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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.01.2021

Ein großes Vergnügen

Annette, ein Heldinnenepos
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Was für ein außergewöhnliches Buch. Hier trifft Klassik auf Moderne, Vergangenes auf die Gegenwart, Vernunft auf Leichtsinn, Unterdrücker auf Unterdrückte, Bürgerliches auf den Untergrund, ein ganzes Leben ...

Was für ein außergewöhnliches Buch. Hier trifft Klassik auf Moderne, Vergangenes auf die Gegenwart, Vernunft auf Leichtsinn, Unterdrücker auf Unterdrückte, Bürgerliches auf den Untergrund, ein ganzes Leben auf kurze Einblicke.

Sprachlich wird die Herausforderung schnell zum Vergnügen, das Bild der Heldin verfestigt sich und bekommt gleichzeitig Risse und zwischen Einst und Heute werden Verknüpfungen gezogen, die einen das eine oder andere Mal zum Nachdenken bringen.

Besonders beeindruckt hat mich, wie sehr Anne Weber die erzählende Versdichtung ins Jetzt transportiert hat, dabei Leichtigkeit hineinbringt, trotz des bewegenden, oftmals sehr dramatischen Lebens der Heldin Annette Beaumonoir. Der Roman rast von Ereignis zu Ereignis, ist voller Wendungen, wird nie langweilig und zieht einen schnell in seinen Bann. Man mag kaum glauben, dass ein einzelnes Leben so ereignisreich sein kann.

Beim Hörbuch hat mich einzig und allein gestört, dass man in so kurzer Zeit kaum so viele Infos aufnehmen kann. Ich werde also definitiv noch einmal das Buch lesen. Denn es lohnt sich!

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Veröffentlicht am 22.12.2020

Wundervolle Einstimmung auf Weihnachten

Xaver im Uhrenland
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„So ist es halt mit uns, wenn wir daheim sind, haben wir Fernweh, und wenn wir in der Fremde sind, haben wir Heimweh.“ So geht es vielen mindestens einmal im Leben – auch dem jungen Xaver, dessen Traum ...

„So ist es halt mit uns, wenn wir daheim sind, haben wir Fernweh, und wenn wir in der Fremde sind, haben wir Heimweh.“ So geht es vielen mindestens einmal im Leben – auch dem jungen Xaver, dessen Traum es ist, ein erfolgreicher Uhrenhändler in London zu werden. Doch in England angekommen, kämpft der Sohn eines Ziegenbauers schnell mit Heimweh. Denn nicht nur die Sprache, auch das geliebte Weihnachtsfest ist zu Zeiten Queen Victorias ganz anders als daheim im Schwarzwald. Weihnachtsbäume und das Christkind kennen die Engländer noch gar nicht. Nach einigen Herausforderungen wird Weihnachten für Xaver dann doch noch zu einem großen Fest – einschließlich englischem Christmas-Pudding, Schwarzwälder Speck, Linzertorte und vielen weiteren Überraschungen.
Die Geschichte von Heidi Knoblich erzählt auf herzerwärmende Weise von Freundschaft, Träumen, den Glauben an sich selbst, aber auch von Zweifeln, Heimweh, Vergebung und anderen Hürden, die das Leben mit sich bringt. Sie weckt die Vorfreude auf Weihnachten und lässt kleine und große Leser in die damalige Zeit eintauchen, in der viele Deutsche ihr Glück im Ausland suchten und ihre Traditionen mit in die Welt nahmen. Untermalt wird die Geschichte von farbenprächtigen Illustrationen von Martina Mair.

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Veröffentlicht am 26.11.2020

Hat meine Erwartungen übertroffen

Marigolds Töchter
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Manchmal beendet man ein Buch und stellt fest, dass der Klappentext inhaltlich zwar der Wahrheit entspricht, das Buch aber nur zu einem kleinen Bruchteil widerspiegelt. So ging es mir mit „Marigolds Töchter“, ...

Manchmal beendet man ein Buch und stellt fest, dass der Klappentext inhaltlich zwar der Wahrheit entspricht, das Buch aber nur zu einem kleinen Bruchteil widerspiegelt. So ging es mir mit „Marigolds Töchter“, das meine Erwartungen weit übertroffen hat. Ich habe nicht damit gerechnet, dass mir die Geschichte so unter die Haut gehen wird. Doch das Thema Demenz und die damit verbundenen Schilderungen stimmen in so vielerlei Hinsicht mit meinen eigenen Erfahrungen überein, dass ich nur bewundern kann, mit welcher Beobachtungsgabe und mit welchem Einfühlungsvermögen Julia Woolf diese wunderschöne Geschichte erschaffen hat. Sie berührt, sensibilisiert, erschüttert und gibt einem gleichzeitig Kraft. Aber vor allem zeigt sie, wie wichtig Zusammenhalt und Miteinander gerade in Zeiten sind, in denen man glaubt, alles zu verlieren – sowohl für die erkrankte Person als auch für das nahe Umfeld. Das ändert zwar nichts an der Krankheit, macht das Leben aber für alle Beteiligten lebenswerter und leichter. Und sie hat mich daran erinnert, wie wichtig das Jetzt ist – egal ob mit einer an Demenz erkrankten Person oder mit jedem anderen. Man sollte aus seinem Gedankenkarussell viel häufiger aussteigen, den Moment genießen und seine Sinne auf das konzentrieren, was gerade jetzt passiert.
Was soll ich sagen? Ich habe in diesem Roman eine Tiefe gefunden, die ich so nicht erwartet hätte, und kann von Herzen eine Empfehlung geben.

