anfang war dein Ende
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Ein junger Student wird tot in einem Waldstück aufgefunden; nackt; neben seinem Kopf eine Pistole. Alles sieht nach Selbstmord aus, doch der Ermittler Decker zweifelt. Schnell wird klar, dass es sich bei ...

Ein junger Student wird tot in einem Waldstück aufgefunden; nackt; neben seinem Kopf eine Pistole. Alles sieht nach Selbstmord aus, doch der Ermittler Decker zweifelt. Schnell wird klar, dass es sich bei dem toten Eli um einen brillanten Kopf handelte, der dabei war sich auf dem Gebiet der angewandten Mathematik einen Namen zu machen. Tragen Neider Mitschuld an seinem Tod?

„Am Anfang war dein Ende“ war für mich das erste Buch aus der Reihe um das Team Decker/McAdams, ich bin aber trotzdem schnell mit den beiden vertraut gewesen. Das fast väterliche Verhältnis der beiden wirkt sehr realistisch und ich fand sie durchweg sympathisch. Immer wieder wird Bezug auf die Vergangenheit der beiden genommen, jedoch so, dass sich auch der Neuleser gut zurecht findet.
Der mathematische Hintergrund von Eli bringt es mit sich, dass einige Inhalte der höheren Mathematik eine Rolle in der Geschichte spielen. Leider hat es die Autorin nicht ganz geschafft, diese verständlich an den Leser zu bringen, zudem wiederholt sie einige Aspekte völlig unnötig. Ansonsten fand ich den akademischen Rahmen sehr gut gewählt und die Klüngelei und das Konkurrenzdenken unter den schlauen Köpfen sehr spannend und authentisch gemacht. Der Fall wird spannend aufbereitet und Kellermans ansprechender Erzählstil fesseln zusätzlich an die Seiten. Insgesamt ein Buch, das mich gut unterhalten hat und das Lust auf die vorherigen und noch kommenden Bände macht.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Glücksmädchen

Glücksmädchen
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Nach dem Tennistraining verschwindet die 8jährige Lycke spurlos. Während sich Mutter, Vater und dessen neue Frau gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben, scheint nur die Reporterin Ellen wirklich ...

Nach dem Tennistraining verschwindet die 8jährige Lycke spurlos. Während sich Mutter, Vater und dessen neue Frau gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben, scheint nur die Reporterin Ellen wirklich an Lyckes Suche mitzuwirken. Diese wird jedoch immer wieder durch Parallelen zu ihrer eigenen Vergangenheit aus der Bahn geworden. Bald wird zudem klar, dass Lycke durchaus gute Gründe zum Verschwinden gehabt hätte…
Mikaela Bley hat eine spannende Geschichte geliefert, die mich durchweg gut unterhalten hat. Die Spannung wird gut aufgebaut und gehalten, kleine Cliffhanger lassen einen schnell weiterlesen. Bley entwickelt die Story langsam, aber stetig, man braucht eine Weile bis man die wahren Verhältnisse durchschaut hat. Die Figuren sind ihr recht gut gelungen, gerade Lyckes Familie fand ich sehr gut skizziert. Die Beziehungen untereinander, die chaotischen Gefühlswelten und vor allem das Verhalten gegenüber Lycke werden sehr authentisch dargestellt und lassen den Leser so manches Mal schlucken. Ellen ist mir als Person nicht sympathisch, sie ergibt aber eine interessante Protagonisten, die einen immer wieder überrascht. Die Verstrickungen mit ihrer eigenen Vergangenheit hätte ich persönlich nicht gebraucht, sie fügen sich aber halbwegs gut in die Handlung. Die Autorin hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der sich sehr flüssig lesen lässt, wobei sie trotzdem mit mancher Ausdrucksweise überraschen kann.
Insgesamt ein spannendes Buch, das mit ungeahnten Tiefen aufwartet, die so manche Unregelmäßigkeit kaschieren können. Ein Psychothriller ist es allerdings beileibe nicht, auch wenn man so mancher Figur gerne Psycho auf die Stirn schreiben würde ; )