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Veröffentlicht am 04.01.2021

Das Schicksal einer Königin

Anne Boleyn (Die Tudor-Königinnen 2)
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Im Jahre 1501 wird Anne Boleyn geboren. Gemeinsam mit ihren Geschwistern verlebte sie eine schöne Kindheit, nichts ahnend, dass sie einst die Welt verändern sollte. Schon mit 12 Jahren muss sie die Heimat ...


Im Jahre 1501 wird Anne Boleyn geboren. Gemeinsam mit ihren Geschwistern verlebte sie eine schöne Kindheit, nichts ahnend, dass sie einst die Welt verändern sollte. Schon mit 12 Jahren muss sie die Heimat verlassen, um auf ein Leben als Ehefrau und Mutter vorbereitet zu werden. Für ihren Vater zählt nur die Frage, wie kann ich meine Töchter gewinnbringend an den Mann bringen? Anne stehen Jahre des Wartens bevor, doch dann fällt sie Henry VIII. auf. Der König verliebt sich in die junge Frau und setzt alles daran, sie auch zu bekommen. Seine Ehe mit Katharina stellt er dafür infrage. Ein zäher Kampf beginnt. Ein Kampf um Anne, ein Kampf gegen seine Frau und ein Kampf gegen die Traditionen Englands und der Kirche.

Die tragische Geschichte von Anne Boleyn ist vermutlich allen bekannt. Ich spoilere also nicht, wenn ich hier das Ende verrate, denn diese Liebe des Königs hatte keine Zukunft.

Alison Weir lässt Anne ihre Geschichte selbst erzählen. Man ist also direkt bei dieser jungen Frau. Erlebt sie als junges Mädchen im Ausland, lernt ihre erste Liebe kennen und auch ihre Gefühle für den König bleiben nicht unerwähnt. Sicher ist es schade, dass es nicht mehr Briefmaterial von Anne gibt und man so wohl nie ganz klären kann, inwieweit sie freiwillig die zweite Frau von Henry geworden ist.

Die Darstellung dieser Autorin hat mir jedenfalls gut gefallen. Sie zeigt Anne als Frau, die dazu erzogen wurde, gehorsam zu sein und nichts, was ihr Vater angeordnet hat, infrage zu stellen. Erst am Königshof von Margarete von Österreich lernt sie, dass es auch eine andere Sicht der Dinge geben könnte. Leider wird sie später erfahren müssen, dass sie als Frau nicht wirklich etwas zu sagen hat.

Dann folgen die Jahre, in denen Henry um sie wirbt und ihr seine Liebe versichert. Anschaulich schildert Alison Weir, wie die Chancen für Anne standen. Eigentlich hatte sie gar keine andere Wahl, als sich für den König zu entscheiden. Die Autorin schafft es spielend, dass man beim Lesen Mitleid mit Anne bekommt. Mir ging es so. Ich hätte mir ein ums andere Mal gewünscht, Anne hätte sich gewehrt und wäre so ihrem Schicksal entkommen. Aber auf der anderen Seite war die Aussicht auf die Krone für sie wohl auch zu verlockend, um sich nicht auf den König einzulassen. Das Spiel um Macht und Liebe hatte begonnen, wobei die Liebe in diesem Fall wohl doch eine weniger große Rolle gespielt hat.

Erschreckend fand ich, wie lange es letztendlich dann gedauert hat, bis die beiden heiraten konnten. In diesem Roman wird dies erst richtig deutlich. Die Höhen und Tiefen, die Intrigen, den Hass und letztendlich die eigenen Gefühle der jungen Frau hat Alison Weir wirklich gut in Szene gesetzt.

In einem umfangreichen Anhang ist alles vorhanden, was man bei einem guten historischen Roman wohl erwartet. Ein Nachwort, welches Fiktion und Wahrheit trennt, ein Personenregister, in dem man die einzelnen Charaktere nachlesen kann und sogar eine Zeittafel für die Übersicht der Abläufe ist vorhanden. Mir gefällt so was ja immer gut.

Fazit:

Dieser zweite Teil über die Ehefrauen Henry VIII. hat mir wieder gut gefallen. Diesmal war es Anne Boleyn, die ihre Geschichte erzählen durfte. Der Autorin ist es gelungen ein glaubhaftes Bild dieser Königin zu erzählen und hat mich damit gut unterhalten, auch wenn ich es etwas schwächer fand als Band 1. Katharina war mir einfach näher, aber auch mit Anne konnte ich mitfühlen und mitleiden. Vor allem die letzten Seiten hatten es mir angetan und dieses wundervolle Gedicht am Ende. Zitat: „Du Glocke sei nun still; wohl kündigt dein Geläut den Tod, wie Gott es will“.

