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Veröffentlicht am 10.01.2021

Egal welche Lügen du auftischst, dein eigenes Herz kann du nicht täuschen (Meliodas)

Die verstummte Liebe
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Als wäre der Verlust ihres geliebten Vaters nicht schon schmerzhaft genug, eröffnet Ellinors Mutter ihr nach der Beisetzung, dass sie nicht die ist, für die sie sich ausgibt. Ihre Lebensgeschichte ist ...

Als wäre der Verlust ihres geliebten Vaters nicht schon schmerzhaft genug, eröffnet Ellinors Mutter ihr nach der Beisetzung, dass sie nicht die ist, für die sie sich ausgibt. Ihre Lebensgeschichte ist geprägt von der einzig wahren Liebe, von Verlust und Trauer, von Hoffnung auf einen Neubeginn und von der zerstörenden Macht des Krieges, der hier eine entschieden Rolle spielt. Denn Helen hat eine Vergangenheit, die sie ihr ganzes Leben lang tief in sich verschlossen getragen und vor ihren Kinder versteckt hat. Ellinor hört eine Geschichte, die fast schon unglaublich erscheint...



Mit dem dritten Buch aus ihrer Reihe "Leise Helden" hat mich Melanie Metzenthin von der ersten Seite an fasziniert und ich habe das Buch innerhalb eines Tages regelrecht "inhaliert" . Sind die Vorgänger-Romane schon absolute Volltreffer und gnadenlos gut, so setzt sie sich hier selbst ein Denkmal und übertrifft alles bisher Gelesene, in dem sie die Lebensgeschichte von Helen mit einer ungeheuren emotionalen Tiefe erzählt, die mich komplett einnimmt und ich habe das Gefühl, dass ich schon nach einigen Seiten mein eigenes Ich abstreife und zu Helen werde.

Aus der jungen Frau aus gutem Hause, die sich den Wünschen ihrer Elter widersetzt und ihrem Herzen folgt, wird eine Frau, die in der Liebe zu ihrem Ehemann und ihrem Sohn komplett aufgeht und ihre Erfüllung als Arztgattin findet. Doch das Schicksal meint es nicht gut mir ihr und so muss Helen mehre Fehlgeburten verkraften die ihr unglaublich zusetzen. Der Verlust der Kinder entzweit auch die Eheleute und sie müssen hart daran arbeiten, wieder zueinander zu finden.

Ein Telegramm kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges macht notwendig, das Helen wieder zurück nach England reist, um in den letzten Stunden ihrer Mutter nah zu sein. Eine Rückkehr nach Deutschland wird unmöglich, denn mit Beginn des Krieges sind alle Wege abgeschnitten und Helen als Feindin in England festgehalten. Dank der Hilfe von James entgeht sie dem Gefängnis und was dann folgt, ist ein Leben, das auf Lügen aufgebaut ist.

Metzenthin gelingt es, die Gefühls- & Gedankenwelt von Helen für den Leser so zugänglich zu machen, sodass die Grenze zwischen Realität und Fiktion komplett verschwindet. Trauer, Wut, Hoffnung und Sehnsucht werden von ihr direkt auf den Leser übertragen und so durchlebt man mit Helen all die Schicksalsschläge, die das Leben für sie bereithält. Ein unglaublich faszinierendes Buch, das aufzeigt, zu was eine Frau aus Liebe fähig ist und was eine einzige Lüge anrichten kann. Man spürt die Entfremdung zwischen Mutter und Sohn, meint, dass die Kluft niemals zu überwinden ist und die Frage, wie man in dieser Situation selbst gehandelt hätte, begleitet einen wie ein roter Faden durch den Roman. Die Zusammenhänge zum Buch "Die Stimmlosen" sind für den Leser zu jeder Zeit klar und deutlich zu erkennen und vertiefen zusätzlich die Ereignisse.

