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Veröffentlicht am 26.01.2021

Schöne neue Technik?

Die App – Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst.
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Um ihnen mehr Sicherheit zu geben und sich das Leben angenehmer zu machen, haben der Arzt Hendrik Zemmer und seine zukünftige Frau Linda in ihr neues Haus Adam, ein Smart-Home-System das über Handy-App, ...

Um ihnen mehr Sicherheit zu geben und sich das Leben angenehmer zu machen, haben der Arzt Hendrik Zemmer und seine zukünftige Frau Linda in ihr neues Haus Adam, ein Smart-Home-System das über Handy-App, Augenscan oder Spracheingabe bedient wird, installieren lassen. Absolut sicher, wie die Firma versprach, bis eines Nachts, als Hendrik von einer Notfall-Operation nach Hause kommt, Linda spurlos verschwunden ist. Die Polizei geht davon aus, dass Linda freiwillig gegangen ist, und unternimmt zunächst nichts. Doch Hendrik ist davon überzeugt, dass Linda ihn niemals freiwillig verlassen hätte und beginnt selbst mit Nachforschungen. Durch Zufall erfährt er, dass auch Jonas, der Mann von Julia Krollmann, verschwunden ist, in deren Haus ebenfalls das angeblich sichere System Adam installiert ist. Dann geschehen plötzlich seltsame Dinge, Adam reagiert anders, als er eigentlich sollte, und auch Julia verschwindet. Jetzt endlich schaltet sich die Polizei ein …

Arno Strobel, der Autor des Buches, wurde 1962 in Saarlouis geboren. Mit dem Schreiben begann er erst im Alter von beinahe vierzig Jahren. Seine ersten Schritte erschienen unter einem Pseudonym beim DTV und beim Eichborn-Verlag. 2010 wechselte er zum Fischer Taschenbuchverlag und erreichte seither mit seinen Büchern hohe Platzierungen in der Spiegel-Bestsellerliste. Seit Februar 2014 ist Strobel nur noch als freiberuflicher Autor tätig. Heute lebt er in der Nähe von Trier.

Bisher war ich von den Möglichkeiten die ein solches Smart-Home-System bietet (Heizung, Rollladen, Licht etc. von unterwegs mittels Handy-App zu steuern) fasziniert, doch seit der Lektüre dieses Buches hat sich meine Meinung gründlich geändert. Der Autor führt uns vor Augen, dass selbst ein als 100% sicher gepriesenes System nicht funktionieren kann, wenn arglistige Betrüger am Werk sind.

In seinem gewohnt fesselnden und mitreißenden Schreibstil entführt uns Arno Strobel in die moderne Welt der digitalen Möglichkeiten und zeigt uns deren Schwachstellen auf. Seine exakten Schilderungen sorgen bereits nach den ersten Seiten für Gänsehautfeeling und wecken die Ängste in uns, beobachtet und ausspioniert zu werden. Die Geschichte wirkt sehr real, man kann sich als Leser gut in die eine oder andere Person hinein versetzen und sich in ihre Empfindungen einfühlen. Dem Autor ist es großartig gelungen, die Spannung durchweg zu halten und beinahe jeden verdächtig erscheinen zu lassen. Das Ende ist zwar schlüssig und einleuchtend, war für mich aber dennoch ziemlich überraschend und nicht vorhersehbar.

Fazit: Ein extrem packender Thriller mit überraschendem Ende, dessen Thematik, und ganz besonders auch Arno Strobels Nachwort, zum Nachdenken anregen.

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Veröffentlicht am 20.01.2021

Erinnerung an den Vater

Vati
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Nach dem Erfolg ihre Buches „Die Bagage“ schrieb Monika Helfer nun ein weiteres Erinnerungsbuch, diesmal über ihren Vater, Josef. „Vati“ sollten ihn seine Kinder nennen, dies würde modern klingen, meinte ...

