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Veröffentlicht am 22.12.2020

Wild at Heart - Winterglück im Hotel der Herzen

Wild at Heart - Winterglück im Hotel der Herzen
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Handlung
Für die Besitzer des „Wild at Heart“- Hotels steht eine aufregende Zeit bevor. Ein Filmteam möchte auf der Gezeiteninsel eine Serie drehen und hat sich dafür in dem gemütlichen Hotel eingemietet ...

Handlung
Für die Besitzer des „Wild at Heart“- Hotels steht eine aufregende Zeit bevor. Ein Filmteam möchte auf der Gezeiteninsel eine Serie drehen und hat sich dafür in dem gemütlichen Hotel eingemietet und hält die Umgebung, vor allem aber die Familie Wilde stets auf Trab. Einerseits möchten diese auch ein wenig den Winter und die kommende Vorweihnachtszeit ruhiger angehen, gleichzeitig benötigen sie dringend das Geld für die Vermietung der Zimmer. Immerhin war der Sommer ziemlich turbulent und es stehen im kommenden Frühjahr große Arbeiten am Hause an.
So müssen sie durch viel Stress, häufige Anweisungen und Wünsche durch und dabei bleibt der Familie Wilde nur wenig Freizeit und Zeit mit den Lieben. Trotzdem gelingt es Gretchen ihren Liebsten regelmäßig zu sehen, ihre Tochter Nettie muss erst noch lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen... Eine zauberhafte und auch ermüdende Zeit steht bevor!

Meinung
Das Cover ist sehr angenehm und ansprechend gestaltet. Es verströmt eine beruhigende Atmosphäre, ist farblich perfekt aufeinander abgestimmt und mit edlen und schönen Details gespickt. Verschiedene kleine Details verströmen einen weihnachtlichen Hauch, sei es durch das Schaukelpferdchen oder die roten Beeren. Als Blickfang dient für mich die sehr schöne rote Schrift des Titels, welche in unterschiedlichen Perspektiven in verschiedenen Nuancen aufleuchtet und dadurch sehr festlich und einnehmend wirkt. Ein eigentlich schlichtes, aber sehr stimmiges und harmonisches Cover, welches mir gut gefällt.

Den ersten Band der Reihe und für mich den ersten Roman überhaupt von Anne Sanders hatte ich im Juni 2019 gelesen. Und war davon hin und weg und wurde fast vollkommen überzeugt. Und gerade hatte ich nochmals nachgeschaut, was ich in meiner Rezi dazu geschrieben hatte und schon da habe ich meiner Vorfreude auf einen weiteren Band Ausdruck verliehen. Die Aussicht auf ein winterliches Setting, dazu die sympathischen Protagonisten war sehr verlockend und genau das denke ich auch heute noch. Als ich diese Fortsetzung bei Arvelle als Mängelexemplar gesehen hatte, musste ich das Buch einfach bestellen und habe mir fest vorgenommen, es noch dieses Jahr zu lesen. Und genau das habe ich auch getan und nun kann ich meine Meinung dazu verraten!

Es gibt eine sehr schöne und stilvolle Gestaltung der Umschlaginnenseiten. Dort werden zum einen ein paar Fakten zum Wild at Heart Hotel genannt, man kann sich dadurch ein grobes Bild den dem Gebäude machen und vor allem die Dimensionen des Hotels erahnen. Zudem gibt es eine Aufstellung der handelnden Protagonisten, wo Zusammenhänge und Verbindungen auf eine humorvolle Art und Weise dargestellt werden. Man kann sich mit den Personen bereits vor dem Beginn des Buches vertraut machen und bei Bedarf immer darauf zurückgreifen.

Ich finde, dass es einen guten und ruhigen Einstieg in den Roman gibt. Man bekommt die Situation geschildert, hat auf den ersten Seiten Zeit, um sich erneut mit den Protagonisten vertraut zu machen und mir sind auf Anhieb direkt wieder einige Züge und kleine Macken an ihnen aufgefallen. Es wird die Ausgangssituation erläutert und es fallen auch ein paar Worte und Anspielungen über den ersten Band, die man natürlich nur nachvollziehen kann, wenn man diesen gelesen hat. Bei mir ist dies ein bisschen her und ich brauchte ein wenig, um mich nach und nach an die Story des ersten Bandes zu erinnern, im Grunde kann man das Buch aber auch ohne dieses Vorwissen gut lesen. Es ist eine in sich geschlossene Geschichte, zwar gibt es immer mal Andeutungen, was bereits geschehen ist, dazu gibt es aber auch ab und an kleine Erläuterungen, was geschehen ist und man kann sich somit ein Bild machen.
Die Schreibweise war direkt wieder sehr angenehm und einfach lesbar. Ich bin flüssig durch den Roman gekommen, hatte an keiner Stelle Verständnisprobleme und konnte mir viele Momente gut vorstellen.
Gerade von dem Setting hatte ich einige Vorstellungen und besonders das Hotel wurde mit bildhaften und farbenfrohen Worten beschrieben, sodass man sich auch als Leser dort sehr willkommen und wohlfühlt. Und auch die Gegend wurde mit detailreichen Aussagen versehen und hat mir noch besser als in der Sommerzeit gefallen. Die Insel wirkt so richtig zur Ruhe gekommen und erhält dadurch meiner Meinung nach einen hohen Wohlfühlfaktor. Besonders angetan war ich von der verschneiten Landschaft, die einfach nur traumhaft, urgemütlich und idyllisch wirkt. Einfach traumhaft!

Die Geschichte wird aus einigen Perspektiven beschrieben, sodass man nicht nur in das Leben von Gretchen, Theo oder Nettie eintaucht, sondern auch in die Gedanken manch anderer Protagonisten. Dabei handelt es sich vor allem um zwei Schauspieler, die der Filmcrew angehören und die mit der privaten Situation nicht ganz zufrieden sind. Man erfährt einiges über ihr Privatleben und ihre Motivationen, aber auch über Probleme und erlebt den Kummer hautnah mit. So wird es auf jeden Fall nie langweilig und eine abwechslungsreiche Erzählung entsteht.

Leider hat mir aber trotzdem ein wenig die Stimmung gefehlt. Vor allem Gereiztheit und Verlegenheit wurde auf den Leser übertragen, aber fröhliche und glückliche Momente waren rar gesät und haben mich leider nie berührt. Hier wurde mir auch zu wenig gezeigt und geboten, zwar haben die Figuren bereits einige Facetten und Gesichter gezeigt, aber diese waren doch meist einer sehr ähnlichen Natur und nicht abwechslungsreich genug. Und leider wurden manche Personen doch ein wenig zu gutmütig und einfach dargestellt, sie zeigen nur ihre positiven Seiten, was mir zu stereotyp erscheint.
Und ich fand es auch schade, dass keine weihnachtlichen Stimmungen und die Vorfreude auf das Fest auf den Leser übergeschwappt sind. In dieser Richtung habe ich absolut nichts wahrgenommen, obwohl mehr als ausreichend Platz dafür gewesen wäre. Doch selbst wenn das Hotel geschmückt wird, das feine Essen zubereitet oder der Baum geschmückt wird, kommen bei mir keine Stimmungen an. Und das Weihnachtsfest wird direkt übersprungen, leider liest man dazu gar nichts und kann keinen Einblick davon erhaschen, wie Gretchen, ihre Familie und Freunde dieses feiern und was sie für Traditionen haben.