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Veröffentlicht am 02.01.2021

Intrigen und Verrat im 13. Jahrhundert

Die Ehre des Henkersweibs
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Runhild und ihr Mann der Henker Meinulf, haben die Hoffnung nie aufgegeben, ihre Ehre wieder herzustellen. Nur einer Intrige ist es zu verdanken, dass Meinulf als Henker leben muss. Er war einst ein Schildknappe ...

Runhild und ihr Mann der Henker Meinulf, haben die Hoffnung nie aufgegeben, ihre Ehre wieder herzustellen. Nur einer Intrige ist es zu verdanken, dass Meinulf als Henker leben muss. Er war einst ein Schildknappe und stand kurz vor dem Ritterschlag, als er eines schweren Verbrechens beschuldigt wurde. Runhild war eine unfreie Magd, die nur durch die Gnade und die Ehe mit dem Henker ihr Leben retten konnte. Gemeinsam versuchen sie nun mithilfe eines Gnadengesuchs ihre Ehre wieder herzustellen und dem Leben als Henkerspaar zu entkommen. Aber es ist schwieriger als gedacht, diese Gnade zu bekommen. Weitere Intrigen werden um Meinulf gesponnen und Runhild hegt die Befürchtung, diesem Schicksal nicht mehr entfliehen zu können. Einzig die erwachte Liebe zwischen ihr und dem Henker hält sie beide zusammen.

Diese Geschichte spielt im Jahre 1233 in Marburg und erzählt aus dem Leben eines Henkers und seiner Familie. Ute Zembsch schildert durchaus anschaulich, wie sich das Leben dieses Mannes gestaltet hat. Die Höhen und Tiefen, die er durchleiden musste, fließen glaubhaft in die Handlung ein. Allerdings ist Meinulf nicht in diesen Beruf hineingeboren worden, sondern wurde dazu verurteilt. Er fühlt sich zu Unrecht behandelt und setzt alles daran, seine Unschuld zu beweisen, um vielleicht dem Henkersschicksal zu entkommen. Einzig die glückliche Fügung, dass er eine Frau an seiner Seite hat, die ihn liebt und ihm immer wieder das Gefühl vermittelt, gebraucht zu werden, hält ihn am Leben. Ihre gemeinsamen Versuche, diesem Leben zu entkommen, ist der Kernpunkt dieser Geschichte.

„Die Ehre des Henkersweibs“ ist die Fortsetzung zu „Henkersweib“. Ich habe den ersten Teil leider nicht gelesen und auch wenn einige Rückblenden dafür sorgen, dass man die Vorgeschichte der beiden kennenlernt, hatte ich schon das Gefühl, mir sind wichtige Details nicht bekannt. Der Einstieg fiel mir dadurch ein bisschen schwieriger. Ute Zembsch erzählt durchaus glaubhaft aus dem Leben von Meinulf, von seiner Arbeit, seinem Leben mit seiner Frau und vor allem von seinem Kampf um Gerechtigkeit. Ihr Erzählstil ist zu Beginn etwas schwierig zu lesen, da er schon ein wenig der Zeit angepasst ist und nicht zu modern daherkommt, aber nach den ersten Seiten war ich dann doch in der Geschichte gefangen.

Manche Szenen fand ich zwar etwas übertrieben, zum Beispiel stehen er und seine Frau mir zu oft in der Öffentlichkeit und bezeugen sich gegenseitig ihrer Liebe, aber im Ganzen gesehen hat mich diese Geschichte gut unterhalten. Das Leben im 13. Jahrhundert als ehrlose Leute hat Ute Zembsch hingegen wunderbar dargestellt. Sie erzählt authentisch aus dem Leben dieser Zeit und wie schwer es für Menschen war, die von der Gesellschaft nicht wirklich anerkannt waren. Vor allem erzählt sie eine Geschichte von Lügen, Intrigen und Verrat. Einmal als unehrlich betrachtet war es schwer, wieder anerkannt zu werden.

