Glühende Hommage an San Francisco; allerdings konnte mich Nells Selbstfindung nebst Liebesgeschichte, leider nicht so sehr fesseln
Als Nell Sullivan und ihren Kolleginnen und Kollegen wegen einer Umstrukturierung der Firma gekündigt wird, fällt ihr Schock eher klein aus, denn eigentlich war ihr Job nie ihr Traumjob. Schon oft hatte ...
Als Nell Sullivan und ihren Kolleginnen und Kollegen wegen einer Umstrukturierung der Firma gekündigt wird, fällt ihr Schock eher klein aus, denn eigentlich war ihr Job nie ihr Traumjob. Schon oft hatte sich Nell stattdessen erhofft, eine Art amerikanisches Diner in London zu betreiben. Nun, arbeitslos, ruft sie sich diese Wunschidee wieder ins Gedächtnis. Inspiration holt sich Nell während ihrer zweimonatigen Reise nach San Francisco, wo sie ihre Cousine Lizzie besuchen möchte. Sehr schnell schließt Nell neue Freundschaften. Ihr gefällt besonders die Ungezwungenheit der Menschen, der American Way of Life. In San Francisco hat Nell auch endlich wieder einmal Zeit und Lust zum Backen, was Lizzie, die eine echte Naschkatze ist, sehr in Verzückung geraten lässt. Selbst die Besitzerin eines nahe liegenden Diners, schließt Nell und ihre Künste ins Herz und bietet ihr schließlich einen Praktikantenjob in ihrem Laden an, damit Nell schauen kann, ob ihr die schwere Arbeit in einem Diner tagaus, tagein überhaupt liegt. Dieser Job bestärkt Nell in ihrem Vorhaben, doch noch ist sie sich nicht schlüssig darüber, wie sie alles auf die Beine stellen soll. Außerdem ist auch ihre Gefühlswelt durcheinander geraten, seit sie dem attraktiven Künstler Max Rossi begegnet ist. Sie verliebt sich Hals über Kopf in Max, doch Max hat Geheimnisse…
Ich hatte vor einiger Zeit Miranda Dickinsons ersten Roman „Fünfzig Dinge, die du tun sollst, wenn ich tot bin“, gelesen, der mir beim Lesen damals sehr unter die Haut ging. Diesmal ist die Thematik weniger schwer, doch eines haben die Heldinnen der Romane gemeinsam- beide stehen vor einem Scheideweg in ihrem Leben und müssen sich neu erfinden, bzw. den Mut fassen, sich auf neue Dinge im Leben einzulassen. „Acht Wochen und ein Leben lang“, erzählt die Geschichte der alleinstehenden Nell, die in London lebt und eine eher durchwachsene Beziehung zu ihrem Vorgesetzten unterhält, die immer mal wieder unterbrochen wurde. Ausgerechnet nachdem er ihr kündigen musste, will ihr Exfreund mit Nell zusammenziehen und in diesem Moment begreift sie, dass dieser vorgeschlagene Weg womöglich nicht der richtige für sie sein könnte. Sie geht für zwei Monate nach San Francisco; eine Stadt die sie prägen und ihr Mut machen wird, was aber vor allem an den Menschen dort liegt, die Nell kennenlernt.
Miranda Dickinsons aktueller Roman, ist eine Hommage an die Stadt San Francisco. Man spürt beim Lesen deutlich zwischen den Zeilen, wie sehr die Autorin diesen Ort lieben muss; sehr bildhaft lässt sie Sehenswürdigkeiten und andere interessante Orte vor dem Auge des Lesers entstehen, was mir wahnsinnig gut gefallen hat und einige meiner etwas verschütt geglaubten Erinnerungen wieder zurückholen konnte. Die Beschreibungen von Stadt und Menschen stehen hier sehr im Fokus, was ich einerseits schön fand, andererseits kam leider deswegen die Geschichte von Nell ein wenig zu kurz. Überhaupt fehlt es den Dialogen, die Nell mit ihrer Cousine oder auch ihren neuen Bekanntschaften austauscht, ein wenig an Tiefgang. Viel Smalltalk, prallt auf, einem das Wasser im Mund zusammenlaufende Beschreibungen von leckeren Süßspeisen (Stichwort Cheesecake & Pfannkuchen) die zugegeben, sehr verlockend dargeboten werden, doch Nells Selbstfindung geschieht eigentlich eher durch Anhäufung günstiger Zufälle und Ereignisse, so dass ich beim Lesen etwas enttäuscht war.
Auch die Liebesgeschichte zwischen Nell und Max hätte ein wenig mehr Innigkeit vertragen können und wurde ein wenig lieblos erzählt, wie ich fand. Max Geheimnis und die Aussprache zwischen Nell und ihm, die für den Knalleffekt der Story sorgen sollte, wirkte mir dagegen zu konstruiert gestrickt. „Acht Wochen und ein Leben lang“, ist sicherlich kein schlechter Roman, allerdings fand ich ihn im direkten Vergleich zu „Fünfzig Dinge, die du tun sollst, wenn ich tot bin“, leider nur durchschnittlich, selbst wenn mir die Beschreibungen von San Francisco so gut gefallen haben.
Kurz gefasst: Glühende Hommage an San Francisco; allerdings konnte mich Nells Selbstfindung nebst Liebesgeschichte, leider nicht so sehr fesseln.