Ein wenig zwiegespalten lassen mich die Protagonisten zurück. Einerseits gibt es ganz liebevoll beschriebene und sympathische Charaktere, allen voran Gretchen und ihr Schwiegervater Theo. Und dann gibt es ein paar Personen, die mir zu eindimensional gestaltet wurden und die ein wenig langweilig daherkommen. Auf ihnen liegt zwar meist nicht so stark der Fokus, aber trotzdem war mir die Darstellung zu einfach und unspektakulär. Sie haben sich nicht aus der Masse hervorgehoben und ihnen fehlte es an besonderen und unverwechselbaren Zügen. Sehr schade, denn viele hatten Potenzial, das leider nicht richtig genutzt wurde.

Fazit
Ich habe mich wirklich sehr auf das Lesen gefreut, muss aber sagen, dass ich am Ende zwar irgendwie überzeugt wurde, aber höhere Erwartungen hatte. Stellenweise hat mir das Buch wirklich richtig gut gefallen und ich hatte viel Freude beim Lesen. Doch manchmal hat mir etwas gefehlt oder die Personenzeichnungen waren nicht ganz ausgereift oder es kamen zu wenige Stimmungen auf. Es ist eine nette und unterhaltsame Geschichte, die sich fein lesen lässt und vor allem mit dem traumhaften Setting überzeugen kann, welches zum träumen einlädt und das Fernweh weckt. Aber ganz an die Klasse des ersten Bandes kommt diese Fortsetzung leider nicht heran.

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Veröffentlicht am 20.12.2020

Modehaus Haynbach - Tage voller Hoffnung

Modehaus Haynbach – Tage voller Hoffnung
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Handlung
Deutschland 1922
Schon kurze Zeit nach ihrem Kennenlernen merken die Näherin Claire und der adelige Helmut von Haynbach, dass zwischen ihnen eine große Anziehung herrscht. Und schließlich löst ...

Handlung
Deutschland 1922
Schon kurze Zeit nach ihrem Kennenlernen merken die Näherin Claire und der adelige Helmut von Haynbach, dass zwischen ihnen eine große Anziehung herrscht. Und schließlich löst Helmut sogar seine Verlobung um frei für Claire zu sein. Doch als er um ihre Hand anhält, verstoßen die Eltern den Sohn und das junge Paar muss schauen, wo sie leben können und wie sie in Zukunft Geld verdienen werden. Noch dazu rückt langsam die Geburt des gemeinsamen Kindes näher, vor der sich Claire ein wenig fürchtet.
Für Helmut ist es nicht einfach, eine Anstellung zu finden, niemand will den Grafensohn einstellen, viele fürchten, dass er für harte Arbeit nicht gemacht ist. Und in dieser Zeit besinnt sich Claire wieder auf das Nähen und erkennt, dass sie damit die Fäden des Glücks in den Händen hält.

Meinung
Das Cover ist sehr hell und freundlich und fällt gerade deswegen stark auf. Im Hintergrund ist ein sehr schönes und ansprechendes Haus zu sehen, welches edel wirkt und zeigt, dass eine gehobenere Gesellschaftsklasse darin lebt. Davor befindet sich ein Auto, dieses ist ein immer wieder auftauchendes Symbol im Buch, sowohl im positiven, als auch im negativen Sinne...
Im Vordergrund steht eine Frau, sie wendet dem Leser den Rücken zu und betrachtet die Szenerie im Hintergrund. Sie ist recht schick, wenn auch nicht zu auffällig gekleidet und wirkt ziemlich selbstbewusst. Der obere Teil des Covers wird von dem Titel des Buches eingenommen, dieser ist ein wenig verschnörkelt und auffällig, dient für mich tatsächlich als Blickfang. Alles in allem ein gelungenes Cover, das schön anzusehen ist und dazu einlädt, das Buch in die Hand zu nehmen.

Erst vor kurzem hatte ich einen Roman von der Autorin gelesen. Dieser wurde unter einem anderen Namen (Luisa von Kamecke)veröffentlicht und war einfach nur grandios! Als ich nun dieses Buch von ihr entdeckt habe, stand für mich schnell fest, dass ich es ebenfalls lesen möchte. Die Inhaltsangabe klang interessant, ich hatte sofort einige Fragen und Spekulationen im Kopf und habe mich gewundert, was es mit dem titelgebenden Modehaus auf sich hat. Alles in allem habe ich mich sehr auf das Lesen gefreut und möchte mich ganz herzlich beim Bastei Lübbe Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplars bedanken!

Was mir direkt auf der ersten Textseite positiv ins Auge gefallen ist: Die Nennung des Datums, aber auch des Handlungsortes. So kann man nicht nur genau verfolgen, wo die Geschichte gerade stattfindet, sondern man hat auch zeitlich immer einen Überblick und tappt nie im Dunklen. Und wie sich später herausstellt, ist dieses Details wirklich hilfreich. Den insgesamt vergehen gut zweieinhalb Jahr im Verlauf der Handlung, dabei wird manchmal einige Zeit übersprungen, andere Momente werden dafür umso detaillierter beschrieben. Und ohne den Zusatz der Nennung des ungefähren Datums wäre man als Leser in der Geschichte ein wenig verloren gewesen, ich hätte nicht so leicht sagen können, wie viel Zeit genau seit dem Beginn der Handlung vergangen ist. Ich bin also sehr froh gewesen, dass diese zwei Angaben stets gemacht wurden und empfand sie als wirklich hilfreich.

Ich hatte einen sehr unproblematischen Start in den Roman, man ist als Leser sofort in der Geschichte drin und lernt Claire, eine, wenn nicht sogar die Hauptprotagonistin. Man kann sich von der Gesellschaft, dem Leben von Claire und ihrer Mutter machen und in Ruhe in die Handlung starten. Und auch die lebendige und sehr fein umschreibende Sprache hat ihren Anteil daran, dass ich einen so angenehmen Start in den Roman hatte und die ersten Seiten innerhalb kürzester Zeit ausgelesen hatte. Viele Situationen, aber auch Orte und Figuren konnte ich mir direkt vorstellen und habe mich auf diese Weise schnell wie ein Teil der Geschichte gefühlt.
Ich finde, dass die Sprache durchweg einfach und leicht gehalten wurde, sie ließ sich flott lesen und bekam nur selten anhand von historischen Erwähnungen Anspruch. Sie ermöglicht, dass man schnell mit dem Lesen vorankommt und wissen möchte, wie es weitergeht.

