Cover-Bild Lange Nacht (Darktown 3)
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Hard Boiled, Roman Noir
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 445
  • Ersterscheinung: 10.11.2020
  • ISBN: 9783832181437
Thomas Mullen

Lange Nacht (Darktown 3)

Kriminalroman
Berni Mayer (Übersetzer)

Atlanta 1956: In der pulsierenden Südstaatenhauptstadt verschärfen sich die Rassenkonflikte, als die Bürgerrechtsbewegung mit dem jungen Reverend Martin Luther King Jr. einen neuen Wortführer bekommt. In dieser ohnehin schon angespannten Lage wird Arthur Bishop, der Herausgeber der führenden schwarzen Tageszeitung ermordet. Sofort gerät der Journalist und ehemalige Cop Tommy Smith ins Fadenkreuz der rassistischen Polizei. Um sich zu entlasten, muss Smith mehr über die Geschichte erfahren, an der Bishop gearbeitet hat. Die Mordermittlung seiner Ex-Partner Lucius Boggs und Sergeant Joe McInnis wird unterdessen von verschiedenen Seiten torpediert: durch sich einmischende FBI-Agenten, korrupte Detectives und kommunistische Aktivisten. Im Kampf um Gerechtigkeit tun sich Smith und seine ehemaligen Kollegen ein letztes Mal zusammen.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.02.2021

Historischer Roman mit dringlicher Mahnung

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REZENSION – Schon im achten Jahr verrichtet die 1948 gegründete Einheit der Negro-Polizisten ihren nächtlichen Streifendienst in „Darktown“, dem so von den Weißen respektlos genannten Wohnviertel der Schwarzen ...

REZENSION – Schon im achten Jahr verrichtet die 1948 gegründete Einheit der Negro-Polizisten ihren nächtlichen Streifendienst in „Darktown“, dem so von den Weißen respektlos genannten Wohnviertel der Schwarzen in der Südstaaten-Metropole Atlanta (Georgia), zugleich Titel der faszinierenden und spannenden Romantrilogie des in Atlanta lebenden Schriftstellers Thomas Mullen (47). Hauptfigur seines dritten Bandes „Lange Nacht“, im November vom DuMont Buchverlag auf Deutsch veröffentlicht, ist Ex-Cop Tommy Smith, inzwischen Reporter bei der führenden schwarzen Tageszeitung des Verlegers Arthur Bishop. Der Roman spielt im Jahr 1956, als im Nachbarstaat Alabama der durch Rosa Parks ausgelöste Busboykott der Schwarzen in Montgomery läuft, der junge Martin Luther King zum Anführer einer wachsenden Bürgerrechtsbewegung wird, alle bisher den Weißen vorbehaltenen Schulen gesetzlich verpflichtet sind, auch farbige Schüler aufzunehmen, und weiße Südstaatler sich aus Protest dagegen im White Citizens Council organisieren.
In dieser Atmosphäre sich verschärfender Rassenkonflikte wird Verleger Arthur Bishop in seinem Büro erschossen. Reporter Tommy Smith findet den Toten und ruft die Polizei. Doch statt als Zeuge vernommen zu werden, wird Smith von rassistischen Polizisten der „weißen“ Mordkommission als Tatverdächtiger inhaftiert und in Verhören misshandelt. Um sich selbst zu entlasten, beginnt Smith nach seiner Freilassung selbst mit Ermittlungen, unterstützt vom einstigen Kollegen Lucius Boggs und Sergeant McInnis. Zeitgleich arbeitet die Mordkommission am Fall, aber auch Beamte des FBI und zwielichtige Privatdetektive.
Während Thomas Mullen in den ersten beiden Bänden, „Darktown“ (2018) und „Weißes Feuer“ (2019), am Beispiel Atlantas und dessen schwarzen Polizisten alltäglichen Rassenhass und soziale Diskriminierung in den Fünfzigern schildert, wechselt er im dritten Band vom Alltag der schwarzen Polizisten zu der von Schwarzen für Schwarze gemachten Zeitungsbranche. Außerdem reicht seine Erzählung – ein weiterer Unterschied zu beiden Vorgängerbänden – in Rückblicken weit zurück in die 1930er Jahre, als viele junge Schwarze in ihrer Hoffnung auf Gleichstellung den Versprechungen des Kommunismus erlagen, weshalb während der Kommunistenjagd der McCarthy-Ära in den 1950er Jahren viele Schwarze unter der willkürlichen Beschuldigung kommunistischer Umtriebe zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt werden.
Thomas Mullen gelingt vor allem in diesem dritten Band mit ausführlichem Quellennachweis die schwierige Gratwanderung zwischen historisch interessantem Sachbuch und spannendem Kriminalroman. „Lange Nacht“ ist eine gut recherchierte Sozialstudie jener Zeit, in Einzelheiten authentisch nachvollzogen, mit glaubwürdigen Charakteren. Besonders berührend ist hier die Beschreibung der inneren Zerrissenheit des von seinen weißen Kollegen als „Nigger-Freund“ verachteten Sergeants McInnis. Nach langjährigem Ersuchen um Versetzung wird ihm endlich diese Chance geboten. Doch inzwischen hat er seine schwarzen Kollegen kennen und zu respektieren gelernt und verzichtet deshalb auf seine Versetzung.
Wer Thomas in Mullens Trilogie nur historische Romane sieht, die geschilderten sozialen Spannungen und den Rassenhass der 1950er Jahre zwischen Weiß und Schwarz längst vergangen glaubt, wird noch heute bei Einsätzen weißer Polizisten gegen Schwarze gerade in den US-Südstaaten allzu oft eines Besseren belehrt. Die Trilogie „Darktown“ ist nicht nur spannende Unterhaltung, sondern informativer, überaus lebendiger Geschichtsunterricht, zugleich eindeutige Botschaft und dringliche Mahnung an alle Nachgeborenen – nicht nur in den Vereinigten Staaten.

