Profilbild von Island

Island

Lesejury Star
offline

Island ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Island über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2021

Angenehm unkitschiges Pferdebuch

Socke und Sophie – Pferdesprache leicht gemacht
0

Juli Zeh kennt man eigentlich eher als Verfasserin von gesellschaftskritischen Romanen für Erwachsene, mit denen sie schon oft die Bestsellerlisten anführte und ganz nebenbei ist sie auch noch Verfassungsrichterin. ...

Juli Zeh kennt man eigentlich eher als Verfasserin von gesellschaftskritischen Romanen für Erwachsene, mit denen sie schon oft die Bestsellerlisten anführte und ganz nebenbei ist sie auch noch Verfassungsrichterin. Sie liebt aber auch Pferde, ihre Familie besitzt mehrere, und hat bereits für Erwachsene die "Gebrauchsanweisung für Pferde" verfasst. Nun folgt mit "Socke und Sophie" eine Mischung aus Romanhandlung und Wissensvermittlung über Pferde, die sich an junge, pferdeinteressierte Leser:innen ab dem Grundschulalter richtet.
Unterstützung erhielt sie dabei vom Illustrator Flix, der die Geschichte mit sehr ansprechenden Bildern auflockert, die sogar in Farbe abgedruckt wurden.

Protagonistin Sophie (12) hätte sehr gerne ein eigenes Pferd, weiß aber auch, dass der Unterhalt eines solchen Tieres sehr teuer ist und ihre Familie sich das nicht leisten kann. Doch dann ergibt sich die Gelegenheit, dass sie das Pony Socke in Pflege nehmen darf, was sie zunächst sehr freut. Doch, da Socke misshandelt wurde, gelingt es ihm nicht mehr so leicht, Menschen zu vertrauen und Sophie bekommt einfach keinen Zugang zu ihm, was auch zu gefährlichen Situationen führt. Außerdem besteht so die Gefahr, dass Socke nicht auf dem Michaelis-Hof bleiben darf. Daher muss Sophie dringend Pferdesprache lernen, um endlich verstehen zu können, was Socke stört.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Sophie und Socke erzählt, sodass man als Leser:in einen guten Eindruck davon bekommt, wie beide sich jeweils fühlen und welche Missverständnisse auftreten. Der Schreibstil ist der jungen Zielgruppe angepasst, gut verständlich, teilweise umgangssprachlich, aber auch nicht so sehr, dass es übertrieben wirkt. Natürlich spielt auch Fachwissen zu Pferden eine nicht unwichtige Rolle. Dieses wird nicht in langen Abhandlungen im Roman mit untergebracht, sondern solche Begriffe sind farbig hervorgehoben und wer mehr zu diesem Thema wissen will, kann im "Lexikon" am Ende des Buches recht ausführliche Informationen dazu erhalten. Besonders gefällt mir auch, dass der Roman keine falschen, romantischen Vorstellungen bei den jungen Leser:innen weckt, wie es ist, sich um ein Pferd zu kümmern, sondern ungeschönt zeigt, dass nicht immer alles unkompliziert läuft. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne an alle pferdeinteressierten junge Leser:innen weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.01.2021

Ein Beamter auf Abwegen

Die siebte Zeugin
0

Nikolas Nölting, ein in Berlin lebender Beamter im Baureferat einer brandenburgischen Kleinstadt, tickt an einem Sonntagmorgen in einer Bäckerei in Charlottenburg völlig aus und erschießt einen Mann und ...

Nikolas Nölting, ein in Berlin lebender Beamter im Baureferat einer brandenburgischen Kleinstadt, tickt an einem Sonntagmorgen in einer Bäckerei in Charlottenburg völlig aus und erschießt einen Mann und verletzt zwei weitere. Zum Motiv will er sich nicht äußern, seine Frau engagiert aber Rocco Eberhardt als seinen Strafverteidiger, der nichts unversucht lässt, trotz des Schweigens seines Mandanten Licht ins Dunkel zu bringen. Dabei erhält er Unterstützung durch seinen besten Freund Tobias, einem ehemaligen Polizisten, der mittlerweile als Privatdetektiv arbeitet und den Gerichtsmediziner Dr. Justus Jarmer. Gleichzeitig ist diese eigenmächtige Ermittlung aber nicht ganz ungefährlich für Rocco Eberhardt und alle, die ihm nahe stehen.

