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Veröffentlicht am 06.08.2020

Mühsame Anlehnung an Heldendichtung

Cursed - Die Auserwählte
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Auch wenn mich die Artus-Sage immer wieder reizt, Cursed konnte mich leider nicht begeistern und das betrifft in diesem Fall leider alle Ebenen.

Die Geschichte, die Cursed erzählt, wirkt oftmals wirr ...

Auch wenn mich die Artus-Sage immer wieder reizt, Cursed konnte mich leider nicht begeistern und das betrifft in diesem Fall leider alle Ebenen.

Die Geschichte, die Cursed erzählt, wirkt oftmals wirr und lässt Tiefe vermissen, vielmehr ist es eine Aneinanderreihung von Begebenheiten, Schlachten und Interessenskonflikten, die zu wenig ausformuliert und erläutert werden und zeitweise auch einfach kontextlos wirken. Wahrscheinlich wollte sich Thomas Wheeler sehr stark an die Erzähltradition der Sagen anlehnen, in denen für Komplexität und fundierte Motive auch nicht allzu viel Platz ist. Als Roman funktioniert dies aber meines Erachtens nach - zumindest in diesem Fall - nicht. Dadurch dass das Augenmerk so konsequent auf den Einsatz von Action gelegt wird, entsteht sehr rasch der Eindruck, dass man es hier mit einem Buch zu tun hat, das schnellstmöglich den Sprung auf die Leinwand schaffen soll - und so ist es in diesem Fall ja auch. Für einen Roman fehlt es aber einfach an erzählerischer Kraft und Raffinesse, an Verbindungen und Plot - selbst wenn ich in Betracht ziehen würde, dass der Roman möglicherweise ausschließlich als Jugendbuch gedacht sein sollte, ist das alles viel zu wenig. Die Figuren sind letztlich nur Holzschnitte. Es gibt kaum Introspektion, innere Monologe oder einen Einblick in die Gefühlswelt - etwas was gerade bei diesem Stoff wirklich nötig gewesen wäre. Eine Figurencharakterisierung würde wirklich schwerfallen - sie sind einfach irgendwie mehr oder weniger alle sehr ähnlich. Gleiches gilt auch für die Bilder, die die Handlung illustrieren sollen - alle recht gleich und wenig aussagekräftig.

Schade - für mich war der Roman leider kein Lesevergnügen. Ich bin nur deshalb froh, durchgehalten zu haben, weil ich so zumindest erfahren durfte, welche zukünftigen Ritter der Tafelrunde sich hinter einigen Figuren verbergen. Als Serie wird das Buch wahrscheinlich gut funktionieren, aber ein Fantasy-Roman geht besser...

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Keep it simple

Kopenhagen mon amour
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Trotz der Tatsache, dass der Roman zum größten Teil in einer meiner Lieblingsstädte spielt, hat er sich als große Enttäuschung entpuppt. Ich hatte mir eine witzig-anspruchsvolle RomCom mit Hygge-Flair ...

Trotz der Tatsache, dass der Roman zum größten Teil in einer meiner Lieblingsstädte spielt, hat er sich als große Enttäuschung entpuppt. Ich hatte mir eine witzig-anspruchsvolle RomCom mit Hygge-Flair gewünscht, bekommen habe ich eine grenzenlos alberne Slapstick-Komödie mit infantilen Figuren, die an Simplizität fast nicht zu überbieten ist.
Die Französin Brune, die Protagonistin, bekommt Torschlusspanik und will im Wettlauf mit ihrer biologischen Uhr sicherstellen, noch Mutter zu werden. Als Single bleibt ihr da nur der Weg nach Dänemark – was natürlich kein Problem ist, denn in Dänemark sind ja alle Männer vom Aussehen her quasi Götter und das ist ja offensichtlich das, was bei der Samenspender-Auswahl zählt.

