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Veröffentlicht am 23.02.2021

Kompetente und unterhaltsame Übersetzung von Faust 1 in modernes Deutsch

Faust 1 verstanden! Lektürehilfe frei nach Goethe
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In der Schule musste ich Goethes Faust nicht lesen; mein Deutschlehrer hatte andere literarische Vorlieben. Etliche Jahre später packte mich der Ehrgeiz, und ich setzte das Werk auf meine Leseliste. Mir ...

In der Schule musste ich Goethes Faust nicht lesen; mein Deutschlehrer hatte andere literarische Vorlieben. Etliche Jahre später packte mich der Ehrgeiz, und ich setzte das Werk auf meine Leseliste. Mir war klar, dass das keine Lektüre für zwischendurch ist, und so rutschte das Buch mangels „Zeit“ immer wieder nach hinten. Das wäre wahrscheinlich noch lange so geblieben, wenn ich nicht - zufällig oder von einem netten Luftgeist geschubst – über die „Lektürehilfe für Faust 1“ von Latona gestolpert wäre.

Die Autorin verspricht „eine spannende Prosafassung von Goethes Drama, die anschaulich und zeitgemäß formuliert, unterhaltsam zu lesen, leicht zu verstehen und hundertprozentig getreu dem Original ist.“

Mir hätte schon ein bisschen Unterstützung bei der Übersetzung von Goethes kryptischen Reimen gereicht. Ganz sicher habe ich nicht mit einer spannenden, stellenweise witzigen und zu Herzen gehenden Abenteuergeschichte gerechnet. Doch genau als solche entpuppte sich diese Romanversion des Faust 1 in modernem Umgangsdeutsch. Ich habe von der ersten bis zur letzten Zeile mitgefiebert, gelitten und gegrinst.

Latona hat das Drama wie eine Regisseurin in Szene gesetzt und begreifbar gemacht. Dabei hat sie sich streng an die Handlung und Dialoge des Originals gehalten.

Ein Beispiel:

Originalzitat von Mephistoteles:

„Du sprichst ja wie Hans Liederlich,

Der begehrt jede liebe Blum für sich,

Und dünkelt ihm, es wär kein Ehr

Und Gunst, die nicht zu pflücken wär;

Geht aber doch nicht immer an.“

Übersetzung in der Lekürehilfe:

Mit gespielter Entrüstung knuffte Mephisto ihn in die Seite. „Ihr klingt wie ein Schürzenjäger, der meint, er könne jede haben. Könnt Ihr aber nicht.“

Nicht geläufige Wörter erklärt Latona in Anmerkungen. Im Vorwort gibt sie Tipps für den Gebrauch der Lektürehilfe, und am Ende befindet sich ein Selbsttest mit 14 Fragen zum Inhalt

Der lockere, unterhaltsame Schreibstil der Autorin ist gepaart mit profunder Kenntnis und großer Wertschätzung des Originals. Ich habe die Lektüre sehr genossen und werde jetzt ganz entspannt Goethes Faust lesen. Von mir bekommt dieses Büchlein eine ausdrückliche Empfehlung.

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Veröffentlicht am 17.12.2020

Melancholischer, manchmal heiterer und sehr menschlicher Roman

Bären füttern verboten
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Rachel Elliotts Roman "Bären füttern verboten" beleuchtet die Untiefen menschlicher Beziehungen, sei es zwischen Lebenspartnern oder innerhalb der Familie.

Sidney, eine Cartoonistin und exzessive Freerunnerin, ...

Rachel Elliotts Roman "Bären füttern verboten" beleuchtet die Untiefen menschlicher Beziehungen, sei es zwischen Lebenspartnern oder innerhalb der Familie.

Sidney, eine Cartoonistin und exzessive Freerunnerin, reist kurz vor ihrem 47 Geburtstag ohne das Wissen ihrer Lebensgefährtin Ruth in den südenglischen Ferienort St. Yves, um endlich ein Buchprojekt fertigzustellen. St. Yves war in ihrer Kindheit das Urlaubsziel der Familie, bis dort ihre Mutter tragisch ums Leben kam. Seitdem war keiner von ihnen mehr dort.

In St. Yves leben eine Menge ungewöhnlicher Leute (und mindestens ein ganz besonderer Hund), die nach und nach die Geschichte bevölkern. Durch einen Unfall kommt Sidney in Kontakt mit den Einheimischen, und die Knoten der Vergangenheit beginnen sich zu lösen.


Der Roman ist in kurze Kapitel unterteilt, die so originelleTitel wie
"Es könnte mich überfordern" oder "Waren Sie nie ein Kind, Mister Smith?" tragen.

Es kommen viele verschiedene Perpektiven zu Wort, da spricht auch schon mal ein Toter, ein Hund, oder ein Stoffhase.

Auch zeitlich springt die Handlung hin und her, was die Aufmerksamkeit des Lesers etwas fordert. Dafür erhält er eine durch und durch originelle, warmherzige Geschichte.

Rachel Elliott beschreibt die Personen und ihre Eigentümlichkeiten sehr liebevoll und glaubwürdig. Ihre Menschenkenntnis ist beeindruckend.

Vor allem Ihre bildhafte Sprache hat mich begeistert. Trotz der Themen Verlust, Schuld, Einsamkeit und Trauer ist das Buch nicht schwer verdaulich, denn die Autorin hat daraus eine melancholische und heitere Geschichte gewoben, die ich sehr gern gelesen habe.

