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Veröffentlicht am 03.03.2021

Wahnsinnige qualitative Steigerung

What if we Stay
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Ende letzten Jahres ist mit „What If We Drown“ der erste Band einer NA-Reihe von Sarah Sprinz erschienen und an den kann ich mich auch noch bestens erinnern, denn wie sollte man eine Protagonistin wie ...

Ende letzten Jahres ist mit „What If We Drown“ der erste Band einer NA-Reihe von Sarah Sprinz erschienen und an den kann ich mich auch noch bestens erinnern, denn wie sollte man eine Protagonistin wie Laurie vergessen, die mich schier in den Wahnsinn getrieben hat? Dass ich nun mit „What If We Stay“ den zweiten Band gelesen habe, liegt schlichtweg daran, dass ich gemerkt habe, dass Sprinz eine Erzählerin ist und eben auch noch eine verhältnismäßig unerfahrene, weswegen es manchmal einfach Zeit braucht. Da ist es fast schon überraschend, dass der zweite Band eine gewaltige Steigerung ist.

Zunächst habe ich mich bei „What If We Stay“ an einige Muster aus dem ersten Band erinnert gefühlt, was zugegebenermaßen ein gewisses Unbehagen ausgelöst hat. Amber kannte ich zwar schon und ich wusste, dass sie wie Laurie ihre guten Seiten hatte, aber das Buch ging gleich mit so vielen falschen Entscheidungen los, die mich Amber haben verteufeln lassen und wo ich dachte: Schon wieder? Und nein, es liegt nicht daran, dass sie sich durch alle Betten schläft. Es liegt eher an dem ganzen Drumherum und Denkweisen, die zu ihrem Männerverschleiß führen. Also die Ursache, nicht die Wirkung. Lustigerweise war in all diesem Laurie eine Art Fels in der Brandung, die in der Außenperspektive sofort viel sympathischer war. Hätte ich sie so kennengelernt, hätte ich mir ihren Band vermutlich herbeigesehnt. Und der zweite Wiedererkennungsfaktor ist, dass der Kerl wieder ein vom Himmel geschenkter Engel ist. Ich fand Emmett im ersten Band noch nicht so dominant, aber hier hatte er mich sofort und erst ganz am Schluss kann man etwas zu mäkeln an ihm finden. Ja, das war bei Sam ganz genauso.

Doch der gewaltige Unterschied zwischen Band 1 und Band 2 ist, dass Amber viel schneller einen inneren Wandel durchmacht und dass sie Risiken eingeht, um sich aus ihren Mustern zu befreien. Zudem hat sie eine persönliche Geschichte, die ich extrem nachvollziehbar fand. Ich fand das nicht konstruiert, sondern in der Gesamtsicht sehr natürlich. Ähnliches gilt für Emmett, der aber sowieso netter nicht hätte sein können. Mit den beiden verknüpft ist dann auch der Pluspunkt, dass sensible Themen wie toxische Beziehungen oder toxische Rollenbilder prägnant, aber nicht effektheischend in die Geschichte eingebaut worden sind. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sich Sprinz für etwas feiern lassen will, was eigentlich selbstverständlich sein sollte und genau deswegen wird es im Kontext auch selbstverständlich. Das hat mich diesmal wirklich extrem beeindruckt.

Aber auch die Liebesgeschichte von Amber und Emmett ist ein wahres Goldstück geworden. Die beiden hatten zwar für mich nicht diesen einen besonderen Moment, der mich hat Fan lassen werden. Stattdessen ist es absoluter Beharrlichkeit geschuldet, dass es besser und besser wurde. Und das ist manchmal gar nicht verkehrt, denn wenn es DIESEN Moment gibt, ist es oft schwer, auch den Rest der Geschichte über dem gerecht zu werden. Aber konstant gut eine Liebesgeschichte aufzubauen, die so gut durchdacht ist und so viele kleine Babysteps macht, dass man am Ende nur überzeugt sein kann, dass die beiden zusammengehören, das ist die Kunst. Am Ende waren die Hürden für die beiden noch einmal extrem, aber ich konnte damit in der Konsequenz leben, zumal es beiden Charakteren noch einmal eine Seite mitgegeben hat, die zeigt, wie sehr sie sich miteinander verändert haben.

