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Veröffentlicht am 16.03.2017

Poesie für Kinder mit schönen Illustrationen

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
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„Junge, wiste ne Beer?
[…]
Lütt Dirn, kumm man röwer, ick hebb ne Birn.“

Wer erinnert sich nicht an den guten Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland? Der herzensgute alte Mann, der die Früchte seiner ...

„Junge, wiste ne Beer?
[…]
Lütt Dirn, kumm man röwer, ick hebb ne Birn.“

Wer erinnert sich nicht an den guten Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland? Der herzensgute alte Mann, der die Früchte seiner Birnbäume an Kinder verschenkt. Geschrieben hat die Zeilen Theodor Fontane. Er lebte 1819 bis 1898 und war ein bedeutender deutscher Dichter des Realismus. Ursprünglich machte er eine Apothekerlehre und lebte einige Zeit in London. Durch die Inspiration schottischer Balladen kam er selbst zum Schreiben, zunächst als Journalist, dann als Schriftsteller. Effi Briest (1895) und Irrungen, Wirrungen (1888) sind nur zwei seiner zahlreichen Werke.

Die meisten von uns haben das Gedicht über Herrn von Ribbeck wohl auch während der Schulzeit auswendig gelernt. Warum haben wir als Schüler nur immer die Gedichte als schwarzen Text auf weißem Papier gereicht bekommen, wo man sie doch so schön in Szene setzen kann? Dem Kindermann Verlag ist eine außergewöhnlich schöne Ausgabe gelungen. Die Illustrationen sind farbenfroh und durchaus witzig und unterstreichen den Text. Die Geschichte des Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, der seine Birnen auch nach dem eigenen Tod weiter den Kindern schenkt, ist in diesem Buch sehr liebevoll dargestellt.

„So spendet Segen noch immer die Hand des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.“

Veröffentlicht am 03.03.2017

Die berührende Geschichte einer Familie zur Zeit des zweiten Weltkrieges im besetzten Frankreich.

Die Nachtigall
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Lange habe ich die Lektüre dieses Buches vor mir her geschoben. Mir war von Anfang an bewusst, dass die Thematik der Résistance durch die französischen Frauen dem Leser an die Nieren gehen wird. Doch nun ...

Lange habe ich die Lektüre dieses Buches vor mir her geschoben. Mir war von Anfang an bewusst, dass die Thematik der Résistance durch die französischen Frauen dem Leser an die Nieren gehen wird. Doch nun habe ich es gewagt. Und was soll ich sagen, ich habe den 600 Seiten schweren Band in nur 8 Tagen durch gelesen. Es handelt sich bei "Die Nachtigall" von Kristin Hannah um den schonungslosen aber dennoch gefühlsvollen Bericht zweier Schwestern, die sich auf unterschiedliche Art und Weise und aufgrund unterschiedlicher Beweggründe dazu entschließen, ihr Leben und das ihrer nahen Verwandten aufs Spiel zu setzen, um anderen Menschen in Zeiten des Krieges das Leben zu retten.

„Sie schien einen Abschied zu bedeuten, diese Berührung, und damit kannte sie sich aus.“ (Seite 276)

Kristin Hannah, geboren 1960 in Südkalifornien, hat Jura studiert und arbeitete als Anwältin bevor sie sich der Schriftstellerei zuwandte. Sie lebt inzwischen mit ihrem Mann und ihrem Sohn sowohl in den USA als auch auf Hawaii. Mit "Die Nachtigall" gelingt ihr ein Weltbestseller, der in den USA auf den 1. Platz kletterte.

Zunächst einmal ist mir dieses Buch durch sein sehr schönes Cover aufgefallen. Es ist schlicht in weiß gehalten und aus einem stilisierten Baum wächst eine große Nachtigall heraus, welche wiederum den Blick auf den Eiffelturm und einen französischen Spazierweg preis gibt. Es zeigt das Frankreich vor der Zerstörung durch den zweiten Weltkrieg und das Frankreich, welches danach wieder aus der Asche hervor trat. Auf den Innenseiten der Buchdeckel befindet sich die französische Landkarte mit den wichtigen Informationen bezüglich der Besetzung Frankreichs und der Fluchtroute nach Spanien.

