Profilbild von sommerlese

sommerlese

Lesejury Star
offline

sommerlese ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sommerlese über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2021

Solider Regionalkrimi mit einem humorvollen Ur-Bayer als Ermittler

Brunzkachl
0

Brunzkachel von Rolf Mai erschien im Mitteldeutschen Verlag.

Der Münchner Kommissar Berti Wamprechtshammer hat gerade eine Reha wegen eines Rückenleidens abgeschlossen, doch lange ausruhen ist nicht ...

Brunzkachel von Rolf Mai erschien im Mitteldeutschen Verlag.

Der Münchner Kommissar Berti Wamprechtshammer hat gerade eine Reha wegen eines Rückenleidens abgeschlossen, doch lange ausruhen ist nicht angesagt, denn seine Kollegen brauchen ihn. Es gibt einen grausigen Leichenfund an der Isar, sie suchen nun einen besonders brutalen Täter, der vor Zerstückelung nicht zurückschreckt.

Dieser Regionalkrimi spielt in München, ist trotz der brutal zerlegten Leiche sehr humorvoll und lebt von dem Miteinander der Figuren. Berti ist ein echter Ur-Bayer, der auf Essen und Trinken viel Wert legt und hat zu seinen Kollegen ein freundschaftliches Verhältnis, sie sind ein buntes Team, Reserl ist Halbasiatin und Sigi ist Franke.

Die Leiche ist übel zugerichtet und trotzdem ist dieser Krimi nicht blutig und grausam zu lesen, sondern sehr erheiternd. Es gibt zwar einige recht machohafte Sprüche, die ich aber mit einem Augenzwinkern abgetan habe. Die Ermittlungen sind hier nicht so spannend angelegt, dass man darauf hinfiebert, viel mehr steht die bayerische Gemütlichkeit im Vordergrund. Hier wird reichlich gegessen und getrunken, auch im Dienst und es wird mit viel Münchner Mundart ermittelt. Das war für mich nicht so eingängig zu lesen, aber durchaus verständlich. Ein wenig mehr Ermittlung hätte ich mir schon gewünscht, hier ging alles recht gemächlich zu. Aber einige Wendungen haben mich sehr überrascht.


Ein solider und unterhaltsamer Krimi mit bayerischer Originalität, der von seinen humorvollen Figuren lebt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.01.2021

Eine neue Ermittlerin am Krimihimmel: Queen Elizabeth

Das Windsor-Komplott
0

Im Knaur Verlag erscheint der Krimi "Das Windsor-Komplott: Die Queen ermittelt" von S J Bennett.

Im ersten Band der Cosy-Crime-Reihe aus England erlebt man Queen Elizabeth als heimliche Detektivin.

Auf ...

Im Knaur Verlag erscheint der Krimi "Das Windsor-Komplott: Die Queen ermittelt" von S J Bennett.

Im ersten Band der Cosy-Crime-Reihe aus England erlebt man Queen Elizabeth als heimliche Detektivin.

Auf Windsor Castle wird nach einer Abendgesellschaft der junge russische Pianist tot aufgefunden. Die peinlichen Umstände lassen zunächst auf einen Sexunfall schließen, doch es war nachweislich ein Mord. Die Queen "is not amused". Der MI5 wittert sofort eine russische Verschwörung, aber das Bauchgefühl der Queen sagt etwas anderes. Sie möchte den Fall auf diskrete Art und Weise lösen und lässt ihre neue nigerianische Privatsekretärin Rozie für sie Erkundigungen einholen. Können die beiden Frauen den wahren Mörder zur Strecke bringen?

In diesem Cosy-Crime wird man Teil des royalen Lebens und erlebt, wie ein Mordfall auf Schloss Windsor nicht Miss Marple auf Spurensuche bringt, sondern die Queen persönlich. Dabei stehen die Feierlichkeiten ihres 90. Geburtstages an und für Ermittlungen hat sie eigentlich gar keine Zeit.

Der Schauplatz ist das altehrwürdige Schloss Windsor, welches der Queen sehr am Herzen liegt. Das aristokratische Flair und elegante Innenleben des Schlosses passen so gar nicht zu dem "pikant erscheinenden" Mordfall, der so überhaupt nicht der Hofetikette entspricht. Die Queen muss Licht in diese Sache bringen.

