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Veröffentlicht am 29.12.2020

Nach einer wahren Begebenheit - erschütternde Geschichte eines im Heim aufwachsenden Jungen, die nur schwer auszuhalten ist

Aussortiert: Kind 351
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Das Buch erzählt die Leidensgeschichte eines Mannes, der im Kleinkindalter in ein Heim kam und dort unter Misshandlungen aufgewachsen ist. Trotz dieser schlimmen Erfahrung hat Protagonist Frank es geschafft, ...

Das Buch erzählt die Leidensgeschichte eines Mannes, der im Kleinkindalter in ein Heim kam und dort unter Misshandlungen aufgewachsen ist. Trotz dieser schlimmen Erfahrung hat Protagonist Frank es geschafft, einen Job zu finden, zu heiraten und einen Sohn zu bekommen. Doch 20 Jahre nach seiner „Entlassung“ aus dem Heim holt ihn die Vergangenheit heim. Die Frau, die ihn geboren hat und ihm nie eine Mutter war, ihn noch nicht einmal im Heim besucht oder ihm einen Brief geschickt hat, kann nicht mehr allein für ihren Lebensunterhalt aufkommen. Die Sozialbehörde will daher, dass Frank dafür aufkommt. Plötzlich ist all das, was er verdrängt hat, wieder da: die Strenge im Heim, die „Bestrafungen“, Misshandlungen, Hungern …

Frank beschließt, sich zu wehren. Er hat es trotz schwierigstem Start geschafft, ein normales Leben aufzubauen. Und nun kommt diese Frau, die nie etwas mit ihm zu tun haben wollte, und will sein Geld. Er nimmt alle Kraft zusammen, die er aufbringen kann, und klagt, auch wenn seine Rechtsanwältin ihm jede Hoffnung darauf nimmt, diesen Kampf gewinnen zu können.

Hintergrund dieser Geschichte ist eine wahre Begebenheit, und das macht das Ganze so fassungslos, macht mich fassungslos. Was die Kinder im Heim erleben, erdulden und ertragen mussten, sprengt jede Vorstellungskraft. Umso erstaunlicher ist es, dass der Protagonist als Erwachsener ein nahezu normales Leben führte, in dem noch nicht einmal seine Frau ahnte, was er ertragen musste. Die Autorin hatte zunächst ein Drehbuch geschrieben, das jedoch niemand verfilmen wollte mit der Begründung, sowas könne es in Deutschland nicht gegeben haben. Wie wir heute auch aus der Presse wissen, hat es diese Fälle entgegen alle Annahmen doch gegeben. Die Geschichte ist absolut schwer zu ertragen, geht an die Nieren, treibt dem Leser die Tränen in die Augen. Und doch finde ich es enorm wichtig, solche Dinge, die unter dem Deckmantel der katholischen Kirche geschehen sind, publik zu machen.

Die Geschichte ist unfassbar, aber der Schreibstil und die Empathie der Autorin machen es möglich, sie zu ertragen. Obwohl ich von den Grausamkeiten in Kinderheimen der 1960er Jahre wusste, haben mich die Schilderungen im Buch erneut tief ergriffen. Aufgrund der Authentizität und der Spannung, die sich durch das ganze Buch hält, kann ich den Roman wirklich weiterempfehlen, muss aber dazu sagen, dass der Leser starke Nerven braucht. Für mich ist das Buch 5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung wert.

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Veröffentlicht am 16.12.2020

Wundervoller Auftakt einer vielversprechenden Familiensaga

Das Unrecht der Väter
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Das Buch ist der Auftakt einer mehrbändigen Familiensaga um die Familien von Paul-Friedrich von Falkenbach und der Brüder Wilhelm und Hermann Lehmann, dreier Freunde, die im 1. Weltkrieg zusammen in der ...

