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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2020

Mord in Salzburg

Teufelsgasse
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Dieses Buch ist nicht ganz einfach zu lesen. Es dauert, bis der Leser in den Sog der Geschichte gerät, aber dann gibt es daraus (fast) kein Entrinnen.

Worum geht’s?

In drei scheinbar nicht zusammenhängenden ...

Dieses Buch ist nicht ganz einfach zu lesen. Es dauert, bis der Leser in den Sog der Geschichte gerät, aber dann gibt es daraus (fast) kein Entrinnen.

Worum geht’s?

In drei scheinbar nicht zusammenhängenden Handlungssträngen erzählt Christoph Lindenmeyer eine Geschichte, die sich langsam aber sicher einem Höhepunkt nähert, in dem die drei Stränge zu einem straffen Knoten verknüpft werden.

Von zwei Mitspieler kennen wir Namen und Profession, ja sie kennen sich sogar: Der eine ist Al Wolff und der andere Steiger, der eine ein weit gereister Journalist, der andere sein Chefredakteur, der in Salzburg scheinbar grundlos ermordet wird. Von der dritten Person wissen wir nur seinen Beruf, Beamter in der Salzburger Stadtverwaltung, und, dass er einen Kleingarten in einer entsprechenden Anlage hat.

Während Wolff einen sympathischen Eindruck macht, kann man das von Steiger, dessen Gedanken kursiv gedruckt sind, nicht so sagen. Seine Sympathien gelten eher den Ewiggestrigen und so träumt er von einer Farm in Namibia, dem ehemaligen Deutsch-Südwestafrika. Die Weichen für de Ankauf sind gestellt, als er es sich doch anders überlegt. Wütende Schreiben seines Geschäftspartners vor Ort, sind die Folge.

Der unbekannte Mann macht einen spießbürgerlichen Eindruck und kümmert sich akribisch um seinen Schrebergarten. Dennoch unterscheidet er sich von den anderen Pächtern, denn er hasst Gartenzwerge und Ähnliches im Garten. Anfangs ziemlich unscheinbar, wächst er zu einem Schatten der Bedrohung heran.

Meine Meinung:

Ein Buch, auf das man sich einlassen muss. Erst wollte ich es wieder weglegen, weil ich den drei Personen nicht so ganz folgen konnte. So weit hergholt scheinen die Figuren. Doch dann hat mir das Auftauchen eines Vermessungstrupps, das richtige Stichwort geliefert und ich konnte mich dem Bann der Geschichte nicht mehr entziehen.

Ich habe schon zuvor ein Buch (Der Birnbaum im Pfarrgarten) des Autors, Christoph Lindenmeyer, der studierter evangelischer Theologie ist und bis 2010 Leitender Redakteur im Bayerischen Rundfunk sowie Moderator in Hörfunk und Fernsehen war, gelesen. Also er weiß, worüber er schreibt, wenn er Wolff und Steiger agieren lässt. Auch damals musste ich mich länger als üblich, auf den ungewöhnlichen Schreibstils des Autors einstellen.

Fazit:

Ein Buch, auf das man sich einlassen muss, dann nimmt es einen gefangen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 29.12.2020

Hamburgs sündige Meile 1970

Rotlicht, Blaulicht und Henrike
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Ingrid Weißmann nimmt ihre Leser in das Hamburg von 1970 mit. Die Stadt ist laut und für manche wird die große Freiheit, die sie in der Stadt der „Großen Freiheit“ zu finden glauben, die ganz große Unfreiheit. ...

Ingrid Weißmann nimmt ihre Leser in das Hamburg von 1970 mit. Die Stadt ist laut und für manche wird die große Freiheit, die sie in der Stadt der „Großen Freiheit“ zu finden glauben, die ganz große Unfreiheit. Das müssen auch zwei jugendliche Ausreißerinnen feststellen. Die beiden kommen aus Henrikes Dorf und finden in der ehemaligen Krankenschwester und nunmehrigen Polizistin, den rettenden Engel.