Nach dem Erfolg ihre Buches „Die Bagage“ schrieb Monika Helfer nun ein weiteres Erinnerungsbuch, diesmal über ihren Vater, Josef. „Vati“ sollten ihn seine Kinder nennen, dies würde modern klingen, meinte er, und dies ist auch der Titel des Buches. In einem angenehmen plaudernden Erzählstil, so als würde man bei einer Tasse Kaffee zusammen sitzen, berichtet die Autorin über ihr Leben, ihre Kindheit und natürlich über den Vater, diesen ganz besonderen Mann, der im Krieg ein Bein verlor und im Lazarett Grete, eines der vielen Kinder der „Bagage“, kennen lernte. Sie war seine große Liebe, wurde seine Frau und die Mutter von vier seiner sechs Kinder. Seit seiner Kindheit liebte er Bücher, wollte sie besitzen und träumte von einer eigenen Bibliothek. Sein Traum erfüllte sich, als er Verwalter des Kriegsopfer-Erholungsheimes in den Bergen wurde. Dort, inmitten der herrlichen Natur, wuchsen Monika Helfer und ihre drei Geschwister auf. Doch dieses Glück währte nicht ewig, irgendwann schlug das Schicksal erbarmungslos zu. Hier weiter zu erzählen würde m.E. zu viel der Geschichte vorweg nehmen. Nur so viel sei gesagt, dass das Leben des Vaters und der ganzen Familie in völlig anderer Richtung weiter verlief …

So schweigsam wie ihr Vater war, so verhalten berichtet die Autorin von dessen Leben. Sie geht dabei nicht chronologisch vor, sondern erzählt einzelne Episoden, wie sie gerade aus der Erinnerung auftauchen. Auch die ganze Verwandtschaft, Brüder und Schwestern der Großeltern, Onkel und Tanten der Autorin und ihrer Geschwister, sind in die Geschichte involviert und steuern mit teils kuriosen Ereignissen und Begebenheiten zum guten Gelingen des Buches bei. Dabei entsteht eine Stimmung, die tief berührt und beeindruckt und gelegentlich an die eigene Kindheit erinnert, an Erlebnisse, die man längst vergessen glaubte. Monika Helfer erzählt viel von sich selbst, von ihrem teils zwiespältigen, teils innigen Verhältnis zum Vater, was diese Biografie sehr persönlich macht. Das Buch gibt dem Leser einen tiefen Einblick in die Verhältnisse der Nachkriegszeit und ist gleichzeitig die Würdigung eines Mannes, dessen Leben und dessen Psyche vom Krieg geprägt wurden.

Fazit: Schonungslos ehrlich und sehr persönlich, ein wunderbares Buch, das ich gerne weiter empfehle.

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum!

Miss Bensons Reise
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Seit ihr Vater als Kind ihr davon erzählte träumte Margery Benson davon, den bisher unentdeckten „Goldenen Käfer von Neukaledonien“ zu finden. Doch stattdessen ging sie Tag für Tag dem ungeliebten Beruf ...

Seit ihr Vater als Kind ihr davon erzählte träumte Margery Benson davon, den bisher unentdeckten „Goldenen Käfer von Neukaledonien“ zu finden. Doch stattdessen ging sie Tag für Tag dem ungeliebten Beruf als Lehrerin nach, bis sie nach einem Vorfall in der Schule alles hinschmiss und kündigte. Nun, als bereits 46Jährige, trifft sie Vorbereitungen für eine Expedition ans andere Ende der Welt. Margery heuert die junge Enid Pretty als Begleiterin an, was sich jedoch bald als Reinfall erweisen sollte. Die beiden Frauen hatten zunächst so gar nichts gemeinsam, ja waren sich sogar unsympathisch, hielten aber in Notlagen zusammen. Ein einschneidendes Ereignis sollte dann die Wende bringen, aus der sich eine tiefe Freundschaft entwickeln wird …

Die 1962 in London geborene Autorin Rachel Joyce ist eine britische Schauspielerin und Schriftstellerin, die bereits 2012 mit „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ einen Bestseller schrieb, der für den Booker Prize nominiert war und den „New Writer oft he Year Award“ gewann. Sie studierte Englisch an der Bristol University in London und arbeitete zunächst als Schauspielerin und dann als Hörspielautorin für die BBC. Rachel Joyce ist mit dem Schauspieler Paul Venables verheiratet und hat vier Kinder.