Lustig fand ich auch, dass von diesem „edgy“ Schreibstil, wie ich es in meiner Rezension zum ersten Band schrieb, nichts mehr zu sehen war. Ich hatte ihn da zwar nicht verteufelt, aber er war mir eben auch im Kopf geblieben. Jetzt war aber deutlich zu merken, was für enorme schriftstellerische Fortschritte Sprinz gemacht hat. Es war unheimlich flüssig, die Übergänge waren viel sanfter und die gesamte Geschichte war konstruiert, aber nicht offensichtlich konstruiert. So muss das sein. Kompliment!

Fazit: „What If We Stay“ ist eine fast schon unglaubliche Verbesserung gegenüber dem ersten Band. Stilistisch und erzählerisch ist so viel draufgepackt worden, dass ich wunderbar durch die Erzählung gleiten konnte. Zudem ist diesmal die weibliche Protagonistin kein rotes Tuch für mich, weswegen ich mich vollends in einer tollen Liebesgeschichte fallen lassen konnte.

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Famoser Beginn legt Grundlage für starken Band

Ohne Schuld
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Charlotte Link war die erste Autorin, die mich verführt hat, von Jugendbüchern weg auch mal auf Bücher für Erwachsene zu vertrauen. Das ist weit über zehn Jahre her und trotzdem ist sie immer noch eine ...

Charlotte Link war die erste Autorin, die mich verführt hat, von Jugendbüchern weg auch mal auf Bücher für Erwachsene zu vertrauen. Das ist weit über zehn Jahre her und trotzdem ist sie immer noch eine der Autorinnen, der ich stetig treu bin. Das ist keine Selbstverständlichkeit, zumal sie über die Jahre hinweg auch Täler durchlaufen hat. Mit der Reihe rund um Kate Linville hat sie etwas Neues geschaffen, denn Krimireihen waren bis dato für sie nicht üblich und daher hat es durchaus auch Anlaufgeschwindigkeiten gegeben. Und obwohl es mich immer aufgeregt hat, wie sehr auf Kates Aussehen und Wesen immer wieder herumgeritten wird, so habe ich zu dieser Welt auch eine Verbindung aufgebaut und es waren spannende Fälle. Mit „Ohne Schuld“ steht jetzt bereits der dritte Band in den Startlöchern, den ich definitiv als den besten der Reihe bezeichnen würde. Und das sind die Gründe.

Zwar ist von der früheren Stilistik von Link nicht mehr viel übrig, aber dennoch stand sie immer schon für einen sehr ruhigen Beginn, wo sich nach und nach die Spannung ins Unermessliche steigert. Da ist es doch überraschend, dass „Ohne Schuld“ für mich im Grunde das erste Buch ist, wo ich mich bewusst daran erinnern kann, dass so viel gleich auf den ersten Seiten passiert. Auf der einen Seiten haben wir Caleb mit einem suizidalen Familienvater und auf der anderen Seite haben wir Kate, die im Zug vor einem Attentäter weglaufen muss. Zwei unabhängige Entwicklungen, die auch nachher nicht im geringsten miteinander in Verbindung stehen, aber beide so spannend und aufwühlend inszeniert, dass man tatsächlich mit der ersten Seite am Buch klebt. Das ist gerade für Wälzer, wie sie Link regelmäßig schreibt, ein wahres Geschenk, denn hiernach ist es unwahrscheinlicher, dass ein Leser noch einmal abspringt.

Ich bin auch nicht abgesprungen, weil sich tatsächlich durch verschiedene Perspektiven, durch verschiedene Zeitebenen eine wirklich spannende Geschichte ergeben hat, in der manches zunächst klar schien, um dann doch wieder ganz auszugehen. Das war für mich schon immer die größte Kunst von Autoren in den Genres Krimi und Thriller, dass sie Zuschauer in Sicherheiten wiegen, um dann alles auf den Kopf zu stellen. Man darf sich niemals sicher fühlen und auch wenn man selbst Möglichkeiten im Kopf ausdenkt, dass man doch nicht auf die letztliche Lösung kommt. Je mehr man in diesem Genre liest, desto weniger kann man wohl noch überrascht werden, aber es gibt sie doch noch diese Aha-Momente und „Ohne Schuld“ hat mir gleich einige geschenkt.

