Wenn der Vater die Show stiehlt – Ich liebe es
„Girl at heart“ von Kelly Oram ist mein erstes Buch der Autorin, von der ich schon viel Gutes gehört habe. Und ich muss sagen, dass mich dieses Buch auch voll überzeugen konnte. Nicht alleine nur wegen ...
„Girl at heart“ von Kelly Oram ist mein erstes Buch der Autorin, von der ich schon viel Gutes gehört habe. Und ich muss sagen, dass mich dieses Buch auch voll überzeugen konnte. Nicht alleine nur wegen der Story und den Hauptcharakteren, sondern vor allem wegen dem heimlichen Star des Buches: Mr. Hastings. Aber dazu gleich mehr.
In dem Buch geht es um Charlie Hastings, die im Baseballteam ihrer Schule spielt und sehr introvertiert ist. Daher hat sie nur drei Freunde: Diego, Kevin und Eric, die ebenfalls zum Baseballteam gehören. Besonders mit Eric verbindet sie eine tiefe Freundschaft und eine heimliche Schwärmerei ihrerseits. Gerade als sie ihm ihre Gefühle gestehen will, erzählt er ihr, dass er mit einer anderen zum Abschlussball gehen wird und verletzt Charlie zutiefst. Da sie schon zuvor eine kleine Identitätskriese hat, weil sie nur als Kumpel gesehen wird und nicht als Mädchen, haut sie dies völlig um. Doch ihr Kapitän Jace unterstützt sie, indem er und seine Zwillingsschwester Leila ihr bei einem Umstyling helfen. Und auf einmal gerät alles durcheinander…
Die Idee erinnert gewissermaßen an Filme wie „Duff – Hast du keine, bist du eine“ oder jeder andere, an der ein Mädchen, das erst nicht wahrgenommen wird, umgestyled wird, aber das ist nicht schlimm, da das Buch auf seine eigene Art brilliert. Vor allem der Humor, der immer wieder zu lesen ist, haben mich unglaublich gut unterhalten. Das fängt schon im ersten Kapitel an, wo Charlies Vater seine Tochter mit einem Video über ihren missglückten Absprung vom Sprungbrett erpresst. Allgemein liebe ich Mr. Hastings. Es ist mit jeder Zeile zu spüren, wie sehr er seine Tochter liebt, wie wichtig sie ihm ist, auch wenn er viel unterwegs ist. Für sie würde er einfach alles machen und das finde ich so super. Aber nicht nur bei ihr gefällt er mir so gut, sondern auch im Umgang mit ihren Freunden. Er zieht die Jungs auf, als wären sie seine eigenen Söhne, vor allem Eric, den er fast schon adoptiert hat. Er freut sich immer, wenn er anderen eine Freude machen kann und dafür ist ihm kein Preis zu hoch. Ich liebe ihn einfach. Charlie selbst finde ich ebenfalls toll. Sie ist zwar ein Mädchen, spielt aber einen Jungensport, was nicht immer leicht ist. Aber sie arbeitet stets hart an sich und hat sich durchgesetzt und zeigt allen, dass sie es wirklich draufhat. Dass sie daher als Kumpel angesehen wird ist wenig verwunderlich. Da ich das selbst sehr gut kenne, kann ich mich gut in sie hineinversetzen. Ihre Gefühle kommen immer gut zur Geltung, dass wohl auch jeder, der nicht in so einer Situation war, sie gut verstehen kann. Zum Glück wird sie bei ihrem Umstyling auch zu keiner Barbie, denn das hätte nicht zu ihr gepasst. Stattdessen schafft es die Autorin, dass Charlie immer Charlie bleibt, egal wie sie aussieht oder was sie macht und das gefällt mir sehr gut. Die Männer in dem Buch, abgesehen vom tollen Dad, kann man manchmal knuddeln… am Hals… Die gesamten Mitspieler von Charlie sind wie man sich solche auch vorstellt: ein wenig Macho, große Klappe und immer schön Scherze auf Kosten von anderen. Und trotzdem haben sie auch eine softe Seite, zum Glück. Gerade mit der Zeit lernt man viele von ihnen besser kennen und man verliebt sich ein klein wenig in sie, auch wenn man vorher nur den Kopf über sie schütteln konnte. Jace hat mir von allen am besten gefallen. Er ist wie ein Kapitän sein sollte: er kümmert sich immer um seine Mitspieler und setzt sich für sie ein. Außerdem ist er ein liebevoller Bruder, was die eine oder andere Szene zum Schmunzeln brachte. Eric habe ich an sich auch gerne, auch wenn er seine Idiotenmomente hatte, aber das gehört eben einfach dazu.
Besonders gut an dem Buch hat mir aber auch gefallen, dass gewisse Klischees einfach über den Haufen geworfen wurden. So sind die Cheerleader, die in Büchern und gerade Filmen totale Biester sind, unglaublich liebe Mädchen, die füreinander da sind. Allgemein schafft die Autorin ein Umfeld, was viel Rückhalt bietet, was angenehm ist. Zudem kommt, dass es dieses typische hin und her, wie es meistens der Fall ist, mit „ich will ihn – nein, ich will ihn doch nicht“ hier gar nicht vorkommt. Das ist einfach unglaublich schön! Natürlich gibt es ein zwei Zweifel und viel Nachdenken, aber das ist völlig okay. Aber es gibt kein künstliches Hinhalten und das Drama ist auch nur typisches Teenagerdrama und kein überspanntes aus-den-Fingern-saugen. Dafür liebe ich das Buch einfach.
Einen Kritikpunkt gibt es aber dennoch von mir: Ich habe mich so gefreut, dass Baseball hier ein Thema ist, weil ich Sport liebe und es viel zu wenig Bücher solcher Art gibt. Leider war Baseball nur sehr schwach vertreten. Es wurde sicherlich mal gesagt, dass Charlie zum Training geht oder dass ein Spiel gewonnen wurde und ein oder zweimal hat man die Atmosphäre bei oder nach dem Spiel mitbekommen, aber nur weil es da wichtige Ereignisse gab. Sonst wurde das Thema fast komplett außen vorgelassen und das fand ich sehr schade. Da hätte ich mir ein wenig mehr gewünscht.
Alles in allem liebe ich dieses Buch aber, vor allem dank Mr. Hastings und daher kann ich dem Buch nur viereinhalb Sterne und eine volle Empfehlung geben. Auf Portalen, bei denen es keine halben Sterne gibt, vergebe ich die vollen fünf.