Familiengeschichte aus Hamburg
Ich mag diese Coverbilder nicht, obwohl dieses sich schon von den gängigen Covern, Frauen mit Rücken zum Leser vor Gebäude, abweicht. Aus meiner Sicht suggeriert das Cover einen anderen Inhalt als der ...
Ich mag diese Coverbilder nicht, obwohl dieses sich schon von den gängigen Covern, Frauen mit Rücken zum Leser vor Gebäude, abweicht. Aus meiner Sicht suggeriert das Cover einen anderen Inhalt als der Leser:in dann darin finden wird.
Josephine lebt auf dem Land bei ihrer Tante und den Heidschnucken und hat so den zweiten Weltkrieg überlebt. Doch dann kommt ein Brief aus Hamburg, dass sie nun mit 21 Jahren die Erbin des Hotel Savoy sein wird. Sie reist nach Hamburg und stellt sich ihren Erinnerungen, ihren Ängsten und vor allem der Vergangenheit.
Karsten Flohr blättert ganz langsam die verkrusteten Schichten ab und lässt so die Machenschaften der Nazis wieder sichtbar werden. Er zeigt, wie und wo (hohe Ämter) sich die Mitläufer:innen und die Täter:innen in der noch jungen BRD eingerichtet. Aber nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land ist viel Unrecht geschehen, wo die Menschen, auch vor Angst, weggeschaut haben. Josephine will diesen Zustand nicht akzeptieren. Sie will erfahren, wo ihr Vater und ihre Mutter geblieben sind und wer ihr Leben zerstört hat.
Es geht vordergründig um die Aufarbeitung der Vergangenheit und weniger um das Hotelleben, um den Glanz und die Prominenz, sondern um die Menschen im Hotel. Der Autor beschreibt vieles recht sachlich, manchmal schon fast zu nüchtern, aber trotzdem spürt man die Wut, die Trauer und die Zuneigung der Charaktere.
Und natürlich muss auch in diesem Buch die Hoffnung bleiben und auch das Gute darf gewinnen.