Da ich mit dem kleinen Kreis an Hauptfiguren schon vertraut bin, hat es mir auch sehr gefallen, dass es auch wichtige Charakterentwicklungen gibt. Bei Caleb war es mit seinem Alkoholismus nie einfach, ihn hier an seinen Breaking Point zu bringen, ist sicherlich die richtige Entscheidung gewesen, selbst wenn nun fraglich ist, wie die Zukunft aussehen wird. Aber er hat ein vielleicht letztes Mal alles geben können und er war dabei so nahbar wie nie zuvor. Kate wiederum war schon immer jemand, der auf eigene Faust agiert, obwohl sie Vorgesetzte hat, aber diesmal merkt man auch deutlich, dass sie Führungsqualitäten hat, denn fast unbewusst reißt sie die Ermittlungen an sich und kommt vorwärts. Sie ist fachlich und intuitiv einfach so gut, dass der Rest sicherlich ganz von selbst kommen wird und ich bin wirklich sehr gespannt, wie es für sie weitergehen wird.

Fazit: „Ohne Schuld“ ist definitiv der bisher beste Band aus der Krimi-Reihe rund um Kate Linville. Gleich zu Beginn wird der Leser durch spannende Szenen zur Treue an dem Buch gezwungen und das wird belohnt durch eine sehr spannende Krimihandlung, die sich kaum Pausen gönnt. Für mich kann die Reihe genauso weitergehen!

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Veröffentlicht am 07.12.2020

So viel besser als erwartet

Wie die Stille vor dem Fall. Erstes Buch
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Brittainy C. Cherry hat alleine schon einen Platz in meinem Herzen, weil man aus ihren Büchern eine geniale Zitatesammlung machen kann, die man sich an einem schlechten Tag zu Gemüte führen kann und schon ...

Brittainy C. Cherry hat alleine schon einen Platz in meinem Herzen, weil man aus ihren Büchern eine geniale Zitatesammlung machen kann, die man sich an einem schlechten Tag zu Gemüte führen kann und schon geht es besser. Trotzdem sind nicht alle Bücher von ihr gleich gut, einige sind zu dramatisch, andere wieder wirken inhaltlich nicht neu und trotzdem geht man aus jedem Buch und hat irgendwie ein gutes Gefühl, auch wenn jedes Buch einige Tränen kostet. Völlig ungewöhnlich ist es dagegen für Cherry, dass einzelne Bände, selbst wenn sie eine Reihe bilden, inhaltlich miteinander zu tun haben. „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ und das zweiteilige „Wie die Stille vor dem Fall“ haben aber tatsächlich sich überschneidende Protagnisten, was mich wirklich sehr gespannt gemacht hat. „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ war zwar nicht mein liebstes Buch und auch Landon und Shay haben mich dort nicht vom Hocker gerissen, aber dennoch hatte die Geschichte gleich einen Reiz für mich.

Bei „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ fand ich es etwas schade, dass der Cut zwischen Jugend und Erwachsenenalter so hart war, denn vor allem in den Jugendjahren haben mich Ellie und Greyson sehr berühren können, da hätte ich sie noch ewig weiterbegleiten können. Von daher finde ich es schon lobenswert, dass Cherry mich offenbar gehört hat und mit „Wie die Stille vor dem Fall. Erster Teil“ ein Buch komplett über die Jugendzeit geschrieben hat. Das hat sich definitiv gelohnt, das kann ich gleich vorab sagen, denn so ist wirklich Zeit gewesen, um eine intensive Beziehung entstehen zu lassen. Eine, die mit allen Nuancen nachhallt und wo man den zweiten Teil nur unbedingt lesen wollen kann.

So selig wie ich am Ende aus der Geschichte gegangen bin, so sehr verwundert es mich im Rückblick eigentlich, dass ich mich so schwer getan habe, in das Geschehen hineinzufinden und das liegt vor allem an Landons Perspektive. Diese fand ich auf den ersten Seiten extrem abfällig, extrem vulgär und schlichtweg einfach daneben. Cherry hat hier sicherlich versucht, Landons depressiver und lebensverachtender Seite etwas Eindrückliches mitzugeben, aber die gewählten Worte sind für die Autorin und ihre Charaktere so unüblich, dass ich mich wirklich unwohl gefühlt habe. Da Landon und Shay wie gesagt keinen einschneidenden Eindruck hinterlassen hatten, habe ich kurz befürchtet, dass „Wie die Stille vor dem Fall“ tatsächlich ein Reinfall sein könnte. Aber Durchhalten lohnt sich hier, denn je mehr Stärke Shay zeigt, desto mehr kann sich auch Landon mit all seinen Seiten entfalten und ich denke, dass er mit einer der komplexesten Figuren ist, die Cherry je geschaffen hat. Man muss nicht alles an ihm mögen, aber er ist eine geschundene Seele, die einfach berühren muss.