Die Schreibende schlägt eine Brücke zu ihren vorhergehenden Romanen, die der Leser sehr leicht und gerne überquert, um mit den leisen Helden den Weg, den das Leben für sie bereit hält, gemeinsam zu gehen. Aus fiktiven Charakteren werden glaubhafte Figuren, die mit ihrem Schicksal die Leserschaft berühren und emotional an die Seiten binden. Die psychische Veränderung von Helen ist dabei ebenso glaubhaft und nachvollziehbar geschildert, wie die aufkeimenden Gefühle, für die sie alles stehen und liegen lässt. Die Entscheidungen, die Helen trifft, prägen sie und verändern ihr Leben nachhaltig. Metzenthin erweckt mit ihrem plastischen und ausdrucksstarken Schreibstil sepiafarben Bilder zum Leben und fügt sie für den Leser zu einem Kinofilm von überragender Qualität zusammen. Die Seiten fliegen nur so dahin und man vergisst Zeit und Raum., weil man sich komplett in der Geschichte verliert.

Auch wenn das Lesejahr 2021 noch sehr jung ist - dieses Buch darf sich schon jetzt Highlight nennen

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Veröffentlicht am 08.01.2021

Als Kind dachte ich immer, es gibt kein Leben ohne Trümmer, denn wird geboren im Krieg ein Kind, dann Trümmer was Normales sind.

Trümmermädchen
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Anna liebt die allumschließende Wärme der Backstube, die wundervollen Aromen und den großen Ofen aus Vulkanstein, denn für sie bedeutet die Bäckerei von Tante Marie und Onkel Matthias Geborgenheit und ...

Anna liebt die allumschließende Wärme der Backstube, die wundervollen Aromen und den großen Ofen aus Vulkanstein, denn für sie bedeutet die Bäckerei von Tante Marie und Onkel Matthias Geborgenheit und Sicherheit. Doch der Krieg ist ein ungnädiger Geselle und schlägt auch bei Anna unbarmherzig zu: Matthias muss an die Front und die Bäckerei wird bei einem Luftangriff zerstört. Während die Kölner im kältesten Winter des Jahrhunderts versuchen zu überleben, schließt sich Anna zwischen den düsteren Gerippen der Häuser einer Schwarzmarktbande an und entwickelt ein unglaubliches Talent, um an Kohle zu kommen. Ihre Kindheit streift sie dabei ab wie einen alten zerschlissenen Mantel und wird schneller erwachsen, als ihr lieb ist. Aber zwischen all dem Hunger und der Not, zwischen Kälte und Elend blüht das kleine Pflänzchen Hoffnung auf, dass die, die sie lieben, unversehrt zurückkehren...



Es ist schon unglaublich, mit welchen eindrucksvollen Bildern die Autorin hier das zerbombte Köln aus den Seiten aufsteigen lässt und für den Leser so die Geschichte zwischen Trümmern und Asche, Staub und Hunger, Kälte und Elend zu bewegten Szenen zusammenfügt, die sich wie ein Daumenkino abblättern lassen.

Man fühlt richtig, wie die Eiseskälte von einem Besitz ergreift und die Glieder lähmt, wie der bohrende Hunger an einem nagt und wie der Mangel an Essbarem oder Brennmaterial zu einer ewigen Schatzsuche zwischen den Trümmern wird.

Anna muss schnell lernen, dass die sie umgebende Wärme der Backstube leider der Vergangenheit angehört und sie die Kinderschuhe abstreifen muss, um zu überleben. Sie wächst über sich hinaus wenn es darum geht, ihre Tante und sich selbst mit dem Allernötigsten zu versorgen und entwickelt, dank ihrer Zugehörigkeit zur Schwarzmarktbande, ihre eigene Methode, um wenigstens an ein bisschen Kohle oder einen Kanten Brot zu gelangen.

Aber trotz all der Entbehrungen, die hier durch die Autorin sehr authentisch geschildert werden, verlieren Anna und Marie nie die Hoffnung. Sie geben sich Halt und Zuversicht, dass alles wieder gut wird. Und genau diese Zuversicht lässt immer wieder kleine Glücksmomente entstehen, die die beiden zum Weitermachen ermutigen - für den Leser immer wieder sehr ergreifend und berührend.