Es werden verschiedene Erzählperspektiven angewandt. Im Vordergrund stehen natürlich Helmut und Claire, von ihnen hört und liest man am meisten und man begleitet das Paar fast durchweg. Manchmal kommt aber auch der Bruder von Helmut zu Wort, der noch bei den Eltern lebt und sich große Hoffnungen darauf macht, nun als Erbe des Gutes und des Vermögens eingesetzt zu werden. Man erkennt seine Absichten und verfolgt ihn bei allerhand Taten. Durch diese Aufteilung auf mehrere Perspektiven entsteht eine interessante und abwechslungsreiche Handlung, es wurde nie langweilig und man konnte nicht genau benennen, was im Folgenden noch geschehen wird. Ich hätte mir gewünscht, dass der Bruder Albrecht noch häufiger vorkommt und ihm ein wenig mehr Platz gegeben wird. Ich empfand seinen Charakter am spannendsten und habe mich oft gefragt, was er nun wieder plant und wie er an seine Ziele gelangen will.

Ich finde, dass die Handlungsorte manchmal mit vielen lebendigen Worten beschrieben sind, manchmal aber auch recht grau und düster erscheinen und damit nicht sonderlich einladend. In diesen Fällen geht von ihnen eine Kälte aus, die sich auch in einigen Protagonisten wiederfindet, die Claire und Helmut als Widersacher dienen.
Auf jeden Fall gibt es gravierende Unterschiede beim Setting und man lernt als Leser sowohl das einfachere Leben, als auch das luxuriösere Leben kennen. Ich finde es schade, dass die Mehrzahl der Orte eher weniger freundlich erscheinen, im Grunde mochte ich nur zwei Handlungsorte richtig gern, die anderen waren ungreifbar, zudem war es manchmal ziemlich schwierig, die Dimensionen der Gebäude richtig zu erkennen.

Die Spannung hinterlässt mich ebenfalls ein wenig zwiegespalten. Einerseits war diese teilweise vorhanden und man wusste als Leser tatsächlich nicht, was im Folgenden geschehen wird. An diesen Stellen habe ich das Buch richtig gern in die Hand genommen und war Feuer und Flamme. Und dann war in einigen Abschnitten die Handlung auch wieder ziemlich vorhersehbar und die Geschichte plätscherte ein wenig vor sich hin. Nur selten wurde ich von den Ereignissen überrascht und oft hatte ich mit genau solch einem oder einem ähnlichen Fortgang der Handlung gerechnet.

Manchmal gingen mir die Ereignisse zu flott vonstatten. Sowohl die Liebe von Claire und Helmut entwickelt sich für meinen Geschmack zu schnell, als auch manche Geschehnisse und Entscheidungen werden zu fix abgehandelt. Dadurch leidet für mich ein wenig die Authentizität, oft habe ich ein wenig gezweifelt, dass es wirklich alles in einem so schnellen Tempo geschieht. Probleme werden manchmal zu schnell gelöst und dadurch kann man gar nicht wirklich die Gedankengänge der Personen erfahren. Fand ich sehr schade, vielleicht ist es für mich auch dadurch etwas schwierig gewesen, zu den Protagonisten eine Bindung aufzubauen.

Ich finde, dass nie wirklich Stimmungen auf den Leser übertragen werden, meist habe ich die Handlung mit Distanz betrachtet und dies hat sich auch auf meine Betrachtung der Protagonisten ausgewirkt. An keiner Stelle habe ich mit ihnen mitgelitten oder mich gefreut, wenn ihnen etwas Gutes widerfahren ist.
Bis auf zwei Ausnahmen finde ich die Figuren etwas steif und einfach. Sie wirken in ihrem Handeln auf mich nicht lebendig und authentisch, manchmal sind sie mir auch ein wenig zu stereotyp. Gerade Claire und Helmut habe ich oft kritisch betrachtet und fand sie als Hauptcharaktere etwas schwach. Beide haben zwar besondere Züge erhalten, doch ich habe ihre Entscheidungen und Handlungen oft nicht unterstützt und fand, dass manchmal zu sehr um den heißen Brei herumgeredet wurde.
Wer mich richtig gut gefallen hat ist zum einen Albrecht, sowie zum anderen Helmuts Verlobte Hilda. Irgendwie fand ich beide herrlich, sie ragten aus der Masse der Personen heraus und haben immer wieder überraschen können. Gerne hätte ich mehr über die Beiden erfahren und mir mehr Kapitel aus ihrem Blickwinkel gewünscht. Für mich sind sie die aussagekräftigsten Personen, von denen ich trotz ihrer Ränke und kleinen Gemeinheiten gern gelesen habe.

Fazit
Ich hatte mich wirklich sehr aufs Lesen gefreut und war auf die Geschichte richtig gespannt, zumal ich schon ein paar positive Meinungen zum E-Book gelesen habe. Letztendlich wurde ich ganz gut unterhalten, ich bin flott mit dem Lesen vorangekommen und hatte auch Spaß am Lesen, wurde aber nicht richtig überzeugt. Dafür gibt es doch ein paar Punkte, die ich nicht so ausgereift und perfekt fand, von denen ich mir einfach mehr erhofft habe. So bleibt es für mich eine leichte Lektüre, mit der ich feine Lesestunden hatte, bei der es aber noch Luft nach oben gibt.
Ich hatte bereits mal geschaut, wie der Klappentext des zweiten Bandes aussieht, der vielversprechend klingt und ich bin auf die reifere Darstellung von Claire gespannt. Zudem sind bei mir ein paar Fragen aufgetaucht und ich hoffe, dass mich die Fortsetzung schließlich mehr überzeugen kann!

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Veröffentlicht am 28.05.2020

Grace und die Anmut der Liebe

Grace und die Anmut der Liebe
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Handlung:
1947
Bereits seit ihrer Kindheit träumt Grace Kelly von einer Schauspielkarriere. Ganz zum Widerwillen der Eltern, die sich wünschen, dass ihre Tochter einen vernünftigen Mann heiratet und mit ...

Handlung:
1947
Bereits seit ihrer Kindheit träumt Grace Kelly von einer Schauspielkarriere. Ganz zum Widerwillen der Eltern, die sich wünschen, dass ihre Tochter einen vernünftigen Mann heiratet und mit diesem eine Familie gründet. Doch Grace setzt sich durch und beginnt mit 17 Jahren eine Schauspielausbildung in New York. In der Metropole fühlt sie sich schnell heimisch, lernt faszinierende und künstlerische Menschen kennen und mit dem Studium erfüllt sie sich einen Traum. Grace setzt alles daran, um eine gute Schauspielerin zu werden und die Welt, aber auch die eigenen Eltern von ihrem Können zu überzeugen.
Mit viel Talent, aber auch Tatkraft und Nerven arbeitet sich die junge Frau nach oben und wird in der Filmbranche immer beliebter. Ihr Können steigert sich von Film zu Film, dafür läuft es im Liebesleben von Grace Kelly nicht immer so rund. Männer kommen und gehen, mit keinem bleibt sie ewig zusammen. Bis sie Fürst Rainier von Monaco begegnet...

Meinung:
Natürlich gibt es auch bei diesem Cover der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ eine starke Ähnlichkeit zu den bereits erschienenen Bänden. Wobei diesmal die Besonderheit herrscht, dass die Schriftfarbe des Titels nicht in einer rötlichen Nuance abgedruckt wurde, sondern eine kühlere Farbe gewählt wurde. Ich würde die Farbe jetzt einfach mal als Mint-Ton bezeichnen und ich finde sie sehr passend gewählt. Immerhin erschien Grace Kelly für die Presse öfters als kühl und abweisend und es scheint eine Farbe zu sein, die ihr steht.
Im Vordergrund ist eine Dame von hinten zu sehen, sie trägt die typische Frisur der späteren Fürstin und ist in ein schickes, ebenfalls mintgrünes Kleid gewandt. Hier wird die Farbe des Titels noch mal aufgegriffen und es entsteht ein runde Bild. Im Hintergrund sind einige Gebäude zu sehen, ich kann nicht genau zuordnen, zu welcher Stadt sie gehören. Ich tippe einfach mal auf New York, immerhin wird öfter erwähnt, dass sich Grace Kelly sehr gerne in dieser Stadt aufgehalten und sich dort heimisch gefühlt hat.
Insgesamt gefällt mir das Bild richtig gut, es gibt einen ersten zarten Eindruck auf Grace Kelly und ihre Geschichte und ist sehr stimmig. Ich empfinde es als rund und gelungen, es ist nicht zu überladen und mir fehlt nichts.

Einige Teile der Reihe habe ich bereits gelesen und dieses stand ganz weit oben auf meiner Wunschliste. Als Kind habe ich selbst davon geträumt, eines Tages Prinzessin zu werden, irgendwann wurde der Traum kleiner, dafür wuchs mein Interesse für Königsfamilien. Ich habe einige Hochzeiten live im TV oder Internet verfolgt und informiere mich regelmäßig, was es Neues gibt. Da passt doch ein Roman über Grace Kelly perfekt!
Ich muss zugeben, dass ich nur wenig von ihr wusste und dementsprechend sehr gespannt war. Bevor ich mit dem Roman begonnen habe, habe ich mir einige Bilder angeschaut und auch ein Interview mit ihr, um einen ersten Eindruck zu erhaschen und so bot sich mir die Möglichkeit, während des Lesens viele, lebendige Bilder vor Augen zu haben.

Ich hatte absolut keine Startschwierigkeiten, im Gegensatz. Mir fiel der Einstieg in den Roman sehr leicht, ich habe innerhalb kurzer Zeit gut hundert Seiten gelesen und war überrascht, wie schnell das ging. Es herrscht eine einfache Schreibweise, die sehr leicht ist und dazu beiträgt, dass ich so gut durch die Handlung gekommen bin. Die Geschichte erschien mir sehr lebendig, sowohl von den Charakteren, als auch vom Setting und den verschiedenen Szenarien. Es ist deutlich herauslesbar, dass sich die Autorin intensiv und genau mit der Filmgröße beschäftigt hat und es ist ihr gelungen, dieses Wissen in einen interessanten Roman zu verarbeiten.

Meine Erwartungen an den Roman waren andere. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass man so viel von Grace Kellys Schauspielausbildung miterlebt, sondern sich die Geschichte eher auf ihre späten Filmjahre und die Beziehung mit Fürst Rainier von Monaco konzentriert. Dieser Part nimmt einen sehr geringen Teil des Buches ein, was mich überrascht hat und ich etwas schade fand. So wirkte die Beziehung etwas berechnend und nicht ehrlich. Man kann nicht recht nachvollziehen, weshalb die spätere Fürstin von Monaco sich für diesen Mann entschieden hat, die Leidenschaft und Liebe blieb leider auf der Strecke. Im Grunde endet das Buch fast genau da, wo es für mich erst richtig spannend geworden wäre...

Eingefügt werden immer wieder Details über diverse Filme, die Grace Kelly gerade dreht, wie die Bedingungen sind und mit welchen berühmten Persönlichkeiten sie sich gerade am Set befindet. Sie nehmen nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Umfang ein und zeigen eindrucksvoll, wie die Filmszene in den 1950er Jahren aussah.
Mit einigen Filmpartnern hatte Grace Kelly kleine oder größere Beziehungen, diese wurden mir zu oberflächlich geschildert. Man merkt nicht wirklich, dass die Liebschaft ernst ist und von beiden Seiten wahre Leidenschaft kommt. Mir fehlte hier einiges an Leidenschaft und großen Gefühlen, sowie dem auf eine Trennung folgendem Herzschmerz. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich auf ein-zwei Beziehungen näher zu konzentrieren und diese ausführlicher zu schildern. So können die Gefühlte mehr Platz darstellen, andere Liebschaften hätten trotzdem ganz kurz und knapp eine Erwähnung finden können.
Eine intensive Recherche ist nicht nur an den Beziehungen Grace Kellys und deren Ausgang zu sehen, sondern auch an den vielen weiteren Fakten aus ihrem Leben. Sei es über die Familie, ihren Charakter, Freunde oder die Ausstrahlung auf andere. Vieles findet Erwähnung und lässt so ein glaubwürdiges und realistisches Bild entstehen.

Auf das Setting wurde ein nicht so starkes Augenmerk gerichtet, es hat eine eher untergeordnete Rolle, was mich absolut nicht gestört hat. In ihrer Anfangszeit in New York nächtigt die spätere Fürstin von Monaco im Barbizon Hotel for Women, was mir schon von einem anderen Roman bekannt ist. Dieses hat noch die stärkste Zeichnung bekommen und war am besten vorstellbar. Sowohl die Empfangshalle, als auch das Zimmer von Grace Kelly wurde mit wenigen, aber sehr eindringlichen Worten beschrieben, sodass vor meinen Augen ein solides Bild entstand.
Die restlichen Orte, sowohl spätere Wohnungen / Appartements oder Drehorte haben nur selten ein paar Worte zur Ausstattung, zum Aussehen bekommen und blieben daher schwammig. Doch aufgrund der Tatsache, dass Grace Kelly wegen ihrer Filmkarriere eh häufig unterwegs war und an verschiedensten Orten gedreht hat, hat mich die seichte Darstellung des Settings nicht weiter gestört.

So richtig mitfühlen konnte ich mit den Protagonisten an keiner Stelle. Es gibt keine emotionalen Ausbrüche oder Momente, die mich in irgendeiner Arte berührt habe. Eher bleibt die Stimmung auf einem kühlen Niveau, man gewinnt nicht die nötige Nähe zu den Personen und sie verströmen nur sehr selten einen herzlichen Hauch. Eigentlich macht genau das ja die Reihe aus, viel Leidenschaft, gepaart mit Liebe und aufregende Beziehungen. Und ich hatte genau die Erwartung, dass dies so eintritt. In dem Punkt hat dem Roman einiges gefehlt...

Ich mochte Grace Kelly an sich recht gern. Sie ist sympathisch, freundlich und hat definitiv viel Ausstrahlung. Doch sie ist mir zu kühl, zeigt nur selten eine herzliche und gelöste Seite, sondern wahrt immer die Contenance. An ihrem Wesen fehlten mir mehr Facetten, ich hätte es gut gefunden, wenn sie einen wandlungsfähigeren Charakter gezeigt hätte. Den das sie nur eine freundliche und stets beherrschte Frau gewesen ist kann ich mir nicht vorstellen. Und wenn es eine Szene gewesen wäre, in der sie mal eine wütende Seite gezeigt hätte. Allein das hätte wäre eine Wohltat gewesen. So erschien Grace immer wie ein sehr nüchterner und beherrschter Mensch, war everybodys darling und mir etwas emotionslos. Und genau das fand ich schade, immerhin ist sie eine unglaublich interessante Frau gewesen und hatte definitiv viel Ausstrahlung. Das merkt man sowohl im Roman, als auch bei dem reinen Betrachten von Bildern. Für mich gibt es in der Darstellung ihrer Figur zu wenig Abwechslung und dadurch konnte ich Grace Kelly leider nicht so wahrnehmen, wie ich es gern gewollt hätte.
Auch einigen anderen Protagonisten fehlte ein wenig der Schneid. Nur ganz wenige haben sich über ihren Charakter ausgezeichnet, meist gab es nur wenig besonderes an ihrem Wesen. So wurden sie nicht sonderlich lebendig und interessant, zudem habe ich viele schnell vergessen und am Ende kaum über sie nachgedacht. Viele Personen bleiben nicht im Kopf hängen, dafür ist ihre Charakterzeichnung zu schwach.

Fazit:
Da mir viele Bände der Reihe gut gefallen haben und ich auf eine grandiose Darstellung der Schauspielerin gehofft habe, bin ich etwas enttäuscht. Es gibt immer wieder gute Ansätze, so hat mir die Schreibweise hervorragend gefallen, ich war beeindruckt, mit welcher Autorität Grace Kelly erscheint und wie ihre Erhabenheit zu spüren war. Doch leider gibt es auch einige Punkte, die mich nicht so überzeugen konnten, wo ich mir ein bisschen mehr erwartet hatte. All das habe ich bereits ausführlich genannt und ich werde dazu nicht weiter ins Detail gehen.
Der Roman regt definitiv dazu an, mehr über die große Fürstin von Monaco zu lesen und ich habe nach der Lektüre diverse Artikel, aber auch Videos geschaut und ich bin absolut begeistert von ihr. So richtig rund ist das Buch leider nicht, dafür geht es auch zu wenig in die Tiefe und zeigt zu wenige Facetten der Schauspielerin.

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Veröffentlicht am 22.05.2020

Die Lilienbraut

Die Lilienbraut
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Handlung:
Köln in den 1940er Jahren
Zufällig lernt Nellie Voss einen Mann kennen, den ersten, zu dem sie sich jemals hingezogen fühlt und mit dem sie sich eine Zukunft vorstellen könnte. Doch beide wissen, ...

Handlung:
Köln in den 1940er Jahren
Zufällig lernt Nellie Voss einen Mann kennen, den ersten, zu dem sie sich jemals hingezogen fühlt und mit dem sie sich eine Zukunft vorstellen könnte. Doch beide wissen, dass ihre Liebe aussichtslos ist und sie diese niemals frei ausleben dürfen. Trotzdem träumt Nellie heimlich davon und nur wenige Dinge können sie ablenken. Dazu zählt zum einen natürlich der Krieg, zum anderen ihre Arbeit bei 4711, wo sie immer mehr ihr feine Nase zu verstehen lernt und ihr Interesse für verschiedene Düfte kennenlernt.

Köln in der Gegenwart
Liv zieht zusammen mit ihrem Sohn aus Maastricht nach Köln, um dort ein Erbe anzutreten. Denn dieses sieht vor, dass sie dort wohnen muss, um das Geld für einen eigenen Laden zu erben. Liv ist Biologin und beschäftigt sich am liebsten mit der Herstellung und dem Verkauf von Seifen und Düften. Und genau dies möchte Liv in ihrem eigenen Geschäft tun.
Eigentlich fühlt sie sich in der Großstadt auch wohl, bis sie auf eine merkwürdige ältere Dame trifft. Diese hält sie für eine andere und ist erschüttert von Liv's Auftauchen. Wen meint die Dame wirklich und was hat diese Person mit ihr zu tun?

Meinung:
Das Cover finde ich in Ordnung. Es gibt viele Ähnlichkeiten zu den vorherigen Bänden, ich war bereits kurz verwirrt und dachte, dass ich das Buch aufgrund des ähnlichen Aufbaus mit Blumen, sowie einer Dame bereits besitze. Bei den Lilien wird auf den Titel des Buches Bezug genommen, sie sind geschmackvoll am Rand angeordnet und nehmen nicht zu viel Platz weg. Im Hintergrund ist ein Haus mit Garten zu sehen, ein schönes Bild, welches sehr idyllisch und somit auch einladend erscheint. Dazu ist auf dem Bild noch eine Dame zu sehen, die auf das Haus zurückblickt und so dem Leser abgewandt ist. Im Grunde ein sehr stimmiges Gesamtbild und ich finde es auch schön, aber langsam habe ich das Gefühl, diese Komposition schon zu oft gesehen zu haben, als das es mich noch vom Hocker reißen könnte.

Ich habe ausnahmslos jeden Roman von Teresa Simon gelesen und mochte sie immer recht gerne. Mir gefallen Erzählungen auf zwei Zeitebenen, dazu noch gut recherchierte historische Details und ein großes Familiengeheimnis, voilà ein perfekter Roman ist geschaffen. Sie haben nicht den allergrößten Anspruch, sind aber auch nicht zu locker und einfach geschrieben und bilden für mich immer eine angenehme und abwechslungsreiche Lektüre. Und als ich letztes Jahr bereits den Titel gehört hatte, wurde ich allein davon angesprochen. Irgendwie hat mich das Wort Braut angesprochen, ich habe sehr wenige oder sogar gar keine Bücher, wo das Wort schon im Titel auftaucht. Und als ich dann noch von dem Inhalt gelesen habe, wanderte das Buch direkt auf meine Wunschliste. Das Buch dann tatsächlich vom Bloggerportal gestellt zu bekommen war einfach traumhaft und ich möchte mich dafür noch mal ganz herzlich bedanken!

