Manchmal muss man die Wolken beiseiteschieben
„Seit ich dich kenne, fühle ich mich zum ersten Mal geerdet und gleichzeitig schwebt mein Herz über den Wolken.“
„Das Leben ist auch nur eine Wolke“ ist ein Liebesroman von Kristina Moninger. Er erscheint ...
„Seit ich dich kenne, fühle ich mich zum ersten Mal geerdet und gleichzeitig schwebt mein Herz über den Wolken.“
„Das Leben ist auch nur eine Wolke“ ist ein Liebesroman von Kristina Moninger. Er erscheint am 12. November 2019 im Tinte und Feder Verlag von Amazon Publishing und ist in sich abgeschlossen.
Als Moritz sich nach 9 Jahren Beziehung von Dalia trennt, bricht für diese eine Welt zusammen. Dass Glück nicht für immer bleibt, hat Dalia bereits früh in ihrem Leben lernen müssen, umso mehr hasst sie Veränderungen… Was soll sie nur ohne Moritz tun und wie kann sie weitermachen? Ein Leben ohne ihn ist für Dalia nur schwer vorstellbar. Ausgerechnet jetzt taucht auch noch ihre Flughafenbekanntschaft Max wieder auf und als neuer Mitbewohner, der ursprünglich dafür gedacht war, Moritz eifersüchtig zu machen, löst er in Dalia plötzlich mehr aus als freundschaftliche Gefühle. Doch soll sie sich in eine Beziehung auf Zeit stürzen und das Glück für eine Zeitlang borgen oder sollte sie die Sache direkt beenden, wo doch klar ist, dass Max bald in die Staaten ziehen wird?
„Das Leben ist auch nur eine Wolke“ ist der zweite Roman, den ich von Kristina Moninger gelesen habe. Wie schon in „Alles, was wir liebten“ ist die Protagonistin Dalia alles andere als perfekt. Sie beendet ungern Dinge, daher muss sie sich auch mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten, denn auch ihr Studium hat sie natürlich nicht beendet. Durch diese unschöne Eigenschaft wirkt sie teilweise unselbstständig und irgendwie leicht unfähig für sich selbst zu sorgen. Dies täuscht aber, denn letztendlich hat sie eben ihr Päckchen zu tragen, wie viele andere Menschen auch. Sie bewältigt ihre Vergangenheit auf ihre Art und Weise und gerade ihre Unperfektheit macht sie unglaublich authentisch und sympathisch. Auch ist sie eigentlich eine starke Frau, nur sie selbst bemerkt dies einfach nicht. Auch nachdem Moritz bei ihr ausgezogen ist, klammert sie sich an dem Gedanken fest, dass er zurückkommen wird. Da sie die gemeinsame Wohnung nicht alleine finanzieren kann und ihn zudem mit einem neuen Mitbewohner eifersüchtig machen möchte, beginnt sie nach einem solchen zu suchen. Die Suche gestaltet sich dann aber als schwieriger als gedacht und als plötzlich Dalias flüchtige Bekanntschaft vom Flughafen auftaucht, scheint es, als hätte der Himmel ihn gesandt. Nicht nur hilft Max ihr sofort die anderen unliebsamen Bewerber zu vertreiben, nein er schafft es wie bereits am Flughafen, Dalia ein gutes Gefühl zu geben und sie lächeln zu lassen.
Max ist im Grunde das genaue Gegenteil von Dalia. Er neigt nicht dazu Dinge liegen zu lassen, sondern packt sie an und beendet sie dann auch gründlich, wie er selbst sagt. Insgesamt ist Max ein fröhlicher und ebenfalls sehr sympathischer Zeitgenosse. Er ist charmant und bringt Dalia und auch mich als Leserin immer wieder zum Schmunzeln. Durch seine umgängliche und lockere Art macht er es Dalia leicht ihn als Mitbewohner zu akzeptieren, er schafft es sogar, dass sie sich an das von ihm regelmäßig angerichtete Chaos gewöhnt.
Langsam aber sicher beginnen die beiden Gefühle füreinander zu entwickeln, die sie eigentlich nicht zulassen wollen, denn feststeht: Max wird bald in die USA ziehen, außerdem lässt er sich nicht gern auf Beziehungen ein und hütet ein Geheimnis, das schwer auf ihm lastet. Trotzdem ist Dalia von Anfang an auf eine gewisse Art von Max begeistert und auch er kann sie sehr schnell einschätzen und durchschauen.
Die Art, wie er mit ihr umgeht lässt einem das Herz aufgehen. Er ermöglicht ihr Dinge und zwingt sie zu Veränderungen oder gibt ihr zumindest sanfte Hilfestellungen, die Dalia aus ihrer Komfortzone bringen und sie beginnen kann ihre Vergangenheit zu verarbeiten. Schnell schaffen sie miteinander eine Freundschaftsebene, die tiefer geht und die Gefühle aufkommen lässt, die einfach nur wunderschön sind.