Das Buch ist der Auftakt einer mehrbändigen Familiensaga um die Familien von Paul-Friedrich von Falkenbach und der Brüder Wilhelm und Hermann Lehmann, dreier Freunde, die im 1. Weltkrieg zusammen in der gleichen Einheit gedient und nach dem Krieg ihre Firmensitze in Bernried nahe München zusammengelegt haben. Die Söhne der Lehmanns sind bereits in den Firmen aktiv, während Gustav von Falkenbach kurz vor dem Abschluss seines Medizinstudiums in Berlin steht.

Im Jahr 1936 finden die olympischen Spiele in Berlin statt, und sowohl hier als auch in Bernried werden die Nazis immer stärker und beeinflussen das Leben in Deutschland nachhaltig. Als eines Tages die Journalistin Erna Behrend, die Tochter eines Soldaten aus ihrer alten Einheit, auf Gut Falkenbach auftaucht und Fragen nach den Umständen des Todes ihres Vaters stellt, versuchen die drei Männer alles, um dieses Geheimnis zu wahren.

Worum geht es bei diesem alten Geheimnis, das auf keinen Fall ans Licht kommen darf? Wie ist Ernas Vater ums Leben gekommen und was haben von Falkenbach und die Lehmann-Brüder damit zu tun? Wird sich dieses Geheimnis auf das „heile“ Leben der Familien auswirken? Doch das Leben ist nicht wirklich so heil, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Auch wenn die Familien gut situiert sind, so gibt es doch jede Menge Konfliktpotential. Dazu zählt auch, dass die Väter versuchen, ihre Kinder so zu lenken, wie sie es für richtig halten. Und nicht alle der Kinder fügen sich…

Die Geschichte hat mich nahezu von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen, auch wenn ich anfangs etwas Probleme hatte, die Familienverhältnisse auseinanderzuhalten. Es hat etwas gedauert, bis ich wusste, wer welchen Nachnamen hat, wer mit wem verheiratet und wer wessen Nachkomme ist. Ich hätte mir eine Personenliste gewünscht, aber irgendwann hatte ich dann doch den Durchblick.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und wunderbar fließend und locker geschrieben, dabei aber absolut fesselnd, so dass ich gleich in die Geschichte eintauchen konnte. Zudem stand immer eine gewisse Spannung im Raum. So liebe ich es.

Die Protagonisten sind nicht unbedingt alle sympathisch, aber wie es zu einer Familiensaga gehört, gibt es sowohl die Guten als auch die Bösen. Das macht das Ganze erst interessant.

Die Geschichte ist absolut fesselnd und wunderbar recherchiert. Leider endet sie mit einem Cliffhanger, aber damit hatte ich schon gerechnet, denn es handelt sich ja um eine mehrbändige Saga. Leider ist der 2. Band wohl noch nicht erschienen, so dass ich mich noch etwas gedulden muss, bis ich endlich weiterlesen kann. Ich möchte unbedingt erfahren, wie es mit den Familien von Falkenbach und Lehmann weitergeht. Diesen ersten Band kann ich wirklich empfehlen, da ich ihn selbst kaum aus der Hand legen konnte. Gerne vergebe ich 5 von 5 Sternen und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Wundervolle Liebesgeschichte unter dem Polarlicht Schwedisch Lapplands

Neuschnee des Lebens
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Protagonistin Minerva, genannt Minnie, wird an Heiligabend von ihrem Mann verlassen, weil sie ihm seinen Kinderwunsch nicht erfüllen kann. Zutiefst verletzt stürzt sie in eine Schaffenskrise, die eine ...

Protagonistin Minerva, genannt Minnie, wird an Heiligabend von ihrem Mann verlassen, weil sie ihm seinen Kinderwunsch nicht erfüllen kann. Zutiefst verletzt stürzt sie in eine Schaffenskrise, die eine Schreibblockade nach sich zieht. Für eine bisher erfolgreiche Schriftstellerin wie Minnie ist das natürlich fatal. Als auch 2 Jahre nach der Trennung noch keine Besserung in Sicht ist, schickt sie ihr Verlag nach Schwedisch Lappland in die Einsamkeit, damit sie dort einen Weihnachtsroman schreiben kann.