Es gibt wieder einen spannenden und viele Fragen aufgebenden Prolog, der natürlich dazu dient, dass man das Buch erst mal gar nicht aus der Hand legen möchte und dem großen Geheimnis der Schreiberin auf den Grund gehen möchte. Genau das kennt man schon von anderen Büchern der Autorin und auch hier war es wieder passend. Es regt die Spannung an, gibt Platz zum nachdenken und erste Details werden genannt.
Danach beginnt eine sich abwechselnde Handlung der jetzigen Zeit, sowie der Zeit während des Zweiten Weltkrieges. Beide Handlungsebenen spielen in Köln, einer wunderschönen Stadt, von dem der Charme und das Lebensgefühl gut eingefangen wurde.
Auch bei diesem Roman hat mich die Schreibweise wieder voll überzeugen können. Es gibt viele detaillierte Beschreibungen von Orten, aber auch von Gefühlen. Sie war locker und einfach gehalten und ist somit leicht verständlich und fix lesbar. Durch den Schreibstil konnte ich mir viele Situationen, aber auch das Setting recht gut vorstellen und die Handlung wirkte so direkt lebendiger.
Ich fand es hier besonders, dass gerade in der Vergangenheit die wörtliche Rede stark im Hintergrund steht und sich Nellie fast ausschließlich anhand von Tagebucheinträgen ausdrückt. Hat mir sehr gut gefallen, so wirkt ihr Charakter sehr stark, man kommt ihrem Wesen nahe und ich konnte sie von allen Protagonisten am besten einschätzen.

Es gibt eine gute und solide Recherche, sowohl über das Parfüm, seine Entstehung und Zusammensetzung, als auch über historische Ereignisse. Ich nutze zwar selber gerne Parfüm, habe mich aber nie groß mit den Zutaten oder Duftnoten beschäftigt. Und als ich dann immer wieder davon gelesen hatte, dass man verschiedene Zutaten herausriechen kann, habe ich mich mehr mit meinen Parfüms beschäftigt. Zwar konnte ich dabei nicht viel erkennen, doch es war interessant, darüber nachfolgend ein wenig zu recherchieren und manches selbst auszuprobieren. Man konnte deutlich herauslesen, dass sich die Autorin hierüber informiert hat und ihr Wissen auch an ihre Leser weitergeben kann.
Und auch über die Politik und den Zweiten Weltkrieg, gerade im Zusammenhang mit einer nicht so gut bekannten Widerstandsgruppe gab es allerhand Informationen. Von manchem habe ich selbst noch nichts gehört und war überrascht über einige Entwicklungen.

Bei beiden Handlungssträngen hat mir die Darstellung des Settings gut gefallen. Es gibt zahlreiche, detailreiche Bilder, die ein lebendige Handlungsorte erschaffen. In der Kriegszeit bekommt die Geschichte anhand der zahlreichen Details über zerbombte Häuser einen sehr authentischen Charakter und man konnte die Angst der Protagonisten, dass sie plötzlich wohnungslos und ohne Besitz dastehen könnten, sehr gut spüren. Das waren für mich fast die einzigen Textstellen, in denen ich mitgelitten habe und wo ich eine gewisse Verbindung zu den handelnden Personen gespürt habe. Ich muss aber sagen, dass ich gerade am Anfang oft den Eindruck hatte, dass das Köln der Vergangenheit für mich schon fast einen dörflichen Charakter verströmt. Es erscheint mir nicht wie eine Großstadt, sondern aufgrund mancher Aussagen hatte ich ein Bild mit viel grüner Landschaft und Feldwegen vor Augen. Im Grunde habe ich mir anfangs genau das Gegenteil von Köln vorstellen können, bis sich die Bilder zu einem ganzen, realistischeren Bild zusammengefügt haben.
In der Gegenwart merkt man deutlich einen lebensfrohen, moderneren und aufgeschlosseneren Charakter. Köln ist aufgeblüht, es haben sich allerhand Geschäfte in den Straßen niedergelassen und es herrscht eine große kulturelle Vielfalt. Obwohl ich bisher erst einmal in dieser Stadt war, habe ich sie sehr ähnlich wahrgenommen und würde, anhand der Zeichnung der Stadt, verschiedene Orte am liebsten mit eigenen Augen sehen und entdecken.

Beginnen wir mit der Vergangenheit. Normalerweise finde ich diese zeitliche Ebene immer spannender und interessanter. Sie erweist sich abwechslungsreicher und ich tauche gerne in das Leben früherer Generationen ein. Und auch hier hat mich diese Geschichte mehr gepackt. Sie war nicht so umfangreich wie sonst und drückt sich meist über Tagebucheinträge von Nellie aus. Nur selten gibt es dann noch einige Seiten, die direkt eine Szene der Protagonisten zeigen. Einerseits mochte ich es, dass man Nellie und ihre Familie, aber auch andere Charaktere fast nur anhand dessen kennenlernen konnte. Viele Abschnitte von ihr wirkten dadurch sehr authentisch und wahrheitsgetreu, zudem habe ich so auch ab und an Mitleid oder Freude für die Protagonisten verspürt. Gleichzeitig hätte ich mir gewünscht, dass Nellies Kapitel umfangreicher ausfallen und deutlicher im Mittelpunkt stehen. Immerhin dreht sich um ihre Person das große Geheimnis und in diesem Sinne ist ihre Geschichte wichtiger als die in der Gegenwart.
Mich konnte der Gegenwartsstrang nur schwer überzeugen. Ich mochte nur ein – zwei Protagonisten davon ganz gerne, doch gerade Liv fand ich merkwürdig. Sie ist für mich kein sympathischer Hauptcharakter und bei ihr habe ich einiges hinterfragt. Diese Geschichte hätte für mich gut und gerne kompakter sein können. Mir wäre es lieber, wenn sie weniger Raum eingenommen hätte und stattdessen mehr Kapitel von Nellie vorhanden gewesen wären.

Und wie auch schon bei der Handlung, verhält es sich bei den Protagonisten ähnlich. Ich mochte die in der Vergangenheit mehr, sie wirkten bodenständiger und natürlicher. Zudem konnte man an ihnen mehr Emotionen ablesen und sie waren von ihrem gesamten Wesen für mich interessanter. Sie hatten mehr Tiefe und zeigten auch mal einige Züge, die sie ansonsten tief in ihrem Inneren verborgen haben. Sie handelten nicht immer so wie erwartet und treffen auch mal Fehlentscheidungen. Es gibt keinen, den ich von seiner Darstellung furchtbar finde, in vielen Protagonisten wurde der Zahn der Zeit getroffen.
Leider haben mir die Charaktere in der Gegenwart nicht so gut gefallen. Allen voran fand ich Liv nicht sehr sympathisch. Sie war mir nicht ernsthaft genug, wirkte in ihrer Zeichnung blass und zu blauäugig. Geheimnisse und Probleme wurden immer direkt verraten, Liv stellt wenige Tage nach der Eröffnung eine Mitarbeiterin ein, klagt aber im selben Zug immer wieder über das Geld, welches auch bei ihr mal knapp ausgeht. Und trotzdem gönnt sich Liv immer wieder kleine Vergnügen, die nicht zu dem Bild passen, dass Liv sparen muss. Es gibt einige weitere Beispiele, warum ich ihren Charakter nicht mag, die ich aber nicht alle aufzählen möchte.
Auch Liv's Freundin Nouria ist mir suspekt. So sehr ich es mochte, dass sie immer wieder neuen Wind in den Roman bringt, fand ich einige Aussagen zu wiederholend. Immer wieder tauchte die Redewendung auf, was man in ihrer Heimat oder bei ihr zu Hause sagt. Weiterhin hat sie zu viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, indem sie dachte, dass mögliche Aussagen oder Taten nur wegen ihr geschehen sind. Anfangs empfand ich Nouria noch als erfrischend, nach einiger Zeit ging sie mir immer mehr auf die Nerven.