Der Aufbau des Krimis, der mit der Tat beginnt und anschließend im Rahmen der Gerichtsverhandlung und den Geschehnissen parallel zur Verhandlung langsam mehr Details offenbart, trägt auf jeden Fall zur Spannung bei. Die Schauplätze wechseln dabei recht häufig und lange bleibt unklar, was Nikolas Nölting zu seiner Tat motiviert hat und wer in welcher Weise involviert ist. Schließlich endet der Krimi noch mit einem Cliffhanger, der schon einmal ordentlich Neugier auf den folgenden Fall von Rocco Eberhardt und Dr. Justus Jarmer weckt. Der Gerichtsmediziner spielt in diesem Fall aber eher eine Nebenrolle, in weiteren Fällen ist er dann hoffentlich noch präsenter, weil es mehr auf sein Knowhow ankommt. Der Schreibstil des Autorenduos war gut lesbar und anschaulich mit einer ausgewogenen Mischung aus Fachsprache und gut verständlicher Alltagssprache. Es handelt sich hierbei auch um keinen besonders gruseligen oder "blutigen" Krimi, sonderm im Vordergrund stehen ganz klar die Beweggründe des Angeklagten und die Ermittlungen dazu. Die Protagonisten sind mir sympathisch und ich freue mich schon auf ihren nächsten Fall.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.01.2021

Trümmerliteratur im Jahr 2020

Trümmermädchen
0

Der Titel "Trümmermädchen" in Verbindung mit dem Cover lässt erahnen, dass der Roman im Deutschland, genauer im Köln, der Kriegs- und Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges spielt. Einer Zeit, in der es ...

Der Titel "Trümmermädchen" in Verbindung mit dem Cover lässt erahnen, dass der Roman im Deutschland, genauer im Köln, der Kriegs- und Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges spielt. Einer Zeit, in der es sehr viel Tod, Leid, Hunger und Ungerechtigkeit gab, aber auch eine Zeit, in der es besonders auf die Frauen ankam, die unter schlimmen Bedingungen sich und ihre Kinder durchbringen mussten.
Marie landet kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges mit einem Baby namens Anna, das sie als Tochter ihrer verstorbenen Schwester ausgibt, in Köln, wo sie zunächst von einer jüdischen Familie als Haushaltshilfe aufgenommen wird und später dann den Bäcker Matthias, der seinen Laden im Erdgeschoss hat, heiratet. Dieser wird dann aber trotz seines wichtigen Berufes noch einberufen und Marie, Anna und Maries Sohn, der in Abwesenheit des Vaters geboren wird, müssen alleine zurecht kommen. Das ist im mehr und mehr zerbombten Köln nicht einfach, sowohl Wohnraum als auch Nahrungsmittel sind knapp. Aber vor allem Anna lernt schnell Verantwortung zu übernehmen und auch Marie tut alles für ihre Familie und gibt die Hoffnung, dass ihr Mann lebend zurückkehrt, nicht auf.
Ich fand es sehr interessant, durch das Buch mehr darüber zu erfahren, wie hart und entbehrungsreich das Leben auch nach Kriegsende noch war und mit welchen Widrigkeiten sich die Menschen herumschlagen mussten. Besonders Anna und ihr kleiner Bruder sind mir beim Lesen ans Herz gewachsen und ich habe mit ihnen gelitten und mich für sie über kleine Erfolge gefreut. Der Schreibstil der Autorin war anschaulich und und gut lesbar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.12.2020

Die Anfänge der Kinderkrankenpflege

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
0


Im Mittelpunkt von Antonia Blums Romanreihe steht die Kinderklinik Weißensee, eine der ersten auf die Kinderkrankenpflege spezialisierten Kliniken in ganz Deutschland, am Rande von Berlin. Heute existiert ...


Im Mittelpunkt von Antonia Blums Romanreihe steht die Kinderklinik Weißensee, eine der ersten auf die Kinderkrankenpflege spezialisierten Kliniken in ganz Deutschland, am Rande von Berlin. Heute existiert die Klinik nicht mehr, das mehr und mehr verfallene Gebäude, das die Autorin zu ihrem Roman inspirierte hat als so genannter Lost Place aber eine recht hohe Bekanntheit erreicht.

Im Mittelpunkt der Geschichte, die 1911 beginnt, stehen die beiden Schwestern Marlene und Emma Lindow, die bereits als Kleinkinder ihre Mutter verloren haben und daher im Waisenhaus aufwachsen. Dennoch können sie Abitur machen und haben das Glück, anschließend gemeinsam eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester in der neuen Kinderklinik in Weißensee beginnen zu können. Dort führt eine Oberin ein hartes Regiment und die anderen Lernschwestern, alle aus besserem Hause, stehen den Waisenmädchen erst einmal skeptisch gegenüber. Dennoch geht Emma in ihrer Arbeit auf und Marlene fasst sogar den Plan, Medizin zu studieren und selbst Kinderärztin zu werden. Unterstützung findet sie dabei auch durch den Assistenzarzt Maximilian von Weilert, der sich trotz der sehr unterschiedlichen Herkunft in sie verliebt hat und auch Emma ist zum ersten Mal verliebt. All das verläuft natürlich nicht ohne weitere Komplikationen. Zusätzlich erhält der Leser viele Einblicke in die Anfänge der Kinderkrankenpflege und die Methoden, mit denen damals gearbeitet wurde und auch in eine Zeit, in der Frauen noch wenig Rechte hatten und die Ausbildung zur Krankenschwester normalerweise auch bedeutete, dass sie unverheiratet bleiben mussten und mehr oder weniger für ein Taschengeld arbeiteten.