„Miss Bensons Reise“ ist eine mitreißende Geschichte, tragisch und traurig, aufregend und spannend, auch lustig und vergnüglich – jedoch immer bewegend und faszinierend. Ein schön komponierter Schreibstil, großartige Landschaftsbeschreibungen und viele interessante Themen erwarten den Leser in dieser reizvollen Geschichte. Man ist hautnah am Geschehen beteiligt und begibt sich mit den Protagonistinnen auf eine gefahrvolle Reise ans andere Ende der Welt. Man erlebt mit ihnen spannende Abenteuer, bangt und leidet so manches Mal mit ihnen, kann aber auch mit ihnen über mannigfache Missgeschicke lachen. Dramatische Naturphänomene und gefahrvolle Bergtouren sind so eindringlich geschildert, dass man beim Lesen den Atem anhält. Tragische menschliche Schicksale lassen mitleiden und Erfolgserlebnisse mitfreuen. Dass einige Passagen etwas klischeehaft und leicht überzogen sind und manches gar etwas unrealistisch anmutet, übersieht man gerne, da es nur das Lesevergnügen steigert. Eingefügte Erlebnisse aus der Vergangenheit der Protagonisten wecken das Verständnis für manch unmotivierte Handlung und tragen so zum intensiveren Erleben bei.

Fazit: Ein wunderschönes Buch, das zahlreiche Themen des menschlichen Lebens anspricht und Mut macht, lange gehegte Träume zu verwirklichen.

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Wenn in den Rauhnächten die Zeit stillsteht …

Dort, wo die Zeit entsteht
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Um sich vom Ärger und Stress in der Klinik zu erholen, beschließt die junge Ärztin Katharina ihre Weihnachtsferien in der Berghütte der Familie zu verbringen. Sie fährt hin, ohne jemanden davon in Kenntnis ...

Um sich vom Ärger und Stress in der Klinik zu erholen, beschließt die junge Ärztin Katharina ihre Weihnachtsferien in der Berghütte der Familie zu verbringen. Sie fährt hin, ohne jemanden davon in Kenntnis zu setzen – sie will ihre Ruhe, will alleine sein. Kaum angekommen erscheint auch schon Irmelin, die alte Bäuerin die nach dem Rechten sieht wenn die Hütte leer steht. Irmelin ärgert sich, ausgerechnet die Rauhnächte, die zwölf Tage von Weihnachten bis Dreikönig, in denen sich Geister eine wilde Jagd liefern und die in den Bergen schon immer als besonders gefährlich galten, hat sich die Städterin ausgesucht. Sie macht einige Andeutungen und gibt Katharina den Rat, auf ihre Träume zu achten. Die junge Frau ist plötzlich verunsichert …

Claudia Wengenroth, die Autorin der Geschichte, wurde 1971 in Leipzig geboren und wuchs auch dort auf. Bevor sie Medizin studierte machte sie eine Ausbildung als Physiotherapeutin. Heute lebt und arbeitet sie als Ärztin im Weserbergland.

Eine mystische Geschichte, auf die man sich ganz einlassen muss. Ich bin froh, sie nicht während der Rauhnächte, der unwirtlichen Zeit zwischen den Jahren, der Zeit der langen Nächte und der Stürme mit Schneetreiben in den Bergen, gelesen zu haben. Denn kaum ist Katharina alleine, beginnen sich bei ihr Traum und Wirklichkeit zu vermischen. Angst macht sich in ihr breit, sie befindet sich in einem magischen Zustand und kann plötzlich Tiere sprechen hören. Jetzt sind nur noch die Kräfte der Natur bedeutsam, Stress, Hektik und Zeit sind unwichtig. Jetzt gilt es, Ängste zu überwinden und zu sich selbst zu finden.