Fazit:
Irgendwie ist die Geschichte für mich nicht ganz rund. Mir wurde das Ende zu schnell herbeigeführt, viele Fragen wurden nicht richtig beantwortet, sondern es wurde eine einfache, aber nicht vielsagende Lösung angeboten. Mich hat das nicht zufrieden gestellt und irgendwie kann ich mich dadurch nur schwer damit abfinden, dass die Geschichte wirklich zu ende ist.
Mit der Vergangenheit bin ich recht zufrieden, sie war für mich deutlich interessanter und ich mochte auch die Charaktere mehr. Hier will ich lediglich noch mal anmerken, dass diese Abschnitte gerne größer und ausführlicher hätten stattfinden können.
Die Gegenwart hat mir nur in wenigen Aspekten gefallen. Lediglich die Recherche über Parfüms und verschiedene Düfte, als auch die Schreibweise und das Setting hat mir gefallen. Die Protagonisten fand ich eher schwierig und für mich war die Handlung nicht sonderlich überzeugend.
Alles in allem hatte ich mehr erwartet und bin daher leider ein wenig enttäuscht. Das Buch ist trotzdem gut und hat seine Reize, war für mich aber nicht so durchdacht, wie andere Werke aus der Feder der Autorin. Und auch weil ich bereits gesehen habe, dass es bereits allerhand positive Meinungen gibt, bin ich wirklich traurig, dass ich nicht auch so empfinde.

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Veröffentlicht am 09.05.2020

Die Porzellanerbin - Unruhige Zeiten

Die Porzellan-Erbin - Unruhige Zeiten
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Handlung:
Deutschland 1866
Gräfin Thyra von Hardenstein und ihr Vater haben große Pläne. Das weiße Gold der Porzellanmanufaktur Strehlow soll nicht mehr nur für wohlhabende Menschen erschwinglich sein, ...

Handlung:
Deutschland 1866
Gräfin Thyra von Hardenstein und ihr Vater haben große Pläne. Das weiße Gold der Porzellanmanufaktur Strehlow soll nicht mehr nur für wohlhabende Menschen erschwinglich sein, sondern auch für einfache Leute, die nicht so viele finanzielle Mittel besitzen. Doch auf dem Heimweg einer Reise, zurück nach Hardenstein, kommt die junge Gräfin bei einem Kutschenunfall ums Leben. Und das ungeborene Kind scheinbar mit ihr...
Dafür gibt sich Wilhelm, der Anführer der kleinen Kolonne die Schuld. Immerhin hat er vom Grafen das Vertrauen bekommen und sollte seine Frau sicher wieder auf den Hof bringen...

Meinung:
Ich finde das Cover ganz nett, besonders gut gefällt mir die kunstvolle rote Schrift, welches für mich das Herzstück des gesamten Bildes darstellt. Dazu gibt es im Hintergrund, leicht verschwommen, ein schicke Villa, welche traumhaft aussieht. Auch die Umgebung hat viel Charme und sieht einladend aus. Im Vordergrund steht eine Dame mit einem aufwendigen Kleid, die sich das Gelände anschaut. Es ist nett anzusehen, doch mittlerweile habe ich das Gefühl, diese Art von Cover schon oft gesehen zu haben, sodass es mich nicht mehr umhaut. In einer Buchhandlung würde ich es mir auf jeden Fall anschauen, der Titel hat sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen und anhand des Bildes erwarte ich einen historischen Roman, der einige Geheimnisse in sich birgt und eine nette Geschichte beinhalten könnte.

Wie auf ganz viele andere Bücher zuvor wurde ich auf diesen Roman durch die Vorschau aufmerksam. Mich hat sowohl die Handlungszeit gefallen, als auch die kurze Inhaltsangabe und besonders reizvoll empfand ich den Aspekt des Porzellans. So war ich mehr als glücklich, das Buch als Rezensionsexemplar zu erhalten und habe mich riesig auf das Lesen gefreut.

Beim ersten Aufschlagen des Buches erwarten den Betrachter direkt zwei Highlights. Auf den Umschlaginnenseiten gibt es zum einen ausführliche Karte des Gutshofes Hohensandau, wo allerhand Gebäude verzeichnet sind und man sich davon ein sehr genaues Bild machen kann. Außerdem ist es so leichter, diverse Wege der Protagonisten nachzuverfolgen und Entfernungen einzuschätzen. Zum anderen befindet sich am Ende des Buches ein Stammbaum der wichtigsten Familien, man kann sie so schon vor dem Lesen kennenlernen, gleichzeitig werden hier auch Details verraten, die erst im Roman vollzogen werden und kleine Aspekte der Handlung werden vorweggenommen.

So leicht hat es mir der Roman nicht gemacht. Anfangs musste ich mich an die Sprache gewöhnen, die ungewohnt war und einen sehr angenehmen Anspruch hatte. Ich brauchte gute hundert Seiten, um damit besser klarzukommen und mich etwas zu entspannen. Oft haben die Sätze einen tieferen Sinn, den ich nur durch aufmerksames Lesen erfasst habe und die nicht nur auf das Leben der Protagonisten zutreffen. An vielen verschiedenen Stellen, besonders den Handlungsorten, hatte ich Bilder vor Augen. Besonders der Gutshof wurde mit leuchtenden Worten beschrieben, die lebendig wirkten und ein klares Bild des Hauptsettings gaben.

Ein weiteres Problem meinerseits ist der nicht ganz passende Klappentext, der andere Erwartungen geschürt hat. Ich habe beim Lesen immer wieder darauf gewartet, dass Sophie auftaucht und man sie als Leser kennenlernt. Doch dies geschieht erst auf den letzten vielleicht 50 Seiten, erst dann nimmt die geheimnisvolle Frau eine größere Rolle ein. Und selbst dann wird die Handlung nicht so wie ich erwartet hatte. Ich weiß nicht, wie ich meine Gedanken dazu teilen soll, das Risiko etwas von der Geschichte vorwegzunehmen und zu spoilern ist zu groß, weshalb ich hier nur so vage bleiben kann.
Auf jeden Fall musste ich mich auch an die Geschichte gewöhnen, nicht Thyra oder Sophie stehen im Mittelpunkt, sondern eher der Wilhelm und seine Frau Theresa, beides Mitglieder des Gesindes des Gutshofes. Das kam für mich sehr überraschend, immerhin finden beide im Klappentext keine Erwähnung, weshalb ich nie gedacht hätte, dass sie am Ende als Hauptprotagonisten dastehen.

