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Veröffentlicht am 09.01.2021

Zwei verlorene Seelen, die sich finden und hochziehen

Miss Bensons Reise
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Margery Benson hat früh ihren Vater verloren und hatte danach eine freudlose und einsame Kindheit und Jugend. Sie interessiert sich für Naturwissenschaften, besonders für Käfer, und hatte den großen Traum, ...

Margery Benson hat früh ihren Vater verloren und hatte danach eine freudlose und einsame Kindheit und Jugend. Sie interessiert sich für Naturwissenschaften, besonders für Käfer, und hatte den großen Traum, den goldenen Käfer in Neukaledonien zu finden, was bislang noch niemandem gelang. Ihr Vater hat ihr den Käfer vor seinem Freitod in einem Buch gezeigt. Aber wie damals (Anfang des 20.Jahrhunderts) üblich, musste sie etwas Solides lernen und wurde Hauswirtschaftslehrerin. Eines Tages wird sie von ihren Schülern gemobbt und erkennt, wie andere Menschen sie sehen: als freudlose und unförmige alte Jungfer, die keinen Bezug zum realen Leben hat. Hier setzt nun eine krasse Wende ein: sie entsinnt sich ihres Traumes von den goldenen Käfern, gibt ihren Beruf auf und sucht eine Begleitung für eine Reise nach Kaledonien, um ihrem kargen Leben endlich einen Sinn zu geben.
Sie findet eine Begleiterin, die auf den ersten Blick nicht zu ihr passt, aber im Laufe der Zeit entwickelt sich eine tiefe und emotionsgeladene Freundschaft, die beide Frauen bisher nicht kannten, denn beiden hat es an gefühlsmäßig aufrichtigen und positiven Begegnungen gefehlt. Es ist schön zu beobachten, wie beide ganz allmählich aufeinander zugehen, sich öffnen und Vertrauen entwickeln.
Das Unternehmen 'Goldener Käfer' ist voller Probleme, schwerwiegender Art, aber irgendwie löst sich immer alles in Wohlgefallen auf, so dass man das Gefühl hat, ein Märchen zu lesen, ein Märchen für Erwachsene mit ernstem Hintergrund, aber guter Botschaft. Man darf nicht alles an der Realität messen!
Was mir an diesem Buch besonders gefällt ist die Sprache, diese Wortspielereien, und auch die sprachgewaltigen Bilder. Z.B. vergleicht sie das Rüschenkleid der Konsulsgattin mit einer Hochzeitstorte und hat das Gefühl, mit einer solchen zu sprechen ....herrlich!Ich glaube, diese Sprache, auch gespickt mit reichlich Ironie, macht weitgehend den Zauber des Buches aus.
Dies war mein erstes Buch dieser Autorin, aber es hat mich überzeugt, und ich möchte es als Lesevergnügen empfehlen.

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Gouvernante der Queen

Teatime mit Lilibet
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Schon immer hat mich das englische Königshaus interessiert, vielleicht weil ich schon so oft in England war, vielleicht aber auch weil man so manches Drama mitverfolgen konnte, wobei ich hier in erster ...

Schon immer hat mich das englische Königshaus interessiert, vielleicht weil ich schon so oft in England war, vielleicht aber auch weil man so manches Drama mitverfolgen konnte, wobei ich hier in erster Linie an Lady Diana Spencer denke, die als Frau von Prince Charles so einiges ertragen musste, schließlich aus dem goldenen Käfig ausbrach, ihr neues Leben aber nicht lange genießen konnte. Diana hatte sich den royalen Regeln zu unterwerfen. Als sie es nicht mehr tat, wurde sie in ein schlechtes Licht gerückt und ausgeschlossen.
Ähnlich geht es der Protagonistin in diesem Buch, Marion Crawford, einer jungen emanzipierten Lehrerin, die die Erziehung der beiden Töchter des Herzogs von York übernimmt, Elisabeth und Margaret. Eigentlich hatte sie andere Pläne, sie wollte die Ärmsten der Armen unterrichten, um ihnen einen sozialen Aufstieg zu ermöglichen, aber alsbald findet sie ihre Berufung darin, die Prinzessinnen, die keine Schule besuchen, mit dem realen Leben bekannt zu machen. Sie findet schnell Zugang zu den beiden Kindern, und besonders Lilibet ist sehr anhänglich und lernfreudig. Sie fahren gemeinsam mit der U-Bahn, kaufen bei Woolworths ein oder besuchen Museen. Die Betreuung der Mädchen ist ein Fulltime Job, und so bleibt Marion nicht viel Zeit für ihr Privatleben. Sie ist in ihrer Rolle gefangen, versucht des öfteren auszubrechen, was aber durch royale Überredungskunst zerschlagen wird. So arbeitet sie 16 Jahre lang in diesem Beruf, erlebt die Prinzessinnen als Produkt ihrer Erziehung und sieht einen Familienersatz darin. In dieser Zeit schwebt Marion zwischen zwei sehr verschiedenen Welten, auf der einen Seite Dekadenz und Luxus, auf der anderen Seite präsentiert sich die Realität in Form von Hunger, Armut und Verzweiflung. Wohin gehört sie? Schon bald ist der Sog des royalen Umfeldes so stark, dass ihr eigenes Zuhause einengend erscheint.
Sehr interessant finde ich den Einblick in die politischen Geschehnisse in dieser Zeit, besonders im 2.Weltkrieg, als die Deutschen England immer wieder zu erobern versuchten. Diese entbehrungsreiche Zeit, die auch die Royals betraf, war mir in ihrer Härte nicht bekannt. Auch den Rücktritt Eduards VIII bekommen wir hautnah mit, sowie die Ächtung seiner Geliebten Wallis Simpson durch die Royals.
Als die Prinzessinnen älter werden und Beziehungen knüpfen, fühlt sich Marion überflüssig und sieht keine verantwortungsvollen Aufgaben mehr. Sie beendet das Dienstverhältnis, merkt aber, dass sie immer noch den Royals verpflichtet bleibt. Als sie ein Buch über ihre Zeit mit den Kindern schreibt, kommt es zum Bruch, denn sie hat gegen die royalen Regeln verstoßen.
Wendy Holdens Schreibstil ist gut zu lesen und beinhaltet Elemente des skurrilen englischen Humors, so manche Szene lässt den Leser grinsen.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, denn es beinhaltet zahlreiche Informationen über die Kindheit der Queen, ihre Vorlieben, ihre Ticks, ihr Verhältnis zu ihrer Schwester, das Kennenlernen von Philip. Auch wenn Fiktion dabei ist, denke ich, dass die Grundsätze real sind. Ich habe das Buch genossen und empfehle es gern weiter. Ein Muss für alle England- und Royal Fans!