Unterstützt wird die grenzenlos unentschlossene, blauäugige und unerträglich naive Brune von ihrer idealistischen Freundin Justine, einer Klimaaktivistin, die am liebsten mit Pferd und Wagen nach Dänemark reisen würde, und in ihrem Eifer so gnadenlos überzeichnet ist, dass die Klimadiskussion fast zur Lachnummer verkommt. Wer glaubt, dass zu dem Zeitpunkt, an dem das einfältige Duo endlich Kopenhagen erreicht, auch die eigentliche Liebeshandlung endlich (es dauert nämlich unheimlich lang bis die beiden schließlich im doch Flieger landen) beginnen würde, sieht sich getäuscht.

Stattdessen wandeln Justine und Brune durch ein Kopenhagen, das es so wohl nur bei Instagram gibt, und das ausschließlich aus Tivoli und Nyhavn, einer schnuckeligen AirBnB-Unterkunft wie aus dem Bilderbuch und freundlichen, gutaussehenden dänischen Männern besteht, die sich in urigen Kneipen aufhalten und natürlich allesamt fließend Französisch sprechen. Neben der Tatsache, dass diese Darstellung selbstredend der dänischen Hauptstadt wohl kaum gerecht wird, empfand ich auch die komplette Stereotypisierung der Dänen als zunehmend anstrengend, mal ganz abgesehen von der haarsträubend schlichten Intelligenz der Hauptfiguren.

Über all dies hätte ich aber eventuell noch hinwegsehen können, wenn der Roman darauf verzichtet hätte, Brune durch allerlei Lebensweisheiten zu jagen, mit denen sie bei Zufallstreffen mit Wildfremden konfrontiert wird. Neben einem Pfarrer im Flugzeug, bringen sie auch eine ältere französische Touristin und der Besitzer einer Schlittschuhbahn (soweit das bei einer Figur wie Brune überhaupt möglich ist) zum Nachdenken. Die Handlung stolpert von Episode zu Episode und wirkt unzusammenhängend, was auch den zahlreichen konstruierten Momenten und Logiklöchern geschuldet ist. Erzählt wird der Roman in einer zur Tumbheit von Brune und Justine passenden Sprache, die zwischen gewollt humoristisch und simpel schwankt. Leider keine Leseempfehlung, auch wenn ich das Cover und den Titel sehr gelungen finde.

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Veröffentlicht am 06.12.2021

Diesen Sommer sollte man eventuell überspringen

Den Sommer kannst du auch nicht aufhalten
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Dieser Kurz-Roman ist leider gar nicht mein Fall. Mit zunehmendem Widerwillen las ich die absolut überflüssigen, hin und wieder ins Vulgäre driftenden, Ergüsse eines Mannes am Ende einer offensichtlich ...

Dieser Kurz-Roman ist leider gar nicht mein Fall. Mit zunehmendem Widerwillen las ich die absolut überflüssigen, hin und wieder ins Vulgäre driftenden, Ergüsse eines Mannes am Ende einer offensichtlich sehr lange anhaltenden Midlife-Crisis, der Liebe hauptsächlich über Sex zu definieren scheint, sich absolut empathiefrei und drastisch über Behinderungen auslässt und dabei in Form eines ausgedehnten nur von kurzen Erzähler-Einschüben unterbrochenen Monologs eine Geschichte erzählt, die eigentlich keinen interessiert oder interessieren kann. Das Problem ist hier nicht, dass der Protagonist Pierre so unfassbar unsympathisch und wenig mit seiner Gefühls- und Außenwelt im Einklang steht (immerhin gibt es genügend Beispiele für fulminante, widerwärtige Protagonisten, die trotzdem die Leserschaft begeistern), sondern, dass das, was erzählt wird, weder sprachlich noch inhaltlich reizvoll ist. Leider wirklich nicht zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 18.12.2020

Zerfaserte Geschichte

Bergsalz
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Bergsalz sollte eine Geschichte über eine Graswurzelbewegung sein. Das war der Roman zu Beginn auch und startete recht verheißungsvoll. Aber ganz schnell wurde aus der Story ein didaktisch ausgerichteter, ...

