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Veröffentlicht am 21.02.2021

Genetische Impfstoffe - verständlich erklärt

Corona-Impfstoffe: Rettung oder Risiko?
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Aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie werden Impfstoffe in einem verkürzten – teleskopierten – Verfahren entwickelt und mittels „rolling review“ zugelassen. Welche Vor- und Nachteile dieses vom Standardverfahren ...

Aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie werden Impfstoffe in einem verkürzten – teleskopierten – Verfahren entwickelt und mittels „rolling review“ zugelassen. Welche Vor- und Nachteile dieses vom Standardverfahren abweichende Prozedere mit sich bringt, stellt Biologe und Autor Clemens G. Arvay in diesem kompakten Büchlein auch für Laien gut leserlich und verständlich dar.

Sachlich zusammengestellt und wissenschaftlich fundiert (siehe Literaturliste im Anhang) findet der Leser einen guten Überblick über biologische Grundlagen der Zelle, Wirkungen und mögliche unerwünschte Wirkungen von genetischen Impfstoffen, Daten zu bislang bzw. wahrscheinlich demnächst zugelassenen Präparaten und den in der Öffentlichkeit leider versäumten Diskurs.

Niemand entkommt zurzeit dem Thema Corona und Bewältigung der Krise. Welche Rolle nun die bereits vorhandenen Impfstoffe spielen, wie sie wirken und welche Fragen trotz erfolgter (in Österreich bedingter) Zulassung noch offen sind, das beleuchtet dieses Buch. Klar wendet sich Arvay an Menschen ohne oder mit nur geringen Vorkenntnissen, sodass auch diese Zielgruppe die Möglichkeit hat, sich abseits von gängigen Medien zu informieren, Dinge kritisch zu hinterfragen und selber zu einer Entscheidung zu kommen, ob für das individuelle Risiko eine Impfung passt oder nicht. Dass etliche Impfentscheidungen allein dadurch zustande kommen, weil man dann wieder frei durch die Welt reisen darf (Quelle: https://m.focus.de/gesundheit/40-prozent-wollen-sich-impfen-lassen-subjektives-risiko-voellig-ueberschaetzt-was-oesterreicher-wirklich-von-corona-und-lockdown-haltenid12950173.html?fbclid=IwAR0K6xBQED1pBjiV7yzPxD6fPvJx-jTeTcoQT0iegvLXm8-Cy-zbM1an5L8, abgerufen am 21.2.2021) und nicht aus medizinischen Gründen, finde ich persönlich jedenfalls sehr bedenklich.

Da ich selbst gerne unterschiedliche Meinungen einhole, bevor ich zu einem Urteil komme und weder bei „Impfpäpsten“ noch bei „Aluhüten“ ausreichende und vor allem neutrale Antworten gefunden habe, ist mir dieses kurze, aber doch recht informative Buch gerade recht gekommen, weil hier kompakte, sachliche Ausführungen im Mittelpunkt stehen und keinerlei Bewertung pro oder kontra Impfung abgegeben wird. Sachlich und präzise geht der Autor auf die unterschiedlichen Themen ein und bietet somit ein interessantes Werk zum Lesen und Nachschlagen; für die einen bestimmt eine Menge an Neuinformation, für andere vielleicht eher eine sinnvolle Zusammenfassung und Erweiterung von bereits vorhandenem Wissen, in jeden Fall aber eine Bereicherung zum Thema genetische Impfstoffe.

Aus meiner Sicht empfehle ich dieses Buch jedem Interessierten, um sich eine eigene Meinung zu bilden und freue mich auf Clemens G. Arvay: „Wir können es besser“.

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Veröffentlicht am 30.01.2021

Da steppt der Bär, dort blökt das Schaf

Die Fotografin - Die Welt von morgen
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Nach dem Tod von Onkel Josef verlässt Fotografin Mimi die Schwäbische Alb und zieht wieder durch die Lande. Allerdings wird es immer schwieriger, Gastanstellungen zu finden, die Verbreitung von handlichen ...

Nach dem Tod von Onkel Josef verlässt Fotografin Mimi die Schwäbische Alb und zieht wieder durch die Lande. Allerdings wird es immer schwieriger, Gastanstellungen zu finden, die Verbreitung von handlichen Fotoapparaten für „jedermann“ tut ihr Übriges. So suchen Mimi Reventlow und ihr Begleiter Anton Schaufler vom Gasthof Ochsen neue Betätigungsfelder. Sie überlegen, unter Umständen in Berlin ansässig zu werden, denn „da steppt der Bär“, andererseits hat die karge, aber idyllische Alb mit ihrer ganz besonderen Landschaft und den blökenden Schafherden ihren Reiz auch noch nicht ganz verloren.

Nahtlos schließt dieser Teil an die vorangehenden an. Wer Mimi bereits kennt, wird erfreut sein über ein „Wiedersehen“ mit ihr und anderen Bekannten von früher. Neben kurzen Erinnerungen an gestern gilt es diesmal, die Welt von morgen mitzugestalten, Verantwortung zu übernehmen und zukunftsträchtige Pläne zu schmieden.