Fazit:

„Die Ehre des Henkersweibs“ ist ein historischer Roman, der eine etwas ungewöhnliche Geschichte erzählt. Das Leben an der Seite eines Henkers war nicht leicht, diesem Schicksal zu entkommen, eine große Herausforderung. Insgesamt hat mir dieser Roman gut gefallen, auch wenn es kleine Schwachpunkte für mich gab. Mir war die Liebesgeschichte ein bisschen zu ausführlich. Dafür die Intrige rundum Meinulf aber wieder spannend. Das Leben im 13. Jahrhundert hat die Autorin auf jeden Fall gut eingefangen und lebendig werden lassen.

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Veröffentlicht am 06.12.2020

Verschachtelter historischer Krimi

Im schwarzen Wasser
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Es ist ein schöner Morgen im Mai des Jahres 1774, als Jacob, Lehrling einer Gerberei in der Lohebrühe einen Toten findet. Es herrscht helle Aufregung und schnell stellt sich heraus, es kann nur Mord gewesen ...

Es ist ein schöner Morgen im Mai des Jahres 1774, als Jacob, Lehrling einer Gerberei in der Lohebrühe einen Toten findet. Es herrscht helle Aufregung und schnell stellt sich heraus, es kann nur Mord gewesen sein. Leider kann den Toten keiner identifizieren, er scheint fremd in Hamburg zu sein. Wer hatte also Grund, den Mann vom Leben zum Tode zu befördern? Der Weddemeister Wagner begibt sich auf Spurensuche, nicht jedoch ohne dabei die Hilfe von Rosina der Komödiantin in Anspruch zu nehmen.

Dieser historische Krimi ist Teil einer ganzen Reihe um die Protagonistin Rosina. Allerdings erschien der letzte Band bereits vor 10 Jahren. Ich kenne die Vorgänger nicht, hatte aber hier keine Probleme, mich zurechtzufinden. Ein paar kleine Rückblenden hat die Autorin mit eingeflochten, sodass man spürt, welch aufregendes Leben hinter der jungen Frau steckt. Jetzt ist sie eine verheiratete Frau und will in Hamburg leben. Ob ihr das so einfach gelingen wird, sei mal dahin gestellt. Ihre Sehnsucht nach der Ferne ist immer noch deutlich zu spüren.

Mit dem Toten in der Lohebrühe beginnt ein spannender Krimi, der seine Leser durch Hamburgs Gassen führt. Der Fall stellt sich schnell als viel verzwickter heraus als gedacht. Petra Oelker versteht es, Spuren zu legen und die Spannung steigen zu lassen.

Ihr Erzählstil ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig und ihre Sätze lang und verschachtelt, dafür aber wird man mit einer guten Geschichte belohnt. Während Rosina zu erfahren versucht, wer hinter der Tat steckt, kommen noch so einige andere Geschichten ans Licht. Es gibt jede Menge Klatsch und Tratsch aus den Hamburger Stuben dieser Zeit zu entdecken.

Rosina scheint hier eigentlich nur ein Charakter unter vielen zu sein. Der Krimi verbirgt sich gut hinter den Geschichten der Hamburger Protagonisten. Erst so nach und nach kommt Licht in diesen verzwickten Mordfall, doch dabei bleibt der Mörder bis zum Schluss im Dunklen. Mir hat es Spaß gemacht, hier zu rätseln und zu entschlüsseln, wer hinter der Tat steckte und zu entdecken, wohin die Gedanken der anderen Protagonisten gingen. Auch hat mir Rosina gut gefallen. Ihre Art, an die Dinge heranzugehen und ihre Freunde, die ihr zur Seite standen, haben dieser Geschichte ihren ganz eigenen Charme verliehen.

Gleich zu Beginn ist ein Personenregister vorhanden, sodass man schon vor dem Lesen einen kleinen Überblick über die Protagonisten bekommt. Am Ende des Buches befindet sich ein umfangreiches Glossar der fremden Begriffe, und ein abschließendes Nachwort der Autorin klärt Fiktion und Wahrheit. Mir gefallen solche kleinen Details in historischen Romanen immer sehr gut.

Fazit:

„Im schwarzen Wasser“ ist ein verschachtelter historischer Kriminalroman, der nicht auf direktem Wege zum Ziel führt. Mir hat gut gefallen, wie die Charaktere agiert haben. Auch wenn es für mich der erste Fall mit Rosina war, war es sicher nicht mein Letzter. Ein kleiner Aufhänger ganz zum Schluss sorgt schon dafür, dass es noch mal ein Wiedersehen mit Rosina und ihren Freunden geben könnte.

