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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2020

Abgekaspert

Apollokalypse
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„Apollokalypse“ skizziert das Leben des Protagonisten Georg Autenrieth im Berlin der 80er und 90er Jahre.
Der Roman ist sprachgewaltig inszeniert, doch leider bleibt von der Handlung nicht viel hängen, ...

„Apollokalypse“ skizziert das Leben des Protagonisten Georg Autenrieth im Berlin der 80er und 90er Jahre.
Der Roman ist sprachgewaltig inszeniert, doch leider bleibt von der Handlung nicht viel hängen, außer dass es ständig um Sex oder Fäkalien geht. Ersteres reicht mir alleine dann doch nicht aus, um ein Werk genießen zu können, oder, um es aus dem Buch zu zitieren, ist man „‚als Leser fortwährend auf der Suche nach einem Zusammenhang‘, und es könne ja nicht Sinn eines Romans sein, ‚sich bis zu seinem Ende abzukaspern, einen solchen Zusammenhang zu entdecken.‘ ... Man hat sich im Leben wirklich mit Wichtigerem abzukaspern.“

Veröffentlicht am 05.07.2020

Geduldsprobe

Der Lavendel-Coup
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Molly Preston ermittelt verdeckt in einem Fall von Wirtschaftskriminalität in einem kleinen Ort in der Provence. Sie findet dabei Spuren auf einen Schatz aus vergangenen Zeiten.
„Ihre Herkunft und ihre ...

Molly Preston ermittelt verdeckt in einem Fall von Wirtschaftskriminalität in einem kleinen Ort in der Provence. Sie findet dabei Spuren auf einen Schatz aus vergangenen Zeiten.
„Ihre Herkunft und ihre vielfältigen Fähigkeiten, zusammen mit ihrem Aussehen und ihrer Intelligenz, ermöglichten es ihr, fast jede Stelle in einem Unternehmen zu besetzen und sich schnell genug hochzuarbeiten, um an Insider-Informationen heranzukommen.“ Die in jeder Hinsicht perfekte Protagonistin wird für die Restaurierung einer kleinen Kapelle eingesetzt, hat somit nicht mal die theoretische Chance auf Erledigung ihres Auftrags und lässt sich dann auch noch durch eine Schatzsuche ablenken. Lokalkolorit wird mit fehlerhaftem Französisch vorgetäuscht; vom Lavendel im Titel fehlt jegliche Spur. Und spätestens, als Molly zum zweiten Mal auf einer Seite duschen muss, verlässt mich die Geduld mit diesem dürftigen Werk.

Veröffentlicht am 07.06.2020

Vogelvergleiche

Das Schöne, Schäbige, Schwankende
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Eine Autorin zieht sich zum Schreiben in das Haus eines Ornithologen zurück, um Porträts der Kategorien „Das Schöne, das Schäbige, das Schwankende“ zu verfassen. Diese „Romangeschichten“, der hauptsächliche ...

Eine Autorin zieht sich zum Schreiben in das Haus eines Ornithologen zurück, um Porträts der Kategorien „Das Schöne, das Schäbige, das Schwankende“ zu verfassen. Diese „Romangeschichten“, der hauptsächliche Bestandteil des vorliegenden Werks, haben die Vergleiche der Figuren zu Vögeln gemein.
Ich begeistere mich durchaus für anspruchsvolle Lektüre und konnte nach monatelangem Durchkämpfen bis zum Schluss in diesem Fall doch nur feststellen, dass diese nicht viel für mich bereithielt. Der Text mäandert, die Vogelvergleiche wirken weit hergeholt („Ich wunderte mich über mich selbst. Je mehr die einfältige Gelbstirnamazone verblich, desto heftiger redete ich mich in Zorn.“), und im letzten Teil geht es nicht mal mehr darum, sondern ohne erkennbaren Zusammenhang um ganz andere Themen. Einige Ideen und sprachliche Bilder gefielen mir, aber dieses dicke Buch hätte ich mir besser gespart.

Veröffentlicht am 26.04.2020

Nicht Fisch und nicht Fleisch

Der Empfänger
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Josef Klein, ein deutscher Auswanderer, lebt in New York und gelangt über sein Hobby, das Funken, während des Zweiten Weltkrieges in Geheimdienstkreise.
Das klingt nach spannendem Stoff; man stelle sich ...

Josef Klein, ein deutscher Auswanderer, lebt in New York und gelangt über sein Hobby, das Funken, während des Zweiten Weltkrieges in Geheimdienstkreise.
Das klingt nach spannendem Stoff; man stelle sich vor, welchen Einfluss die geheim übermittelten Botschaften haben könnten oder wie die Geheimdienste dieser Zeit überhaupt agierten. Diese Erwartungen erfüllt „Der Empfänger“ jedoch nicht. Immer wieder gerät der Protagonist in Situationen, in denen er Stellung beziehen müsste und es nicht tut. Nicht Fisch und nicht Fleisch, durchlebt er die Geschehnisse meist emotionslos und lässt sich höchstens mal durch eine Frau zu gewissen Schritten bewegen. Meines Erachtens hat es die Autorin damit nicht geschafft, die überlieferten wahren Begebenheiten um die fiktiven Puzzleteilchen zu ergänzen, die den Figuren eine Seele eingehaucht hätten. Ich habe den Roman eher als belanglos empfunden.

Veröffentlicht am 01.03.2020

Menschenmüll

Berlin zum Abkacken -Alle Arschlöcher nach Bezirken
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Wie der Titel schon sagt, beschäftigt sich dieses Büchlein mit den Besonderheiten der Berliner Stadtteile. Wer einen Stadtführer mit Hinweisen auf Sehenswertes erwartet, ist hier allerdings verkehrt. Es ...

Wie der Titel schon sagt, beschäftigt sich dieses Büchlein mit den Besonderheiten der Berliner Stadtteile. Wer einen Stadtführer mit Hinweisen auf Sehenswertes erwartet, ist hier allerdings verkehrt. Es wird lediglich vage in der Stadtgeschichte gewühlt, Bebauung und Landschaft als Entfaltungsfläche für die Einwohner herangezogen.
Der Schreibstil zeugt zwar von sprachlicher Gewandtheit, ist dabei aber bitterböse und zynisch, so dass ein potentieller Besucher am besten direkt wieder kehrtmachen sollte, denn laut Autor lebt in Berlin nur gesellschaftlicher Abschaum oder mit einem Beispiel aus dem Buch ausgedrückt: „Der Menschenmüll aus dem ehemaligen Westghetto wäre den Pädagogeneltern auch wirklich nicht zuzumuten.“ Unterstrichen wird dies von Piktogrammen, die den menschlichen Verfall anhand von Ausscheidungen oder Ähnlichem verdeutlichen.
Womöglich bin ich nicht die richtige Zielgruppe, aber mir fehlte das Niveau und der Sinn.