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Veröffentlicht am 03.02.2021

Spannender Reiheneinstieg

Mein Schulgeist Hanako 1
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Sieben Legenden ranken sich um die Schule der Zehntklässlerin Nene Yashiro; die bekannteste ist aber wohl diejenige von „Hanako vom Mädchenklo“. Denn angeblich erfüllt der Geist in der Mädchentoilette ...

Sieben Legenden ranken sich um die Schule der Zehntklässlerin Nene Yashiro; die bekannteste ist aber wohl diejenige von „Hanako vom Mädchenklo“. Denn angeblich erfüllt der Geist in der Mädchentoilette im dritten Stock jedem einen Wunsch, der ihn herbeiruft – doch das hat immer auch einen kostbaren Preis…

Mit „Mein Schulgeist Hanako“ ist bei Manga Cult eine Reihe gestartet, die in Japan bereits 14 Bände umfasst und deren Ende bisher auch nicht in Sicht ist. Den Zeichenstil fand ich sofort sehr ansprechend und klar und vor allem im letzten Drittel des Mangas bringt er auch die gruseligen Elemente gut und realistisch zur Geltung.

Nene ist eine liebenswürdige, aber auch recht naive Protagonistin. Im Mädchenklo muss sie erst einmal feststellen, dass Hanako ein männlicher Geist ist und zu allem Überfluss auch nicht weiß, wie er ihr so genau helfen soll. Nach und nach stellt sich dann heraus, dass der erst so suspekt wirkende Hanako eigentlich auf der richtigen Fährte ist. Denn im Grund ihres Herzens weiß Nene gar nicht so genau, was sie sich eigentlich wünschen soll. So geht bei der tatsächlichen Wunscherfüllung natürlich auch so einiges schief. Im weiteren Verlauf kommt dann noch der Nachwuchsgeisterjäger Kou Minamoto hinzu, der zusätzlichen Schwung in die Handlung bringt.

Dieser erste Band ist eine gute Einführung in die Reihe, in welchem die wichtigsten Charaktere und einige der sieben Legenden rund um die Akademie vorgestellt werden. Über Nenes Wünsche, Hanakos wahres Gesicht und Kous Absichten wird erst in den kommenden Bänden mehr zu lesen sein. Der Schluss kommt dann auch recht plötzlich und an einer besonders spannenden Stelle – das frustet auf der einen Seite natürlich, macht aber auch Lust, hier so schnell wie möglich weiter zu lesen. Die Bände eins bis vier sind inzwischen zum Glück schon erschienen.

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Veröffentlicht am 09.01.2021

Nette queere Liebesgeschichte mit ernsten Tönen

The Music of What Happens
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Max und Jordan sind auf den ersten Blick sehr unterschiedlich. Während Max groß und sportlich ist und seine Zeit mit Videospielen oder im Fitnessstudio verbringt, ist Jordan schmächtig, in sich gekehrt ...

Max und Jordan sind auf den ersten Blick sehr unterschiedlich. Während Max groß und sportlich ist und seine Zeit mit Videospielen oder im Fitnessstudio verbringt, ist Jordan schmächtig, in sich gekehrt und drückt seine Gefühle in eigenen Gedichten aus. Als Max dann spontan einen Ferienjob im Foodtruck von Jordans Familie annimmt, kommen die beiden sich schnell näher.

Der Roman lebt definitiv von seinen Charakteren. Max und seine besten Freunde Betts und Zay-Rod sind ungemein sympathisch. Es war schön zu lesen, dass sich zwischen den dreien seit Maxs Coming-Out nichts geändert hat. Und auch im weiteren Verlauf der Handlung beweisen sie, dass ihre Freundschaft zueinander ehrlich und solide ist. Jordan hingegen empfand ich oft als anstrengend, sprunghaft und weinerlich; seine Freundinnen Kayla und Pam wirkten oberflächlich und oft war nur schwer nachvollziehbar, was diese Freundschaft im Kern ausmacht.

Der Autor spricht in seinem Buch eine ganze Reihe von schwierigen, aber wichtigen Themen an, für die auch eine Triggerwarnung angehängt ist. Die Darstellung ist dabei gelungen und sensibel, vor allem, wenn man bedenkt, dass von jungen Männern oft eher Stärke erwartet wird, als Offenheit im Hinblick auf psychische Probleme. Beide haben einen abwesenden Vater und Mütter, die damit nicht unterschiedlicher umgehen könnten – das führt zu interessanten Parallelen und vor allem Jordan muss schnell lernen, dass nur, weil etwas von außen perfekt wirkt, das noch lange nicht der Wahrheit entsprechen muss.