Im Laufe des Romans findet eine Entwicklung von Dalia statt. Das „Gewohnheitstier“ schafft es langsam aus seiner Komfortzone heraus und beginnt nach vorne zu sehen. Sie wird mutiger und selbstbewusster, beginnt Dinge zu beenden und ihre Vergangenheit zu überwinden. Hierbei ist Max ihr eine große Hilfe, denn erst durch sie lernt sie neue Perspektiven kennen, kann langsam zurück in ihr Leben finden und ihre Dämonen vertreiben. Außerdem lernt sie von ihm, dass sie keinen „Rettungsanker“ braucht, sondern sich auf sich selbst verlassen kann. Diese Aussage und Ansicht hat mir sehr gut gefallen, denn ich finde es sehr wichtig, dass man sich selber nicht von anderen abhängig macht und sich einen Partner nicht sucht, weil man alleine nicht zurechtkommt, sondern weil man gerne mit ihm zusammen sein möchte.
Schwierigkeiten hatte ich zu Beginn nur mit Dalias Bruder, der ein bisschen seltsam und mysteriös wird. Erst als im Laufe der Handlung klar wird, was genau es mit ihm auf sich hat, wurde mir Situation klar. Ich hatte zwar vorher schon Vermutungen angestellt, war aber streckenweise trotzdem etwas irritiert.
Der Roman ist aus der Ich-Perspektive Dalias geschrieben, was das Nachvollziehen ihrer Gefühle sehr erleichtert und einen direkten Einblick in ihre Gedanken ermöglicht. Max‘ Gefühle werden dadurch zwar nicht ganz so klar, der Eindruck reicht aber, um ein rundes und stimmiges Gesamtbild der Gefühlslage beider Protagonisten zu bekommen. Zudem weicht der Erzählstil damit von anderen vergleichbaren Liebesromanen ab, in denen die Ich-Perspektive häufig zwischen den Protagonisten wechselt, was mir gut gefallen hat.
Insgesamt ist es der Autorin gelungen, einen gefühlvollen und witzigen Liebesroman zu schreiben, in dem aber auch ernste Themen und eine gute Portion Tiefgang nicht fehlen. Dalia zeigt eindeutig, dass man nicht perfekt sein muss, um ein unglaublich toller Mensch sein kann. Schicksalsschläge in der Vergangenheit dürfen einen nicht auffressen und man muss irgendwann beginnen loszulassen und nach vorne zu sehen. Auch die Gesellschaft sollte versuchen mit gewissen Situationen sensibler umzugehen und alte Wunden nicht durch unbedachtes Reden wieder aufzureißen.
Durch Max lernen wir, dass nun mal jeder Fehler macht, die er bis aufs tiefste bereut. Trotzdem muss man sein Leben weiterleben und das beste aus der Vergangenheit machen. Manchmal muss man mutig sein und Dinge anpacken, manchmal muss man sich auch fallen lassen und das Glück zulassen. Ich bewundere es, wie Kristina Moninger es schafft in einen Roman so viele nachdenklich stimmende Themen eingeflochten, ohne dass sie zu schwer oder dominant werden. Viele Aspekte regen zum weiteren nachdenken an und trotzdem liest sich die Geschichte flüssig und leicht. Auch eine gewisse Portion Spannung bleibt nicht auf der Strecke und Schreibstil und Erzählweise sind einfach unglaublich harmonisch. Die Wortwahl ist sehr bildlich und dadurch einfach wunderschön. Den Titel des Buches greift Kristina Moninger im Roman mehrfach auf und die Bedeutung der Wolke gefällt mir unglaublich gut. Besonders gelungen und witzig finde ich auch die immer wiederkehrende Anspielung auf die Geschichten von Wilhelm Buschs „Max und Moritz“.
Gefallen hat mir zudem, dass Dalias beste Freundin Jüdin ist. Viel zu selten lesen wir in zeitgenössischer Literatur davon, dass jemand dem jüdischen Glauben angehört. Wenn es um dieses Thema geht, wird es in der Regel begleitet vom Nationalsozialismus und den dort begangenen Verbrechen. Weniger geschickt fand ich in diesem Zusammenhang allerdings das aufgegriffene Klischee, nach dem Juden „große Nasen“ hätten, so wie auch die von Yael.
Mein Fazit: „Das Leben ist auch nur eine Wolke“ ist ein emotionaler und wunderschön geschriebener Liebesroman aus der Feder von Kristina Moninger. Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und von Anfang an hochsympathisch, die Handlung ist weder kitschig, noch oberflächlich, sondern genau richtig dosiert zwischen großen Gefühlen und einer guten Prise Tiefgang. Ich habe ihn sehr gerne gelesen und vergebe 4,5 von 5 Sternen. Den halben ziehe ich ab, da ich zu Beginn des Romans leicht irritiert ob des seltsamen Verhaltens von Dalias Bruder war und ich das eingestreute Klischee über Juden ein wenig unglücklich gewählt finde.