Ich fand es auch wahnsinnig spannend, dass ein Großteil der Handlung noch vor der Jugendzeit von Ellie und Greyson spielt, als sie sich kennenlernen. Man hat nichts, aber auch wirklich gar nichts hiervon in „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ herauslesen können. Aber ich will nicht sagen, dass es logisch nicht zusammenpasst, sondern im Gegenteil, die Andeutungen waren so minimal, dass sich Cherry Möglichkeiten gelassen hat, eine völlig neue Geschichte zu schreiben. Ich bin überrascht worden und trotzdem fügt sich nach und nach vieles perfekt zusammen. Ich habe es jedenfalls sehr genossen, dass der Inhalt von „Wie die Stille vor dem Fall“ für mich nicht ersichtlich war und es ein völlig eigenständiges Buch mit halbwegs bekannten Figuren war.

Da Cherry so viel Zeit hat, nimmt sie sich auch alle Zeit der Welt. Sie geht in jedes Gefühl bis zum bitteren Ende hinein und hat eine wirklich wunderbare Liebesgeschichte geschaffen. Dazu eben wieder diese Sprache, die immer alle Seiten in einem klingen lässt, weil sie mit ganz regulären Mitteln einfach etwas ausdrückt, wofür sich andere verzweifelt abmühen müssen. Ich fand es auch wunderbar, wie hier die Dramatik portioniert wurde. Sie war unterschwellig stets präsent, mit kleineren Ausreißern nach oben, aber ich hatte nie den Eindruck, dass es zu viel des Guten ist. Überrascht bin ich auch, dass der erste Teil eigentlich versöhnlich endet. Bei Zweiteilern befürchtet man ja einen Cliffhanger, aber es ist hoffnungsvoll und gleichzeitig weiß man natürlich, dass hiernach das Happy End noch nicht sicher ist, denn „Wie die Ruhe vor dem Sturm“ hat ja schon was zur Zukunft verraten.

Fazit: „Wie die Stille vor dem Fall. Erster Teil“ ist wieder ein Buch von Cherry, das ich bedingungslos feiere und nur jedem ans Herz legen kann, der wirklich bereit ist, tief in die Emotionen einzutauchen. Ich war bei Landon und Shay zugegeben unsicher im Vorfeld, aber beide haben mich für sich, aber auch zusammen eingenommen und auf eine berührende Reise mitgenommen.

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Veröffentlicht am 21.10.2020

Anstrengend, aber wie immer ein emotionales Erlebnis

All das Ungesagte zwischen uns
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Ich kann es nur immer wieder betonen, Colleen Hoover hat es inzwischen doppelt und dreifach verdient, von LeserInnen weltweit verehrt zu werden, denn diese Frau schreibt inzwischen in so vielen Genres ...

Ich kann es nur immer wieder betonen, Colleen Hoover hat es inzwischen doppelt und dreifach verdient, von LeserInnen weltweit verehrt zu werden, denn diese Frau schreibt inzwischen in so vielen Genres und doch immer mit ihrer eigenen Stimme, dass man sie nur bewundern kann. Nach „Verity“, das sich im Thrillergenre ausprobiert hat, wird es mit „All das Ungesagte zwischen uns“ wieder eindeutig dramatischer, aber durch die Mutter- und Tochter-Perspektive ist es für Erwachsene und Jugendliche gleichermaßen, für Mütter und Töchter eben. Aber auch für so viele mehr, denn in dargestellten Konflikten werden sich genug Menschen wiedererkennen.

