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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.12.2020

List oder Arglist

Die Arglist des Teufels
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Sophia war noch ein Kind, als ihr das wichtige Buch anvertraut wurde. Zunächst konnte sie es gar nicht lesen. Sie kannte den Dialekt, in dem es verfasst war, nicht.

Erst sehr viel später, sie war schon ...

Sophia war noch ein Kind, als ihr das wichtige Buch anvertraut wurde. Zunächst konnte sie es gar nicht lesen. Sie kannte den Dialekt, in dem es verfasst war, nicht.

Erst sehr viel später, sie war schon verheiratet, das erste Kind wuchs heran. Zusammen mit dem Sohn und der Amme machte sie sich auf den Weg nach Mähren. In Nikolausburg will sie den Dialekt erlernen, der ihr hilft ihr Buch zu lesen. Sie hofft darin ein Heilmittel gegen die Pest zu finden.

Doch es kommt anders, als sie es sich dachte. Das Buch gibt etwas Anderes preis. Sophia erfährt von der schweren Erkrankung ihres Gatten und kehrt unverzüglich nach Pirna zurück. Darauf hatte der intrigante Stadtschreiber Wolf Schumann gehofft. Er wollte das Buch unbedingt in die Finger kriegen. Dafür zahlt er einen hohen Preis - seine Gesundheit.....

Heike Stöhr hat einen gut recherchierten Mittelalter Roman verfasst. Dabei lässt sie eine junge Frau, für die Zeit, eher ungewöhnliche Wege beschreiten. Dabei kratzt sie am Selbstverständnis der damaligen Zeit. Sophia, ihre junge Protagonistin, erhält im Buch den Beinamen "die Füchsin"! Sie braucht viele, der Eigenschaften eines Fuchses, um ihr Abenteuer zu bestehen.

Für mich entwickelte sich das Buch schon bald zum Page Turner, der mich die Zeit vergessen ließ. Der Stil ist spannend und leicht zu lesen. Die Welt des Mittelalters ist gut erklärt, lässt trotzdem noch Raum für eigene Bilder im Kopfkino.

Veröffentlicht am 21.11.2020

Urlaub bitter süss

Ein Sommer in Cassis
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KHK Jens Schneider ist jetzt nach seinem letzten Fall wirklich urlaubsreif. Er reist nach Cassis an der Cóte Azur. Leider verhallt sein Wunsch nach Ruhe ungehört. Schon bald wird die Leiche einer jungen ...

KHK Jens Schneider ist jetzt nach seinem letzten Fall wirklich urlaubsreif. Er reist nach Cassis an der Cóte Azur. Leider verhallt sein Wunsch nach Ruhe ungehört. Schon bald wird die Leiche einer jungen Frau geborgen. Es ist Isabelle, die junge Kellnerin, die den Kommissar häufig bediente. Manchmal „knisterte“ es dabei zwischen den Beiden. Gerade der Start des Romans zog mich durch seine lebensechte, detailgetreue Beschreibung gleich mit ins geschehen. Ich erlebe die Betroffenheit der Protagonisten, kann aber auch die Schönheit und die Atmosphäre der Landschaft aufnehmen. Ist hier ein Mord geschehen, oder war es doch ein tragischer Unglücksfall, wie die Polizei verlauten lässt??? Dann wird Anja, eine Deutsche, tot aufgefunden. Hier ist dann Kommissar Schneider zur falschen Zeit am falschen Ort. Er landet im Gefängnis. Was ist nur los in Cassis???

Für mich war der Blick auf die Themen im Hintergrund auch sehr interessant. Der Autor hat aktuelle Themen, wie die Rolle der Polizei, die große Liebe, die Edelprostitution mit ihren Abgründen und die Frage nach dem Woher und Wohin des Lebens, geschickt den Protagonisten auf den Leib geschrieben. Dabei bedient er sich eines ausgewogenen Schreibstils, der den Leser gut unterhält, aber auch Raum zum Nachdenken lässt. Abgerundet wird das Szenario durch die wundervolle Urlaubskulisse an der Còte Azur. Wobei der Blick hinter die Kulissen sehr ernüchternd sein kann.

Das gerade dem Hauptprotagonist sich die Sinnfrage stellt ist auch symptomatisch für seinen Beruf. Die Auszeit eines Urlaubs lädt vielleicht auch ein, ehrlich mit sich selbst zu sein. Als Fazit möchte ich den Krimi von Peter Berg mit den Wellen des Meeres vergleichen. Mal sind sie ganz nahe, überrollen mich, dann ziehen sie sich zurück und geben mir Raum. In diesem Kreislauf erlebe ich das Geschehen und darf mich immer schon auf die nächste Welle freuen.

Veröffentlicht am 29.09.2020

Die Magie des Spiegels

Irre! - Wir behandeln die Falschen
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Es ist schon bedenklich, dass unser Alltag durch Populisten Trump, Erdogan und "Konsorten" mit deren Hetze überrollt wird. Erschreckend ist auch wie leichtfertig ihnen gegenüber Begriffe fallen, die zum ...

Es ist schon bedenklich, dass unser Alltag durch Populisten Trump, Erdogan und "Konsorten" mit deren Hetze überrollt wird. Erschreckend ist auch wie leichtfertig ihnen gegenüber Begriffe fallen, die zum psychopathologischen Terminus zu rechnen sind.

Wir "Normale" versuchen uns durch die Attraktivität, die in der Formulierung solcher Diagnoseversuche liegt zu entlasten, von der immer massiver werdenden Verantwortung für den ganz normalen Wahnsinn, den wir tagtäglich Leben nennen.