Die Autorin hat sich ein schweres Thema vorgenommen. Sie selbst schreibt in ihrem Nachwort, dass sie alles versucht habe, um diesen Roman nicht schreiben zu müssen. Wie dem auch sei, sie tat es doch und wir als Leser können uns dafür nur bedanken. Die Geschichte handelt von zwei Schwestern, die jede für sich einen Teil zur Résistance und somit zur Niederschlagung der deutschen Truppen, beigetragen hat.
Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein können, zwischen ihnen scheint ein unüberwindbarer Graben und doch führt der Krieg sie am Ende zusammen.
Die Geschichte beginnt mit einer Rahmenhandlung im Jahr 1995. Eine der beiden Schwester blickt also 50 Jahre nach Kriegsende auf die Vergangenheit zurück. Es ist nicht klar, welche der beiden Schwestern hier spricht, man bekommt eine Ahnung, aber erst ganz zum Schluss wird das Rätsel gelüftet. Eine der Schwestern, welche inzwischen in Amerika lebt, wird zu einem Treffen ehemaliger Résistance Kämpfer eingeladen. Ihr Sohn kennt die Vorgeschichte der Mutter offenbar nicht. Es wurde nie darüber gesprochen, was die Familie im Krieg durchstehen musste. Die beiden Schwester Vianne und Isabelle sind zu Beginn des Krieges jede auf ihre Art und Weise naiv. Die Erfahrungen lassen sie aber über sich hinaus wachsen und Dinge tun und überleben, die sie vorher nie geahnt hätten. Kristin Hannah gibt mit ihrem Roman den Frauen eine Stimme, denn auch sie waren entscheidend für den Ausgang des Krieges, auch wenn in den Geschichtsbüchern hierzu kaum etwas zu finden ist.

„Und wenn wir unser Leben für ein Kind riskieren, können wir ebenso gut noch mehr retten.“ Seite 454)

Mit "Die Nachtigall" habe ich endlich einen anderen Blickwinkel der Geschehnisse um den zweiten Weltkrieg bekommen können. Meist liest man doch Geschichten aus deutscher Sicht oder über die Nachkriegszeit. In der Schule wurden auch nur altbekannte oberflächliche Dinge immer aufs Neue durchgekaut. So war es für mich sehr interessant zu erfahren, welche Auswirkungen der Krieg auf die Franzosen sowohl in der besetzten als auch in der freien Zone hatte. Welche Gräueltaten durch deutsche Soldaten begangen wurden. Schonungslos und doch gefühlvoll beschreibt die Autorin den Alltag einer durch den Krieg gebeutelten Nation.
Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und auch wenn ich nicht immer einer Meinung mit ihnen war, so konnte ich dennoch ihre Taten nachvollziehen. Man ist als Leser emotional bewegt, fiebert mit den Heldinnen mit, denn nichts anderes sind sie. Durch das Wissen, dass der Krieg 1945 endete, hangelt man sich während der Geschichte von Jahr zu Jahr mit und hofft, dass die Protagonisten noch weiter durchhalten. Doch von einigen muss man sich verabschieden. Ich stellte mir selbst auch immer wieder die Frage, wie man so etwas überleben kann, wie man mit dem, was man gesehen und erlebt hat, weiter leben kann. Die Fiktion hat einen realen Beigeschmack, da einem immer wieder bewusst wird, dass diese Geschichte einmal Wirklichkeit war.
Das Ende der Geschichte überraschte mich. Es ist tragisch und schön zugleich und lässt den Leser auch mit einigen offenen Fragen zurück. Ich hätte gerne noch etwas weiter gelesen, denn auch das Leben der Protagonisten nach dem Ende des Krieges scheint ereignisreich gewesen zu sein.

Eine Woche lang habe ich dieses Buch zu jeder Minute, die ich Zeit fand, in die Hand genommen, sodass mein Mann schon sagte: „Das muss ein wirklich gutes Buch sein.“ Und dem kann ich nur zustimmen. Es ist ein gutes Buch, welches aber auch schonungslos die Kriegsgeschehnisse mit den begangenen Gräueltaten beschreibt. Nichts für zart besaitete Leser, ich war mehrere Male zu Tränen gerührt und mir schnürte es immer wieder das Herz zusammen. Ein Buch, welches einem den Atem raubt.

„In der Liebe finden wir heraus, wer wir sein wollen, im Krieg finden wir heraus, wer wir sind.“ (Seite 7) „Und manchmal wollen wir wohlmöglich gar nicht wissen, was wir alles tun würden, um zu überleben. (Seite 604)

Veröffentlicht am 28.02.2017

Noch ein schönes Mitmach Buch

Machst Du mit?
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Die wirklich einfachen Kinderbücher sind meist die Bücher, welche den Kindern den meisten Spaß bereiten. Auch die Eltern können ihre Freude daran haben. Ist es nicht mit Spielzeug oftmals das Gleiche? ...

Die wirklich einfachen Kinderbücher sind meist die Bücher, welche den Kindern den meisten Spaß bereiten. Auch die Eltern können ihre Freude daran haben. Ist es nicht mit Spielzeug oftmals das Gleiche? Gerade in den ersten Jahren der Kindheit. Ist die Verpackung oft nicht spannender, als das, was in dem Papier eingepackt ist? Die Mitmach Bücher von Hervé Tullet erinnern mich an dieses Phänomen. Es bedarf eigentlich nicht viel, um ein Kinderlachen zu erzeugen.

Hervé Tullet (geboren 1958 in der Normandie) ist ein französischer Künstler. Nach seinem Studium arbeitete er mehrere Jahre als Art Director. 1994 veröffentlichte er sein erstes Kinderbuch. 2010 erschien sein Mitmach Buch für Kinder, welches große Erfolge feierte. Mit nur drei Punkten unterschiedlicher Farbe erschafft er eine kindgerechte Welt, in welcher der kindliche Leser bzw. Zuhörer zur Interaktion angeregt wird. 2016 erschien der zweite Band dieser Art. Machst du mit? knüpft an das vorherige Konzept an.

Das zweite Buch der Reihe "Machst du mit?" baut auf dem gleichen Prinzip wie dem "Mitmach Buch" auf. Die Kinder werden aufgefordert zu agieren und verändern somit das Bild der Kreise. Auch hier bekommen die Kinder Lob ausgesprochen, was natürlich weiter dazu anregt, die Anforderungen zu erfüllen. Der zweite Teil der Reihe ist nun auch schon etwas anspruchsvoller.

Spielend lernen die Kinder so die Grundfarben kennen. Sie können zeigen, dass sie verstehen, was von ihnen verlangt wird, dass sie wissen was rechts und was links ist, was oben, was unten, wo die Mitte. Im zweiten Buch wird schon mehr von den Kindern verlangt, sie fahren mit dem Finger eine Linie nach, die sich von Seite zu Seite verändert. Es wird mal gruselig, weil alles schwarz ist und zum Schluss ist der komplette Körpereinsatz gefragt. Es wird gerannt, gehüpft und geflogen. Gerade das finde ich an diesen Büchern so gelungen. Die Kinder müssen nicht still sitzen und zuhören, sie dürfen, ja sie sollen sich sogar bewegen. Ganz wie es ihrem naturell entspricht.

Ein gelungenes Buch, das in keinem Bücherregal für Kinder fehlen darf. Wer gerne liest aber trotzdem Abwechslung und Bewegung sucht, wird dieses Buch lieben. Selbst mein ein-jähriger Sohn hat großen Gefallen an diesen Bildern mit den bunten Kreisen gefunden, obwohl das Buch erst ab drei Jahren empfohlen ist. Auch jüngere Kinder haben schon großen Spaß an diesem interaktiven Buch.

Veröffentlicht am 28.02.2017

Bücher zum Mitmachen

Mitmach Buch
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Die wirklich einfachen Kinderbücher sind meist die Bücher, welche den Kindern den meisten Spaß bereiten. Auch die Eltern können ihre Freude daran haben. Ist es nicht mit Spielzeug oftmals das Gleiche? ...

Die wirklich einfachen Kinderbücher sind meist die Bücher, welche den Kindern den meisten Spaß bereiten. Auch die Eltern können ihre Freude daran haben. Ist es nicht mit Spielzeug oftmals das Gleiche? Gerade in den ersten Jahren der Kindheit. Ist die Verpackung oft nicht spannender, als das, was in dem Papier eingepackt ist? Die Mitmach Bücher von Hervé Tullet erinnern mich an dieses Phänomen. Es bedarf eigentlich nicht viel, um ein Kinderlachen zu erzeugen.

