Edison contra Westinghouse
Dieser Roman ist von einer für den weiteren Verlauf der Geschichte der technischen Entwicklungen wegweisenden Auseinandersetzung zwischen Thomas Alva Edison und George Westinghouse inspiriert, die als ...
Dieser Roman ist von einer für den weiteren Verlauf der Geschichte der technischen Entwicklungen wegweisenden Auseinandersetzung zwischen Thomas Alva Edison und George Westinghouse inspiriert, die als „Stromkrieg“ bekannt wurde.
Im Mittelpunkt der Handlung steht der junge Anwalt Paul Cravath, dessen erster eigener Fall sich als wahrhaft gigantisch herausstellt: Sein Klient ist der Erfinder und Industrielle George Westinghouse, der mit niemand geringerem als den berühmten, als Genie geltenden Thomas Edison in einen Patentrechtsstreit um die Erfindung der Glühbirne verwickelt ist. Paul wird schnell klar, dass nicht nur seine Karriere mit dem Ausgang dieses Verfahrens steht und fällt. Milliarden Dollar, die Existenz von Westinghouse Unternehmen und nicht zuletzt auch Menschenleben stehen auf dem Spiel.
Doch Paul ist fest entschlossen, gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner zu bestehen, muss dabei aber auch selbst moralisch fragwürdige Dinge tun.
Schon auf den ersten Blick kann man erkennen, dass dieses Buch durchdacht gestaltet ist. Sämtliche Kapitel sind mit einem treffenden Titel versehen und werden vor allem von genau auf ihren Inhalt abgestimmten Zitaten eingeleitet. Letztere stammen von so klingenden Namen wie Bill Gates, Steve Jobs, Albert Einstein und einigen mehr und illustrieren sehr schön verschiedene Facetten des Themenkreises Erfindertum und Wissenschaft.
Obwohl der Erzählstil eher sachlich und nicht besonders gefühlsbetont ist, weshalb ich einige Zeit brauchte, um mit den Protagonisten richtig warm zu werden, konnte ich mich schließlich doch gut in Paul hineinversetzen und mit ihm mitfiebern.
Bei einem Großteil der hier auftretenden Figuren handelt es sich um echte historische Persönlichkeiten, neben Edison und Westinghouse tritt insbesondere auch Nikola Tesla auf, und sie alle sind nachvollziehbar gezeichnet, mit positiven wie negativen Eigenschaften, es wird wenig Schwarz-Weiß-Malerei betrieben.
Es ist spannend, zu beobachten, wie die diversen Rechtsstreitigkeiten und Intrigen sich entwickeln, und man kann erkennen, wie ähnlich sich die bedeutenden Erfinder ihrer Zeit waren, welche fundamentalen Unterschiede es aber auch zwischen ihnen gab.
Die meisten Handlungselemente orientieren sich an realen Ereignissen, der Autor hat sich dabei aber viel dichterische Freiheit genommen, die Geschehnisse beispielsweise in eine neue Reihenfolge gebracht und einiges dazuerfunden. Normalerweise bin ich ja eher skeptisch, wenn ein historischer Roman zu sehr von der Realität abweicht, hier finde ich das Zusammenspiel von Fakten und Fiktion aber alles in allem gut gelungen. Außerdem werden die wahren Zusammenhänge in einem ausführlichen Nachwort erläutert, das auch weitere Literaturhinweise enthält.
Weiters ist die Darstellung der wissenschaftlichen Grundlagen, die für die Handlung eine Rolle spielen, immer leicht verständlich und anschaulich, ich hätte mir diesbezüglich nur an manchen Stellen etwas genauere Informationen gewünscht.
Fazit: Ein absolut lesenswerter Roman, der ein interessantes Kapitel der Technikgeschichte ausleuchtet. Es sollte mehr Bücher dieser Art geben!