Vielleicht leget es auch daran, dass Lilly Bernstein einen Teil ihrer eigenen Familiengeschichte hier mit einfließen lässt, dass die Figuren im Roman sehr authentisch sind und es so dem Leser ermöglicht wird, ihr Schicksal nachzuempfinden und mitzuerleben. Für uns, die im Frieden geboren und aufgewachsen sind, wird so die Möglichkeit gegeben, einen Blick in das Leben unserer Großmütter zu werfen, denn diese haben die verheerenden Szenen miterlebt und die Erinnerungen ein Leben lang mit sich getragen.

Ein sehr berührendes Buch, das ausdrucksstark und bildgewaltig in Erinnerung bleibt.

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Veröffentlicht am 31.12.2020

Die Zukunft gehört denen, die an die Wahrhaftigkeit ihrer Träume glauben (E. Roosevelt)

Der Nordseehof – Als wir träumen durften
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Auch drei Jahre nach Kriegsende wird Johannas Bruder noch vermisst und so steckt sie ihre ganze Energie in den Erhalt des elterlichen Hofes. Als Rolf, ein Flüchtling aus Schlesien, auf dem Hof ankommt, ...

Auch drei Jahre nach Kriegsende wird Johannas Bruder noch vermisst und so steckt sie ihre ganze Energie in den Erhalt des elterlichen Hofes. Als Rolf, ein Flüchtling aus Schlesien, auf dem Hof ankommt, schlägt Johannas Herz höher. Rolf erwidert ihre Gefühle und beide schmieden eifrig Pläne für eine gemeinsame Zukunft auf dem Hof. Doch Johannas Eltern haben da einen ganz anderen Plan, denn längst ist sie Eike, einem Schafbauern, versprochen. Johanna muss sich dem Willen ihrer Eltern fügen und lebt in einer Ehe, die sie alles andere als glücklich macht. Ihr Glück findet sie nur in ihren Träumen...

Mit dem ersten Teil ihrer Nordseehof-Trilogie verlässt Regine Kölpin den gewohnten Pfad der Schmunzelromane um das ältere Semester und widmet sich mit ihrer ganze Energie dem Leben in Ostfriesland in der Nachkriegszeit.

Die wildromantische Kulisse an der Nordsee bietet den perfekten Hintergrund für ihren ersten Roman und schnell wirbelt eine kräftige Brise das Leben von Johanna durcheinander. Was mit zarten Gefühlen und romantischen Träumen beginnt, endet in einem Schraubstock aus Tradition, gesellschaftlichen Zwängen und Unterdrückung. Johannas Schwiegermutter ist ein echter Drachen und macht ihr wirklich das Leben auf dem Hof zur Hölle. Aber anstatt dass Eike seiner Frau zur Seite steht und sich gegen seine niederträchtige Mutter auflehnt, macht der einfach weiter wie bisher und duckt sich weg.

Kein Wunder also, dass sich Johanna vom Hof weg träumt und sich in ihren zärtlichen Gedanken in Rolfs Arme flüchtet.

Rolf indessen ist weiter gezogen und im Ruhrgebiet sesshaft geworden. Der Bergbau vor Ort und die aufblühende Industrie sorgen für Arbeitsplätze. So kann er sich seinen Lebensunterhalt verdienen und noch einmal von vorne beginnen. Aber auch Rolf kann Johanna nicht vergessen, seine Gedanken schweifen ab und landen immer wieder am Nordseestrand, wo er sich zwischen Dünengras und Wellenrauschen mit seiner Liebsten trifft.

Regine Kölpin gelingt es hier vortrefflich, ihre Protagonisten für den Leser zugänglich zu machen und ihnen Leben einzuhauchen. Man kann die Entwicklung der Figuren nachvollziehen und sich sehr gut in sie hinein versetzen Am liebsten möchte man Johanna aus diesem schier unerträglichen Leben herausreißen, um sie aus den Fängen ihrer tyrannischen Schwigermutter zu befeien. Doch Joahnna lässt sich nicht unterkriegen und kann sich nach und nach gegen die fiesen Sticheleien zur Wehr setzten. Eike ist ein echter Waschlappen und lässt sich all zu willig von den Karren seiner Mutter spannen. Er treibt mich mit seiner Gleichgültigkeit fast in den Wahnsinn.