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Veröffentlicht am 22.12.2020

Späte Rache

Vergessene Gräber
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Ein Serienmörder treibt in Frankfurt sein Unwesen, mehrere junge Leute werden brutal misshandelt und getötet, alle sind wohlbehütet aufgewachsen und haben eine erfolgsversprechende Zukunft vor sich. Was ...

Ein Serienmörder treibt in Frankfurt sein Unwesen, mehrere junge Leute werden brutal misshandelt und getötet, alle sind wohlbehütet aufgewachsen und haben eine erfolgsversprechende Zukunft vor sich. Was haben die Opfer gemeinsam? Was verbindet sie , so dass genau diese auserwählt wurden? Mara Billinsky ermittelt....
Seit ich Mara im ersten Band dieser Reihe kennenlernen durfte, bin ich ein Billinsky Fan. Sie ist eine außergewöhnliche Ermittlerin, was schon bei ihrem Outfit anfängt: alles schwarz, daher ihr Spitzname 'Krähe'. Aber auch ihre Fahndungsmethoden sind oftmals spektakulär, anfangs sogar gewöhnungsbedürftig. Sie liebt Alleingänge und ist deswegen schon mehrmals gerügt worden. Aber auf der anderen Seite hat ihr Instinkt oft die richtige Fährte aufgedeckt. Gut, viele Autoren versuchen, einzigartige Ermittler darzustellen, aber keine davon kann in meinen Augen Mara das Wasser reichen. Ihre Aktionen sind für mich nachvollziehbar und schlüssig. Sie geht auf sehr legere Weise mit ihrem Chef um, und dieser hat Mara schätzen gelernt.
Der Schreibstil ist flüssig und anschaulich. Leo Born bedient sich des Perspektivenwechsels, so dass der Spannungsbogen hoch bleibt. Durch häufige Cliffhanger am Ende der Kapitel möchte man immer weiterlesen und das Buch nicht weglegen. Mir persönlich hat dies sehr gut gefallen.
In diesem Buch kommt außer der Spannungskomponente noch ein sehr emotionaler Aspekt hinzu, denn Mara, die früh ihre Mutter verlor und sich von ihrem Vater nicht verstanden und geliebt fühlte, nähert sich ihm an, da auch er das Bedürfnis verspürt, sich mit seiner Tochter auszusöhnen. Alles sehr bedeutungsvoll und ansprechend. Ich bin auf die weitere Entwicklung gespannt.
Bleibt noch, Maras Kollege Rosen zu erwähnen, der anfangs sehr unscheinbar und zurückhaltend war, vielleicht sogar ängstlich, und deshalb die Recherchearbeit den Ermittlungen vor Ort vorzog. Durch Maras Einfluss und Unterstützung hat er sich beachtlich gewandelt und tritt mehr in Aktion. Ich hoffe, dass die positive Entwicklung weiter anhält.
Alles in allem hatte ich eine wunderbare Thriller-Lesezeit und freue mich bereits jetzt auf den nächsten Band.

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Veröffentlicht am 19.12.2020

Von der Vergangenheit eingeholt

Ohne Schuld
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Auf zwei Frauen wird ein hinterhältiger Mordanschlag verübt, an verschiedenen Orten und auf verschiedene Weise. Es stellt sich jedoch durch kriminaltechnische Untersuchungen heraus, dass auf beide mit ...

