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Veröffentlicht am 02.01.2021

Den Platz im Leben finden

Dieses ganze Leben
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Bewertet mit 4.5 Sternen

In dem Buch "Dieses ganze Leben" von Raffaella Romagnolo übersetzt aus dem Italienischen, geht es um Paola de Giorgi kurz vor ihrem 16. Geburtstag. Sie hat ein schönes Zuhause. ...

Bewertet mit 4.5 Sternen

In dem Buch "Dieses ganze Leben" von Raffaella Romagnolo übersetzt aus dem Italienischen, geht es um Paola de Giorgi kurz vor ihrem 16. Geburtstag. Sie hat ein schönes Zuhause. Ihre Eltern sind wohlhabend. Sie sollte ein glücklicher und zufriedener Teenager sein. Stattdessen hadert sie mit ihrem Leben. Es fängt schon einmal damit an, dass sie ihren etwas übergewichtigen Körper hasst, ihre Schwabbelbeine, ihre Haare, ihre fettige Haut. Da ist es auch nicht hilfreich, dass ihre Mutter ihr eine Waage schenkt. In der Schule wird sie gemobbt, und der einzige Mensch dem sie uneingeschränkt vertraut ist ihr behinderter Bruder Ricci. Wenn die Mutter sie täglich zu 60 Minuten strammen Laufen verdonnert, macht sie sich mit ihrem Bruder im Rollstuhl auf den Weg und nutzt die Zeit mit ihm dem unerträglichen Alltag zu entfliehen. Dabei überqueren die Beiden dann die Schnellstraße zur Arbeitersiedlung Margeriten, die die Mutter hasst wie die Pest und stopfen sich mit Junkfood aus dem Büdchen voll. Eine Begegnung mit Antonio und dessen Bruder Filippo, die in der Siedlung zu Hause sind, die von der Baufirma der Familie di Giorgi errichtet wurde, verändert Paola's Sicht auf das Leben und ist auch für Ricci eine Bereicherung. In diesem Roman wird die Geschichte einer Familie erzählt, es gibt einen großen Familienskandal, es geht um arm und reich um Werte, die Liebe und den Umgang mit Behinderungen.

Die Ich- Erzählerin Paola erzählt in einer ausschweifenden oft schnodderigen Art, ist zynisch und weitsichtig. Es macht Spaß ihren Ausführungen zu folgen. Besonders am Anfang geht sie sehr selbstkritisch mit sich selbst zu Gericht. Auf jeden Fall hat Paola die Gabe den Finger genau in die Wunde zu drücken. Ehrlichkeit ist ihr wichtig. Umso schlimmer ist es für sie, als sie entdeckt, dass ihre Eltern Lügner sind. Zu ihrem Bruder Ricci hat Paola eine sehr enge Verbindung. Klar, necken sie sich auch wie ganz normale Geschwister, aber durch seine Behinderung hat Ricci von klein auf eine Sonderrolle in der Familie. Sein Tun wird ständig durchleuchtet, ob es ein Symptom für irgendwas ist und ob man einen Arzt hinzuziehen sollte. Nur Paola behandelt ihn normal und hat mit der Zeit eine Beziehung zu ihm aufgebaut, die über eine normale Geschwisterbeziehung hinausgeht.

Schön ist, dass sich die Figuren, die die Autorin sehr authentisch zeichnet, im Laufe des Romans weiterentwickeln. So gelingt es Paola nicht nur sich im Laufe des Buches mit ihrem äußeren Erscheinungsbild zu arrangieren, sie fasst auch wieder Vertrauen und erlaubt es sich und ihrem Bruder etwas eigenständiger zu werden.

Für mich war es ein rundherum gelungener Roman, den ich sehr gerne gelesen habe und gerne weiterempfehle. Manchmal fand ich die Sprache von Paola aber zu erwachsen für eine 16Jährige. Erwähnenswert auch die Nebenfiguren wie den Gärtner, der die Oma umschwärmte und die rumänische Nanny, die ich allerliebst fand.

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Veröffentlicht am 22.12.2020

Wie ein Monster erschaffen wird

Der rote Apfel
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Bewertet mit 4.5 Sternen

Einen koreanischen Thriller hatte ich bisher noch nie gelesen und das schwarze Cover mit der roten Schrift, der Apfelblüte, Blättern und den Blutspritzern macht es wahrlich zu ...