Das Leben in Ostfriesland mit all den Vorzügen und Nachteilen wird von der Autorin detailliert geschildert, sodass nicht nur die salzige Luft und das Rauschen des Meeres zu spüren ist, sondern es schmerzen auch die Knochen von all der anstrengenden Arbeit, um das Tagwerk zu verrichten.

Der Auftakt zur Nordseehof-Reihe hält, was der Klappentext verspricht und so ist die Neugier auf Band zwei fast nicht im Zaum zu halten...

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Veröffentlicht am 29.12.2020

Spektakuläres Naturkino

Lost in the Alps
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Das Bergsteigen und Bergwandern nicht nur ein Sport für ältere Semester ist, beweisen "The Alpinists" nicht nur auf ihrem Instagram-Kanal, sondern auch äußert beeindruckend mit diesem Bildband.

Nach einer ...

Das Bergsteigen und Bergwandern nicht nur ein Sport für ältere Semester ist, beweisen "The Alpinists" nicht nur auf ihrem Instagram-Kanal, sondern auch äußert beeindruckend mit diesem Bildband.

Nach einer kurzen Vorstellung und den praktischen Erklärungen der im Buch befindlichen Icons geht es auch schon los, denn der Berg ruft. Die sympathischen Bergfanatiker stellen nach einem Kurzportrait ihre Lieblingsrouten vor, die eine Wegbeschreibung mit allen wesentlichen Details (Gehzeit, Schwierigkeitsgrad, Übernachtungs- bzw. Einkehrmöglichkeiten, Photopoints) enthalten und mit einer stark vereinfachen Karte dargestellt sind. Zur besseren Planung der eigenen Tour ist es empfehlenswert, entweder die Karten über den im Buch befindlichen QR-Code zu scannen oder über die Web-Seite der Alpinisten aufzurufen.

Filmschöne Kulissen, unglaubliche Panaoramabilder und unberührte Natur werden hier für den Leser in eindrucksvollen Fotos festgehalten und sind Balsam für die Sinne. Bizarr geformte Bergmassive, kristallklare Bergseen, oder der Blick aus einer blauschimmernden Eishöhle - die Schweizer Gebirgslandschaft hat mehr zu bieten als Eiger, Jungfrau und Matterhorn und diese stillen Wunder setzen die Fotografen hier mit bestem Fotolicht, Leading Lines und stimmigen Bildkompositionen gekonnt in Szene. Der Betrachter kann sich nur schwer dem Gesamtkunstwerk entziehen und erlebt die überwältigen Momente hautnah mit. Einzigartige Luftbildaufnahmen per Drohne, mächtige Felsen im Abendlicht , türkisblaue, spiegelglatte Bergseen oder klare Nächte unterm Sternenhimmel - hier trifft die Natur auf die Seele und lässt die Abgeschiedenheit der Bergwelt zu Orten der Spiritualität werden.

Die Verfasser des Buches weisen darauf hin, dass sanfter Alpinismus unbedingt erforderlich ist, um die Schönheiten der Hochebene auch noch für nachkommende Generationen zu erhalten. Es versteht sich von selbst, dass der produzierte Müll wieder mit runter ins Tal genommen und dort entsorgt wird, dass auf Ruhezonen und Schutzgebiete Rücksicht genommen und so die Flora und Fauna der Bergwelt geschützt wird. Nachhaltiger Tourismus ist der Schlüssel für die Zukunft, damit die Gletscher und rauen Bergmassive nicht noch zusätzlich zum Klimawandel belastet werden und noch lange als Sehnsuchtsorte für uns erhalten bleiben.

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Veröffentlicht am 27.12.2020

Es gibt Bücher, die bleiben im Herzen

Marigolds Töchter
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Marigold ist das, was man eine Seele von Mensch nennt- immer gut gelaunt, immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der anderen und dabei hält sie sich selbst dezent im Hintergrund. Als ihre Tochter ...