Als ich mich irgendwann an diese andere Situation gewöhnt habe, konnte ich der Geschichte mit mehr Interesse und Ruhe folgen, wobei ich mich trotzdem immer gefragt habe, wann denn nun die angeteaserte und erwartete Erzählung beginnt.
Im Grunde konzentriert sich die Handlung irgendwann vollkommen auf Wilhelm und Theresa. Hier gibt es zwei Erzählperspektiven, die beide an unterschiedlichen Orten spielen. Theresa ist mit ihrem Kind auf Gut Hohensandau geblieben, steht weiterhin im Dienste des Grafens und bietet verschiedene Einblicke auf das Leben dort, den Umgang unter den Mägden und ihre alltägliche Arbeit mit diversen Sorgen.
Wilhelm hingegen hält sich an einem anderen Ort auf, den ich nicht zu genau benennen mag, aufgrund von möglichen Spoilern. Auf jeden Fall sieht man bei seinen Abschnitten deutlich den Fortschritt der Zeit, gerade im Zusammenhang mit der Eisenbahn und wie diese neue Transportmöglichkeit verschiedene Teile des Landes verbindet.
Leider haben sich die Kapitel von Wilhelm etwas gezogen, sie hatten für mich ein paar Längen und konnten nicht so überzeugen. Ich habe immer auf Theresas Abschnitte gewartet und diese mit deutlich mehr Interesse gelesen. Sie wirkten lebendiger und ich mag es allgemein sehr gerne von dem Alltag auf Gutshöfen zu lesen.

Geschickt in die Handlung eingebunden wurden diverse historische Details. Diese tauchten teilweise in größerer Anzahl auf, dann kam wieder seitenweise nichts. Auf jeden Fall waren sie immer leicht verständlich, man konnte sie fast nebenbei aufnehmen und in einen Zusammenhang bringen.
Besonders hat mich hierbei der Aspekt des Porzellans interessiert. Dieses umgab eine geheimnisvolle Aura und es ist nur schwer vorstellbar, dass es zu der damaligen Zeit ein Luxusgut ist, wo es doch heute selbstverständlich zu einem jeden Haushalt dazugehört. Gerade den Anfang in der Porzellanfabrik der Familie Strehlow habe ich verschlungen und hatte deshalb erwartet, dass dieser Aspekt auch im Folgenden noch vermehrt auftauchen wird. Doch leider wird das Thema bis zum Ende fast nicht mehr angesprochen, was ich sehr schade fand. Immerhin deutet schon der Titel auf das weiße Gold hin und ich hatte mit noch mehr Details dazu gerechnet.
Es wurde gut beschrieben, wie sich das Zusammenleben auf einem Gutshof, aber auch in einem Dorf mit den unterschiedlichen Hierarchien gestaltet. Diese Standesunterschiede und das Ansehen der verschiedenen Familien war einleuchtend und brachte nochmals Authentizität in den Roman.

Als Setting dient vor allem der Gutshof, dazu gibt es anfangs noch ganz wunderbare Kapitel in der Strehlowschen Porzellanfabrik und diverse andere Orte, auf die ich jetzt nicht weiter eingehen werde. Am besten vorstellen konnte ich mir stets den Gutshof. Schon durch die angesprochene Skizze am Anfang fiel es mir leicht, mir diesen vorzustellen und auch die Beschreibung des Autors regt meine Fantasie an, mir das Gelände vorzustellen. Ich mochte die Kapitel dort am liebsten, sie hatten einen bestimmten Charme und wirkten ganz natürlich und bodenständig. Zudem ist der Besitz des Grafen so weitläufig, dass man davon gar nicht gelangweilt sein kann.
Und obwohl die Porzellanfabrik für mich eine Dimension hatte, die ich mir größentechnisch schwerlich vorstellen konnte, war sie doch auf ihre Art sehr ansprechend. Die Produktionsräume ließen lebendige und farbenfrohe Bilder entstehen, teils hatte ich das Gefühl, mit in den Räumen zu stehen und alles mit eigenen Augen zu sehen.

Es gibt eine große Anzahl an Protagonisten, die mit den unterschiedlichsten Charakteren und Wesen ausgestattet wurden. Ganz viele empfand ich als wunderbar gezeichnet und durchdacht. Sie wirkten unfassbar lebendig und erschienen wie aus dem Leben gegriffen. Sie gehen nicht ohne Probleme durchs Leben, haben auch immer mal mit Hürden zu kämpfen und wirken so meist sehr lebendig und realistisch in ihrer Darstellung. Sie sind nicht zu stark und unverletzbar gezeichnet, ein jeder hatte Schwächen und war in seinem Handeln nicht perfekt. Man konnte frei entscheiden, wen man sympathisch findet und bei einigen Personen konnte man sich leicht von der Fassade täuschen lassen. An solchen Textstellen wurde gezeigt, dass man Menschen erst besser kennenlernen muss, bevor man sich ein Urteil erlaubt.
Tatsächlich empfand ich Wilhelm als schwierigsten Protagonisten. Ich kann selbst nicht genau benennen, was mir an seiner Person nicht gefallen hat. Im Grunde ist er recht sympathisch und freundlich, er schafft es, sich aus den schwierigsten Situationen wieder aufzurappeln und nach einem neuen Weg zu suchen. Doch trotzdem wurde ich mit ihm nie so warm, für mich war er ein merkwürdiger Charakter, zu dem ich einfach keinen Zugang gefunden habe.

Fazit:
Über meine Erwartungen und den nicht passenden Klappentext habe ich ausreichend gesagt. Ich konnte mich immer mehr mit der Handlung anfreunden und die Geschichte konnte mich auch mehr überzeugen. Ich fand sie nicht perfekt, doch es gibt trotzdem zahlreiche Aspekte, die mein Interesse auf Band zwei geweckt haben, welchen ich am liebsten direkt lesen würde.
Wahrscheinlich hat mich das Buch etwas enttäuscht, weil ich mit einer komplett anderen Geschichte gerechnet habe, ich hatte erwartet, dass man fast nur in der feineren Welt, der Welt des Adels, verkehrt, viel Zeit in einer Porzellanfabrik verbringt und das Leben der Dienstboten eine eher untergeordnete Rolle spielt. Wenn der Klappentext explizit auf die tatsächliche Handlung eingegangen wäre, hätte ich eine andere Erwartungshaltung gehabt und wäre entspannter in die Handlung gestartet.
So habe ich einige Zeit überlegt, was ich dem Buch für eine Bewertung gebe. Immerhin ist es im Grunde nicht schlecht und ich will nicht die fehlerhafte und nicht ganz dem Inhalt entsprechende Beschreibung des Romans als negativ darstellen und dafür Sterne abziehen. Deshalb ziehe ich für die sich ziehenden Kapitel von Wilhelm und den zu selten auftauchenden Aspekt des Porzellans und dessen Herstellung, sowie dem holprigen Start in das Buch gesamt anderthalb Sterne ab.

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