Auch wenn sie Freundin und Schwester für 4 Wochen nicht sehen kann, fällt es ihr dennoch relativ leicht, ihren Koffer zu packen. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt und zu ihrem Vater hat sie ein eher distanziertes Verhältnis. Die wundervolle Landschaft in Lappland und die Schweden heißen sie willkommen, allen voran ihr Gastgeber Per, der zugegebenermaßen wirklich heiß ist. Leider umgibt ihn eine Traurigkeit, die ahnen lässt, dass er eine schwere Last trägt. Können sich Per und Minnie gegenseitig aus ihrer Krise helfen?

Es ist das dritte Buch von Esther Destratis, das ich innerhalb weniger Tage gelesen habe und finde es sehr schade, dass ich nun warten muss, bis ihr viertes Buch herauskommt. Auch wenn die Geschichten nach dem gleichen Muster geschrieben wurden, so sind sie doch alle anders, wenn auch gleichermaßen fesselnd. Ich liebe die Landschaften, die Protagonisten und die kleinen Familiengeheimnisse, die zu Tage treten. Ich kann mich wunderbar entspannen und gedanklich in fremde Länder entfliehen.

Der großartige Schreibstil trägt dazu bei, dass ich auch hier erneut die Finger nicht vom Buch lassen konnte. Erneut ist es Esther Destratis gelungen, eine runde Geschichte zu schreiben, bei der keine Fragen offen bleiben und sich am Ende jeder Kreis schließt.

Ich gebe auch dieser wundervollen Geschichte 5 von 5 Sternen und eine unbedingte Leseempfehlung an alle, die dieses Genre lieben.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Ein Buch, das polarisiert und in kein Genre wirklich passt - mir hat es gefallen

Die letzte Flaschenpost
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Kunststudent Janis lernt Angelina kennen und lieben. Doch liebt sie ihn auch? Sie ist geheimnisvoll, widersprüchlich, sprunghaft - und die Enkelin des berühmten Dichters Otto Maaßen, den Janis verehrt. ...

Kunststudent Janis lernt Angelina kennen und lieben. Doch liebt sie ihn auch? Sie ist geheimnisvoll, widersprüchlich, sprunghaft - und die Enkelin des berühmten Dichters Otto Maaßen, den Janis verehrt. Als Ottos Tod bekannt wird, schwimmen mehrere Flaschenposten mit seinen letzten Gedichten, somit quasi seinem Vermächtnis, im Rhein. Er hat das so gewollt. Janis und Angelina machen sich auf den Weg den Rhein hinunter auf die Spur der Flaschenposten, die nach und nach gefunden werden und kommen so Angelinas Familiengeheimnis auf die Spur.

Wer ist dieser Otto Maaßen wirklich? Was hat er mit den Gedichten in den Flaschenposten bezweckt? Und warum hat er Janis das Versprechen abgenommen, auf Angelina aufzupassen? Welches dunkle Geheimnis lastet ihr auf der Seele? Janis will Wahrheiten, und Flaschenpost zu Flaschenpost kommen sie dieser näher. Und Angelina weiß, dass sich ihr Leben verändern wird, wenn alles ans Licht kommt.

Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen. Der Schreibstil ist einfach wunderbar und so ganz anders, als ich es gewohnt bin. Ich kann ihn nur als komplex bezeichnen. Es werden im Text immer wieder essentielle Fragen gestellt, die wahrscheinlich dazu da sind, den Leser zum Nachdenken und Interpretieren zu animieren. Das ist der Autorin zumindest bei mir vortrefflich gelungen. Während des Lesens bin ich geschwankt zwischen Begeisterung für die Geschichte und Unverständnis für die Protagonisten.