Der Schreibstil ist locker zu lesen, recht unterhaltsam, mit englischem Humor durchsetzt und zeigt besondere Einblicke ins Hofleben, die man sich durchaus so vorstellen könnte. Weil die Queen nicht selbst in ermittelnde Erscheinung treten kann, nutzt sie eine Komplizin, in diesem Fall ihre Privatsekretärin Rozie. Auch die Ermittlerinnen-Rolle könnte Elizabeth gut ausfüllen, denn sie verfügt über die nötige Cleverness und ausreichende Menschenkenntnis, um den Fall zu lösen. Die Charakterdarstellung der Queen ist der Autorin hervorragend gelungen, vielseitig interessiert, klug und mit der nötigen Lebenserfahrung ausgestattet, wird sie hier gezeigt. Besonders sympathisch erlebt man in der Handlung auch die Beziehung zu Prinz Philipp, es scheint immer noch eine romantische Verbindung zwischen beiden Personen zu bestehen.

Diese Geschichte ist ein wenig schräg, aber auch sehr vorstellbar. Die Einblicke in das alltägliche Leben der Queen schildern einen realistischen Eindruck dieser engagierten Frau und sogar ihre Liebe zu den Corgis wird sehr deutlich aufgezeigt.

Zur fiktiven Krimihandlung muss ich allerdings sagen, dass es zeitweise etwas sehr verwickelt, ja sogar nebulös erscheint, wie die zahlreichen Personen hier miteinander agieren oder verbunden sind. Ich hatte zum Teil meine liebe Mühe, die Perspektiven richtig zu verbinden.

Insgesamt ein sehr unterhaltsamer Cosy-Krimi mit einer wunderbar wiedererkennbaren Queen, die mit ihrem hohen Alter immer noch eine feste Größe in der Welt darstellt. Den zweiten Teil möchte ich gern wieder mitverfolgen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.12.2020

Dieses Buch weckt die Sehnsucht nach der Natur

Das Geschenk der Wildnis
0

Im Ludwig Verlag erscheint Elli Radinger Buch "Das Geschenk der Wildnis".

Wie wir mit der Natur verbunden sind, erzählt Elli Radinger mit spannenden und besonderen Geschichten, die sie in der Wildnis ...

Im Ludwig Verlag erscheint Elli Radinger Buch "Das Geschenk der Wildnis".

Wie wir mit der Natur verbunden sind, erzählt Elli Radinger mit spannenden und besonderen Geschichten, die sie in der Wildnis erlebt hat und mit uns teilen möchte. Sie ist Naturforscherin und Wolfsexpertin und hat viele Reisen in die Natur unternommen. Wie verändert uns das Erleben von Wildnis und wie verändert es unser Leben? Eins werden mit der Natur, diesen Wunsch weckt diese Erzählung.

"Die Magie der Wildnis hat mich vor vielen Jahren gepackt und mich süchtig gemacht. Es war die Wildnis, die mich am meisten gefordert hat, mehr über mich selbst zu erfahren, über andere und über diese wunderbare und zugleich so verrückte Welt, in der wir leben. Hier habe ich wahre Schönheit und Wunder gesehen." Zitat Elli Radinger

Unglaubliche Erfahrungen sind Begegnungen mit Tieren in der freien Wildbahn. Die Autorin hat viele Jahre das Verhalten von Wölfen erforscht und auch für Touristen Reisen im amerikanischen Yellowstone-Nationalpark angeboten. In diesem erzählenden und mit Wissen angereicherten Erlebnisbericht berichtet sie von ihren Eindrücken mit Wolf, Bison und Co. Man erfährt viel Wissenswertes über diese Tiere, damit hat das Buch auch einen lehrreichen Sachbuchcharakter.

