Cover-Bild Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich!
6,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf
  • Themenbereich: Gesundheit, Beziehungen und Persönlichkeitsentwicklung - Lebenshilfe, Persönlichkeitsentwicklung und praktische Tipps
  • Genre: Ratgeber / Lebenshilfe
  • Ersterscheinung: 01.12.2013
  • ISBN: 9783847510031
Lisa Müller

Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich!

Mein Leben als minderjährige Prostituierte in Deutschland
Warum entscheidet sich eine junge Frau im Alter von 14 Jahren freiwillig und ohne jeden Zwang dazu, Sex für Geld anzubieten und sich zahlende Freier zu suchen?
Sie tut es nie unter dem Einfluss von Trunkenheit oder Drogen, und auch nicht, um für Drogen Geld zu verdienen. Sie verdient aber viel Geld, und sie tut es immer selbstbestimmt und ohne einen Zuhälter.
Doch was geschieht mit ihr und ihrer Psyche in den kommenden Jahren, und wie schafft sie es, mit 18 Jahren auszusteigen – gerade noch rechtzeitig, wie sie später sagt?
Lisa Müller, eine ganz normale junge Frau aus Deutschland, hat dieses Leben gelebt. Sie sagt, dass ihr Werdegang gar nicht so unnormal ist, auch wenn nicht viele schon mit 14 beginnen. Sie sagt: 'Sie können mir glauben, dass es mehr von meiner Sorte gibt, als Sie sich denken wollen. Sex für Geld ist normal geworden, aber ich bin froh, dass ich den Ausstieg geschafft habe.'

Weitere Formate

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2017

Fragwürdig und unseriös

0

Lisa Müller ist eine blonde, gut aussehende junge Frau mit einer Hochglanzwebsite. In Talk Shows zeigt sie ihre nahezu makellosen Zähne, lächelt ein unverbrauchtes, ehrliches und aufrichtiges Lächeln und ...

Lisa Müller ist eine blonde, gut aussehende junge Frau mit einer Hochglanzwebsite. In Talk Shows zeigt sie ihre nahezu makellosen Zähne, lächelt ein unverbrauchtes, ehrliches und aufrichtiges Lächeln und erzählt... von ihren langen, langen Jahren als Kinderprostituierte.

Zum ersten Mal verkaufte sie sich als 14-jährige, später tat sie es immer und immer wieder für Geld. Irgendwann war sie psychisch am Ende und stieg aus. Ihre Kindheit war Horror, alles in allem eine furchtbare, grässliche Zeit.

Diese Zeit hat sie in einem selbst verfassten Buch verarbeitet. Wie sie selbst einmal in einem SWR-Interview aussagte, habe sie zur Verarbeitung ihrer schrecklichen Erlebnisse keine psychologische Hilfe gebraucht, sondern nur das Buch. In einem anderen Interview erklärt sie, sie habe sich damals, als sie das Buch geschrieben habe, nichts sehnlicher gewünscht als ein normales Leben.

Doch da, an genau diesem Punkt, setzen in einem kritischen Betrachter die Gefühle der Irritation ein. Wenn man ein normales Leben will – sollte man dann die Öffentlichkeit nicht meiden? Diese junge Frau wird das Stigma, das sie sich selbst oktroyiert hat mit ihrer Veröffentlichung, nie wieder los werden – ein normales Leben wird sie nicht wieder führen können. Aber damit nicht genug: Diese junge, gutaussehende Frau macht in allen Fernseh- und Radioauftritten keineswegs den Eindruck einer psychisch angeknacksten Person – ganz im Gegenteil: Zu fröhlich sind ihre öffentlichen Äußerungen, in manchen TV-Shows macht sie beinahe den Eindruck eines komplett sonnigen Gemüts. Viel zu frei und völlig unbefangen erzählt sie von ihrer Zeit als Hure – selbst die Berichte von ihrer angeblichen Vergewaltigung lassen sie nicht zögern, innehalten oder nachdenklich werden. Wer Natascha Kampuschs Fernsehauftritte gesehen hat, weiß, wie jemand aussieht, die Schreckliches durchgemacht hat und traumatisiert ist – aber Lisa Müller scheint mir nichts von alldem, was sie angeblich erlebt haben will, tatsächlich durchgemacht zu haben.

Hinzu kommt dann dieses unsägliche, unerträgliche, jedem guten Geschmack Hohn sprechende Buch. Auf 280 Seiten werden überwiegend pornographische Szenen zum Besten gegeben – und das mit einem Genuss, der gleich wieder für Irritation sorgt. Sagt sie nicht immer, sie sei an ihrer eigenen Prostitution zugrunde gegangen? Heißt nicht ein Teil des Titels „Zerstör’ mich?“ Danach klingt es aber im Buch nicht. Überhaupt nicht.

Darüberhinaus gibt es viele andere, irritierende Dinge in dem Buch. Vor allem auf Widersprüche wurde an anderer Stelle immer wieder hingewiesen – gerade, was die angebliche Durchführung ihrer Prostitution angeht. Je länger man sich mit dem Buch beschäftigt, desto mehr kommen dem Leser Zweifel an der Authentizität der dargestellten und berichteten Dinge. Und wenn man die Dame dann auch noch im Fernsehen sieht, hat man endgültig das Gefühl, dass da etwas nicht stimmt. Ist am Ende alles erfunden? Handelt es sich um eine Masche, mit deren Hilfe man berühmt werden will?

Und dann zum Thema Bilder. Hier fragt man sich – was soll denn das? Macht sie Werbung für sich? Will sie sich irgendwelchen Model-Agenturen auf diese Weise als Newcomerin anbieten? Was will sie damit erreichen? Gehört das auch zur angeblichen psychologischen Aufarbeitung ihrer traumatischen Erfahrungen? Erfahrungen, die sie freiwillig gemacht hat, wohlgemerkt?

Nein, nein, nein. Ich habe ja, wenn ich neue Veröffentlichungen sichte, normalerweise immer ein sehr wohlwollendes Gefühl für neue Autoren, insbesondere wenn es um autobiographische Erzählungen geht. Lisa Müller ist für mich eine Person, deren Erlebnisse ich zutiefst skeptisch sehe und an deren Authentizität ich nicht mehr glauben kann – nicht nach diesem Buch, nicht nach den werbewirksamen und beinahe selbstherrlichen Auftritten im Fernsehen. Das Maß ist dann noch endgültig voll, wenn sie sich unter realem Namen hier bei amazon anmeldet und empörte Kommentare über negative Rezensenten abgibt.

Nun denn, warten wir mal ab, in wie vielen Jahren sie zugibt, Blödsinn erzählt zu haben, nur um berühmt zu werden. Eines steht jedenfalls fest: Ihr Leben hat sie zerstört – so oder so.