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Veröffentlicht am 04.01.2021

Hungrige Wölfe

Die Wölfe vor den Toren
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Im sechsten Band ist die ehemalige Begine Serafina mit dem Stadtartzt Adalbert Achaz verheiratet und kümmert sich als Armenapothkerin um die mittellosen Menschen in Freiburg.
Der besonders kalte und lange ...

Im sechsten Band ist die ehemalige Begine Serafina mit dem Stadtartzt Adalbert Achaz verheiratet und kümmert sich als Armenapothkerin um die mittellosen Menschen in Freiburg.
Der besonders kalte und lange Winter lässt die Menschen hungern und frieren, denn die Vorräte sind fast aufgebraucht. Auch die Tiere haben kaum mehr etwas zu fressen und nähern sich immer mehr den menschlichen Ansiedlungen. Die ersten Schafrisse im Dörfchen Würi, das vor den Toren der Stadt liegt, versetzen die Menschen in Angst und Schrecken. Kurze Zeit später wird der erste Tote gemeldet. Der junge Badersohn Jörgelin scheint von den Wölfen angefallen und getötet worden zu sein. Die Angst der Menschen steigert sich immer mehr und schon bald ist von einem Werwold die Rede. Die Dörfler rotten sich zusammen und beginnen mit einer groß angelegten Jagd auf die Wölfe vor den Toren von Freiburg. Kurze Zeit später gibt es im Dorf Würi die nächste Tote: die junge Heilerin Mia. Langsam erhärtet sich bei Stadtarzt Adalbert Achaz und seiner Frau Serafina jedoch der Verdacht, dass Mia keinen Wolf zum Opfer gefallen sein kann, sondern dass ein Mörder sein Unwesen treibt und die Wölfe als Vorwand nimmt....

Wie schon die letzen Bände der Reihe rund um Serafina und Adalbert hat mich auch "Die Wölfe vor den Toren" sofort gefesselt und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Serafina hat ein Näschen für ungewöhnliche Morde und steckt dieses immer wieder in Angelegenheiten, die sie eigentlich nichts angehen. Leider siegt ihre Neugier oftmals über die Vernunft und bringt sie immer wieder in große Schwierigkeiten. So auch in dieser Geschichte. Serafina begibt sich immer wieder ins Dorf Würi und versucht die Menschen besser kennenzulernen. Ihr vertraut man eher, als ihrem Mann, dem Stadtarzt. Doch erst als die Kräuterfrau Gisla Serafina begleitet, öffnet sich die eine oder andere Dörflerin den beiden Frauen. So kommt sie langsam dem Mörder auf die Schliche....

Die Verdächtigen sind zahlreich. Der unbeliebte Müller, der selbst in Saus und Braus lebt und sich als Dorfoberster aufspielt; der seltsame Schäfer, der angeblich Mia so sehr geliebt hat, vor dem sich Mia aber fürchtete oder die junge aufsäßige Magd des Baders, die gerne selbst Herrin wäre.

Der Aberglaube spielt auch diesmal wieder eine große Rolle. Die Menschen glaubten viel zu schnell an das Übernatürliche, wenn sie mit einfacher Logik nicht weiterkamen. Werwölfe, Hexen, Zauber...all diese Dinge gehörten zum damaligen Leben dazu.

Am Beginn des Buches gibt es ein ausführliches Personenregister. Der Schreibstil der Autorin ist wie immer bei dieser Reihe leicht und flüssig, sowie der Zeit angepasst. Der Leser erhält wunderbare Einblicke in das mittelalterliche Leben. Am Ende findet man ein invormatives Nachwort und ein Glossar.

Man kann diesen Roman alleinstehend lesen, jedoch empfehle ich bei Bänden immer die Reihenfolge einzuhalten. Durch das Lesen der Vorgängerbände lassen sich alle handelnden Figuren verstehen und ihre Entwicklung besser nachvollziehen.

Fazit:
Auch der sechste Band um Serafina hat mich wieder in das mittelalterliche Freistadt eintauchen lassen. Besonderen Augenmerk hat die Autorin diesmal auf den damaligen Aberglauben gesetzt. Ein spannender historischer Roman mit Krimielementen. Ich freue mich schon auf weitere Abenteuer von Serafina.

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Veröffentlicht am 20.12.2020

Deutsch oder iatlienisch?

Ich bleibe hier
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Der Roman des italienischen Autors Marco Balzano erzählt das Schicksal der Bewohner von Graun und Reschen in Südtirol. Vor dem ersten Weltkrieg noch Österreicher, begann im Jahre 1922 unter der Herrschaft ...