Aufgegliedert wird nach unterschiedlichen Tieren, bzw. Themenbereichen. Sehr bildhaft schildert Elli Radinger ihre Begegnungen im Yellowstone National Park mit Wölfen, Bisons und Seeadlern. Aber auch Wale hat sie in freier Wildbahn erleben dürfen und fand sich eines Tages Auge in Auge mit einem Wal wieder. Eindrücke, die man im Leben nie vergessen wird und eine besondere Verbindung zwischen Mensch und Tier aufbaut. Elli Radinger lässt auch keinen Zweifel daran, wie dankbar sie für diese Naturerlebnisse ist und wie sich ihre Denkweise immer mehr auf die Natur ausgerichtet hat. Man merkt ihrem Buch ihre jeweiligen Emotionen in der Begegnung mit den Tieren auch an.

Der Mensch braucht die Natur, eine intakte Natur, die Mensch und Tier als Ernärungsgrundlage dient. Die Jagd von Tieren auf ihre Beute ist naturgegeben, auch von diesen Erfahrungen berichtet die Autorin, teilweise mit einer Träne im Auge. Doch so ist der natürliche Kreislauf, fressen und gefressen werden.

Ein Buch über die Wildnis, über Naturerlebnisse mit Tieren und wie bei Dunkelheit, Kälte und völliger Stille die Nähe mit der Natur sehr eindringlich wirken kann.
Gut verständlich, informativ und für Naturliebhaber nur zu empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.12.2020

Solider Krimi mit schönem Frankreichflair, aber nicht so spannend.

Der Kommissar und der Teufel von Port Blanc
0

"Der Kommissar und der Teufel von Port Blanc" von Maria Dries erscheint im Aufbau Verlag und ist der 12. Band einer Krimireihe.

Eingeschlossen hinter einer Mauer findet man bei Sanierungsarbeiten in ...

"Der Kommissar und der Teufel von Port Blanc" von Maria Dries erscheint im Aufbau Verlag und ist der 12. Band einer Krimireihe.

Eingeschlossen hinter einer Mauer findet man bei Sanierungsarbeiten in einer alten Abtei vier Frauenskelette. Die Spur eines dort gefundenen Medaillons führt zu Caroline Vernier, deren Enkelin vor zwei Jahren spurlos verschwunden ist. Ein Privatdetektiv bearbeitet den Fall, nimmt sich dann aber das Leben, deshalb wird Philippe Lagarde mit den Ermittlungen betraut. Der Polizist Jacques Bayrou unterstützt ihn, allerdings sehr halbherzig, hat er etwas mit der Sache zu tun?

Autorin Maria Dries schickt ihren Commissaire Philippe Lagarde zum Ermitteln an die Côte du Goëlo in der Bretagne. Dort wartet ein Cold Case auf ihn und er unterstützt die Polizei vor Ort. Allerdings merkt man dem Polizisten Jacques Bayrou an, dass er nicht so sehr an dem Fall interessiert ist. Oder täuscht er Desinteresse vor?

Ein Medaillon bringt eine wichtige Spur und Lagarde findet heraus, dass die vier Frauen recht jung waren, alle leicht geistig behindert waren und in einem Heim lebten. Als sie vermisst wurden, hat sich die Polizei damals nicht so recht dafür interessiert, man nahm an, sie seien ausgerissen. Unverständlich, weil ja die staatliche Führsorge zuständig war.

Bei diesem Krimi verfolgt man die Ermittlungen, erlebt das französische Leben und die gute Küche und erfährt in einzelnen Häppchen immer mehr Details über die toten Frauen. Warum man die Spuren der Vermissten früher nicht aufgedeckt hat, fand ich recht fragwürdig. Die Befragungen unter Lagarde decken einiges auf, die Tätersuche gestaltet sich aber nicht so spannend. Erst als noch eine weitere junge Frau vermisst wird, wird der Zeitdruck spürbar.

In kleinen Einschüben gibt der Täter seine Gedanken preis, dennoch bleibt ein Mitraten von Seiten des Lesers aber durchgängig schwierig. Und am Ende weiß man auch wieso, erst dann taucht der Täter in Erscheinung. So etwas schätze ich an Krimis gar nicht.

