7 Lebensläufe statt Psychothriller
Girl APositiv gefallen hat mir, dass das Buch sehr realitätsnah geschrieben und nichts beschönigt wurde. Zudem steigt man auch direkt ohne große Umschweife in die Geschichte genau in dem Punkt ein, den der Klappentext ...
Positiv gefallen hat mir, dass das Buch sehr realitätsnah geschrieben und nichts beschönigt wurde. Zudem steigt man auch direkt ohne große Umschweife in die Geschichte genau in dem Punkt ein, den der Klappentext verspricht.
Obwohl so viele Kinder von denselben grausame Eltern stammen, hat Dean jedes einzelne wundervoll einzigartig porträtiert. Jedes hat eigene Charakterzüge, was die Geschichte bis zu einem gewissen Punkt interessant erscheinen lässt.
Das war es dann aber auch schon. Es folgt eine komische Vorgeschichte: Die Eltern der 7 Kinder sind ultrareligiös und unterrichten ihre Kinder fast ausschließlich mit der Bibel. Die Kinder kommen alle zu Hause auf die Welt und werden zunehmend von der Außenwelt abgeschottet. Gleichzeitig klauen die Eltern bei ihrem Job jedoch Gegenstände - Du sollst nicht klauen? So legen sie die Werte des Christentums recht vage aus.
Weiterhin wäre ein Stammbaum wirklich hilfreich gewesen. Zu jedem Kind folgten viele Nebencharaktere, sodass ich den Überblick fast verlor, nachdem ich über 2 Seiten mit Notizen vollgekritzelt hatte.
Viele Handlungen werden so detailreich beschrieben, dass es nur schleppend mit dem Inhalt vorangeht.
Ich hatte mich dabei so sehr mal wieder auf einen guten Thriller gefreut und wurde dann richtig enttäuscht. Das Buch zog sich nur so in die Länge ohne auch nur ein bisschen spannend oder interessant zu werden. In 2 Wochen las ich gerade mal 160 Seiten. Normalerweise bin ich mit solch einem Werk nur ein Wochenende beschäftigt und vernachlässige dafür alles andere.
Woran lag meine Enttäuschung? An meiner Erwartungshaltung. Da man von vornherein genau weiß, was passiert ist, nimmt es einfach die Spannung. Wen interessiert dann noch schon die Vergangenheit? Es war einfach anstrengend. Eine Qual. Allein die Anmerkung zu Paula Hawkins hätte mir eine Lehre sein sollen. Ihren Thriller "Girl on the train" mochte ich ebenfalls schon nicht.
Wie hätte man die Geschichte spannend gestalten können? Indem man nicht die 7 Lebensläufe der Kinder herunterrattert, sondern darauf eingeht, warum eigentlich die Eltern so geworden sind. Die Schicksale danach sind doch nicht mehr relevant. Eine Psychoanalyse der Eltern, warum sie so geworden sind, was der Knackpunkt war, ob es schon wohl in der Erziehung der eigenen Eltern lag und dort der Grundstein gelegt wurde, etc. Das wäre spannend zu lesen!
Zuletzt eine Warnung: Das Buch kann schwer verdaulich für sensible Menschen sein. Für hartgesottene Thriller-Fans zu empfehlen, wenn sie nicht von meinen Kritikpunkten verschreckt sind. Es handelt sich nicht um einen klassischen Thriller.