Durchwachsen
FrankensteinUm Frankenstein kommt man in der Kürbiszeit kaum herum. Trotzdem habe ich die Geschichte 31 Jahre lang „verpasst“. Natürlich wusste ich, dass Frankenstein ein Monster erschuf, kannte aber weder Buch noch ...
Um Frankenstein kommt man in der Kürbiszeit kaum herum. Trotzdem habe ich die Geschichte 31 Jahre lang „verpasst“. Natürlich wusste ich, dass Frankenstein ein Monster erschuf, kannte aber weder Buch noch Film.
Um die Sache abzukürzen: Das Buch hat mich sehr enttäuscht. Es ist poetisch geschrieben, vermittelt eine Moral und kann feministisch interpretiert werden, was viel Raum für Diskussion lässt und das Werk literarisch wichtig macht.
Unterhalten konnte es mich aber leider nicht gut. Die Geschichte wird sehr detailliert und mit Nichtigkeiten ausgeschmückt, startet schleppend und der Spannungsbogen reißt immer wieder ein, sodass mir das Weiterlesen schwerfiel.
Das offene Ende der Geschichte ließ mich dann vollends unzufrieden zurück.
Nichtsdestotrotz wirft es viele Fragen auf, die man sich ins Bewusstsein rufen sollte. Was bedeutet es, ein Mensch zu sein? Was macht uns menschlich? Die Erscheinung? Unser Verhalten? Unser Gewissen?
Welche Verantwortung hat der Mensch gegenüber seiner Mitmenschen? Insbesondere die Erziehungspflicht wird hier ins Spotlight gerückt, da Frankensteins Monster eigentlich keines ist. Es wird sehr deutlich, dass er Liebe und Zuneigung sucht – in einer Welt, die er nicht versteht. Unbeholfen wie ein Kind wurde er in die Welt entlassen, ohne Lehre oder jegliche Leitung, und versagt auf zwischenmenschlicher Ebene, weil die ihm fremd ist. Das führt zu der Frage, wer hier wirklich das Monster ist. Er oder sein Erschaffer, der ihm nicht frühzeitig Einhalt gebot, ihm nie als Mentor diente.
Und natürlich die allumfassende Frage, inwieweit Wissenschaft moralisch vertretbar ist?
Deshalb 3 von 5 Sternen für diesen Klassiker.