Hineinfühlen in die Protagonisten konnte ich mich nicht, weil ich die Gedankengänge nicht nachvollziehen konnte. Da ist zum einen Janis, der sich in Angelina verliebt hat und alle ihre Macken und Unzulänglichkeiten akzeptiert, ohne großartig nachzufragen. Selbst als er annehmen muss, dass sie ihn heftig hintergangen hat, hält er zu ihr. Das ist einerseits wirklich nobel von ihm, andererseits dachte ich immer, er müsse doch irgendwann mal aufwachen.

Auf der anderen Seite steht Angelina, von der ich das Gefühl habe, dass sie einfach nicht ehrlich ist, tut, was sie will, ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer. Kann das mit den beiden wirklich passen???

Das Ende hat mich absolut überrascht. Es kam völlig anders als erwartet und das ist einfach großartig.

Das ist definitiv kein Buch zum Abschalten. Der Leser braucht Ruhe und Geduld mit sich selbst und Angelinas Geschichte und muss bereit sein, über den Sinn des Lebens, Kunst und die in diesem Fall absolut nicht romantische Liebe nachzudenken. Komplexe Gedankengänge ziehen sich durch die gesamte Geschichte und das Thema Kunst ist immer präsent.

Angelina Kemmeters literarische Wortgewalt sucht sicher seinesgleichen. Die Geschichte braucht Zeit, Geduld und den Willen, sich auf ein außergewöhnliches literarisches Werk einzulassen und ist sicher nichts für Jedermann. Wer sich jedoch durcharbeitet, wird mit einer Fülle von Ansichten belohnt, die zum Nachdenken anregen. Als Bewertung gebe ich volle 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 01.11.2020

Fesselnder Roman in zwei Zeitebenen über ein altes Familiengeheimnis - absolut lesenswert!!!

Wenn es Ahornblätter regnet
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Protagonistin Janine ist, obwohl sie schon als Kleinkind ihre Eltern verlor, sehr behütet in der Familie ihres Onkels aufgewachsen. Er hat ihr sogar ein duales Studium in seinem Möbelhaus ermöglich und ...

Protagonistin Janine ist, obwohl sie schon als Kleinkind ihre Eltern verlor, sehr behütet in der Familie ihres Onkels aufgewachsen. Er hat ihr sogar ein duales Studium in seinem Möbelhaus ermöglich und würde sich freuen, wenn sie der Firma weiterhin treu bleibt. Doch sie merkt, dass es nicht das ist, was sie bis ans Ende ihres Arbeitslebens machen möchte. Sie bucht 3 Monate Kanada, um sich darüber klar zu werden. Doch schon auf dem Flughafen trifft sie Philippe, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Auch für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick. Doch als er sie seinen Eltern vorstellt, kommt es zum Eklat, denn Janines Großmutter ist angeblich für das unglückliche Leben seines Vaters bzw. Philippes Großvaters verantwortlich. Janine beginnt, über das Leben ihrer Oma Maria zu recherchieren.

Maria arbeitet in den 1950er Jahren in einem Möbelhaus. Dessen Juniorchef Johann hat ein Auge auf sie geworfen. Doch sie liebt seinen besten Freund, und das schon seit Jahren. Doch Johann kämpft um Maria und greift zu unlauteren Mitteln, die die beiden Liebenden schnell in tiefe Verzweiflung stürzen und ihre Zukunft drastisch beeinflusst.

Ist Maria und Carl eine gemeinsame Zukunft vergönnt? Und wie hängt ihre Liebe und Lebensgeschichte mit der von Janina und Philippe zusammen?

Ich habe mit diesem Roman um ein Familiengeheimnis in zwei Zeitebenen eine spannende Geschichte mit großer Liebe erwartet und wurde nicht enttäuscht. Im Gegenteil: Die Lektüre war ganz schnell so spannend, dass ich das Buch absolut nicht mehr aus der Hand legen konnte. Vor allem Marias Geschichte empfand ich als sehr emotional. Der Schreibstil ist leicht und absolut fesselnd.

Ich vergebe dem Buch wundervolle 5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung.

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