Wie immer bei Petra Durst-Benning taucht man sofort ein in gewohnt angenehmen Lesefluss und versinkt in bildreichen und wortgewandten Beschreibungen von Landschaft, Mensch und Tier. Genaue Recherchen der Autorin verschaffen dem Leser ein unmittelbares Erleben der Welt um 1912: Fahrräder setzen sich durch, das anstrengende Reisen per Kutsche oder Bahn wird langsam ergänzt durch das bequeme Automobil, Frauen beginnen, ihre Rechte einzufordern. Diese und andere Themen werden geschickt eingebettet in die ganz persönliche Geschichte von Mimi und Anton. Die unverwechselbare Mischung aus spannenden Informationen und einer faszinierenden Kombination mit interessanten Romanfiguren macht auch diesen Band wieder zu einem phantastischen Leseerlebnis.

Sowohl die Fotografin selbst wie auch ihre Begleiter laufen unterschiedliche Entwicklungen durch und lassen die Neugier wachsen, wie es nun weitergeht. Die angerissenen Szenen am Ende deuten eine aufregende und vielversprechende Fortsetzung an. Auch wenn die Bücher rund um Mimi Reventlow einzeln gelesen werden könnten, so empfehle ich doch die ganze Reihe als Gesamtwerk.

Die Welt von morgen – ein weiteres Buch von Petra Durst-Benning, das ich sehr, sehr gerne gelesen habe!

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Veröffentlicht am 03.01.2021

Schach

Der Mädchenwald
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Die 13jährige Elissa bricht früh am Morgen gemeinsam mit ihrer Mutter auf zu einem Jugendschachturnier. Während einer Pause verschwindet sie spurlos und gerade in den ersten so wichtigen Stunden kommt ...

Die 13jährige Elissa bricht früh am Morgen gemeinsam mit ihrer Mutter auf zu einem Jugendschachturnier. Während einer Pause verschwindet sie spurlos und gerade in den ersten so wichtigen Stunden kommt Polizistin DI MacCullagh nicht recht voran. Die Chance, das junge Mädchen lebend zu finden, sinkt rapide.

Elijah ist zwölf und wohnt mit seiner Familie abgeschieden in einem dunklen Wald, wo er mangels Internet und Handy seine eigene Welt entwirft, den Orten unterschiedliche Phantasienamen verpasst und sich fast nur allein mit der Natur beschäftigt.

Als er Elissa entdeckt, ist er unsicher, ob er Hilfe holen und damit sein eigenes Leben auf den Kopf stellen soll, oder nicht. Ein gefährliches Spiel beginnt.

Elijah erzählt aus der Ich-Perspektive, über Elissa und Polizistin Mairéad wird in der neutralen Erzählform geschrieben, wodurch in stetem Wechsel der Sichtweisen eine sehr lebendige Geschichte entsteht. Autor Sam Lloyd streut anfangs viele Informationen, die sich nach und nach in der Handlung wiederfinden, geschickt den Einfallsreichtum und die Willenskraft Elissas widerspiegeln. Mit vielen Details ausgeschmückt, lernen wir die beiden Hauptpersonen und ihre Umgebung kennen, dennoch vermag man als Leser lange nicht die ganze Tragweite der Geschichte zu durchschauen. Unerwartetes tritt im Laufe Mairéads Ermittlungen zutage und lässt im zweiten Teil des Thrillers eine komplett neue Wende zu.

Der Schreibstil von Lloyd ist ein angenehmer, lässt Elissa, Elijah und alle anderen zu recht glaubwürdigen Figuren erwachen. Spannend ist der Mädchenwald durch all die Gedankengänge, die das Tun und Handeln begleiten, durch strategische Überlegungen und eingesetzte Taktik. Wird am Ende jemand überleben? Wenn ja, dann wer – und wie?

Ein durch und durch lesenswertes Buch, das Sam Lloyd uns hier präsentiert und das ich sehr gerne weiter empfehle.

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Veröffentlicht am 29.12.2020

Alles im Fluss

Mädchengrab
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In den rauen Wäldern Westkanadas taucht eine skelettierte Leiche auf. Ist das Moosmädchen die junge Jasmine, die 24 Jahre zuvor im Fluss Nahamish ertrunken sein soll?

Privatdetektivin Angie Pallorino ...

In den rauen Wäldern Westkanadas taucht eine skelettierte Leiche auf. Ist das Moosmädchen die junge Jasmine, die 24 Jahre zuvor im Fluss Nahamish ertrunken sein soll?

Privatdetektivin Angie Pallorino bekommt den Auftrag, so viel wie möglich über die Studentin und ihr Leben kurz vor deren Tod herauszufinden. Auf der Suche nach der Wahrheit stößt Pallorino nicht nur auf das Schweigen der Dorfbewohner, sondern auch an ihre eigenen Grenzen.