Wirkungstechnisch hat mich „All das Ungesagte zwischen uns“ schon stark an „Was perfekt war“ erinnert. Darin ging es vor einigen Jahren um ein Paar, dessen grandiose Liebe auf einmal in Scherben liegt, während das neuste auf Deutsch erschiene Werk nun eine ganze Familie am Boden liegen hat. In einer selbstzerstörerischen Manier kommt es zu zahlreichen Konflikten, die aber nie aus dem Weg geräumt werden und sich dadurch in ihrer Intensität nur immer weiter anstauen. Dadurch sind beide Lektüren durchaus schwer zu ertragen, denn das Leid, was sich anstaut, ist nur schwer zu ertragen, denn als Leser kenn man beide Seiten und würde am liebsten schreien: „Jetzt redet doch endlich miteinander!“ Aber das kann man eben nicht, weswegen die Sache ihren Lauf nimmt und man doch irgendwie erleichtert ist, wenn die Lektüre dann doch beendet ist. Denn solche emotional anstrengenden Erzählungen kann man nicht ewig mitmachen. Trotzdem ist es bewundernswert, dass Hoover regelmäßig bereit ist, so tief zu gehen.

Vor der Lektüre von „All das Ungesagte zwischen uns“ war ich zunächst vor allem begeistert, dass durchgesickert war, dass es vorrangig um eine Mutter-Tochter-Geschichte gehen würde. Warum? Hoover schafft großartige Liebesgeschichten, aber Eltern haben dabei ganz oft keine Rolle gespielt, ganz im Gegenteil war das Verhältnis oft zerrüttet. Da ich als Fan der Autorin aber weiß, dass sie zu ihrer eigenen Mutter ein sehr enges Verhältnis hat, hat es mich immer ein wenig gewundert, dass Eltern in ihren Geschichten oft keine bis eine geringe Rolle gespielt haben. Damit räumt „All das Ungesagte zwischen uns“ definitiv auf, denn hier steht genau das im Fokus und ich finde, dass es eine sehr authentische Darstellung geworden ist, denn gerade in der Pubertät ist eine Phase erreicht, in der es ganz gewaltig schiefgehen kann und obwohl sich Mutter und Tochter ohne Frage lieben, ist da auch viel Hass und das kann ich aus meiner eigenen Warte, auch mit den Erfahrungen von Mitschülern, nur bestätigen.

Die Voraussetzung für diese Geschichte ist natürlich ganz viel Drama, aber das ist für Hoover nun wahrlich nicht ungewöhnlich. Aber ich fand, dass die Handlung einen wirklich geschickten Weg gefunden hat, dass man in all dem Leid, all den Ungerechtigkeiten eben doch genug Lichtschimmer hatte, die dann auch wieder so Hoover-typisch waren, so dass mir alleine in Erinnerung daran, das Herz schmilzt. Hoover kann wie kaum eine sonst großartige Liebesgeschichten ohne viel Schnickschnack, aber eben doch mit der besonderen Note erzählen und diesmal haben wir gleich zwei dieser Sorte, was definitiv ein Gewinn ist. Sowohl Morgan und Jonah als auch Clara und Miller hatten jede für sich einzigartige Geschichten, mit kleineren Parallelen, aber einfach großartig. Gerade in dem überraschend friedlichen Ende ist das auf die Spitze getrieben worden, denn gerade der private Kurzfilm hat mich endgültig innerlich zerstört, weil es so wunderschön war.

Fazit: Auch wenn „All das Ungesagte zwischen uns“ definitiv eine emotional sehr anstrengende Lektüre ist, so ist es aber auch unheimlich echt und wie immer für ein Hoover-Buch großartig geschrieben worden. Bei ihren Büchern kann man nicht rund um die Uhr happy sein, man muss schon durch all die Tiefen mitgehen, damit man sich das Happy End dann doch noch verdient.

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Veröffentlicht am 15.10.2020

Madly in Love mit diesem Buch

Madly
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„Truly“ war meine erste Begegnung mit der deutschen Autorin Ava Reed und es war eine sanfte erste Begegnung. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, aber es war vor allem Anerkennung dafür, dass sie eine ...

„Truly“ war meine erste Begegnung mit der deutschen Autorin Ava Reed und es war eine sanfte erste Begegnung. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, aber es war vor allem Anerkennung dafür, dass sie eine sehr talentierte Erzählerin ist, die sich mit einigen Aspekten sicherlich erst bei New Adult eingrooven muss, aber mir war gleich klar, diese Reihe wird komplett gelesen.