Der Roman des italienischen Autors Marco Balzano erzählt das Schicksal der Bewohner von Graun und Reschen in Südtirol. Vor dem ersten Weltkrieg noch Österreicher, begann im Jahre 1922 unter der Herrschaft von Mussolini eine gewaltsame Ausmerzung des altösterreichischen Charakteres der Region. Deutsche Vor- und Nachnamen wurden behördlich italienisiert, der Gebrauch der deutschen Sprache im Schulunterricht, sowie in allen öffentlichen Einrichtungen verboten. Was das für einen Menschen bedeutet, der plötzlich alles verliert und der italienischen Sprache gar nicht mächtig ist, möchte ich mir gar nicht vorstellen.
1939 ging aber das Grauen für die Bewohner von Graun und Reschen erst richtig los. Der Großkonzern "Montecatini" nahm das alte Projekt, einen Stausee zu errichten, wieder auf. Die Bevölkerung von Reschen und Graun wurde dabei völlig übergangen. Der Zweite Weltkrieg verzögerte zuerst den Bau bis im Jahre 1950 die Schleusen geschlossen und der Reschensee gestaut wurde. Beinahe 150 Familien wurden ihrer Existenz beraubt. Einige von ihnen wurden zur Auswanderung gezwungen, um deutsch zu bleiben. Diejenigen, die blieben, wurden Italiener 2. Klasse und am Ende in Barackenlagern untergebracht. Die Entschädigungen für die ehemaligen Bewohner dieser Dörfer war mehr als bescheiden.

Es ist traurig, wenn man am Beginn eines Buches bereits weiß, dass die Geschichte für diese Region nicht gut ausgehen wird. Wer schon einmal über den Reschenpass gefahren ist, hat sicherlich den aus dem Wasser ragenden Kirchturm gesehen.
Gemeinsam mit Trina Hauser, einer jungen Frau, die eben ihr Lehramtsstudium erfolgreich abgeschlossen hat, erleben wir "hautnah" diese Tragödie mit. Bevor Trina ihren ersten Job als Lehrerin antreten kann, wird der Südtiroler Bevölkerung untersagt die deutsche Sprache weiterhin zu verwenden. Der Unterricht soll nur mehr in Italienisch geführt werden. Doch wie soll das gehen, wenn die Einwohner des Vinschgaus dieser Sprache gar nicht mächtig sind? Kaum ist Italien mit dem Deutschen Reich verbündet, mitten im Krieg, schon müssen die Einwohner entscheiden, ob sie zu Nazi-Deutschland oder Mussolini-Italien gehören wollen.
Trina geht in den Untergrund und lehrt im Geheimen den Kindern lesen und schreiben...in deutscher Sprache natürlich.
Doch Trina ist nur zu Beginn eine mutige starke Frau und wird danach - entgegen des Klappentextes - eher zu einer Mitläuferin, die sich größtenteils der Meinung ihres Mann anschließt und für mich völlig blass wird. Dadurch konnte ich keine emotionale Bindung zu ihr aufbauen.

Balzano lässt seine Hauptprotagonistin Trina erzählen, die exemplarisch für die Dorfbewohner steht. Ihre fiktive Geschichte mischt sich mit den historischen Begebenheiten. Wir begleiten Trina von ihrer Kindheit an bis ins Alter und erleben hautnah diese Unbegreiflichkeit mit. Heimat ist dabei ein wichtiges Wort, das den Menschen dieser Region einfach genommen wurde. Auf den knapp 288 Seiten verbirgt sich jede Menge Inhalt, sowie Leid und Machtlosigkeit.

Schreibstil:
Die allgemeine Stimmung im Roman liegt zwischen nüchtern und völliger Resignation. Die Machtlosigkeit und die Ungerechtigkeit schreit förmlich aus jeder Zeile. Der Schreibstil von Marco Bolzano ist eher nüchtern, schnörkellos und klar.
Der Roman ist in drei Teile aufgeteilt. Im ersten Teil "Die Jahre" erzählen von Trinas Kindheit und Jugend bis zur Hochzeit und ihrer Arbeit als Bäuerin. Teil zwei "Auf der Flucht" behandelt die Zeit des Zweiten Weltkrieges, das sogenannte „Hitler-Mussolini-Abkommen“. Der abschließende dritte Teil "Das Wasser" erklärt dann die Stauungen zum heutigen Reschensee.
Besonders interessant sind die Anmerkungen des Autors über den Versuch beim Nachfolger der verantwortlichen Gesellschaft um Recherchematerial und um Einsicht in die Archive zu bekommen, die ihm verweigert wurden. Wahrhscheinlich schämt er sich wegen der lächerlichen Entschädigung für die Dorfbewohner - noch dazu, wo aus der Anlage noch nicht einmal genug Energie gewonnen werden kann.


