Kompetente und unterhaltsame Übersetzung von Faust 1 in modernes Deutsch
Faust 1 verstanden! Lektürehilfe frei nach GoetheIn der Schule musste ich Goethes Faust nicht lesen; mein Deutschlehrer hatte andere literarische Vorlieben. Etliche Jahre später packte mich der Ehrgeiz, und ich setzte das Werk auf meine Leseliste. Mir ...
In der Schule musste ich Goethes Faust nicht lesen; mein Deutschlehrer hatte andere literarische Vorlieben. Etliche Jahre später packte mich der Ehrgeiz, und ich setzte das Werk auf meine Leseliste. Mir war klar, dass das keine Lektüre für zwischendurch ist, und so rutschte das Buch mangels „Zeit“ immer wieder nach hinten. Das wäre wahrscheinlich noch lange so geblieben, wenn ich nicht - zufällig oder von einem netten Luftgeist geschubst – über die „Lektürehilfe für Faust 1“ von Latona gestolpert wäre.
Die Autorin verspricht „eine spannende Prosafassung von Goethes Drama, die anschaulich und zeitgemäß formuliert, unterhaltsam zu lesen, leicht zu verstehen und hundertprozentig getreu dem Original ist.“
Mir hätte schon ein bisschen Unterstützung bei der Übersetzung von Goethes kryptischen Reimen gereicht. Ganz sicher habe ich nicht mit einer spannenden, stellenweise witzigen und zu Herzen gehenden Abenteuergeschichte gerechnet. Doch genau als solche entpuppte sich diese Romanversion des Faust 1 in modernem Umgangsdeutsch. Ich habe von der ersten bis zur letzten Zeile mitgefiebert, gelitten und gegrinst.
Latona hat das Drama wie eine Regisseurin in Szene gesetzt und begreifbar gemacht. Dabei hat sie sich streng an die Handlung und Dialoge des Originals gehalten.
Ein Beispiel:
Originalzitat von Mephistoteles:
„Du sprichst ja wie Hans Liederlich,
Der begehrt jede liebe Blum für sich,
Und dünkelt ihm, es wär kein Ehr
Und Gunst, die nicht zu pflücken wär;
Geht aber doch nicht immer an.“
Übersetzung in der Lekürehilfe:
Mit gespielter Entrüstung knuffte Mephisto ihn in die Seite. „Ihr klingt wie ein Schürzenjäger, der meint, er könne jede haben. Könnt Ihr aber nicht.“
Nicht geläufige Wörter erklärt Latona in Anmerkungen. Im Vorwort gibt sie Tipps für den Gebrauch der Lektürehilfe, und am Ende befindet sich ein Selbsttest mit 14 Fragen zum Inhalt
Der lockere, unterhaltsame Schreibstil der Autorin ist gepaart mit profunder Kenntnis und großer Wertschätzung des Originals. Ich habe die Lektüre sehr genossen und werde jetzt ganz entspannt Goethes Faust lesen. Von mir bekommt dieses Büchlein eine ausdrückliche Empfehlung.