Neben der dargestellten gesellschaftlichen Ebene richtet das Buch den Fokus auf eine lebendige, pointierte Beschreibung verschiedener psychischer Erkrankungen. Dabei werden auch Methoden in den Blick genommen mit denen diesen begegnet werden kann. Selbst für Laien bietet sich ein guter Überblick über das Fachgebiet. Vielleicht hilft das Buch auch sachgerechter mit Termini umzugehen.

Etwas überrascht hat mich, wie wenig bei den Psychopharmaka auf Risiken und Nebenwirkungen eingegangen wurde.

Insgesamt verwendet der Autor einen lockeren Stil. Es macht Spaß ihm durch die Kapitel zu folgen.

Veröffentlicht am 20.09.2020

Zukunft wie und wann

Im nächsten Leben wird alles besser
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Das Cover mit seinen bunten Buchstaben macht neugierig auf das Buch. Bei uns noch eher abstrakte Elemente wie KI fallen nicht gleich ins Auge. Und doch ist der Roman dem wissenschaftlichen Fortschritt ...

Das Cover mit seinen bunten Buchstaben macht neugierig auf das Buch. Bei uns noch eher abstrakte Elemente wie KI fallen nicht gleich ins Auge. Und doch ist der Roman dem wissenschaftlichen Fortschritt sehr nahe gekommen. Einige der Erwartungen aus der Zukunft, klopfen heute schon an unsere Tür.
Die hier als Roman erarbeitete Vorlage hat bei den Zukunftsvisionen starken Anklang an die Werke von Y.N. Harari! Hier sind die Ideen der Zukunft sehr viel nüchterner und sachlicher verarbeitet.
Stelle sie sich vor, sie werden wach in einem fremden Bett, in einem unbekannten Raum, dann betritt der persönliche Assistent, Gustav, den Raum und erklärt Arnold Kahl , dass sich die Welt 25 Jahre weiter gedreht hat. Er gilt jetzt als alter Mann. Gustav entpuppt sich als KI mit synthetischem Charakter. Trotzdem werden Arnold und Gustav Freunde. Gustav hilft Arnold sich in der neuen Welt zu orientieren. Er steht ihm auch zur Seite als er Bilanz über sein Leben zieht.
Hans Rath hat die teilweise bedrückenden Zukunftsaussichten mit seinem Bildern und seiner Sprache in einen Rahmen gepackt, der uns die Zukunft mit einem Schuss Humor gedanklich nahe bringt. Es ist ein Buch zum lachen und schmunzeln. Es macht zugleich nachdenklich, wie es uns in dieser Zukunft ergeht. Arnold Kahl fällt seine Entscheidung..... Lesen sie selbst!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2020

Das Leben in die Hand nehmen

Ein verzehrendes Geheimnis
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Als ich das Buch in die Hand nahm, schloss ich vom Titelbild her auf einen Roman der in einer eher heilen Welt angesiedelt ist. Doch weit gefehlt - es wurde, spannend, teilweise brutal, mysteriös und ...

Als ich das Buch in die Hand nahm, schloss ich vom Titelbild her auf einen Roman der in einer eher heilen Welt angesiedelt ist. Doch weit gefehlt - es wurde, spannend, teilweise brutal, mysteriös und unbedingt lesenswert.

Die Geschichte spielt in der Mitte des 19 Jahrhunderts in den Appalachen. Der Tod der Großmutter Forbis führt die kleine Cadi zu einem Geheimnis, das die Menschen im Tal betrifft. Cadi lebt mit ihrer Familie im Tal. Zur Großmutter hatte sie eine ganz besondere Beziehung. Bletsung, eine Frau die allein in einer abseits gelegenen Hütte lebt bringt es auf den Punkt:

"Ich kenne keine Menschenseele, im ganzen Tal, die nicht traurig und beladen ist!"

So sagt sie bei einem Besuch der 10jährigen Cadi. Der ist da allerdings noch nicht klar, dass sie versuchen wird hinter dies Geheimnis zu kommen. Der Tod der Großmutter löst eine Kettenreaktion aus.

Bei einer Beerdigung in dem Tal wurde immer der Sühnemann gerufen, der die Sünden der Verstorbenen in einem Ritual auf sich nimmt. Ihm darf man nicht in die Augen schauen. Cadi, die noch ein Geheimnis auf der Seele hat riskiert trotz des strikten Verbotes einen Blick in die Augen des Sühnemanns, bei der Beerdigung von Oma Forbis. Seit dem Tag wünscht Cadi nichts sehnlicher als den Sühnemann zu finden, um ihm ihre Schuld zu geben. Cadi begibt sich auf eine spannende Suche, die am Ende nicht nur für sie Erlösung bedeutet.

Die Autorin hat ein anrührendes und berührendes Buch verfasst. Es fußt auf einer Tradition, die schottische Einwanderer mit nach Amerika brachten, und hier weiter praktizierten. Daneben spielt die Frage der Schuld und der Vergebung eine wesentliche Rolle. Plastisch fast greifbar und mit passenden Worten beschrieben wird das harte und entbehrungsreiche Leben den Einwanderer. Gut herausgearbeitet ist das Miteinander und die Spiele um Macht und Habgier. Schuld bekommt hier auch einen Platz im Miteinander.

Cadi und ihr Freund Fagan bringen durch ihre Erfahrungen und Begegnungen bei der Suche nach dem Sühnemann eine neue Botschaft mit ins Tal: "Sie spricht von Liebe und Vergebung. Diese Liebe sprengt alte erstarrte Strukturen auf und öffnet die Menschen für eine neue Form des Miteinanders."

Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen. Ich finde es lässt sich gut auf das heutige Miteinander übertragen.