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Veröffentlicht am 30.10.2020

Praxisnahe Einführung in die Anwendung der Schüßler-Salze

So wirken Schüßler-Salze
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In Ihrem Handbuch "So wirken Schüßler-Salze" beschreibt Maria Lohmann zunächst die zwölf klassischen Salze und ihre Einsatzmöglichkeiten. Danach werden in Kurzform die zwölf Ergänzungsmittel vorgestellt. ...

In Ihrem Handbuch "So wirken Schüßler-Salze" beschreibt Maria Lohmann zunächst die zwölf klassischen Salze und ihre Einsatzmöglichkeiten. Danach werden in Kurzform die zwölf Ergänzungsmittel vorgestellt. Auf einen medizinischen Laien kann die Vielzahl der Symptome anfangs verwirrend wirken. Doch dann folgen die praktischen Anwendungsgebiete der Salze, und der Nebel lüftet sich.

Maria Lohmann schreibt angenehm flüssig und verzichtet auf schwer verständliche Fachausdrücke. Die Behandlung von rund 80 Krankheitssymptomen stellt sie differenziert und leicht nachvollziehbar dar. Zwischendurch streut sie Extra-Tipps, zum Beispiel für eine Immunkur oder ein Fußbad mit den Salzen, ein.

Das Buch liegt gut in der Hand, die Schrift ist lesefreundlich und das Inhaltsverzeichnis ist sehr ausführlich.

Fazit: Mir gefällt dieses Buch sehr gut, und ich habe bereits zwei weitere Ratgeber der Autorin gekauft.

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Veröffentlicht am 30.09.2020

Poetisches, melancholisches Kleinod

Der letzte Satz
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Der berühmte Musiker Gustav Mahler befindet sich im Jahr 1911 mit seiner Frau Alma und der kleinen Tochter Anna auf einer Schiffsreise von New York nach Europa. Er ist erst 50 Jahre ...

Der berühmte Musiker Gustav Mahler befindet sich im Jahr 1911 mit seiner Frau Alma und der kleinen Tochter Anna auf einer Schiffsreise von New York nach Europa. Er ist erst 50 Jahre alt, aber schwerkrank und weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Deshalb hat er sein Engagement bei den New Yorker Philharmonikern vorzeitig beendet, um nach Wien zurückzukehren. Auf dieser Reise denkt er über sein Leben nach, und wichtige Episoden daraus ziehen an seinem inneren Auge vorbei.

Dies ist mein erstes Buch von Robert Seethaler, und ich habe mich schnell in seine ganz besondere Sprachmelodie verliebt. Für mich war es beim Lesen der Geschichte, als hörte ich ein komplexes Musikstück. Ich konnte die wehmütige Grundstimmung in Moll, aber auch die schrillen Dissonanzen und die kleinen munteren Zwischenspiele regelrecht fühlen. Dass der Roman nur kurze Schlaglichter auf Mahlers Leben wirft, empfinde ich nicht als Nachteil. Es ist nunmal keine Biografie, sondern ein Kunstwerk. Für mich ein sehr gelungenes.

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Veröffentlicht am 30.09.2020

Elegant erzählte, intensive Geschichte

Unter uns das Meer
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Amity Gaiges Roman "Unter uns das Meer" ist eine Mischung aus Ehedrama, Abenteuerroman und psychologischer Studie.

Das Ehepaar Partlow lebt mit den Kindern Sybill (7) und George (2 1/2) in einer ...

Amity Gaiges Roman "Unter uns das Meer" ist eine Mischung aus Ehedrama, Abenteuerroman und psychologischer Studie.

Das Ehepaar Partlow lebt mit den Kindern Sybill (7) und George (2 1/2) in einer Vorstadt in Connecticut. In der Ehe kriselt es heftig. Michael fühlt sich in gesellschaftlichen Zwängen gefangen, Juliet machen depressive Schübe das Leben schwer. Um endlich das Gefühl von Freiheit zu erleben, schlägt Michael vor, mit der ganzen Familie ein Jahr lang in der Karibik zu segeln. Juliet traut sich das nicht zu, lässt sich aber von Michael überreden, weil sie hofft, dadurch ihre Ehe zu retten.

Auf der Reise entdeckt die Familie die wunderbare Insellandschaft der Südsee, vor allem die Kinder genießen die gemeinsame Zeit mit ihrem Vater. Probleme, wie Nahrungsmittelknappheit oder ausfallende Technik auf dem Boot können die Partlows zunächst noch lösen. Dann geraten sie auf hoher See in einen gewaltigen Sturm...

Bereits auf der zweiten Seite des Buches wird klar, dass das Abenteuer nicht gut ausgeht, der Spannung tut das jedoch keinen Abbruch.

Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven: Juliets rückblickender Bericht, nachdem sie mit den Kindern wieder zuhause ist, bildet den Hauptstrang. Er wird von Michaels Tagebucheinträgen vor und während der Fahrt unterbrochen bzw. ergänzt. Mit diesem Stilmittel erwschwert Amity Gaige die Lektüre keineswegs, sondern sie erzeugt dadurch eine Dynamik, die mich das 380 Seiten starke Buch fast in einem Rutsch durchlesen ließ.

Michaels lebhaften Ausdruck empfand ich dabei als wohltuenden Kontrast zu Juliets niedergedrückter Erzählweise. Über die etwas zu langatmigen Beschreibungen der Segeltechniken habe ich auch schonmal hinweggelesen...

Inhaltlich ist der Roman keine leichte Kost. Die Probleme einer dysfunktionalen Familie und vor allem das Leben mit einer Depression werden eindringlich dargestellt.

Von der eleganten, flüssigen Sprache der Autorin bin ich begeistert. ich konnte mühelos in die verschiedenen Situationen eintauchen. Die hervorragende Übersetzung durch André Mumor hat daran sicher einen großen Anteil.




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