Der Klassiker unter den Comics in toller Gesamtausgabe
Nick Knatterton ist DER legendäre Comic-Held der 50er und 60er Jahre. Er ist der berühmteste Detektiv Deutschlands – die geniale, gezeichnete Parodie auf James Bond! Erfunden hat ihn Manfred Schmidt, zu ...
Nick Knatterton ist DER legendäre Comic-Held der 50er und 60er Jahre. Er ist der berühmteste Detektiv Deutschlands – die geniale, gezeichnete Parodie auf James Bond! Erfunden hat ihn Manfred Schmidt, zu dessen Tode die FAZ 1999 schrieb „Es gibt keinen wichtigeren deutschen Comic-Zeichner als ihn (…) Mit einer Bedeutung, die wir heute erst erkennen können!“
Hier sind alle Abenteuer in neuer Ausstattung! 432 Seiten im Original-Querformat mit einem festen Halbleineneinband versehen!… (Klappentext)
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Ich bin ein Kind der 80er und kannte lange nur die Zeichentrickserie „Nick Knatterton“, welche am Wochenende zur späten Stunde im Fernsehen lief. Diese Folgen dauerten nur zwischen 10 und 20 Minuten und danach musste ich ins Bett.
Doch Nick Knattertons Geschichte begann natürlich schon viel früher und als Comicserie für eine Zeitung. Diese Comicserie entstand schon in den 50ern und der Erschaffer ist der inzwischen verstorbene Comiczeichner Manfred Schmidt.
Im Laufe der folgenden Jahre und Jahrzehnte zog diese Comicserie breite Kreise und wurde auch in den Nachbarländern bekannt und beliebt.
LeserInnen, welche in den 50ern bis hin in die 80er aufwuchsen, ist dieser Tausendsassa von Privatdetektiv also sicherlich ein Begriff und die Rezension könnte eventuell für nostalgische Gefühle sorgen.
Doch für all diejenigen, denen Nick Knatterton kein Begriff ist, betrachten wir erstmal was diesen Privatdetektive mit seiner markanten Erscheinung zu so etwas Besonderem macht.
Dieser Meisterdetektiv stammt von einem uralten Adelsgeschlecht bei Kyritz an der Knatter ab. Bereits in jungen Jahren wurde ersichtlich, dass der Junge namens Nikolaus Kuno Freiherr von Knatter mit großer Intelligenz und Kombinationsgabe gesegnet ist. So war es für den Jungen sehr bald klar – er wird einmal ein ganz großer Meisterdetektiv.
Um seine Familie und sein Adelsgeschlecht nicht in Verruf zu bringen musste jedoch ein Pseudonym her und so wurde Nick Knatterton geboren.
Nick Knatterton weiß und kann alles. Er zeichnet sich nämlich nicht nur durch seine überlegenen geistigen Fähigkeiten aus, sondern besitzt noch ganz andere Eigenschaften, wie z.B.: enorme Körperkraft, ein präzises Seh-, Hör- und Riechvermögen, er ist nebenbei auch noch Erfinder, Verkleidungskünstler und bei den Frauen kommt er natürlich auch gut an.
Er ist also eine Mischung aus Sherlock Holmes und Superman, nur das er im Gegensatz zu Letzterem nicht fliegen kann und ihm die Wirkung von Kryptonit völlig wurscht ist.
Der Erschaffer Manfred Schmidt nahm auch wirklich diese beiden als Vorbild und wollte mit seinem Meisterdetektiv vor allem den damals so gehypten „Superman“ parodieren – und allgemein Comics, von denen er nämlich so gar nichts hielt.
Dabei orientierte sich Schmidt zusätzlich an Kriminalromanen der Vorkriegszeit deren Protagonisten Nick Carter und Nat Pinkerton waren.
Und – ZACK – erschuf er einen der bekanntesten Detektive in der Comicgeschichte.
Was macht nun dieser Nick Knatterton? Nun, er löst unlösbare fälle, prügelt sich mit bösen Buben (sein berühmter Kinnhaken hat übrigens eine betäubende Wirkung) und rettet dabei immerzu Frauen, die sich in gefährlichen und/oder misslichen Lagen befinden – ob sie das wollen oder nicht.
