Explosive Love-Story
Der Knall, mit dem Betty Dawsey ihren langweiligen Verlobten, den Versicherungsvertreter Thom, verlassen möchte, gerät etwas größer als gedacht: Gerade als sie aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen möchte ...
Der Knall, mit dem Betty Dawsey ihren langweiligen Verlobten, den Versicherungsvertreter Thom, verlassen möchte, gerät etwas größer als gedacht: Gerade als sie aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen möchte fliegt diese in die Luft. Nur leicht verletzt wird Betty gerettet – von den echten Kollegen ihres Verlobten. Denn Thom hat die ganze Zeit ein Doppelleben geführt und Betty die komplett durchschnittliche, normale Beziehung nur vorgespielt – in Wirklichkeit ist er ein Geheimagent, der für eine private Organisation zur Verbrechensbekämpfung arbeitet. Betty ist wütend und überrascht gleichermaßen, doch wohl oder übel müssen die beiden zusammenarbeiten, um zu überleben, denn irgendjemand hat es auf die Agenten abgesehen – und durch ihre Beziehung zu Thom ist Betty mit ins Fadenkreuz geraten. Durch die gemeinsame Flucht lernt Betty ihren Verlobten neu kennen… und plötzlich ist sie sich nicht mehr so sicher, ob sie ihn wirklich immer noch verlassen möchte…
„Sweet little lies“ von Kylie Scott ist ein Roman, in dem auf wenigen Seiten sowohl romantische, als auch spannungsreiche Momente untergebracht sind. Der Schreibstil der Autorin lässt sich sehr flüssig lesen, so dass ich regelrecht durch die Seiten geflogen bin. Am besten hat mir der ironische Humor der Geschichte gefallen, welcher sich insbesondere in den Dialogen zwischen Betty und Thom findet. Des Öfteren habe ich laut auflachen müssen, denn die Autorin hat wunderbar-amüsante Ideen und Themen aufgebracht, nüchtern erscheinende Szenen urplötzlich aufgepeppt oder mich durch einen von Bettys sarkastischen Sprüchen überrascht.
Bereits der Anfang des Buches kommt sehr rasant, der Leser befindet sich sofort mitten in der Geschichte und wird – gemeinsam mit Betty – von den Ereignissen überrollt und mitgezogen. Insgesamt weist das Buch eine hohe Geschwindigkeit auf, die Ereignisse überstürzen sich regelrecht. Einerseits fesselt das den Leser natürlich an das Buch, andererseits ging es mir an vielen Stellen zu schnell und ich hätte mir mehr Hintergrundinformationen und tiefergehende Einblicke ins Geschehen und die Wahrnehmung durch die Protagonisten gewünscht. Für nicht einmal 300 Seiten ist hier unheimlich viel geschehen! Dabei gefällt mir die Idee hinter der Story ausgesprochen gut, es wird schnell deutlich, dass es sich bei „Sweet little lies“ um keine typische New Adult-Geschichte handelt. Der Titel des Buches passt einfach perfekt! Auch das Cover ist stimmig und ansprechend. Leider blieb es lange Zeit undurchsichtig, für welche Organisation Thom arbeitet und insgesamt erfährt der Leser relativ wenig Hintergründe zur Agententhematik. Hier hätte ich mir eine etwas tiefergehende Erarbeitung gewünscht. Gut dargestellt waren insbesondere die actionreichen Szenen, in denen es – auch mal unvermittelt – gefährlich wurde. Insgesamt konnte mich das Buch an vielen Stellen durch unvorhergesehene Wendungen überraschen, was mir gut gefallen hat. Was jedoch leider etwas zu kurz gekommen ist, war die Darstellung von Emotionen. Den Dialogen der Protagonisten hat es oftmals an Tiefe gefehlt und somit war die Entwicklung der Beziehung zwischen Betty und Thom teilweise nicht besonders gut nachvollziehbar. Auch ging die Wendung von Beziehungsende bis großer Liebe, von unschuldiger Floristin bis hin zu versierter Agentenfrau in meinen Augen zu schnell um noch authentisch zu wirken. Auch gegen Ende des Buches geht es Schlag auf Schlag, so dass man als Leser kaum noch mitkommt, es wurde alles untergebracht, was man von einer Agentenstory erwartet. Die letzten Handlungsstränge hätte es meiner Meinung nach nicht unbedingt gebraucht und gingen zulasten der vorher aufgebauten Liebesgeschichte. Insbesondere dem Schluss hätten einige Seiten Erklärungen gut getan, die Story wirkte am Ende leider sehr überladen, war vorhersehbar und kaum mehr glaubwürdig.
Auch den Protagonisten stehe ich eher zwiegespalten gegenüber. Betty und Thom konnten für mich als Paar nicht überzeugen, auch wenn ich ihre Wortgefechte amüsant und sehr unterhaltsam fand. Vieles aus dem Alltag der Beziehung erfährt der Leser durch Bettys Rückblicke und lernt so den „früheren“ Thom kennen. Im weiteren Verlauf lernt ihn der Leser ganz anders kennen, als von Betty beschrieben und ich wusste ihn lange Zeit nicht einzuordnen. Was kann man ihm glauben, wo lügt er erneut? Trotzdem fand ich ihn einen spannenden Charakter, auch wenn mir seine tiefen Gefühle für Betty nicht begründet genug waren. Seine Entwicklung vom manipulativen, gefühlskalten Profi hin zum liebevollen emotionalen Traummann ging mir zu schnell. Betty hingegen habe ich auf zweierlei Arten erlebt: Einerseits war sie mir sympathisch, da durch und durch normal und unschuldig in diese Geschichte hineingezogen. Ihre schlagfertige, ironische Art fand ich sehr amüsant. Dann hat sie mich über weite Teile der Story aber auch einfach nur genervt. Sie jammert ständig herum, kritisiert Thom wo es nur geht und verhält sich sehr kindisch und eingeschnappt. Auch passt ihr Verhalten an vielen Stellen nicht zusammen und wirkt konstruiert und unglaubwürdig. Ich habe mir schwer getan, sie als Person zu greifen und konnte mich auch nicht wirklich mit ihr identifizieren. Die Nebenfiguren aus Thoms Agentengruppe hingegen haben mir gut gefallen und waren facettenreich konstruiert.
Insgesamt hatte ich eine unterhaltsame Lesezeit und konnte gut in das Buch eintauchen, auch wenn es mich emotional nicht ganz so mitgerissen hat. Dies ist insbesondere der Kürze des Buches geschuldet, das wenig Platz für die tiefergehende Beschreibung von Emotionen und Hintergründen gelassen hat. Die kreative Idee hinter dem Buch und die aufregende Darstellung verbunden mit jeder Menge amüsanter Dialoge haben für mich inhaltliche Schwächen aber wieder wettgemacht. Eine schöne Mischung aus actionreicher Agentengeschichte und humorvoller Lovestory.