Veröffentlicht am 20.12.2020

Historischer Kriminalroman mit Mehrwert

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Thomas Mullens Darktown-Trilogie ist mit dem abschließenden Band „Lange Nacht“ im Jahr 1956 angekommen. Es brodelt in Atlanta, nicht zuletzt, weil sich mittlerweile eine Bürgerrechtsbewegung formiert hat, ...

Thomas Mullens Darktown-Trilogie ist mit dem abschließenden Band „Lange Nacht“ im Jahr 1956 angekommen. Es brodelt in Atlanta, nicht zuletzt, weil sich mittlerweile eine Bürgerrechtsbewegung formiert hat, angeführt von einem charismatischen jungen Pastor, Martin Luther King, der dazu aufruft, mit gewaltfreien Mitteln das Ende der Rassentrennung herbeizuführen. Zwar können die Aktivisten erste kleine Erfolge verbuchen, doch prinzipiell hat sich an der Lage der Schwarzen in den Südstaaten nicht verändert. Noch immer müssen sie sich tagtäglich mit Vorurteilen auseinandersetzen, werden in ihren Möglichkeiten eingeschränkt.

Die Protagonisten sind aus den vorherigen Bänden bekannt: Joe McInnis, seit acht Jahren Leiter von Atlantas „Negro Police“, der einzige Weiße in der Truppe. Lucius Boggs, Sohn eines Predigers und seit Beginn Teil von McInnis‘ Team, und Tommy Smith, mittlerweile aus dem Dienst ausgeschieden und nun Polizeireporter bei der Atlanta Daily Times, der einzigen schwarzen Tageszeitung Amerikas. Als er Bishop, seinen Chef, tödlich verletzt im Büro auffindet, alarmiert er McInnis, den einzigen Polizisten, dem er traut, denn er ist sich dessen sicher, dass allein schon die Hautfarbe reicht, um verdächtigt zu werden. Dass er damit richtig liegt, zeigt sich spätestens dann, als sich das FBI in die Ermittlungen einmischt. Offenbar war Bishop einer brisanten Story auf der Spur, deren Enthüllung mit aller Macht verhindert werden sollte. Und plötzlich sind nicht nur Bundesagenten sondern auch korrupte Schnüffler und politische Gruppierungen aus den verschiedensten Gründen an dem Fall interessiert...weiter in den Kommentaren