Frauen spielen hier allgemein eine wichtige Rolle. Diese werden natürlich, entsprechend des damaligen männlichen chauvinistischen Frauenbildes dargestellt – naiv, große Titten, schmachtend und auch manchmal dumm und kreischend.
Bevor hier jedoch einige ansetzen sich zu empören – das war von Schmidt durchaus so gewollt und eher parodistisch gegen das damalige Frauenklischee gerichtet. Denn wenn Nick Knatterton verprügelt wurde, dann nicht nur von Ganoven, sondern vor allem von Frauen, die von diesem dahergelaufenem Detektiv überhaupt nicht gerettet werden wollten und es ist auch immer eine Frau, die IHN aus allen möglichen misslichen Lagen befreit.
Knatterton hatte auch keinen speziellen Erzfeind oder festgelegten Gegenspieler, es sind nämlich gleich mehrere und vor allem die Oberganovin Virginia Peng, die des Öfteren einen Auftritt hat, und die vermag er absolut nicht kleinzukriegen.
Weiters enthalten die Storys auch Seitenhiebe in Richtung Politik, Finanzamt, allgemein gegen die damaligen wirtschaftlichen Verhältnisse und auch gegen die Polizei. Letztere kommt nämlich auch nicht gerade gut weg.
In den Storys begegnet man vielen skurrilen Figuren, die Dialoge sind amüsant und die Panels enthalten absolut witzige und mit viel Wortwitz ausgestattete Infos. Natürlich kommt es immer zu Actionszenen in denen nicht nur die Fäuste, sondern auch die Pistolen sprechen. Alles natürlich sehr überspitzt dargestellt. Langeweile ist hier also ausgeschlossen.
Auch wenn es sich hier um die Geschichten eines Meisterdetektivs handelt, sucht man hier erfolglos Logik. Viel mehr erhält man irrwitzige Geschichten, die manchmal völlig abgedreht sind.
Nun aber zu diesem Wälzer, gefüllt mit Nick Knatterton-Comics. Der vorliegende Wälzer ist die ABSOLUTE Gesamtausgabe der Gesamtausgaben und hier möchte ich auch gleich Manfred Schmidt zitieren:
„Mit dieser gewichtigen, auch als Wurfgeschoß gut verwendbaren Gesamtausgabe haben Sie, lieber Leser, sämtliche vorhandenen Abenteuer Nick Knattertons in Händen. Und gleichzeitig die schöne Gewißheit, dass keine weiteren folgen werden.“
Diese Ausgabe enthält jedoch nicht nur die Comics in chronologischer Reihenfolge, sondern auch ein mehrere Seiten langes Vorwort des Erschaffers Manfred Schmidt.
Mit Witz und viel Selbstironie beschreibt er hier nicht nur die Erschaffung von Nick Knatterton, sondern auch die Entstehung so manchere Geschichte, was es mit der Verfilmung auf sich hat, wie er Nick Knatterton überdrüssig wurde und noch mehr.
Die Comicfolgen wurden in Kapiteln zusammengefasst.
Jedes Kapitel beginnt mit einer allgemeinen, das Kapitel betreffenden, Einleitung, gefolgt von der Vorstellung der darin vorkommenden Figuren (s.o.) und schließlich der Comicreihe.
Die Gesamtausgabe kommt in einem Hardcover guter Qualität daher und daher macht es doppelt Spaß darin zu blättern und die Panels im Bleistift-Stil zu betrachten.
Fazit:
Beim Lesen dieser Gesamtausgabe schwelgte ich in Nostalgie, habe geschmunzelt und gelacht.
Ich liebe abgedrehte Storys mit skurrilen Figuren, gute Wortwitze und auch Flachwitze und das alles bekommt man hier in geballter Ladung.
Man sollte die Comics jedoch wohl dosiert genießen, denn manches wiederholt sich oder man ist nach einer Weile völlig gaga und beginnt am Ende im Alltag im Stile von Nick Knatterton zu kombinieren g.
© Pink Anemone (mit vielen Bildern aus der Ausgabe, Autoren-Info, Link zum Retro-Christmas-Special und Infos zu Verfilmungen, inkl. einer ganzen Zeichentrickfolge)