Auf zwei Frauen wird ein hinterhältiger Mordanschlag verübt, an verschiedenen Orten und auf verschiedene Weise. Es stellt sich jedoch durch kriminaltechnische Untersuchungen heraus, dass auf beide mit derselben Waffe geschossen wurde. Wo liegt die Überlappung zwischen den beiden Fällen? Beide Frauen scheinen denjenigen zu kennen, der ihnen nach dem Leben trachtet, aber sie schweigen....Kate Linville, die gerade die Stelle gewechselt hat und bei der Scarborough Police anfangen soll, beginnt mit ihren Ermittlungen, die sie vor große Herausforderungen stellen und sie auch in immense Gefahr bringen. Schließlich offenbart sich ein grausames Geheimnis, das seinen Ursprung vor mehr als 10 Jahren hatte.
Die Geschichte verläuft in verschiedenen Handlungsträngen, die Charlotte Link zum Ende hin perfekt verbindet. Für mich bleibt keine Frage offen. Man erkennt im Laufe der Kapitel die Zusammenhänge und ist bestürzt, zu welchen abstrusen Handlungen ein Mensch in der Lage ist. Auf der anderen Seite zeigt sich, dass auch Jahre später kriminelle Zusammenhänge noch aufgedeckt werden können. Es gibt in diesem Kriminalroman kein erlösendes 'Happy End', aber das empfinde ich als realistisch, denn auch im realen Leben verläuft nicht alles nach Wunschdenken.
Spannung zieht sich durch das ganze Buch, teilweise auch auf psychologischer Ebene. Gegen Ende gibt es außerdem thrillerähnliche Szenen, die die aufreibende Jagd nach dem Täter begleiten.
Der Schreibstil ist flüssig und anschaulich Die Szenerie wird ausführlich beschrieben, so dass man sich alles gut vorstellen kann, ohne sich dabei in unwichtigen Details zu verlieren. Aber auch die Gedankengänge der Protagonisten sind exzellent beschrieben
Das ist Charlotte Link - Krimikost, wie man sie kennt. Und ich spreche eine klare Lese-/Hörempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 05.12.2020

Von der Vergangenheit eingeholt

Die Hornisse (Tom-Babylon-Serie 3)
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Dies ist der dritte Teil der Tom Babylon Reihe, aber ich denke, man kann dem Thriller auch folgen, ohne die beiden vorherigen Bände zu kennen. Es gibt zwar immer wieder mal Anspielungen auf die ersten ...

Dies ist der dritte Teil der Tom Babylon Reihe, aber ich denke, man kann dem Thriller auch folgen, ohne die beiden vorherigen Bände zu kennen. Es gibt zwar immer wieder mal Anspielungen auf die ersten beiden, aber nicht so intensiv, dass man näheres wissen müsste. Trotzdem kann ich die ersten beiden Bände empfehlen. Sie stehen diesem Buch in Spannung und Thrill nicht nach.
Brad Galoway ist ein gefeierter Rockstar, viele Fans verehren ihn regelrecht. Nach einem Konzert in der Berliner Waldbühne überreicht ihm eine zunächst unbekannte Frau einen geheimnisvollen Umschlag. Am nächsten Tag wird Galloways Leiche im Gästehaus der Polizei gefunden, grausam gequält und ausgeblutet. Tom und Sita suchen nach der unbekannten Frau und erleben eine üble Überraschung....Was nun folgt ist eine Hetzjagd auf den Mörder, wobei Tom eine sehr unglückliche Position inne hat.
In einem weiteren Handlungsstrang geht es 30 Jahre zurück, und wir erleben Inge, die es in der DDR nicht mehr aushält und mit ihren Kindern über Ungarn fliehen möchte.
Man fragt sich zunächst, was beides miteinander zu tun hat, aber erst so ganz allmählich verweben sich die beiden Zeitebenen miteinander, und man erlebt so manche Überraschung. Das macht das Buch wahnsinnig spannend, zweimal habe ich bis in die Nacht hinein gelesen, weil ich einfach nicht aufhören konnte. Ich habe mitgerätselt, meine Theorien aufgestellt, wieder verworfen, weil ich neuen Input bekam usw. Herrlich!!! Das nenne ich einen wahren Thriller.
Marc Raabes Schreibstil ist flüssig und anschaulich. Durch häufige Cliffhanger am Ende eines Abschnitts und oftmaligem Perspektivenwechsel baut er eine Spannung auf, die den Leser dazu zwingt, weiter zu lesen. Mir persönlich hat dies sehr gut gefallen.
Auch finde ich sehr interessant, wie Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben sind. Die Machenschaften in der DDR waren offensichtlich sehr rücksichtslos und berechnend, sie wirken bis in die Gegenwart hinein.
Es gibt eine Sache, die mich stört, und dies ist die sporadische Kommunikation Toms mit seiner verschwundenen Schwester Viola. Das wirkt auf mich wie eine unbehandelte Psychose und passt irgendwie nicht zu dessen Erscheinungsbild. Das hat er schon in den beiden ersten Bänden getan, jetzt reicht es....
Ich bin gespannt auf den nächsten Band, der sicherlich folgen wird, da wir im letzten Satz etwas erfahren, das eine Fortsetzung unbedingt erfordert. Ich freue mich jetzt bereits darauf.....

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