Meine Meinung:

Das Buch ist sehr gut recherchiert. Der Polizeialltag wird authentisch geschildert, was der ehemaligen Polizistin Ingrid Weißmann geschuldet ist. Ausgezeichnet ist der Zeitgeist eingefangen. Wir erleben die wilden 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts mit Mini-Rock und der Pille. Noch sind die letzten Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs nicht ganz verschwunden. Wohnungsnot und Untermietzimmer - die ganz alltägliche Situation in Hamburg.
Auch die Situation im Kiez wird detailgetreu geschildert. Die Mädchenfänger, die es auf genau solche Ausreißerinnen abgesehen haben, die Angst der Prostituierten, die Machenschaften ihrer Zuhälter anzuzeigen usw..

Fazit:

Das Buch ist spannend geschrieben, für mich hätten es durchaus noch einige Seiten mehr sein können. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 27.12.2020

Die ersten 40 Jahre

Chasing the Light – Die offizielle Biografie
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Oliver Stone gilt als enfant terrible unter den amerikanischen Filmemachern. Seine Filme sind häufig verstörend, verherrlichen Gewalt und zeigen die Wirklichkeit häufig so, wie sie ist.

Sein bisheriges ...

Oliver Stone gilt als enfant terrible unter den amerikanischen Filmemachern. Seine Filme sind häufig verstörend, verherrlichen Gewalt und zeigen die Wirklichkeit häufig so, wie sie ist.

Sein bisheriges Leben kann man in aller Kürze so zusammenfassen: Scheidungskind - traumatisierter Vietnam-Veteran - Erfolg und Drogen - Hollywood.

Einige Filme enthalten autobiografische Elemente wie „Wall Street“. Denn Stones Vater scheitert als Broker an der Wall Street. In „Platoon“ verarbeitet er seine eigenen Erlebnisse im Vietnamkrieg.

Oliver Stone ist mehrfacher Oscar-Gewinner, Drehbuchautor und Regisseur von „Platoon“, „JFK – Tatort Dallas“, „Geboren am 4. Juli“, „Natural Born Killers“, „Scarface“, „12 Uhr nachts – Midnight Express“ und vielen weiteren Filmen.

Seinen ersten Oscar erhielt er 1978 für das Drehbuch zu „12 Uhr nachts - Midnight Express“. Der Erfolg steigt ihm zu Kopf. Er genießt das Spektakel, feiert exzessive Drogenpartys und steht kurz vor dem Ruin.

Mit dieser Autobiografie lässt er die Leser in die ersten vierzig Jahre seines Lebens und hinter die Kulissen von Hollywoods Traumwelt blicken.

Fazit:

Eine ungeschönte Autobiografie, die alle Höhen und Tiefen von Oliver Stones ersten vierzig Jahren zeigt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 27.12.2020

Schwarzer Humor

Kernölkrieg
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In diesem ihrem dritten Krimi "Kernölkrieg" bietet Klaudia Blasl tiefe, ja allzutiefe Einblicke in die österreichische Seele auf dem Land.

Obwohl dieser Krimi in der Steiermark, im fiktiven Damischtal ...

In diesem ihrem dritten Krimi "Kernölkrieg" bietet Klaudia Blasl tiefe, ja allzutiefe Einblicke in die österreichische Seele auf dem Land.

Obwohl dieser Krimi in der Steiermark, im fiktiven Damischtal angesiedelt ist, könnte er überall so oder so ähnlich stattfinden.

Die Zutaten sind: ein in der Bevölkerung unerwünschtes Projekt mit hochpreisigen Zweitwohnsitzen, ein unter dem Deckmantel des Umweltschutzes zu errichtendes Wasserkraftwerk, die damit einhergehende Korruption und drei Giftmorde sowie viel Lokalkolorit und den köstlichen Speisen der Region.