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Veröffentlicht am 23.11.2020

Vergangenheit und Gegenwart gehören zusammen

Die Schweigende
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Imke, Angelika und Anne sind längst erwachsen und haben ihren Platz im Leben gefunden, als unerwartet der Vater der Familie Remy verstirbt. Zurück bleiben eine verstörte Witwe und ihre Töchter. Karin und ...

Imke, Angelika und Anne sind längst erwachsen und haben ihren Platz im Leben gefunden, als unerwartet der Vater der Familie Remy verstirbt. Zurück bleiben eine verstörte Witwe und ihre Töchter. Karin und ihr Mann waren viele Jahre lang verheiratet und glücklich, aber noch im Sterben nimmt Jens seiner Tochter Imke ein Versprechen ab, dass alles verändern und das Leben ihrer Mutter infrage stellen wird. Diese Tage im Jahre 2019 sind für die Familie Remy nicht einfach.

Karin ist eine lebenslustige junge Frau und wächst im Nachkriegsdeutschland auf. Sie träumt im Jahre 1956 davon, Ärztin zu werden. Sie liebt Musik von Elvis Presley und spart für eine Jeans. Sie wähnt sich einer glücklichen Zukunft gegenüber, als ein einziger Tag alles verändert und nicht nur Folgen für die junge Frau hat, sondern auch für die Menschen, die sie liebt.

Mit „Die Schweigende“ liegt der neue Roman von Ellen Sandberg vor mir. Ein Roman, auf den ich mich schon gefreut habe und am Ende auch nicht enttäuscht wurde. Die Autorin versteht es geschickt ihre Leser gefangen zu nehmen. Auf den ersten Seiten war mir dieser Roman allerdings zu sehr Familienroman. Die Familie Remy hat ein wichtiges Familienmitglied verloren und muss nun mit ihrer Trauer kämpfen. Jeder der Frauen macht das auf ihre eigene Weise und so werden die einzelnen Charaktere vorgestellt. Schnell stellt sich heraus, dass die Schwestern nicht nur Liebe für einander empfinden. Dann beginnt Imke damit das einmal gegebene Versprechen des Vaters zu erfüllen und in der Vergangenheit der Familie zu forschen. Ab diesem Punkt fängt die Geschichte, an interessant zu werden.

Dann beginnt auch schon ein weiterer Handlungsstrang, der im Jahre 1956 einsetzt und das Leben von Karin, der Mutter von Imke, Angelika und Anne, erzählt. Auch hier geht es eher beschaulich zu. Das Leben eines Teenagers hat ja nun nicht so viel an spannendes zu bieten. Aber nur bis zu dem Tag, als sich alles veränderte.

In Rückblenden erfährt man so nach und nach, was in diesen Tagen in den 50er-Jahren geschehen ist. Ab diesem Zeitpunkt ist diese Geschichte sicher keine beschauliche Familiengeschichte mehr. Eher im Gegenteil. Das, was Karin erlebt hat, hat ihr Leben bis ins hohe Alter geprägt und sie zu dem gemacht, wie ihre Töchter sie ihr ganzes Leben lang kannten. Die Autorin hat es gut verstanden, die Gefühle und Gedanken dieser Familie in Szene zu setzen. Sie schildert ausführlich von längs vergangenen Ereignissen, aber auch von einem Skandal, der erst viele Jahre später ans Licht der Öffentlichkeit kam. Auch wenn es keine leichte Kost gewesen ist und das Leben von Karin alles andere als schön zu bezeichnen war, hat es mich gut unterhalten und nachhaltig berührt.

Ich fand es vor allem interessant zu lesen, wie nur ein Familienmitglied eine ganze Familie zusammengehalten hat. Sein Verlust hat hier die Mädchen völlig aus der Bahn geworfen und ihr eigenes Leben eine neue Richtung gegeben. Während Imke es irgendwie geschafft hat, sich mit der Vergangenheit der Mutter auseinanderzusetzen und gleichzeitig nicht völlig aus der Bahn geriet, hatten es ihre Schwestern schon schwerer. Mir hat gefallen, wie die Mädchen beschrieben wurden, wie sie ihre Kämpfe ausgetragen haben, um am Ende einen Weg für sich zu finden.

Fazit:

Auch wenn „Die Schweigende“ ein fiktiver Roman über das Leben einer jungen Frau ist, könnte es durchaus irgendwo eine Geschichte gegeben haben, die dieser sehr nahekommt. Ellen Sandberg versteht es, ihre Geschichten lebendig und echt zu erzählen. Auch wenn ich zu Beginn kleine Probleme mit der Handlung hatte, spätestens nach der hundertsten Seite hatte sich das gelegt und ich konnte nicht mehr aufhalten zu lesen. Dieser Roman erzählt eine Geschichte, die unter die Haut geht und dabei sicher nichts für schwache Nerven ist. Auch wenn es sich hier nicht um einen blutrünstigen Thriller handelt, geht die Geschichte unter die Haut und lässt einen nicht kalt.