Mich hat der Roman sehr gefesselt und ich kann es daher kaum erwarten, dass im September kommenden Jahres der zweite Teil erscheint und man erfährt, wie es mit den Schwestern weitergeht. Beide sind mir sehr sympathisch, wie sie ihren Weg trotz Schwierigkeiten gehen. Aber auch die Ausgestaltung der weiteren Charaktere und der Schreibstil der Autorin haben mir sehr gut gefallen.
Im Mittelpunkt von Antonia Blums Romanreihe steht die Kinderklinik Weißensee, eine der ersten auf die Kinderkrankenpflege spezialisierten Kliniken in ganz Deutschland, am Rande von Berlin. Heute existiert die Klinik nicht mehr, das mehr und mehr verfallene Gebäude, das die Autorin zu ihrem Roman inspirierte hat als so genannter Lost Place aber eine recht hohe Bekanntheit erreicht.

Im Mittelpunkt der Geschichte, die 1911 beginnt, stehen die beiden Schwestern Marlene und Emma Lindow, die bereits als Kleinkinder ihre Mutter verloren haben und daher im Waisenhaus aufwachsen. Dennoch können sie Abitur machen und haben das Glück, anschließend gemeinsam eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester in der neuen Kinderklinik in Weißensee beginnen zu können. Dort führt eine Oberin ein hartes Regiment und die anderen Lernschwestern, alle aus besserem Hause, stehen den Waisenmädchen erst einmal skeptisch gegenüber. Dennoch geht Emma in ihrer Arbeit auf und Marlene fasst sogar den Plan, Medizin zu studieren und selbst Kinderärztin zu werden. Unterstützung findet sie dabei auch durch den Assistenzarzt Maximilian von Weilert, der sich trotz der sehr unterschiedlichen Herkunft in sie verliebt hat und auch Emma ist zum ersten Mal verliebt. All das verläuft natürlich nicht ohne weitere Komplikationen. Zusätzlich erhält der Leser viele Einblicke in die Anfänge der Kinderkrankenpflege und die Methoden, mit denen damals gearbeitet wurde und auch in eine Zeit, in der Frauen noch wenig Rechte hatten und die Ausbildung zur Krankenschwester normalerweise auch bedeutete, dass sie unverheiratet bleiben mussten und mehr oder weniger für ein Taschengeld arbeiteten.

Mich hat der Roman sehr gefesselt und ich kann es daher kaum erwarten, dass im September kommenden Jahres der zweite Teil erscheint und man erfährt, wie es mit den Schwestern weitergeht. Beide sind mir sehr sympathisch, wie sie ihren Weg trotz Schwierigkeiten gehen. Aber auch die Ausgestaltung der weiteren Charaktere und der Schreibstil der Autorin haben mir sehr gut gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2020

Eine gelungene Mischung aus Mode, Liebe und Tiefgang

Das Lichtenstein - Modehaus der Träume
0

Im Mittelpunkt des Romans steht das Berliner Kaufhaus "Das Lichtenstein". Es ist die Zeit der großen Kaufhäuser, die in Modedingen miteinander wetteifern. Hedi, etwa 20, beginnt als Ladenmädchen im Lichtenstein, ...

Im Mittelpunkt des Romans steht das Berliner Kaufhaus "Das Lichtenstein". Es ist die Zeit der großen Kaufhäuser, die in Modedingen miteinander wetteifern. Hedi, etwa 20, beginnt als Ladenmädchen im Lichtenstein, dort lernt sie unter anderem Thea kennen, die Entwürfe näht und den Konfektionisten Hannes, der offen für die Pariser Mode ist. Außerdem spielt auch ihre Freundin, die Schauspielerin Ella, eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Jacob und Ludwig sind die Söhne des Besitzers, verfolgen aber ganz unterschiedliche Pläne, während Jacob offen für Innovationen ist, soll nach Ludwigs Willen alles beim Alten bleiben. Da kommt es auch immer wieder zu Konflikten.
Unter den Mitarbeitern herrscht aber ein toller Zusammenhalt, das wird besonders nach dem Brand deutlich, der das Kaufhaus zerstört und all ihre Existenzen gefährdet.
Neben den Mitarbeitern des Lichtenstein lernt man teilweise auch deren Familien kennen und merkt, mit welchen Herausforderungen und Verlusten sie im Zusammenhang mit dem Krieg zu kämpfen haben und mit welchen gesellschaftlichen Konventionen man damals zusätzlich zu kämpfen hatte.
Ich fand diese Mischung aus Zeitgeschichte, Mode und auch ein paar Liebesgeschichten auf jeden Fall sehr interessant. Der Erzählstil war anschaulich und gut lesbar, die Charaktere der Hauptpersonen sympathisch gestaltet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere