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Veröffentlicht am 18.03.2021

Unterhaltsame Kombination aus historischem Stoff und Fiktion

Die Schwestern Chanel
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Ich war schon immer davon fasziniert, wie verliebt die Amerikaner:innen in die „Ville de l’amour“ sind. Es gibt Hunderte von schönen Orten, aber das Sehnsuchtsziel #1 der meisten Amerikaner ist und bleibt: ...

Ich war schon immer davon fasziniert, wie verliebt die Amerikaner:innen in die „Ville de l’amour“ sind. Es gibt Hunderte von schönen Orten, aber das Sehnsuchtsziel #1 der meisten Amerikaner ist und bleibt: Paris! Daher wundert es nicht, dass eine Amerikanerin nun einen Roman über DIE Modeikone schlechthin geschrieben hat und wie ihr Leben begann: Coco Chanel. Sicher, nicht der erste und nicht der letzte Roman über diese allgegenwärtige Grande Dame der Haute Couture.
Judithe Little, die zwar in Texas mit ihrer Familie lebt, aber einst auch in Frankreich studierte, schreibt über „Die Schwestern Chanel“. Ein interessanter Blickwinkel auf die später weltberühmte Frau, denn die Geschichte wird aus der Sicht der Schwester, Antoinette Chanel, erzählt.
Es beginnt wie so viele Geschichten gar nicht so glamourös im Jahr 1897 in dem die beiden in einem Waisenhaus landen, weil die Mutter verstirbt. Dort herrscht ein strenges Klosterregiment. Schon hier zeigt sich, dass die Schwestern nicht unterschiedlicher sein könnten. Die Eine, stark und visionär mit voller Kraft voraus (Gabrielle) und die Andere steht wohlüberlegt, besonnen und zurückhaltend (Antoinette). Beide gehörten trotzdem zusammen, erkämpfen sich erst ihre Unabhängigkeit und Freiheit und später den Ruhm.
Natürlich ist dies die reine Fiktion und nur die Eckdaten stimmen mit denen der echten Chanel Geschwistern überein was Lebensstationen und Orte anbelangt, aber ein nettes Gedankenspiel wie es in den beiden ausgesehen haben könnte. Vor allem wichtig zu erfahren, dass ihre Schwester auch maßgeblich am Erfolg beteiligt war, was leider oft untergeht, daher finde ich den Titel und die Perspektive gut gewählt.
Fazit: Ein netter Unterhaltungsroman, aber keine tiefgreifende Analyse der Geschwister.

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Veröffentlicht am 17.03.2021

Einblicke in den Koreakrieg – eine Bewältigung

Marilyn und ich
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Nachdem ich den aktuellen Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ von Cho Nam-Joo gelesen hatte, wurde mir bewusst wie wenig ich doch über die Geschichte Koreas weiß und mir fiel dieses Buch zufällig in die ...

Nachdem ich den aktuellen Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ von Cho Nam-Joo gelesen hatte, wurde mir bewusst wie wenig ich doch über die Geschichte Koreas weiß und mir fiel dieses Buch zufällig in die Hände: Marylin und ich von Ji-Min Lee.
Dies ist in der Tat ein historischer Stoff und führt uns zurück in den Februar des Jahres 1954. Zu diesem Zeitpunkt ist der Koreakrieg bereits seit einem guten halben Jahr vorüber, es herrscht Waffenstillstand, aber der Frieden ist fragil. In dieser Zeit sind daher noch viele amerikanische Soldaten unter der Führung der Vereinten Nationen vor Ort. Und in dieser Situation kommt Marilyn Monroe zu Besuch für 4 Tage. Eine spontane Entscheidung ihrerseits, da sie auf dem Weg nach Japan war für ihre Hochzeitsreise mit Joe DiMaggio! Soweit die Fakten und nun beginnt die Fiktion im Roman.
Marilyn Monroe wird eine Übersetzerin an die Seite gestellt, Alice. Diese ist durch den Krieg noch sehr emotional instabil und leidet unter dem Erlebten und Verdrängten. Nun an der Seite der glamourösen Amerikanerin beginnt Alice mit der Monroe in einen Dialog zu treten und die Aufarbeitung nimmt seinen Anfang. Auch durchleben wir Szenen mit Alice erneut die bei ihr wieder hochkommen – spannend an diesen flash backs sind die historischen Fakten die hier eingewoben sind. Insgesamt geht es mehr um Alice als um Monroe, aber ich finde es gerade deshalb eine tolle Perspektive.
Fazit: An ein historisches Ereignis angelehnte fiktive Geschichte, die uns die Folgen des Koreakrieges und den Krieg selbst näherbringt. Fiktiv, aber mit viel historischen Fakten durchsetzt.
PS: Wer Interesse hat sich ein Bild davon zu machen wie Marilyn Monroe damals in Korea auftrat, sollte sich die vielen Bilder auf dieser Seite anschauen:
https://mashable.com/2016/08/21/marilyn-monroe-korea/?europe=true#_U6ZNTniBqqs

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Veröffentlicht am 16.03.2021

Eine Abrechnung oder eine Aufarbeitung?

Wut
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Harald Martenstein, den ich bisher sehr schätzen gelernt habe in seiner wöchentlichen ZEIT-Kolumne, die immer mit viel Witz und Charme die groteskesten Alltäglichkeiten zerlegt und in seinem Kosmos einordnet, ...

Harald Martenstein, den ich bisher sehr schätzen gelernt habe in seiner wöchentlichen ZEIT-Kolumne, die immer mit viel Witz und Charme die groteskesten Alltäglichkeiten zerlegt und in seinem Kosmos einordnet, ist nun mit diesem Roman „Wut“ in seine Kindheit eingetaucht und nimmt uns auf eine schmerzhafte Zeitreise mit. Ein sehr persönliches Buch, auch wenn der Protagonist ein fiktiver Charakter ist: Frank und das Buch in Gänze eine ausgedachte Geschichte ist.
Dieser Roman schmerzt sehr beim Lesen, zeichnet es eine brutale und grausame Kindheit. Wirklich nichts für zarte Gemüter. Frank muss immer wieder als Dampfablasser für seine Mutter Maria herhalten, die ihren Stress am Kind auslässt in dem sie ihn immer und immer wieder prügelt. Nicht nur die physische Gewalt setzt dem Kind massiv zu auch die verbalen Verunglimpfungen tun höllisch weh und bauen diese große und allumfassende Wut auf.
Fast ist es erstaunlich wie der Autor der Mutterfigur nicht nur Schlechtes zuschreibt, ihr gar positive Eigenschaften gibt und versucht im Ansatz zu verstehen wie man das eigene Kind so schlecht behandeln kann. Klar, auch die Mutter hatte kein schönes Leben und ist am Ende, aber kein Grund ihr Kind zu misshandeln. Sie wurde von der eigenen Mutter zurükgelassen bei der Tante, die ein Bordell betrieb. Hier musste sie ran und zugleich auf ein katholisches Gymnasium gehen.
Irgendwann kippt die Geschichte um Frank und Martenstein driftet vom Erzählen ab und fabuliert mehr. Was nun noch wahr und erdacht ist, Traum oder Wirklichkeit vermag man ohne ein Gespräch mit dem Autor nicht konstruieren. Mit diesem Bruch enden auch die Erfahrungen des Autors die in diesen Roman einflossen.
Fazit: Harter Tobak - Aufarbeitende Abrechnung mit der eigenen Mutter, aber auch ein kaputtes fiktives Männerleben, dass droht auseinander zu fallen.

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Veröffentlicht am 11.03.2021

Ein Mädchen wächst an seinen Aufgaben

Hüterin des Waldes 1: Hannas Geheimnis
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Hanna zieht mit ihren Eltern aufs Land in das Haus der Großmutter, die kürzlich verstarb. Das Haus liegt am Waldrand und ihre Oma war, wie Hanna alleine herausfindet, die Hüterin des Waldes. Nun trägt ...