Wie so üblich bei NA-Reihen waren June und Mason als Protagonisten für den zweiten Band „Madly“ keine Unbekannten für mich und ich fand die beiden schon seit ihrem ersten Aufeinandertreffen wahnsinnig vielversprechend. Warum sollte ich also verheimlichen, dass ich regelrecht auf die beiden hingefiebert habe? Und ich bin so unfassbar dankbar, dass diese dadurch aufgebauten hohen Erwartungen vollends erfüllt wurden. Ich liebe nahezu jede einzelne Seite von „Madly“, denn diese krasse Chemie zwischen June und Mason hat diese Geschichte so dermaßen getragen, dass ich wirklich kaum noch meinen Blick von den Seiten lösen konnte und tatsächlich Gänsehaut und eine innere Anspannung verspürt habe, weil es mich so mitgenommen hat. Ich stehe einfach auf diese gleichberechtigten Spielchen zwischen Mann und Frau, weswegen dieser Band vom Inhalt her voll in mein Beuteschema passte.

Aber nun genug mit meinem kleinen emotionalen Ausraster, denn nun will ich doch etwas objektiver meine Gründe darlegen, warum mich „Madly“ so umgehauen hat. Von June wussten wir bereits, dass sie sich für etwas was ihr Äußeres betrifft schämt. Ich habe die ganze Zeit gedacht, dass es um ihr Gewicht geht, was definitiv auch ein interessantes Thema gewesen wäre, aber mit dem Feuermal hätte ich nicht gerechnet, aber ich kann auch damit wunderbar leben, denn sowohl eine körperliche Entstellung als auch Übergewicht sind zwei Themen, die man oft in New Adult nicht findet, wo die Welt gerne etwas oberflächlicher konstruiert ist. Daher fand ich diesen inneren Kampf von June als Thema wirklich wunderbar gewählt und ich finde auch, dass ihr Trauma ausgelöst durch ihre Eltern sehr authentisch rübergebracht wurde. Egal was June macht, ständig sind ihre Gedanken dabei, ob diese Mal auch ja nur nicht so zu sehen ist und wer kennt das nicht, wenn sich alle Gedanken nur noch um genau ein Thema drehen und einen wahnsinnig macht, bis man nicht mehr klar sehen kann? Umso beeindruckender bin ich, dass June daher eine so starke Persönlichkeit abbekommen hat. Dieses freche, das laute, das ist ihre Rüstung. Sicherlich eine Rüstung mit Rüstung, aber sicherlich genauso logisch wie umgekehrt, wenn man sich komplett in sich selbst zurückzieht.

June gegenüber steht Mason, der sicherlich eine eher oberflächlichere Geschichte hat, aber trotzdem eine, die zu überzeugen weiß und letztlich finde ich es auch besser, wenn nicht überall gleich viel Drama aufgebaut wird, denn sonst wirkt es irgendwann zu gekünstelt. Und viel entscheidender als die Einzelgeschichten ist dann auch die Geschichte der beiden zusammen, denn vorrangig ist es eine Liebesgeschichte und „Madly“ schreit ganz laut nach Liebe. Die beiden haben wirklich die bereits erwähnte unfassbare Chemie miteinander. Wenn sie nur in der Gegenwart voneinander sind, dann merkt man bereits als Leser eine unterschwellige Spannung, die sich durch jeden gewechselten Blick, durch jedes gewechselte Wort und durch alles andere aufbaut, um dann zum Platzen gebracht zu werden, weil June und Mason es sich eben gegenseitig schwer machen. Natürlich ist ein gewisser Frust dabei, wenn einer von beiden die Handbremse zieht, aber es ist positiver Frust, denn man fiebert nur umso mehr mit den beiden mit.

Ganz leicht möchte ich nur meckern, dass es teilweise eher unnötige Szenen gab, vor allem bei June, wo wir sie bei Ereignissen begleitet haben, die ich in dieser Ausführlichkeit nicht gebraucht hätte. Aber viele haben „Truly“ ja vorgeworfen, dass zu viel beschrieben und erzählt wird, so dass inhaltlich nichts passiert. Das kann man bei „Madly“ wirklich nicht sagen. Es passiert immer etwas, weswegen man „Madly“ definitiv noch schneller lesen kann als „Truly“:

Fazit: Mit „Madly“ hat mich Ava Reed nun endgültig am Haken, denn dieser zweite Band sprüht nur so von Energie und Chemie, von ganz viel Liebe für diese genial zusammenpassende Paarung. Auch wenn es ein echt wunderbares Ende war, ich hätte von ihnen beiden noch ewig weiterlesen können und das ist definitiv ein großes Kompliment.

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