Eindrucksvoll und faszinierend stellt sich die kanadische Wildnis mit ihren dunklen Wäldern, einsamen Lichtungen und unzähligen Tierarten dar. „Nebelfinger, die durch die Bäume wehen“ (Pos. 374) und das „unheilvolle Donnern der Plunge Falls“ (Pos. 468) unterstreichen die bildhafte und detaillierte Beschreibung, die sich durch das gesamte Buch zieht. Aber nicht nur Landschaften, nein, auch tiefen Gefühlen gibt Loreth Anne White auf diese Weise Raum, die Natur spiegelt Erinnerungen wider und zwingt die Menschen gleichsam, sich alten aufreißenden Wunden zu stellen.

Allen voran, holt Angie selbst die Vergangenheit ein. Ihre Geschichte wird teils rückblickend aufgerollt, aber gerade nur so viel, wie für das Verständnis nötig ist, wenn man die beiden Pallorino-Bände zuvor nicht gelesen hat. Ihr persönliches Schicksal steht abwechselnd mit der Aufklärung über den Tod von Jasmine immer wieder im Vordergrund und nimmt viel Platz ein. Dennoch tut dies dem Ganzen keinen Abbruch, verschmilzt doch die Motivation der Privatdetektivin gekonnt mit den Geheimnissen, die in den Tiefen Kanadas verborgen sind. So inszeniert die Autorin ein faszinierendes Werk über den Fluss des Lebens, flicht den reißenden Nahamish perfekt in die Geschehnisse heute wie damals ein und beleuchtet die Abgründe, die immer tiefer werden, je länger Angie nachforscht.

Neben der düsteren Herbstlandschaft besticht die Psychologie bei diesem Thriller, die subtil erschaffenen Persönlichkeiten, die Triebfeder, welche jeden Einzelnen genau das tun lässt, was er tut. Fasziniert und neugierig eilt man beim Lesen von einem Kapitel zum nächsten, saugt neue Erkenntnisse auf und ordnet gemeinsam mit Angie Pallorino die Puzzleteilchen, die nur allmählich auftauchen. Als schon das Ende greifbar scheint und Verwunderung einsetzt ob der vielen verbleibenden Seiten, kommt plötzlich eine ganz neue Dynamik auf und beschert ein spannendes Finale.

Als kompletter Neuling in Sachen Pallorino kann ich nur sagen: faszinierende Geschichte, psychologisch perfekt in Szene gesetzt!

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Veröffentlicht am 20.12.2020

Eine Chance für die Zukunft

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
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Die beiden Waisenmädchen Marlene und Emma bekommen eine einzigartige Chance: sie dürfen eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester in der neu eröffneten Kinderklinik Weißensee beginnen. Die Freude ist ...

Die beiden Waisenmädchen Marlene und Emma bekommen eine einzigartige Chance: sie dürfen eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester in der neu eröffneten Kinderklinik Weißensee beginnen. Die Freude ist groß, die Vorbehalte gegen die zwei aus dem Waisenhaus aber ebenso. Ein anstrengendes Jahr wartet, geprägt von schwerer Arbeit, erster Verliebtheit und Misstrauen durch so manche Kollegen. Standesunterschiede zwischen Ärzten und Pflegerinnen müssen anno 1911 gewahrt werden und ohne väterliche Zustimmung gibt es keine Behandlung. So fällt es den beiden Elevinnen nicht immer leicht, ihre Ziele im Auge und ihre geschwisterliche Zuneigung zueinander aufrechtzuerhalten.

Tränen in den Augen hat man schon beim Prolog, der so traurig und dennoch voll Hoffnung ist. Wunderschön die Sprache von Antonia Blum, die den Leser zurückversetzt um hundert Jahre, in eine Zeit, in der Mädchen wenig wert sind, noch weniger, wenn sie aus dem Waisenhaus stammen. Dennoch vermittelt die Autorin mit ihren Worten Zuversicht und Optimismus. Trotz einiger Rückschläge finden sich auch immer wieder neue Perspektiven.

Begeisterung für die verantwortungsvolle Tätigkeit und schwierige Theoriekapitel über Kinder- und Säuglingspflege werden genauso lebendig geschildert wie Liebe und Enttäuschung unter den jungen Damen. Mit vielen Hintergrundinformationen und durch genaue Recherche wird das anfängliche 20. Jahrhundert lebendig, in dem sich die Kinderheilkunde erst etablieren und von der Erwachsenenmedizin abgrenzen muss. Sehr authentisch werden Ernährung und Pflege der Kleinsten in eine wunderbare Romankulisse verpackt, sodass man wie nebenbei eine Menge an Sachinformationen erhält, während die Geschichte rund um Marlene und Emma voll Spannung und Gefühl erzählt wird. Besonders die einzelnen Charaktere sind durchwegs sehr detailliert gezeichnet, vom Portier bis zum Klinikchef hat man lauter greifbare Figuren vor Augen.

Die Kinderklinik Weißensee verzaubert und berührt von der ersten bis zur letzten Seite. Als Leser kann man gar nicht anders, als gebannt auf die Fortsetzung im September 2021 zu warten.

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