Bewertet mit 4.5 Sternen

Einen koreanischen Thriller hatte ich bisher noch nie gelesen und das schwarze Cover mit der roten Schrift, der Apfelblüte, Blättern und den Blutspritzern macht es wahrlich zu einem Eyecatcher. In ihrer Heimat Korea ist Mi Ae Seo eine bekannte Bestsellerautorin, und ich war sehr gespannt ob "Der rote Apfel" nach meinem Geschmack sein würde.

Der in der Todeszelle sitzende Serienmörder Lee Byongdo hüllt sich in Schweigen was seine Taten angeht. Die Polizei ist im Unklaren über seine Motivation und will auch nicht ausschließen, dass es viel mehr Opfer gibt, als bisher bekannt wurde. Um so überraschender ist sein Vorschlag doch mit einer einzigen Person zu reden, der jungen Kriminalpsychologin Sonkyong. Dieser ist der Fall zwar bekannt, sie ist sich aber sicher Lee Byongdo nie begegnet zu sein.Die Neugierde der jungen Frau überwiegt ihr Unbehagen und sie willigt ein den Mörder im Gefängnis zu befragen.

Zeitgleich nehmen Sonkyong und ihr Ehemann Chaesong dessen 10jährige Tochter aus 1. Ehe bei sich auf. Seine Ehefrau ist inzwischen verstorben und das Mädchen hatte bei seinen Großeltern gelebt, bis das Haus bis auf die Grundmauern abgebrannt ist. Während die Großeltern dem Feuer zum Opfer gefallen sind, hat die kleine Hayong den Brand überlebt. Das Zusammenleben gestaltet sich schwierig und es wird immer deutlicher, dass mit dem Kind etwas nicht stimmt.

Anders als bei anderen Thrillern wird der Leser nicht in ein Geschehen hineingeworfen, sondern wächst langsam in die Geschichte hinein. Die Autorin erzählt aus wechselnden Perspektiven, und der Verlauf der Geschichte ist bis auf das Ende folgerichtig und wenig überraschend. Auch werden weniger die Bluttaten von Lee Byongdo ausführlich gschildert, als eher die Psyche beleuchtet. Die Kernfrage dieses Buches ist, was alles passieren muss, dass ein Kindheitstrauma sich so verfestigt, dass dieser Mensch nur noch die Gewalt für sich als Ausweg sieht. Dass ein Täter irgendwo auch immer selbst ein Opfer ist, wird bei diesem Thriller mehr als deutlich. Beim Lesen bekommt man an manchen Stellen wirklich eine Gänsehaut. Sonkyong war für mich die zentrale Figur der Geschichte, eine sehr einfühlsame Protagonistin, die aber trotz ihrer psychologischer Schulung manchmal nicht so ganz gecheckt hat, was gespielt wurde.

Mir hat dieser Thriller wirklich gut gefallen, und ich empfehle ihn gerne weiter.

(Triggerwarnung -Gewalt gegen Kinder)

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Doppelter Verlust

Der Moment zwischen den Zeiten
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Bewertet mit 4.5 Sternen

In dem Roman "Der Moment zwischen den Zeiten" von Marta Orriols lässt die Autorin ihre Leser teilhaben an dem komplexen Gefühlswirrwarr, dass Paula erleiden muss, als sie erfährt, ...

Bewertet mit 4.5 Sternen

In dem Roman "Der Moment zwischen den Zeiten" von Marta Orriols lässt die Autorin ihre Leser teilhaben an dem komplexen Gefühlswirrwarr, dass Paula erleiden muss, als sie erfährt, dass ihr langjähriger Lebenspartner Mauro bei einem Unfall tödlich verunglückt ist. Pikanterweise hatte Paula kurz vor seinem Tod noch von ihm erfahren, dass er im Begriff war sie zu verlassen, weil er sich in eine jüngere Frau verliebt hatte. Kein Abschiednehmen, keine Möglichkeit dem Anderen in den letzten Minuten seines Lebens beizustehen und kein Verzeihen sind mehr möglich. Es ist die Geschichte eines doppelten Verlusts, mit dem die Protagonistin erst einmal klarkommen muss.

Der Roman ist sehr emotional und berührend. Man kann gut nachvollziehen, dass sich die 42jährige Paula zunächst in ihre Arbeit flüchtet. Sie ist Neonatologin, die sich mit ganzer Kraft und Leidenschaft in der Frühgeborenen-Intensivstation um die Frühchen kümmert und ihnen bestenfalls den Weg ins Leben ebnet. So hat ihr Arbeitsalltag also auch schon etwas mit dem stetigen Ringen mit dem Tod zu tun.