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Reisebericht einer jungen Frau aus dem 14. Jahrhundert

Die Herrin von Syld
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Anna Maria bringt in dem Sultanspalast von Fes ihre Tochter zur Welt. Der Großwesir von Marrakesch ahnt nichts davon, er ist der Vater des Kindes und sucht immer noch nach der jungen Frau und ihren Freunden. ...

Anna Maria bringt in dem Sultanspalast von Fes ihre Tochter zur Welt. Der Großwesir von Marrakesch ahnt nichts davon, er ist der Vater des Kindes und sucht immer noch nach der jungen Frau und ihren Freunden. Anna Maria ist nach wie vor ruhelos. Schon bald macht sie sich wieder auf dem Weg, ihr Ziel ist das ferne Syld, wo sie geboren wurde. Dort will sie immer noch den Tod ihrer Mutter und des Vaters rächen. Danach soll ihre Reise weiter gehen ins ferne Allgäu, wo ihr Vater zu Hause war. Sie ahnt nicht, dass der Großwesir ihr immer noch auf den Fersen ist und ebenfalls Rache will.

Dieser Roman ist der zweite Teil zu „Das Teufelsweib“ und fängt genau da an, wo Band 1 geendet hat. Allerdings kann man ihn problemlos unabhängig vom ersten Teil lesen. Auf den ersten Seiten gibt es nämlich einen umfangreichen Rückblick auf die vergangenen Ereignisse und auch während der Handlung sorgen Rückblenden für den nötigen Durchblick des Lesers.

Die Geschichte von Anna Maria und ihren Freunden ist ein einziges Abenteuer ihres Lebens und erzählt davon, was es bedeutet, weite Strecken zurückzulegen. Der Autor versteht es geschickt, die Welt dieser Zeit lebendig werden zu lassen, obwohl es doch ein paar Kleinigkeiten gab, die mich persönlich gestört haben. Konnte ich im ersten Band noch über die Maisfladen, die es in Marrakesch gab, lächeln, fand ich den Kautabak auf Seite 501 und die Pfeife rauchende Wirtin ein paar Seiten vorher nicht mehr ganz so unterhaltsam. Hier ist wohl die Fantasie des Autors etwas über das Ziel hinausgeschossen. Immerhin spielt diese Geschichte im Jahre 1331 und Tabak kam erst einige Jahre später in unsere Welt.

Der Erzählstil von Bernhard Wucherer liest sich fast wie ein Reisebericht. Ich brauchte schon ein paar Seiten, um mich daran zu gewöhnen, aber dann mochte ich auch nicht mit dem Lesen innehalten. Auch wenn die Handlung wie ein Märchen klingt, hat sie mich gut unterhalten. Immer wieder blitzte Humor durch und lockerte die Stimmung der Protagonisten auf. Auch hat mir gefallen, wie sich ungewöhnliche Freundschaften gebildet haben. Sicherlich darf man diese Reihe nicht zu ernst nehmen und die historische Genauigkeit sei mal dahin gestellt, aber es ist trotzdem gute Leseunterhaltung und lässt einen die Zeit vergessen.

Ein umfangreicher Anhang am Ende des Buches klärt nicht nur Fiktion und Wahrheit, sondern fasst auch noch mal die Protagonisten zusammen. Ein großes, ausführliches Glossar klärt fremde Begriffe. Ganz zum Schluss erfährt der Leser dann auch noch, wie der Autor auf die Idee zu dieser Reihe gekommen ist, und dass es vielleicht sogar noch einen weiteren Band dieser Reihe geben wird.

Fazit:

„Die Herrin von Syld“ ist ein historischer Roman mit spannenden Charakteren und einer langen Reiseroute. Man ist dabei, wenn Anna Maria und ihre Freunde ihren Weg fortsetzten, man spürt ihre Strapazen, ihre Hoffnungen, ihre Träume und ihre Liebe. Auch wenn es hier vielleicht einige Schwächen, was die historische Genauigkeit betrifft, gibt, ist es ein Roman, der unterhält und für angenehme Lesestunden sorgt. Ich habe ihn gern gelesen und fühlte mich gut Unterhalten.

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