Der Schreibstil der Autorin ist nicht einfach zu lesen, man muss sich darauf einlassen und sich in den Bann der Geschichte ziehen lassen. Dann ist alles ist sehr poetisch, mystisch, magisch und geheimnisvoll spannend. Ist man am Ende wieder zurück in der realen Welt muss man sich erst einmal besinnen und über das Erlebte nachdenken. Man kann viel hinein interpretieren, doch jeder Leser wird es wohl anders empfinden und anders erleben.

Fazit: Eine märchenhafte Geschichte voller Magie, auf die man sich ganz einlassen sollte – nur dann wird das Gelesene wirklich zum Erlebnis.

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Veröffentlicht am 24.10.2020

In Würde sterben …

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
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Ursprünglich hatte sich Fred Wiener, als er sich zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden ließ, seine Tätigkeit viel leichter vorgestellt, denn gleich bei seiner ersten Aufgabe läuft einiges schief. ...

Ursprünglich hatte sich Fred Wiener, als er sich zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden ließ, seine Tätigkeit viel leichter vorgestellt, denn gleich bei seiner ersten Aufgabe läuft einiges schief. Karla Jenner-García, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist, hat genaue Vorstellungen darüber, wie sie die ihr noch verbleibende Zeit verbringen will – und dabei ist Fred ihr zunächst eher hinderlich als hilfreich. Wesentlich hilfreicher für die ehemalige Fotografin hingegen ist Phil, Freds 13jähriger Sohn, den sie mit der Aufgabe betraut, ihre umfangreiche Negativ-Sammlung zu digitalisieren. Ihm hat es Fred auch zu verdanken, dass sein Kontakt zu Karla wieder hergestellt wird, nachdem seine Bemühung, der Sterbenden noch eine letzte Überraschung zu bereiten, gründlich danebengegangen ist. Endlich wird er von Karla akzeptiert und auch das Verhältnis zu seinem Sohn bessert sich zusehends. Zwischen den drei so unterschiedlichen Menschen entsteht eine tiefe Verbundenheit …

Susann Pásztor ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie wurde 1957 als Tochter eines ungarischen Vaters und einer deutschen Mutter in Soltau geboren. Sie studierte Kunst und Pädagogik und arbeitet heute als Autorin, Übersetzerin und Illustratorin in Berlin. In der Stiftung Lazarus-Diakonie Berlin erhielt sie eine Ausbildung und ist seit den 2010er-Jahren im ambulanten Hospizdienst ehrenamtlich tätig. „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ ist ihr dritter Roman, für den sie 2018 den Evangelischen Buchpreis erhielt.

Es ist schon erstaunlich, wie man über eine so schwierige Materie so leicht und locker schreiben kann. Die Autorin versteht es ausgezeichnet dem Thema Sterbebegleitung, das sehr gerne verdrängt wird, seine Natürlichkeit zu geben und den Leser unbefangen damit vertraut zu machen. Die Vergänglichkeit unseres Daseins, Krankheit und Tod, gehören zum Leben und werden hier unaufdringlich, ohne Pathos und mit sehr viel Feingefühl behandelt. Gelegentlich eingestreute humorvolle Begebenheiten lockern auf, regen zum Schmunzeln an und nehmen den Ereignissen die Schwere. Die einzelnen Charaktere sind sehr lebensecht und realistisch ausgearbeitet, unvollkommen wie im richtigen Leben. Die Autorin hat ein feines Gespür für zwischenmenschliche Beziehungen und lässt die Geschichte optimistisch ausklingen.

Fazit: Ein schönes, ein berührendes Buch, dem ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung geben kann.

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