Wir erleben die Tragödie aus der Sicht von Paula und können uns durch den wunderbaren, feinfühligen Schreibstil so gut in sie hineinversetzen als würden wir all die Trauer, Wut , Entäuschung und Scham selbst erleben. Das Buch nimmt einen emotional sehr mit. Die Protagonistin ist absolut authentisch und lebensecht gezeichnet.

Der Tod gehört zum Leben und kann einem von einer Sekunde auf die andere den Boden unter den Füßen wegziehen. Mit dem frühen Tod der eigenen Mutter hat Paula das schon erlebt. Der Vater ist nie richtig über den Tod seiner großen Liebe hinweggekommen. Als ihr Vater meint, er wüsste was sie gerade durchmacht, kann sie ihm nicht begreiflich machen,dass es bei ihr etwas anderes ist, weil die Affaire Alles verändert. Sie kann sich ihrem Vater nicht anvertrauen und auch sonst niemanden.

Man könnte jetzt annehmen, dass der Roman mit seinem ganzen seelischen Balast den Leser runterzieht. Das habe ich aber gar nicht so empfunden, auch wenn sich der Schmerz der Protagonistin auf den Leser überträgt. Die wunderschöne poetische Sprache und die tiefsinnigen Gedanken von Paula, der Weg wie sie neuen Mut für ihr Leben schöpfen kann, haben das Buch im Gegenteil zu einem Genuss werden lassen. Letztendlich ist der Roman eine Ode an das Leben und die Liebe.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Die besondere Beziehung zwischen Oma und Enkelin

Time to Love – Tausche altes Leben gegen neue Liebe
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Nach Beth O'Leary's Highlight-Liebesroman "Love to share" war ich sehr gespannt auf den Nachfolger "Time to love", der aber trotz ähnlichem Cover gar nichts mit der Vorgängergeschichte gemein hat. Ich ...

Nach Beth O'Leary's Highlight-Liebesroman "Love to share" war ich sehr gespannt auf den Nachfolger "Time to love", der aber trotz ähnlichem Cover gar nichts mit der Vorgängergeschichte gemein hat. Ich würde sogar sagen, der Titel ist etwas mißverständlich, weil man zunächst eine Liebesgeschichte erwartet, der Fokus des Roman's aber doch ein anderer ist.

Die Hauptpersonen dieses zauberhaften Romans sind die junge, ergeizige und erfolgreiche Leena Cotton und ihre 79jährige Großmutter Eileen, die trotz ihres Alters noch wunderbar agil ist. Nachdem Leena bei ihrer Arbeit quasi einen Zusammenbruch erlebt und eine Präsentation dermaßen versemmelt, dass sie schon ihren Rauswurf befürchtet, wird sie von ihrem Arbeitgeber zu einem Zwangs-Sabbatical genötigt, was ihr als Workaholic so überhaupt nicht passt. Sie fährt von London aufs Land in ein kleines Dorf in Yorkshire zu ihrer Großmutter Eileen, zu der sie ein liebesvolles Verhältnis hat, um ihre Auszeit vielleicht dort zu verbringen und etwas Ruhe in ihr Leben zu bringen. Ein bisschen hat sie das Dorf wohl auch gemieden, weil hier ihre Schwester an Krebs verstorben ist und sie deren Tod noch überhaupt nicht verarbeitet hat.

Die Großmutter ist im Dorf eine Person, auf die Jeder zählen kann. Sie pflegt regen Nachbarschaftskontakt und organisiert Alles, angefangen von der Nachbarschaftswache bis zu diversen Festlichkeiten. Dass ihr Ehemann Wade sie in hohem Alter einfach verlassen hat, nagt an ihr, nicht weil er ein so toller Ehemann gewesen wäre, sondern weil sie jetzt im Alter keinen Partner mehr an ihrer Seite hat. Leider ist die Auswahl an geeigneten Männern im Dorf doch sehr begrenzt, und so hat Leena die Idee, dass Oma und Enkelin ihre Leben für die Dauer des Sabbaticals einfach tauschen könnten, mit allen Verpflichtungen natürlich. Die Mitbewohner von Leena's WG würden Eileen schon mit London's Dating Szene vertraut machen, zumal eine Freundin von Leena gerade selber in einer Dating App auf der Suche ist.