Wo der Text bei schwierigen Themen glänzt, hat er in den Alltagsszenen definitiv seine Schwächen. Diese plätschern oft nur so dahin und ziehen sich unnötig in die Länge. Erst begleiten wir die beiden Protagonisten zahllose Male auf immer gleichen Foodtrucktouren, dann kippt die Handlung plötzlich und alles scheint gleichzeitig zu passieren. Hier hätte etwas Balance nicht geschadet, dennoch eine nette queere Liebesgeschichte.

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Veröffentlicht am 17.12.2020

Schreiben als Ventil

TINTENTRÄNEN
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Andrea Benesch folge ich schon eine Weile auf Instagram, wo sie als @federundeselsohr unterwegs ist und schätze ihre Rezensionen und ihre sympathische Art sehr. Doch Andrea ist neben dem Bloggen auch freie ...

Andrea Benesch folge ich schon eine Weile auf Instagram, wo sie als @federundeselsohr unterwegs ist und schätze ihre Rezensionen und ihre sympathische Art sehr. Doch Andrea ist neben dem Bloggen auch freie Lektorin und Autorin. Eine erste Gedichtsammlung hat sie mit „Dark Rose“ bereits veröffentlicht und nun folgte nach sensationell kurzen fünf Monaten bereits die zweite Sammlung „Tintentränen“.

Zuerst einmal muss ich auf das tolle Cover eingehen. Das Farbschema gefällt mir sehr gut und insgesamt setzt es den Titel des Werkes perfekt um. Bei Andreas Gedichten handelt es sich um Worte, die sie wie Tränen aufs Papier geweint hat. Auch die Hell-Dunkel-Kontraste auf dem Titelbild sind gelungen und der Farbverlauf deutet für mich einen kleinen Heilungsprozess an. Die Dunkelheit ist zwar noch da, aber in Teile des Selbst ist wieder das Licht eingezogen – ein schöner Gedanke, wie ich finde.

Die Gedichte der Autorin sind sehr persönlich und, wie sie selbst sagt, auch autobiografisch. Jede ihrer reimlosen Zeilen ist intensiv und mit Emotionen gefüllt. Dabei hat man als Leserin das Gefühl, einem direkten Gegenüber zu lauschen; Ansprachen wie „weißt Du?“ verstärken diesen Eindruck noch und beziehen uns direkt mit ein. Die Gedichte sind dabei chronologisch angeordnet und springen somit von Thema zu Thema.

Andrea Benesch widmet sich in ihren Gedichten den unterschiedlichsten Dingen. Oft geht es um Selbstwahrnehmung und damit verbunden um Selbstzweifel und Ängste. Der eigene Körper, der oft nicht so mitspielt, wie er sollte wird ebenso angesprochen, wie negative Beziehungen – egal, ob es dabei um Partnerschaften oder Freundschaften geht. Vieles ist dabei düster und bedrückend, vieles aber auch hoffnungsvoll in die Zukunft blickend. Und hin und wieder stellt die Autorin auch ganz existenzielle Fragen, zum Thema Religion zum Beispiel oder der Zeit als Phänomen, die zum Nachdenken anregen.

Ja, manches wiederholt sich tatsächlich in dieser Sammlung, aber „Tintentränen“ widmet sich eben genau den Sachverhalten, die die Autorin am meisten und immer wieder beschäftigen. Schreiben, so sagt sie, sei ihr Ventil und genau das spürt man, wenn man ihre Gedichte liest.

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Veröffentlicht am 28.11.2020

Perfekt für die kalte Jahreszeit

Der goldene Kürbis
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Katie ist gerade erst in eine neue Stadt gezogen. Ausgerechnet an Halloween wird sie von der Clique um die fiese Gina herausgefordert, in die so genannte „Gruselvilla“ einzusteigen. Um nicht als Feigling ...

Katie ist gerade erst in eine neue Stadt gezogen. Ausgerechnet an Halloween wird sie von der Clique um die fiese Gina herausgefordert, in die so genannte „Gruselvilla“ einzusteigen. Um nicht als Feigling zu gelten und noch mehr gehänselt zu werden, klettert sie tatsächlich durch ein Fenster in das alte Spukhaus.