Bergsalz sollte eine Geschichte über eine Graswurzelbewegung sein. Das war der Roman zu Beginn auch und startete recht verheißungsvoll. Aber ganz schnell wurde aus der Story ein didaktisch ausgerichteter, "visionärer" Flüchtlingsbericht, darauf folgte der Lebensbericht einer jungen Frau mit Bindungsängsten, danach kam eine Geschichte über einen entwurzelten Mann aus dem Norden Englands, gepaart mit einem gewollt humoristischen Einblick in die Kleinstadtpolitik und schließlich eine obskure religiöse Erweckungsgeschichte. Dazu gab es noch "historische" Einschübe zum Bauernaufstand. Und das alles auf knapp 200 Seiten...

Zumindest der Beginn der Geschichte ist ganz nett und passt eigentlich gut in die Adventszeit mit ihrem aufkeimenden Gefühl der Nächstenliebe. Bei "nett" bleibt es aber leider und, wie man meinem kurzen Inhaltsabriss entnehmen kann, tut sich dieser Roman äußerst schwer mit seiner Handlung, denn irgendwie hängt jeder Handlungsstrang in der Luft, alles bleibt unvollendet. Dazu ist die Herangehensweise des Textes an sein Thema sehr konservativ, vorhersehbar und leider auch recht uninteressant. Die Art und Weise wie hier um Zusammenhalt und Gemeinschaft gerade im Flüchtlingsteil geworben wird, ist mir einfach zu platt - das passt eher in ein Kinderbuch. Eine so offen didaktische Funktion in einen Erwachsenenroman einzubinden, erscheint mir sehr unangebracht. Die in der Renaissance angesiedelten Teile lassen sich nur mit sehr viel gutem Willen an das heutige Geschehen binden und die schließlich etablierte Verbindung kann überhaupt nicht überzeugen, im Gegenteil: man muss sich fragen, ob das überhaupt eine Verbindung ist. Das ist schon sehr weit hergeholt. Am Ende erfolgt dann noch ein ziemlich unsäglicher, leider auch unfreiwillig komischer, religiöser Teil.

Der Schreibstil ist recht umständlich. Unzählige Erläuterungen zum Wind und Wiederholungen in der sowieso spärlichen Innensicht der Figuren verlängern und verlangsamen das Lesen unnötig. Vieles soll poetisch klingen, das funktioniert aber nur selten und in Wahrheit verbergen sich hinter dem zeitweise lyrischen Charakter der Sprache nur leere Füllsätze ohne Bedeutung, wodurch das Problem der Handlungsstringenz auf 200 Seiten verschärft wird. Die teilweise künstlich anspruchsvolle Sprache wird auch nicht durchgängig gehalten, sondern wechselt sich mit einem Stil ab, der Namen nur in Verbindung mit Artikeln verwendet. Darüber hinaus gibt es unzählige Sätze, die über mindestens 14 Zeilen gehen und an die 100 Wörter aufweisen. Meist fragt man sich ratlos am Ende eines Satzes, wie er nochmal begonnenen hat. Zumindest korrespondiert der Stil was dies anbelangt mit der Inhaltsebene - da fragt man sich am Ende auch, wie es nochmal angefangen hat.

Ich hätte mir dringend eine tiefere und komplexere Figurenzeichnung gewünscht, stattdessen ist fast jede Figur austauschbar und es hat den Anschein, als interessiere sich der Text nicht für seine Figuren. Es gibt zahlreiche Figuren, die mal für ein paar Sätze inklusive angerissener Vita auftauchen und dann für immer verschwinden, aber auch wesentlichere Figuren, an die sich der Roman plötzlich ausufernd erinnert.

Insgesamt passt in diesem Buch kaum etwas zusammen - viel verschenktes Potenzial lässt den Eindruck entstehen, dass wir es hier mit einem Roman zu tun haben, der selbst nicht weiß, was er will und deshalb die Lust am Erzählen verliert.

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