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Veröffentlicht am 23.10.2020

Reise für Daheimbleiber

Das Wörterbuch des Windes
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Nina Blazon hat mich in ihrem Roman „Das Wörterbuch des Windes“ gleich von der ersten Seite an auf eine Reise in das raue, lebhafte und mythische Island mitgenommen. Zusammen mit der Hauptfigur Swea habe ...

Nina Blazon hat mich in ihrem Roman „Das Wörterbuch des Windes“ gleich von der ersten Seite an auf eine Reise in das raue, lebhafte und mythische Island mitgenommen. Zusammen mit der Hauptfigur Swea habe ich die wilde Landschaft, die Menschen, deren kulturelles Erbe und Liebe zur Kunst sowie die ersten Berührungspunkte mit der isländischen Sprache kennen und lieben gelernt. Wie auch schon in ihrem Roman „Liebten wir“ hat Nina Blazon es geschafft, mich durch ihre ausdrucksstarken Bilder, ihre liebevollen, vielschichtigen Charaktere von der Geschichte zu begeistern. Ich liebe es, wie sie den leisen Zwischentönen großen Raum gibt. Dabei schafft sie es auch dieses Mal wieder, tiefe Verbindungen zwischen Generationen und einst Fremden zu knüpfen und Konventionen und langjährige Familienkonstrukte zu hinterfragen. Sie gibt ihren Protagonisten Raum für Entwicklung, lässt sie durch Höhen und Tiefen gehen und sich selbst finden. Dabei hat die Autorin ein gutes Händchen für Atmosphäre und lässt den Roman durch zahlreiche Wendungen auch nicht vorhersagbar werden. Ich habe jede Stunde dieser intensiven Isand-Reise genossen.

Zum Inhalt: In Island, der Insel der Winde, treffen sie am Walfjord aufeinander: die deutsche Touristin Swea, deren Ehe gerade auf der gemeinsamen Reise zerbrochen ist, der ehemalige Lehrer Einar Pálsson und der scheue Jón Árnarsson. In Einars Haus am Meer versucht Swea noch einmal ganz neu anzufangen. Früher hat sie Kunst studiert, wollte malen, Liebhaber sammeln und auch sonst in jeder Hinsicht frei sein. Aber kann man wirklich alles auf Null setzen? Auf der Suche nach Antworten entdeckt Swea das Leben und das Lieben neu und wagt es schließlich, ihre eigenen Geister zurückzulassen und dem Weg des Windes zu folgen.

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Veröffentlicht am 14.10.2020

Herzzerreißend schön

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
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Dieses Buch berührt in so vielerlei Hinsicht das Herz. Es ist tragisch, traurig, haarsträubend, gleichzeitig aber auch hoffnungsvoll, abenteuerlich, liebevoll, magisch… Kurz gesagt: herzzerreißend schön. ...

Dieses Buch berührt in so vielerlei Hinsicht das Herz. Es ist tragisch, traurig, haarsträubend, gleichzeitig aber auch hoffnungsvoll, abenteuerlich, liebevoll, magisch… Kurz gesagt: herzzerreißend schön. Ich habe jedes Detail dieser verrückten Reise mit dem gestohlenen Bücherbus genossen. Die Charaktere sind so fantasie- und liebevoll dargestellt, dass man sie trotz oder vielmehr wegen ihrer kleinen Eigenheiten und Fantastereien ins Herz schließen muss. Da wäre zum Beispiel der 12-jährige Bobby Nusku, der versucht, den Verlust seiner Mutter und die fehlende Geborgenheit und Sicherheit in seinem Leben zu verarbeiten, indem er akribisch alle noch erhaltenen Erinnerungsstücke seiner Mutter archiviert, aber auch haarklein dokumentiert, wer aus seinem nahen Umfeld was seit ihres Verschwindens getan hat – in der Hoffnung, seiner Mutter einen leichteren Einstieg nach ihrer Rückkehr zu ermöglichen. Nachdem sein einziger Freund von heute auf morgen wegzieht, lernt er Rosa und ihre Mutter Val kennen, die Putzfrau in einem Bücherbus ist. Bei ihr findet er seit langer Zeit eine Zuflucht vor der Gewalt und Trostlosigkeit in seinem Leben. Auch Val und Rosa blühen durch die Freundschaft auf. Als Bobby wieder einmal von seinem Vater geschlagen wird, setzt Val alles daran, ihn zu beschützen. Gemeinsam klauen sie den Bücherbus und starten eine abenteuerliche Reise quer durch England. Schon bald werden sie von der Polizei verfolgt und sind in allen Medien zu sehen. Aufgrund der Entführung Bobbys, aber auch, weil sich ihnen der geheimnisvolle Outlaw Joe anschließt. Im Gepäck haben sie nur das Nötigste: ihre Freundschaft und eine Menge guter Bücher.
Das i-Tüpfelchen dieses tollen Romans ist für mich die Liebe zur Literatur und zu den Klassikern unter den Kinderbüchern, die immer wieder deutlich wird. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

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