Es ist genau acht und beim letzten Schlag der Uhr geht eine Druckwelle durch den Raum; Katie wird ohnmächtig und als sie aufwacht, findet sie sich auf einem Maskenball im Jahr 1670 wieder. Dort muss sie erfahren, dass der goldene Kürbis gestohlen wurde und seitdem alle Gäste in einer Zeitschleife festhängen. Wird der Kürbis nicht vor Mitternacht gefunden, bleibt der Fluch bestehen und auch Katie kann nicht in ihre Welt zurückkehren. Gemeinsam mit dem jungen Adeligen Nicolas macht sie sich also auf die Suche nach dem Dieb – nur noch vier Stunden bis Mitternacht!

An „Der goldene Kürbis“ ist mir zuerst das wunderschöne Cover aufgefallen, das wirklich gut in diese düstere Jahreszeit passt. Doch auch die Handlung klang unheimlich spannend. Dorothea Masals Schreibstil ist sehr detailreich; ihre Schilderungen schmückt sie mit zahlreichen Adjektiven aus, von denen es manchmal auch ein paar weniger hätten sein dürfen. Die Protagonistin Katie ist ein sehr sympathisches Mädchen, die mit ihrer starken Meinung im 17. Jahrhundert natürlich aneckt. In Nicolas hat sie jedoch einen würdigen Gegenpart, der durch Witz und Charme besticht.

Die eigentliche Haupthandlung ist klassischer Kriminalfall, der mit einigen interessanten Wendungen punktet. Die nur wenigen verbleibenden Stunden führen zu einem straffen Spannungsbogen, der keinerlei überflüssige Szenen zulässt und sich daher sehr gut lesen lässt. Das freundliche Geplänkel zwischen Katie und Nicolas lockert die Geschichte auf, wobei die schwärmerischen Momente der Protagonistin vermutlich für ein etwas jüngeres Lesepublikum, als ich es bin, gedacht sind. Das tut aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch und macht Lust, mehr von der Autorin zu lesen.

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Veröffentlicht am 10.11.2020

Zauberhaft illustrierte Geschichte mit Kritikpunkten

Juno und die Reise zu den Wundern
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Juno war schon als Kind anders als ihre Klassenkameraden – ein stilles Mädchen, das sich durchs Leben träumte. Auch das Verhältnis zu ihren Eltern ist nicht immer einfach. Die Mutter verlies die Familie, ...

Juno war schon als Kind anders als ihre Klassenkameraden – ein stilles Mädchen, das sich durchs Leben träumte. Auch das Verhältnis zu ihren Eltern ist nicht immer einfach. Die Mutter verlies die Familie, als Juno noch jung war, der Vater blieb oft auf Distanz. Und so wünscht sie sich, den einen Menschen zu finden, der nur zu ihr gehört. Als sie schließlich auf den geheimnisvollen Mr. James trifft, zwingt der sie, aus ihrer Komfortzone auszubrechen und Juno macht sich voller Neugier, aber auch Furcht auf ihre erste große Reise.

„Juno und die Reise zu den Wundern“ ist als klassisches Geschenkbuch mit einem sehr ansprechendem Umschlag, verspielten Illustrationen im Inneren und einem eher kurzen Text von knapp 150 Seiten konzipiert. Ergänzt wird dieses Layout durch eine Weltkarte auf den Buchinnendeckeln, welche all die Länder abbildet, die Juno auf ihrer Suche nach dem Glück durchreist. Auch sprachlich versucht das Buch an Vorbilder wie „Der kleine Prinz“ anzuknüpfen, was grundsätzlich gut gelingt.

Doch warum grundsätzlich? Und warum keine Bewertung mit voller Sternezahl? Eigentlich hat das vor allem mit der erwähnten Karte zu tun; einer Karte, die erlaubt, die von Juno mit blumigen Fantasienamen bedachten Länder – zum Beispiel „Land der runden Brote“ oder „Land der wilden Ponys“ - klar einem real existierenden Land auf der Welt zuzuordnen. Das mag bei den oben genannten Beispielen (Italien und Island) noch zauberhaft und schmeichelnd sein, bekommt aber einen faden Beigeschmack, wenn die Vereinigten Staaten als „Land der dicken Menschen“ bezeichnet werden. Oder wenn Russland als „Land der weinenden Herzen“ mit einer gesellschaftskritischen Szene aus dem Rest heraussticht.

Das muss man sicherlich nicht als politisch motiviert dramatisieren, dennoch bricht es für mich die gewollt magische, träumerische Grundstimmung auf und verhindert, dass ich das Buch als das lesen kann, was es ursprünglich sein wollte: Ein zauberhaftes Märchen für Erwachsene über die Reise zu uns selbst und das, was wirklich wichtig ist. Schade!

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