Hervé Tullet (geboren 1958 in der Normandie) ist ein französischer Künstler. Nach seinem Studium arbeitete er mehrere Jahre als Art Director. 1994 veröffentlichte er sein erstes Kinderbuch. 2010 erschien sein "Mitmach Buch" für Kinder, welches große Erfolge feierte. Mit nur drei Punkten unterschiedlicher Farbe erschafft er eine kindgerechte Welt, in welcher der kindliche Leser bzw. Zuhörer zur Interaktion angeregt wird. 2016 erschien der zweite Band dieser Art. "Machst du mit?" knüpft an das vorherige Konzept an.

Das Mitmach Buch beginnt mit einem gelben Kreis auf einer ansonsten weißen Seite. Nach und nach wird das Kind dazu angeregt, diesen Kreis zu drücken oder zu reiben. Damit erzeugt das Kind eine Neuerung auf der folgenden Seite. So vermehrt sich der Kreis oder die Kreise bekommen verschiedene Farben. Durch Bewegen und Schütteln des Buches werden die bunten Farbkreise durch die Seiten bewegt und geschoben. Die Kinder haben großen Spaß daran, die Anweisungen zu befolgen und damit eine Veränderung im Bild zu bewirken. Natürlich verändert sich nicht wirklich etwas, aber die folgenden Seiten zeigen, was die Aktionen für Folgen auch die Kreise haben.
Das zweite Buch der Reihe baut auf dem gleichen Prinzip auf. Die Kinder werden aufgefordert zu agieren und verändern somit das Bild der Kreise. Auch hier bekommen die Kinder Lob ausgesprochen, was natürlich weiter dazu anregt, die Anforderungen zu erfüllen. Der zweite Teil der Reihe ist nun auch schon etwas anspruchsvoller.

Spielend lernen die Kinder so die Grundfarben kennen. Sie können zeigen, dass sie verstehen, was von ihnen verlangt wird, dass sie wissen was rechts und was links ist, was oben, was unten, wo die Mitte. Im zweiten Buch wird schon mehr von den Kindern verlangt, sie fahren mit dem Finger eine Linie nach, die sich von Seite zu Seite verändert. Es wird mal gruselig, weil alles schwarz ist und zum Schluss ist der komplette Körpereinsatz gefragt. Es wird gerannt, gehüpft und geflogen. Gerade das finde ich an diesen Büchern so gelungen. Die Kinder müssen nicht still sitzen und zuhören, sie dürfen, ja sie sollen sich sogar bewegen. Ganz wie es ihrem naturell entspricht.

Zwei gelungene Bücher, die in keinem Bücherregal für Kinder fehlen dürfen. Wer gerne liest aber trotzdem Abwechslung und Bewegung sucht, wird diese Bücher lieben. Selbst mein ein-jähriger Sohn hat großen Gefallen an diesen Bildern mit den bunten Kreisen gefunden, obwohl das Buch erst ab drei Jahren empfohlen ist. Auch jüngere Kinder haben schon großen Spaß an diesen interaktiven Büchern. Vielen Dank an meine Schwester, die mir das Mitmach Buch vorgestellt und vielen Dank an den Verlag, der mit die Rezensionsexemplare bereit gestellt hat.

Veröffentlicht am 24.02.2017

Die berührende Geschichte einer Familie, die durch die Hölle ging.

Irgendwo im Glück
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Anna McPartlin erzählt in "Irgendwo im Glück" die herzzerreißende Geschichte einer Familie, die im Leben viel zu viel durchmachen musste. Im Zentrum steht Maisie, eine junge Mutter, die schon früh im Leben ...

Anna McPartlin erzählt in "Irgendwo im Glück" die herzzerreißende Geschichte einer Familie, die im Leben viel zu viel durchmachen musste. Im Zentrum steht Maisie, eine junge Mutter, die schon früh im Leben häusliche Gewalt über sich ergehen lassen musste. Durch ein Date Rape schwanger und mit dem Täter verheiratet geht sie in der Ehe durch die Hölle. Dann verschwindet ihr Sohn Jeremy völlig ohne Vorwarnung und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Was ging in Jeremy vor, das ihn dazu trieb davonzulaufen? Was geht in einer Mutter vor, die sich um ihren verschwundenen Sohn sorgt? Wie bringt solch ein Ereignis das Gefüge einer Familie durcheinander? Ein Buch, welches ich empfehlen kann.