„Lange Nacht“ ist mehr als ein historischer Kriminalroman. Natürlich ist dieser Blick zurück ein Stück Zeitgeschichte, aber gleichzeitig auch eine aktuelle gesellschaftspolitische Bestandsaufnahme des amerikanischen Alltags. Und das betrifft nicht nur die Südstaaten, was einmal mehr die jüngsten Ereignisse in den USA beweisen. America the beautiful und Land of the Free ? Das gilt offenbar nur für diejenigen, die eine weiße Hautfarbe haben. Alle anderen haben mit einer Realität zu kämpfen, in der Diskriminierung, Behördenwillkür und Polizeibrutalität an der Tagesordnung sind. Mullens Trilogie zeigt uns in erschreckender Weise die moralische Verkommenheit eines Landes, das durch tief verwurzelten Rassismus geprägt ist, inklusive der dazugehörigen politischen Interessen und Einflussnahmen. Und das hat sich seit 1948 bis heute kaum verändert.

Veröffentlicht am 02.04.2023

Der Herausgeber

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1956: Arthur Bishop hat sich als Herausgeber einer der wenigen von Schwarzen produzierten Tageszeitungen einen Namen gemacht. Er ist gesellschaftlich anerkannt und führt eine glückliche Ehe. Der ehemalige ...

1956: Arthur Bishop hat sich als Herausgeber einer der wenigen von Schwarzen produzierten Tageszeitungen einen Namen gemacht. Er ist gesellschaftlich anerkannt und führt eine glückliche Ehe. Der ehemalige Polizist Tommy Smith hat bei der Zeitung einen Job gefunden. Eines Abends arbeitet Smith länger und schläft am Schreibtisch ein. Durch seltsame Geräusche geweckt, eilt er ins Büro des Chefs und findet Arthur Bishop angeschossen auf dem Boden. Der Täter ist entkommen. Nachdem Smith die Cops informiert hat, gerät er selbst in Verdacht. Er ist am Tatort und er ist schwarz, das reicht zunächst dazu, dass Smith in Gewahrsam genommen wird.

Im dritten Band der Darktown Reihe trifft Tommy Smith in seiner neuen Tätigkeit als Reporter auf seine alten Kollegen vom ersten Revier, in dem schwarze Polizisten arbeiten. Um sich selbst von dem Verdacht zu befreien, er habe etwas mit dem Tod seines Chefs zu tun, beginnt Smith Nachforschungen anzustellen. Seine alten Schnüfflerqualitäten hat er nicht verloren. Gegen die vorgefassten Meinungen der weißen Cops anzukämpfen, erweist sich als schwierig, obwohl Hinweise gefunden werden, die die Unschuld Smiths und weiterer Verdächtiger beweisen. Hatte Bishop eine geheime Agenda, mit der sich in Gefahr gebracht hat?

Auch mit dem abschließenden Band der Darktown Reihe zeichnet der Autor ein Bild der Gesellschaft in den Südstaaten der USA der 1950er. Noch ist nicht viel vorangegangen, nach wie vor sind die Rassen weitgehend getrennt und nur wenige haben gelernt, dass ihre schwarzen Mitbürger genau solche Menschen sind wie sie selbst. Wie schwierig ist es, gegen die alt hergebrachte Gesellschaft zu bestehen und etwas aufzurütteln. Bis heute sind die Ressentiments der Weißen nicht ausgeräumt. Anhand der spannenden und komplexen Mordermittlungen bekommt man einen Eindruck wie es wohl gewesen sein mag. Immer mehr Schichten werden entfernt, bis man zum Kern des Rätsels kommt. Es ist aus hiesiger Sicht erschreckend, mit was einige versuchen durchzukommen. Da bedarf es der Hartnäckigkeit der schwarzen Polizisten und ihres ehemaligen Kollegen Tommy Smith, damit die Wahrheit ans Licht kommt. Zum Schluss bedauert man, dass diese packende Reihe beendet ist.