Eine aberwitzige Idee, die mich sofort angesprochen hat. Aber das Buch ist nicht nur witzig, es wird auch sehr emotional, da insbesondere das Thema Trauerverarbeitung eine große Rolle in dem Roman spielt. Es geht aber auch um Einsamkeit im Alter, Liebe, und unterschiedliche Lebensentwürfe. Die Charaktere sind durchweg liebenswert, wenn sie auch ihre besonderen Eigenheiten besitzen. Es macht Spaß den beiden Frauen in ihre Abenteuer zu folgen, und ich hatte den Roman in wenigen Tagen ausgelesen. Trotzdem kommt er meiner Meinung nach nicht ganz an das Debüt heran, wobei man sagen muss mit "Love to share" lag die Latte der Erwartung auch ziemlich hoch. Das Buch ist aber auf jeden Fall lesenswert und diesen seltsamen Rollentausch zu lesen, sollte man nicht verpassen.

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Veröffentlicht am 11.06.2020

Romantic Thrill - vor der Kulisse Neuseelands

Im grausamen Licht der Sonne
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Die Autorin Nalini Singh wagt mit ihrem Thriller "Im grausamen Licht der Sonne" die Kombination zwischen Thriller und Liebesgeschichte. Das passt eigentlich nicht zusammen, gefällt mir in diesem Roman ...

Die Autorin Nalini Singh wagt mit ihrem Thriller "Im grausamen Licht der Sonne" die Kombination zwischen Thriller und Liebesgeschichte. Das passt eigentlich nicht zusammen, gefällt mir in diesem Roman aber sehr gut.

Nach acht Jahren im Ausland, kehrt Anahera zu Beginn des Buches in ihre Heimatstadt Golden Cove an der Küste Neuseelands zurück, um sich ihre Wunden zu lecken, nachdem sie nach dem Tod ihres Mannes von dessen Betrug an ihr erfahren hat. Ihre Kindheit in Neuseeland war zwar auch beschattet, aber es ist ihre Heimat, in der sie zumindest ihre beste Freundin zurückgelassen hat. Sie ist kaum richtig angekommen, da verschwindet eine junge Frau aus der Kleinstadt, und der einzige Cop, Will kommt bei seinen Ermittlungen zu dem Schluss, dass die Tat vielleicht im Zusammenhang steht mit jungen Wanderinnen , die im Laufe der Jahre im Buschland rund um Golden Cove ebenfalls verschwunden sind.

Auch Will hat Erlebnisse hinter sich, die ihn traumatisiert haben. Deshalb hat er sich gerne in das verschlafene Nest Golden Cove versetzen lassen. Als alleiner Polizist im Ort kümmert er sich um Alles was anfällt, schaut z.B ob die Jugendlichen die er abends noch in der Innenstadt antrifft auch gut nach Hause kommen. Notfalls werden sie von ihm persönlich an der Haustür der Eltern abgeliefert. Eine Mordermittlung ist natürlch etwas anderes, aber er merkt schnell, dass seine guten Instinkte nur geruht haben. Seine ruhige, pragmatische und sehr effiziente Art der Ermittlung hat mir sehr gefallen. Als er Anahera kennenlernt, hilft diese ihm mit seinen Befragungen, da er als Außenstehender nicht denselben Zugang zu den Leuten hat, wie eine Einheimische.

Der Roman war jetzt kein Gänsehautthriller für mich, aber die Autorin versteht es, die Spannung hoch zu halten und durch ihren bildhaften, atmosphärischen Schreibstil, den ich wirklich genossen habe, den Leser in dieses ferne Land Neuseeland zu schicken und die Schönheit und die ungebändigte Natur dort zu erspüren.

Ihre Protagonisten mochte ich sehr. Anahera wirkte manchmal etwas spröde, aber mit der Zeit ließ die Autorin immer wieder ihre Herzlichkeit zu Tage treten und man mochte sie immer lieber. Auch Will musste erst ein bisschen auftauen, war von Schuldgefühlen förmlich aufgefressen. Die Zuneigung der beiden Protagonisten zueinander entwickelte sich sehr langsam und passt gut in die Geschichte.

Manchmal rückt der Fall tatsächlich ein bisschen zu sehr in den Hintergrund. Das Ende war dann erstaunlicherweise doch noch eine Überraschung. Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Wer so wie Nalini Singh mit Sprache umgehen kann, dem verzeiht man auch, wenn das Verbrechen kurzzeitig zum Nebenschauplatz wird.

Mein Fazit: Ein Lesegenuss!

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