„Und ich sage dir noch was. Wenn wir die Jungs endlich wiederhaben, kommt Rave endgültig zu mir.“ (Seite 391)

Die Autorin wurde 1972 in Dublin geboren und verbrachte dort ihre Kindheit. Später zog sie nach Kerry, wo sie als Pflegekind bei ihrem Onkel und ihrer Tante wohnte. Sie studierte Marketing, doch dies entsprach nie ihrem Wunsch. So war sie später Comedienne und gab sich ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, hin. Ihr Roman Die letzten Tage von Rabbit Hayes war ein Bestseller und wandert definitiv auf meine To-Read-Liste.

Wie bereits erwähnt handelt es sich um eine dramatische Familiegeschichte. Sie wird aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt und somit entsteht ein schlüssiges Bild. Die Handlung beginnt 1995, Masie hat ein Buch über ihre Vergangenheit geschrieben, welches sich der Presse vorstellen möchte. Dann kommt der lange Rückblick auf ihr Leben. Eines Tages verlässt Masies Sohn Jeremy das Haus und verschwindet spurlos. Auch sein bester Freund Rave ist verschwunden. Als wäre dies alles nicht schon schlimm genug für eine Mutter, muss sich Maisie auch noch um ihre demente Mutter und die pubertierende Tochter kümmern. Und dann erscheint auch noch ihr gewalttätiger Ex-Mann. Nach und nach kommen dramatische Details aus dem Leben aller Protagonisten zum Vorschein. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, jeder sein Geheimnis tief im Innern verschlossen.

„Du wagst es, zu mir nach Hause zu kommen und mir Vorschriften zu machen? Ich bin dir gar nichts schuldig. Ich gehöre dir nicht. Ich bin ein eigenständiger Mensch.“ (Seite 337)

Anna McPartlin hat einen flüssigen und leicht verständlichen Schreibstil ohne damit vielleicht Langweile zu erzeugen. Manchmal ist die Wortwahl schon ziemlich derbe gewesen, was aber die Charaktere nur intensiver beschrieb.

Ich war schnell so neugierig, dass ich etwas eigentlich unverzeihliches tat. Ich blätterte vor, da ich meine Neugierde nicht im Zaum halten konnte. So erfuhr ich ein paar Dinge etwas früh, was der Spannung des Textes aber keinen Abbruch tat. Ich wollte dennoch jedes Detail dieser dramatischen Familiengeschichte erfahren. Oft war ich zu Tränen gerührt. Anna McPartlin gelingt es, ihre Geschichte so einfühlsam und authentisch zu erzählen, dass ich voll und ganz in die Erzählung eingetaucht bin. Viele wichtige Themen wie Demenz, häusliche Gewalt, Date Rape, Homosexualität, Pubertät und die damit verbundene Selbstfindung kommen in dieser Geschichte zum Tragen. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet. Maisie, die Kämpferin, die sich gar nicht bewusst ist, wie stark sie eigentlich ist. Jeremy der zuverlässige und liebevolle Sohn, der der Kitt der Familie zu sein scheint. Bridie, die an Demenz erkrankte Frau, sie Angst hat, sich selbst zu verlieren. Valerie, ein verunsichertes Mädchen, welches einfach nur geliebt sein will. Fred, der Feld in der Brandung mit dunklem Geheimnis und Lynn, die taffe Frau mit einer Herzerkrankung. Rave, der coole Draufgänger, der einfach nur ein Heim haben möchte. All diese und noch viele weitere Charaktere bereichern die Erzählung. Auch der Hintergrund des Titels "Irgendwo im Glück" ist einfach nur schön und kommt mehrfach zum Tragen, wird hier aber nicht weiter verraten.

„Bridie kam zu dem Schluss, dass es für sie höchste Zeit wurde […] bevor sie es wieder vergaß.“ (Seite 393)

Im Ganzen ist "Irgendwo im Glück" ein wirklich gutes Buch der Unterhaltungsliteratur mit vielen wichtigen Themen der heutigen Zeit und gehört damit zu einem der berührendsten Büchern die ich in den letzten Jahren gelesen habe.