Marigold ist das, was man eine Seele von Mensch nennt- immer gut gelaunt, immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der anderen und dabei hält sie sich selbst dezent im Hintergrund. Als ihre Tochter Daisy mit einem gebrochenen Herzen wieder Zuflucht im Schoß der Familie sucht, wird es turbulent und Marigold scheint in dem ganzen Chaos ein wenig den Faden verloren zu haben. Doch es ist nicht der Trubel, der Marigolds Gedächtnis einen bösen Streich spielt.....

Wenn man das Buch mit dem wunderschönen pastellfarbenen Cover in den Händen hält, assoziiert man eher eine leichte Lektüre a la Rosamunde Pilcher mit dem Roman. Aber weit gefehlt, denn Julia Woolf hält hier einen echten Schleudergang in Sachen Gefühls- und Seelenleben für ihre Leser bereit und sorgt so dafür, dass ihre Erzählung tiefe, eindrucksvolle Spuren hinterlässt.

Der Roman lebt von ganz leisen Tönen, die sich den Weg zum Herzen des Lesers bahnen und Woolf arbeitet mit vielen Alltagsszenen, die jeder von uns kennen dürfte. Das Familienleben ist unglaublich authentisch geschildert und man kann sich richtig vorstellen, wie wild und wuselig es bei Marigold Zuhause und im Laden zugeht, wenn diskutiert und gemutmaßt, geliebt und gestritten, gelacht und geweint wird.

Auch der Dorfladen wird schön in Szene gesetzt und es entsteht so das Gefühl, dass man selbst durch die Ladentür getreten ist und sich mitten im Geschehen aufhält. Nämlich genau da, wo sich das halbe Dorf einfindet, um die neuesten Neuigkeiten auszutauschen, sich die Sorgen und Nöte von der Seele zu reden und gemeinsam mit Marigold eine Lösung zu finden.

Der schleichende Prozess der Veränderung ist für den Leser nachvollziehbar geschildert. Was gestern noch für Marigold einfach und leicht erschien, entpuppt sich nach und nach als große Hürde und man kann spüren, wie ihr die Situation Angst macht und ihr zu entgleiten droht.

Bis die Familie endlich merkt, was los ist, muss der Leser ein paar mal gegen den berühmten Kloß im Hals ankämpfen - man würde so gerne Marigold helfen, für sie da sein und kann doch nichts gegen den fortschreitenden Verfall des Gedächtnisses tun. Umso schön er ist es zu lesen, dass nicht nur die Familie für Marigold da ist, sondern auch die Dorfbewohner alles dafür tun, um ihr das zurückzugeben, was sie einmal von Marigold selbstlos erhalten haben. Ich muss zugeben, dass ab und an ein paar Tränchen geflossen sind, denn es gibt Momente, die gehen dermaßen unter die Haut und belieben lange, lange im Herzen.

Ein wunderschönes Buch voller Wärme und Liebe, mit Figuren, die ihr Herz sprechen lassen und dadurch ihre Spuren im Herzen des Leser hinterlassen.


Alzheimer

…und dann muß ich akzeptieren,
mein Gedächtnis zu verlieren.
Der Versuch mich selbst zu lenken,
scheitert meistens schon im Denken.

Es macht mir Angst und große Sorgen.
In meinem Kopf stirbt heut das Morgen.
Wesen und Persönlichkeit,
verändern sich in kurzer Zeit.

Ich rede wirr und mach Getöse,
verlege Sachen…sei nicht böse…
Ich tu es nicht um dich zu kränken,
es ist mein eingeschränktes Denken.

Die Orientierung längst verloren,
weiß ich nicht wann ich geboren.
Kann was ich sehe nicht benennen
und werd dich bald nicht mehr erkennen.

Ich lebe nun in and’ren Welten
und bitte drum mich nicht zu schelten.
Das was ich war, ist nicht geblieben…
Versuch doch einfach MICH zu lieben!

(Doreen Kirsche)

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