Das Cover zeigt auf jedem der Bücher den Altgrauner Glockenturm der ehemaligen Pfarrkirche St. Katharina, der aus dem See ragt.

Fazit:
Ein Roman, der auf wahren Begebenheiten basiert und eine Geschichte erzählt, die berührt, aufwühlt und einem fassungslos zurücklässt. Gott sei Dank gibt es inzwischen ein Miteinander und zwei Amtssprachen in Südtirol.

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Veröffentlicht am 12.12.2020

Bewegende Geschichte

Ein neuer Himmel
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Dieser Roman wurde mir von einer Freundin empfohlen - danke liebe Birgit! Als ich das Buch in meiner Bücherei kurze Zeit später tatsächlich fand, ging es natürlich gleich mit nach Hause.

Die jüdische ...

Dieser Roman wurde mir von einer Freundin empfohlen - danke liebe Birgit! Als ich das Buch in meiner Bücherei kurze Zeit später tatsächlich fand, ging es natürlich gleich mit nach Hause.

Die jüdische Musiklehrerin Hannah Rosenberg bekommt von ihrer großen Liebe Peter den Laufpass, weil seine Familie gegen die Verbindung ist und sie seiner Karriere als Anwalt im Reichsinnenministerium im Wege steht. Hannah ist jedoch schwanger und verheimlicht Peter den Umstand, der sich kurze Zeit später mit einer jungen Frau aus gutem Hause verlobt, die seine Eltern vorschlagen.
Als Hannah wegen ihrer jüdischen Abstammung ihre Stellung und ihre Wohnung in Berlin verliert, flüchtet sie mit ihrer mittlerweile kleinen Tochter aufs Land in der Nähe von Würzburg. Sie findet auf dem Erlenthaler Sandnerhof Zuflucht. Friedrich und Klara Sandner, sowie deren Angehörige, integrieren Hannah und die kleine Melina schnell. Sie sind warmherzige und ehrliche Menschen, die mit der damaligen Politik nicht einverstanden sind. Hannah arbeitet gegen Kost und Logie am Gutshof mit und versucht so gut wie möglich ihre jüdische Herkunft vor den Menschen im nahegelegenen Dorf zu verbergen. Doch der Krieg kommt auch nach Erlenthal und Hannahs Angst deportiert zu werden, wird immer größer...denn die Hand des Regimes reicht auch bis nach Erlenthal....

Peter Hagen, der noch immer nichts von seiner Tochter weiß, steigt in der Zwischenzeit die Karriereleiter immer höher hinauf. Obwohl er Hannah noch immer liebt, teilt er die Meinung seiner Nazifreunde. Er ist ehrgeizig und dem Regime treu, aber auch zu leichtgläubig. Er ist für die Judenfrage zuständig und hilft bei der Entwicklung des Vorzeigelagers Theresienstadt. Mit der Zeit bekommt er jedoch Zweifel am System und an der ultimativen Bekämpfung und Auslöschung der Juden. Das schlechte Gewissen nagt an ihm. Erst als es fast zu spät ist, erkennt er, was Hitler plant und beschließt sich gegen das Regime zu stellen...

Der Roman wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Man erhält tiefe Einblicke in die Gedanken einiger Protagonisten, wobei Hannah die Hauptfigur bleibt und Peter ebenfalls einen größeren Teil einnimmt. Die verschiedenen Blickwinkel zeigen die unterschiedlichen Meinungen aus dieser Zeit auf. Die Kapitel sind kurz gehalten und mit Datum und Ortsangabe versehen.
Die Figuren sind vielschichtig und liebevoll gezeichnet. Besonders Hannah ist ein Sympathiträger, die sich vorallem um das Wohl ihrer Tochter sorgt.
Das idyllische Landleben und das harmonische Familienleben am Sandnerhof stehen im krassen Gegensatz zu all dem Leid und den Gräueltaten der Nazis. Die Autorin verbindet ihre fiktive Handlung mit den historischen Begebenheiten. Hannah steht dabei exemplarisch für alle Menschen, die sich einzig durch ihren Glauben unterscheiden und denen dadurch unglaubliches Leid widerfahren ist.
Im Mai 2021 erscheint eine Fortsetzung zum Roman mit dem Titel "Ein neuer Horizont".

Fazit:
Eine sehr emotinale und bewegende Geschichte, die ich gerne gelesen und bei der ich mitgefiebert habe. Eine fiktive Handlung perfekt verwoben mit den historischen Begebenheiten. #gegendasvergessen

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Veröffentlicht am 05.12.2020

Spannender Fall um Cybermobbing

Kalte Liebe
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Dies ist mein dritter Krimi rund um das Bielefelder KK11, aber bereits der fünfte Teil. Wie die von mir gelesenen Vorgänger ist auch dieser Fall wieder äußerst spannend und ich war sofort wieder in der ...

Dies ist mein dritter Krimi rund um das Bielefelder KK11, aber bereits der fünfte Teil. Wie die von mir gelesenen Vorgänger ist auch dieser Fall wieder äußerst spannend und ich war sofort wieder in der Geschichte. Kommissarin Nina Tschöke freut sich auf ihren Urlaub, als ihr Team einen brutalen Mädchenmord auf den Tisch bekommt.
Im Teutoburger Wald wird die Leiche der erst 15jährigen Charlotte gefunden. Nina tritt ihren Urlaub nicht an und beginnt mit dem neu hinzugekommene Kollegen Roman Nolte und ihrem Team zu ermitteln. Bald stellt sich heraus, dass Charlotte in der Schule gemobbt wurde und sich seit einigen Monaten völlig zurückgezogen hat. In ihrem Chatverlauf in einem Forum findet die Polizei schockierende Nachrichten. Und auch ihr WhatsApp Verlauf zeigt einige interessante Spuren.
Was verbirgt das Lehrerehepaar Schoppe? Was ist tatsächlich zu Silvester passiert, dass sich Charlotte danach vollkommen abgekapselt hat? Und wer gehört noch zur Gruppe der Schulmobber rund um Vincent, den Großkotz der Klasse, der besonders rücksichtslos ist?

Das fragt sich nicht nur der Leser und das Ermittlerteam, sondern auch Charlottes Mutter Margarete, die seit dem Tod ihrer Tochter auf Rache sinnt. Die Frau ist vollkommen fertig und beginnt nachzuforschen.... Schon bald hat sie mehr Informtionen als die Polizei gesammelt und beginnt eine Rachefeldzug.

Die Handlung ist komplex und es gibt allerlei ungeahnte Wendungen. Das Tempo ist hoch und man fiebert mit jeder Seite immer mehr mit. Besonders gelungen fand ich die Darstellung der Verzweiflung und der Gefühlswelt der Mutter von Charlotte. Man versteht, dass sie Selbstjustiz üben will, aber gleichzeitig möchte man sie schütteln und sie warnen. Oftmals blieb mir fast das Herz stehen bei ihren Aktionen. Aber auch Nina kommt diesmal in eine sehr brenzlige Situation, die sie in Lebensgefahr bringt.
Einzig der Verdacht, wer hinter dem Verbrechen stecken könnte, kam mir zu früh.

Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd. Lebendige Dialoge und einen Fúnken Humor beleben die Handlung. Auch das Lokalkolorit kommt nicht zu kurz. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet, haben alle Ecken und Kanten und werden nach jedem weiteren Band immer mehr zu Freunden des Lesers.

Fazit:
Ein spannender Pageturner mit einem sehr aktuellen Hintergrund und einer komplexen Handlung. Das Ermittlerteam rund um Nina Tschöke und Dominik Domeyer gefällt mir immer besser. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall und finde die Reihe absolut gelungen.

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Von Patriarchen und Geheimnissen

Das Unrecht der Väter
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Die neue Reihe von Ellin Carsta hat mich sofort angelacht, da ich mit Band Eins anfangen kann. Ihre Hansen Saga habe ich nämlich noch nicht gelesen, obwohl ich die ersten beiden Bände bereits hier habe. ...

Die neue Reihe von Ellin Carsta hat mich sofort angelacht, da ich mit Band Eins anfangen kann. Ihre Hansen Saga habe ich nämlich noch nicht gelesen, obwohl ich die ersten beiden Bände bereits hier habe. Somit ist es für mich ein Reihenbeginn, den ich vom Anfang an genießen kann.

Die Brüder Wilhelm und Heinrich Lehmann, sowie Paul-Friedrich von Falkenbach kämpften gemeinsam im Ersten Weltkrieg, sind seit Ewigkeiten Freunde und erfolgreiche Geschäftspartner. Sie haben sogar ihre Pfannen- und Porzellanfabrik auf einem gemeinsamen Firmengelände zusammengefügt. Langsam wächst die nächste Generation heran, die später in die Fußstapfen der Väter treten sollen. Doch nicht alle Söhne der Familienpatriarchen sehen sich als ihre Nachfolger. Beim 15-jährigen Firmenjubläum steht plötzlich eine fremde Frau vor der Tür. Es ist die Tochter eines Kriegskameraden, die Nachforschungen über den rätselhaften Tod ihres Vaters anstellt. Ihr Weg führt sie zu den Lehmanns und Paul-Friedrich von Falkenbach, die ziemlich nervös über das Auftauchen von Erna Behrend werden. Was für ein Geheimnis hüten die drei Männer?

Mit dem Auftakt ihrer neuen Familiensaga bringt uns Ellin Carsta die Zwischenkriegszeit näher. Die Autorin bringt die damaligen politischen und gesellschaftlichen Hintergründe perfekt in ihre Familiensaga mit ein und gibt der Handlung damit noch etwas mehr Spannung. Die politische Situation ist bereits sehr angespannt und man spürt die aufkommende Macht der Nazis. Gleichzeitig denken die Menschen aber, dass Hitler keinen Krieg führen möchte und er wieder Arbeit nach Deutschland gebracht hat. Der Führerkult ist allgegenwärtig. Auch die von Falkenbachs und Lehmanns treten in die Partei ein, um weiterhin Gewinn in ihren Fabriken erwirtschaften zu können....

Die Familienverhältnisse sind zu Beginn etwas verwirrend. Ein Personenverzeichnis hätte ich sehr hilfreich gefunden.
Die Charaktere sind vielschichtig und interessant, jedoch genau aufgeteilt zwischen Gut und Böse. Bis auf eine Figur, die sich zum Ende hin wandelt, bleiben alle in ihrem gepressten Schema. Das beginnt bei den drei Patriarchen Wilhelm, Heinrich und Paul-Friedrich. Letzterer scheint der Kopf der Freunde zu sein. Er handelt überlegt, benötigt allerdings starke Schmerzschmittel gegen seine Phantomschmerzen. Heinrich ist ein Choleriker und handelt oftmals unüberlegt. Er wehrt sich zusätzlich gegen alles Neue. Wilhelm ist von den dreien der Gutmütigste und hat aber genauso sein Päckchen zu tragen. Ihre Kinder sind ebenfalls sehr verschieden geraten und haben ihre eigenen Vorstellungen vom Leben, die die Väter teilweise nicht akzeptieren wollen.
Gustav von Falkenberg möchte Arzt werden und studiert Medizin. Seine Eltern sehen dies allerdings nur als "Zeitvertreib" bis zur Übernahme der Ländereien. Seine Schwester Wilhelmine wird plötzlich aus ihrem eher unbeschwerten Leben gerissen, als ein Bekannter von ihr fast zu Tode geprügelt wird und sie die Machenschaften der Parteigenossen im Dorf in einem anderen Licht sieht.
Die Söhne der Lehmanns sind sehr unterschiedlich geraten. Während Leopold, der Sohn von Wilhelm, sich bereits als erfolgreicher Geschäftsmann sieht und dem allein Geld und Macht wichtig ist, ist Heinrichs Sohn Ferdinand künstlerisch begabt. Er möchte die Porzellanmanufaktur gerne mit moderneren Designs verjüngern, doch sein Vater ist strikt dagegen und sieht in ihn nur einen Versager.

Die Geschichte wird aus der Sicht verschiedener Personen erzählt. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat der jeweiligen Figur. Die Autorin schreibt eher einfach, bildhaft und der Zeit angepasst. Es gibt viele Dialoge, die die Figuren noch lebendiger machen.

Der erste Band endet mit einem fiesen Cliffhanger. Ich bin ja kein Freund davon, aber da es sich um eine Reihe handelt, habe ich nicht damit gerechnet, dass das Geheimnis der Väter im ersten Band aufgelöst wird ;) Der richtige Cliffhanger am Ende behandelt jedoch ein anderes Thema und bringt die Spannung auf ein höheres Level. Ich bin schon sehr neugierig, welche Geheimnisse sich verbergen und freue mich auf den Folgeband, der im Frühjahr erscheinen wird.

Fazit:
Der Auftakt einer neuen Familiensaga, die mir gut gefallen und mir spannende Lesestunden beschert hat. Viele Geheimnisse, die aufkommende Macht der NSDAP und der nahende Krieg geben den Folgebänden sicher noch genug Handlungsspielraum. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung im März.

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