Meine Meinung:

Klaudia Blasl ist für ihren schwarzen Humor und ihren Sprachwitz bekannt. Nicht jeder Leser wird sich damit anfreunden können. Mir gefallen vor allem die aussagekräftigen Namen wie Plutzenberg oder Gfrettstätten.
Daneben schlägt sie auch (sozial)kritische Töne an, wie zum Beispiel das Auflassen von Polizeidienststellen im ländlichen Raum oder das Schließen eines kleinen Krankenhauses.

Die Charaktere haben alle so ihre Ecken und Kanten: Ferdinand Kapplhofer, der Dorfpolizist, einstmals, vor der Schließung seiner Dienststelle deren Kommandant, liebt das gute Essen seiner Mutter, was man ihm deutlich ansieht. Oder Dr. Seidenbart, Gemeindearzt und Dressman. Herrlich beschrieben ist Polizeihauptmann Hartmuth van Trott, der das genaue Gegenteil vom Genussmenschen Kapplhofer ist.

Am Beginn des Krimis finden wir eine Zusammenstellung der Mitspieler, am Ende ein Glossar, der die wichtigsten Begriffe des steirischen Dialekts übersetzen.


Fazit:

Wer das Damischtal noch nicht kennt, kann es hier gleich mörderisch gut kennenlernen. Gerne gebe ich diesem Regional-Krimi 4 Sterne.

Veröffentlicht am 27.12.2020

Einfach zum Nachdenken

Eine kurze Geschichte der Zukunft
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Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien. In diesem Buch beleuchtet die gläubige Wissenschaftlerin das gespannte Verhältnis der Menschheit zur Natur.

In drei Teile ...

Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien. In diesem Buch beleuchtet die gläubige Wissenschaftlerin das gespannte Verhältnis der Menschheit zur Natur.

In drei Teile bringt sie uns ihre Gedanken zur Zukunft näher. Der Mittelteil „Die Zukunft - Verstehen“ ist in viele Unterkapitel geteilt.

Gebeshuber zeigt bereits bekannte Möglichkeiten, die Zukunft lebenswerter zu gestalten auf. Dazu zählt der Einkauf regionaler und saisonaler Produkte. Oder die Einsicht, dass „Menschen nicht die Herrscher der Natur sind, sondern ein Teil von ihr. Ein Teil, der sich nahezu unlösbaren Problemen gegenübersieht, der aber noch eine gute Chance hat, die Dinge zum Positiven zu verändern.“ (S. 8).

Richtig erkannt hat sie, dass „Ein Problem der politischen Entscheidungsträger ist ihr Fokus auf die kurzen Perioden, für die ihnen die Bürger ihre Stimme geben. Sie können in der kurzen Regierungszeit keine wirklich effektiven Schritte anstoßen, da in deren Folge die Belastungen der Staatsbürger zunehmen würden und ein weiterer Wahlsieg unwahrscheinlich erscheint. Vor allem auf der globalen Ebene und dem Verhältnis zu den ärmeren Staaten und der Natur tut sich hier ein Dilemma auf.“ (S. 227)

Doch gerade das von der Covid-19-Pandemie gebeutelte Jahr 2020 und die Einsamkeit durch die Isolation, birgt auch zusätzliche Gefahren:

„Unsere derzeitige Isolation macht es den professionellen Meinungsbildnern sehr leicht, uns zu beeinflussen und vor allem unsere Träume zu beschränken.“

Dennoch keimt verhaltene Hoffnung auf, dass sich die Menschen eines Besseren belehren lassen. Aus einer Stimme gegen ungerechte Verteilung der Ressourcen müss(t)en nur viele Stimmen werden.

„Die Welt hat genug Reichtum für alle Menschen, und es ist möglich, dass wir alle im Einklang mit der Natur leben können. Es bedarf nur eines gemeinsamen Wollens und des Hintanstellens der so kurzsichtigen Egoismen.“

Ob das wenigstens in kleinem Rahmen gelingen kann?

Fazit:

Eine interessante Vision, die Stoff zum Nachdenken bietet. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.