Hanna zieht mit ihren Eltern aufs Land in das Haus der Großmutter, die kürzlich verstarb. Das Haus liegt am Waldrand und ihre Oma war, wie Hanna alleine herausfindet, die Hüterin des Waldes. Nun trägt sie das Amt und muss es aber als Geheimnis hüten und darf niemandem davon erzählen. Es gibt ein sprechendes Wiesel, Flitz, dass sie in die ihr neues Amt einweiht und ihr stets zur Seite steht. Ihre erste Aufgabe bekommt sie sehr schnell, denn es gibt einen Vogel zu retten, der sich leider den Flügel brach. Im Laufe der Geschichte freundet Hanna sich auch mit einem Jungen aus dem Dorf an, Felix. Er liebt die Natur, wie auch sie es tut. Kann sie den Vogel retten?
Es ist der Auftakt zu einer neuen Reihe, Band 2 ist auch bereits erschienen („Häschen in Not“), geschrieben von Mona Larch.
Viel Natur- und Tierliebe steckt in diesem Erstleserbuch und auch ein wenig Magie mit dem sprechenden Wiesel und dem dicken Buch der „Zauber“.
Es gibt zwar wenige Illustrationen, aber die Textmenge pro Seite und der große Zeilenabstand machen es ideal für Erstleser:innen.
Übrigens, wer sich für das klassische Buch in Papierform entscheidet, bekommt ein schönes Cover, denn es glänzt wunderbar je nach Lichteinfall!

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Veröffentlicht am 18.12.2020

Wem gehört die Idee?

Charlie – Ein Schulbus hebt ab
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Was auffällig ist bei diesem Buch ist die frappierend ähnliche Idee wie bei einer Netflix-Serie aus Nordamerika „The Magic School Bus“ – Der Zauberschulbus ist wieder unterwegs. Da komme ich in der Tat ...

Was auffällig ist bei diesem Buch ist die frappierend ähnliche Idee wie bei einer Netflix-Serie aus Nordamerika „The Magic School Bus“ – Der Zauberschulbus ist wieder unterwegs. Da komme ich in der Tat ins Grübeln wessen ureigenste Idee dieses Buch eigentlich ist, weil die Idee sehr ähnlich ist. Man nehme einen Schulbus, lade Kinder ein und wie von Zauberhand reist man mit dem Bus an andere Orte, andere Zeiten usw…
Hier bei Irene Zimmermann und ihrem „Charlie – ein Schulbus hebt ab“ ist es der Bus der selbst aktiv wird (Charlie) und mit den Kindern die zufällig aufgesprungen sind (Luke, Frank, Maisie und Will) Abenteuer erlebt. Dieser Band wirkt auch wie ein Auftakt in einer Reihe.
Zum Inhalt des Romans für junge Leser muss ich sagen, dass es gut geschrieben und einfach zu lesen ist. Wunderbar für die Grundschulkinder, die schon etwas besser lesen können, ab der 3. Klasse. Auch sind einige Illustrationen von Tine Schulz enthalten, aber nur dezent und bei weitem nicht auf jeder Seite. Eine klare Entwicklung hin zum „nur-Text“-Roman. Für den Text und Umfang daher gelungen.
Leider muss ich erneut meinen Unmut kundtun, denn ich verstehe es leider nicht, dass deutsche Autor*innen ihren Charakteren oft englische Namen geben und es woanders verorten. In manchen Büchern unabdingbar und sinnvoll, aber hier hätte es auch ein Internat im deutschsprachigen Raum sein dürfen, ach das gibt es und auch mit Bussen…
Fazit: Wenn man Mal von meinen Idee-Bedenken und die Namens-Kritik absieht, dann ist es ein netter Roman den Grundschüler sicherlich mögen werden! Alles drin, vom Witz, zur Spannung und natürlich die Freundschaften!

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