Rein vom schön zu lesenden, flüssigen Erzählstil her, habe ich den Krimi gern verfolgt. Für das nötige Frankreich-Flair sorgen schöne Landschaftsbeschreibungen und besonders die Szenen, die in Restaurants spielen. Lagarde geht gerne und häufig essen und wählt dann auch immer ganze Menüs, die dem Leser mit allen Gängen aufgezählt werden.

Etwas mehr Spannung hätte dem Krimi gut getan, dafür ist das Flair Frankreichs durchgängig spürbar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.12.2020

Schweine bringen Glück

Mookie – Weihnachten mit Schwein
0

Laura Wohnlichs Buch "Mookie – Weihnachten mit Schwein" erscheint im Heyne Verlag.

Joachim befindet sich mitten in einer Lebenskrise, er hängt nur noch zuhause rum, zerfließt im Selbstmitleid und geht ...

Laura Wohnlichs Buch "Mookie – Weihnachten mit Schwein" erscheint im Heyne Verlag.

Joachim befindet sich mitten in einer Lebenskrise, er hängt nur noch zuhause rum, zerfließt im Selbstmitleid und geht nicht mehr groß aus dem Haus. Doch dann bekommt er kurz vor Weihnachten ein Schweinchen geschenkt und das bringt neuen Schwung in sein Leben. Wer es ihm wohl geschickt hat? Das muss Joachim unbedingt herausfinden und seine neue Bekannte Madeleine begleitet ihn dabei. Unbemerkt findet Joachim wieder zurück ins Leben, Schwein gehabt!

Das Leben von Joachim scheint gerade den Bach runterzugehen und er gleich mit. Nach einem Beziehungsaus fängt er an, sich selbst aufzugeben. Mit seinem geschenkten Schweinchen Mookie ändert sich das. Denn Joachim möchte nun wissen, von wem dieses Schwein sein könnte und damit eröffnen sich ungeahnte Blicke in sein Leben und in seine Vergangenheit. Er lernt Madeleine kennen, sie hilft ihm mit den entscheidenden Fragen auch dabei, sich seiner Vergangenheit zu stellen.

Bei diesem Buch hatte ich etwas anderes erwartet, in etwa eine tierische Weihnachtsgeschichte mit Friedensbotschaft, Glücksschwein und vielleicht Romantik. Erhalten habe ich eine Story über einen jungen Mann, der verzweifelt ist und alles hinzuschmeißen droht und durch ein Schweinchen wieder ins Leben zurückfindet. Doch bis es soweit ist, macht er sich nicht gerade beliebt beim Leser, er lässt seine schlechte Laune an dem Inhaber eines Lieferdienstes für Sushi aus, säuft und kifft was er nur kann und ist auch sonst kein Sunnyboy. Was Madeleine an ihm findet, konnte ich leider nicht entdecken. Immerhin ist sie diejenige, die ihn auf seiner Suche nach dem Schenkenden hilft und damit neuen Auftrieb verschafft.

Mookie begleitet Joachim ebenfalls, sie tritt zwar in gewisser Weise als Glücksschwein auf, bleibt aber mehr im Hintergrund der Story.

Diese Geschichte liest sich wie ein Jugendroman, sie enthält tragische Momente, die Joachims Vergangenheit enthüllen, es gibt aber auch witzige Stellen und einige, die nachdenklich machen. Laura Wohnlichs Schreibstil wirkt jugendlich frisch, locker und nennt alle Dinge beim Namen. Je mehr ich gelesen habe, desto mehr wollte ich wissen, wie es endet. Denn man nimmt doch Anteil an diesem Weihnachtsmuffel Joachim, was mich selbst sehr erstaunt hat. Immerhin wird er aktiver, denkt über andere Menschen nach und entwickelt sich zu einer positiveren Person.

Das Ende ist überraschend, anders und trotzdem ein hoffnungsfreudiges.

Dieses Buch hat mich überrascht, es ist mal eine ganz andere Weihnachtsbotschaft, als man sie erwartet hätte. Ein wenig durchgeknallt, etwas jugendlich frisch und mit menschlichen Problemen.

Keine Weihnachtsgeschichte, sondern eine Sinnsuche, mit jugendlichem Erzählstil und einem großen Herz für Schweinchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere